Der Dunkle Lord erhebt sich
Hallo, meine Lieben :) So, heute haben wir offiziell den 7. Teil von Harry Potter erreicht und wie der Titel schon sagt: der Dunkle Lord erhebt sich. Bleibt abzuwarten, was das alles mit sich bringt. Dafür geht es heute weiter und zwar nochmal im Doppelpack ;) Viel Spaß beim Lesen und schönen Sonntag.
Liebe Grüße,
eure Hela
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Der Dunkle Lord erhebt sich
Es war tiefschwarze Finsternis, als sich ein Todesser auf dem Weg zum Malfoy Manor Anwesen befand, hinter dessen Tor er sich aus einem schwarzen Rachgebilde zurück in seine menschliche Form verwandelte, nachdem er sein Dunkles Mal als Schlüssel offenbart hatte: Severus Snape!
Der Halbblutprinz schritt mit ausdruckslosem Blick den breiten Kiesweg zum Haus entlang und wirkte so düster wie seine Umgebung selbst, weshalb seine bleiche Haut fast wie eine weiße Wand aussah und der Zauberer verspürte mächtig Unbehagen bei dem, was unvermeidlich vor ihm lag.
Mit zügigen Schritten betrat er das Anwesen der Familie Malfoy und passierte die Treppe nach oben zum Salon. Dort waren bereits sämtliche Todesser versammelt und der Dunkle Lord persönlich, welcher am Kopf des langen Tisches saß. Nicht weit vom Tisch entfernt, schwebte eine weibliche Person in der Luft und einige Anhänger murmelten untereinander. Für einen kurzen Moment hielt Snape bei diesem Anblick inne, als die kalte Stimme von Voldemort ihn aus seiner Starre riss.
,,Severus! Ich hab schon die Befürchtung gehabt, du hättest dich verirrt. Komm, wir haben dir einen Platz frei gehalten."
Der schwarze Magier deutete auf den noch einzig freien Stuhl, der am Tisch übrig war und nach kurzem Zögern nahm Severus Snape auf diesem Platz. Voldemort kam auch sogleich zur Sache, denn er musterte seinen treuen Gefolgsmann äußerst erwartungsvoll.
,,Du hast sicher Neuigkeiten."
,,Es wird am kommenden Samstag geschehen, wenn die Nacht anbricht.", teilte Snape mit, doch ein anderer Todesser war anderer Meinung.
,,Ich habe anderes gehört, Herr. Dawlish, dem Auroren, ist herausgerutscht, Potters Umquartierung werde nicht vor dem 30. Dieses Monats stattfinden. Den Tag, bevor er 17 wird."
,,Dawlish will uns in die Irre leiten. Der Schutz von Harry Potter obliegt nicht länger der Aurorenzentrale. Jene, die ihm am nächsten stehen glauben, wir hätten das Ministerium unter Kontrolle.", brachte Snape hervor und ein glatzköpfiger Todesser konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
,,Naja, da liegen sie ja wohl nicht ganz falsch."
Sämtliche Todesser grinsten hämisch, doch Voldemort verzog keine Miene bezüglich dieser Aussage. Stattdessen richtete der Dunkle Lord seine Aufmerksamkeit nun auf den Mann, der ihm gegenüber am anderen Kopfende des Tisches saß. Eine weitere Marionette, die Voldemort für seine Zwecke missbrauchte und nach seinen ganz eigenen Vorteilen lenkte.
,,Was meinst du, Pius?"
,,Man hört vieles darüber, Herr. Ob auch die Wahrheit dabei ist, ist völlig unklar.", erwiderte Genannter, nachdem er einen misstrauischen Blick auf die Schlange Nagini geworfen hatte, welche nahe von ihm am Boden zusammengerollt lag und leise zischte.
Voldemort lachte ein wenig auf.
,,Da spricht der wahre Politiker. Du wirst dich als äußerst nutzbringend erweisen, Pius."
Diese Worte waren keinesfalls ein Kompliment, denn meistens endeten derartige Positionen im sicheren Tod, sobald die Zeit der Nützlichkeit ein jähes Ende fand. Doch natürlich wagte es niemand, dem Dunklen Lord zu widersprechen und eine Person fürchtete sich ganz besonders vor dem schwarzen Magier.
Draco Malfoy hatte das Gefühl, die pure Hölle zu durchleben und wagte es nicht einmal, einen Blick in die Richtung des Dunklen Lords zu werfen. Nur ab und zu spürte der blonde Zauberer, wie die Augen von Valentin Blackwell auf ihm ruhten, der ihm gegenüber am Tisch saß. Und es hatte Draco keineswegs überrascht, dass auch Valentin zu den Anhängern von Voldemort zählte, denn immerhin war Blackwell für seine Gräueltaten bekannt. Der einzige Vorteil daran, dass er sich nun unter dem Dach von Dracos Familie befand war, dass er somit weit weg von Amberle war. Und ihre Sicherheit war alles, was für Draco von Belang war.
,,Wo wird denn Potter hingebracht?", warf Voldemort nun fragend in die Runde und Snape erstattete Bericht.
,,An einen sicheren Ort. Wahrscheinlich in das Haus von einem Mitglied des Ordens. Ich habe gehört, es werden sämtliche Schutzmaßnahmen ergriffen, die es gibt. Dort angelangt, ist es praktisch unmöglich ihn anzugreifen."
Voldemort schwieg, als Bellatrix Lestrange im Flüsterton das Wort ergriff.
,,Herr, ich möchte mich als Freiwillige zur Verfügung stellen. Ich will den Jungen töten."
Der Todesserin dürstete es nach Blut. Vor allem, weil ihr Mordversuch an Sirius im Ministerium einst gescheitert war. Noch immer verfluchte Bellatrix die junge Hexe, welche ihr an diesem Tag in die Quere gekommen war und Sirius gerettet hatte. Doch ein qualvolles Stöhnen ließ Voldemort zornig zum anderen Ende des Raums sehen.
,,Wurmschwanz! Du sollst unseren Gast ruhigstellen. Hab ich mich da unklar ausgedrückt?"
,,Überhaupt nicht, Herr. Wird gemacht."
Peter Pettigrew zitterte am ganze Körper vor Angst, wie es nur Voldemort bewirken konnte. Umgehend befolgte er den Befehl seines Meisters, welcher sich nun wieder Bellatrix zuwandte.
,,So anregend ich deinen Blutdurst auch finde, Bellatrix...niemand außer mir selbst, tötet Harry Potter."
Seine Worte duldeten keinen Widerspruch und Bellatrix neigte gehorsam ihren Kopf, der von zerzausten schwarzen Locken umrahmt wurde. Voldemort, der seine gefährliche Ruhe in der Stimme zurückhatte, schaute nun ernst in die Runde seiner Anhänger, da er seinem Gefolge ein wichtiges Detail bislang verschwiegen hatte. Deshalb erhob er sich von seinem Platz, um sich somit noch mehr Autorität zu Eigen machen zu können.
,,Aber es ergibt sich die unglückliche Komplikation, dass sich mein Zauberstab und der von Potter denselben Kern teilen. Sie sind gewissermaßen...Zwillinge. So können wir uns zwar gegenseitig verletzen, aber nicht töten.", erklärte er, als er seinen Zauberstab auf dem Tisch ablegte. ,,Wenn ich ihn vernichten will, dann brauche ich dafür den Zauberstab eines anderen."
Niemand wagte sich zu rühren, als der Dunkle Lord hinter den Stühlen entlang schritt und seine gefährliche Präsenz allen Anwesenden eine Gänsehaut bescherte. Die Forderung von Voldemort forderte einen hohen Tribut, den kein Todesser freiwillig bezahlen wollte. Das war auch dem Dunklen Lord klar, der seinem Gefolge bedrohlich sanft entgegen schnurrte.
,,Na, will denn keiner von euch diese Ehre für sich?"
Geradezu majestätisch ging Voldemort die Reihe der Stühle an der Kaminseite ab, bis er zu einem Stuhl zurückkehrte und hinter diesem stehen blieb. Ein wenig abfällig sah er zu betreffender Person herab, die mit dem Rücken zu ihm saß und es nicht wagte, auch den Blick auch nur einen Millimeter anzuheben.
,,Wie steht es mit deinem Zauberstab, Lucius?", sprach der Dunkle Lord aus, woraufhin die Stimme des Malfoy-Familienoberhauptes eher einem jämmerlichen Winseln glich.
,,Meinem, Herr?"
,,Meinem, Herr?", äffte Voldemort ihn nach, ehe er auffordernd die rechte bleiche Hand ausstreckte und Lucius geradezu niederstarrte. ,,Ich befehle dir, ihn mir auszuhändigen."
Eine größere Erniedrigung gab es nicht. Ein Zauberer ohne Zauberstab war nicht nur schutzlos, sondern regelrecht unvollständig und Draco wusste, dass Voldemort seinen Vater dadurch für sein Scheitern im Ministerium vor zwei Jahren bestrafte. Schon die Ernennung von Draco als Todesser war eine Konsequenz dafür gewesen, dass Lucius die Prophezeiung nicht hatte beschaffen können und nun musste er sich dem Willen den Dunklen Lords beugen und diesem seinen Zauberstab aushändigen.
Zögernd griff Lucius in die Innentasche seines abgetragenen Anzugs, der seine besten Tage eindeutig hinter sich hatte, und zog schließlich seinen Zauberstab hervor. Er reichte ihn widerwillig an Voldemort weiter, der ihn ergriff und sofort seine neueste Eroberung betrachtete.
,,Erkenne ich da Ulme?"
,,Jawohl, Herr.", bestätigte Lucius und Voldemort nickte etwas sarkastisch.
,,Ah."
Dann ertönte ein Knacken, was sämtliche Anwesenden zusammenzucken ließ, als der Dunkle Lord den Zauberstab von Lucius vom Schlangenkopf abtrennte, der als Verzierung diente.
,,Und der Kern?"
,,Drachen...Drachenherzfaser.", erwiderte Lucius von Furcht erfüllt und Voldemort wusste, dass er dem Zauberer haushoch überlegen war.
,,Drachenherzfaser."
Den Kopf der Schlange warf Voldemort nun missmutig auf den Tisch vor Lucius, ehe er den Zauberstab erhob und auf die schwebende Frau in der Luft richtete, die er durch Magie nun bis zur Mitte des Tisches vorgleiten ließ. Die Blamage, der er Lucius Malfoy soeben ausgesetzt hatte, war für ihn nicht länger von Bedeutung.
,,Falls es jemand nicht weiß, wir haben heute Abend, Miss Charity Burbage zu Gast, die bis vor Kurzem an der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei unterrichtet hat. Ihr Fachgebiet waren Muggelstudien."
Diese Aussage sorgte für Belustigung unter den meisten Todessern, während Draco erschüttert zu seiner ehemaligen Lehrerin aufsah. Diese war wie gelähmt und levitierte unter der Kontrolle von Voldemort in der Luft, was unsichtbarer Folter gleichkam. Und der Dunkle Lord ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, die Professorin zu verhöhnen.
,,Miss Burbage vertritt die Überzeugung, dass wir und Muggel...uns kaum voneinander unterscheiden. Sie würde uns, wenn man sie nur ließe, gern mit ihnen paaren wollen."
Bellatrix und ein paar andere Todesser verzogen angeekelt ihre Gesichter, als der Dunkle Lord sich langsam wieder auf seinem Stuhl niederließ.
,,Für sie ist die Vermischung von magischem und Muggelblut keineswegs abscheulich, sondern vielmehr wünschenswert."
Der Spott war unverkennbar und Charity Burbage, die mit dem Kopf nach hinten geneigt hing, sah nun hilfesuchend zu der Person, die einst zu ihrem Kollegium und somit engstem Umfeld gezählt hatte.
,,Se...Severus.", setzte sie an und ihre Stimme war kaum lauter als ein Flüstern. ,,Bitte. Wir sind doch Freunde."
Ihre Stimme ging in ein Schluchzen über, auf das Snape keinerlei Reaktion zeigte. Ausdruckslos verharrte er auf seinem Stuhl und sah mit versteinerter Miene zu seiner ehemaligen Kollegin, als der Dunkle Lord seinem Spiel schließlich ein Ende bereitete.
,,Avada Kedavra."
Ein grüner Lichtblitz schoss aus dem Zauberstab und beendete das Leben von Charity Burbage, die krachend auf dem Tisch landete. Draco zuckte zusammen und starrte erschüttert auf die tote Professorin, die mit aufgerissenen Augen Richtung Decke starrte, aus denen noch einzelne Tränen über die Wangen liefen.
Ein leises Zischen erklang nun auf dem Tisch und Nagini schlängelte sich am Stuhl ihres Herren hoch, der liebevoll auf seine Schlange sah und triumphierend auf sein jüngstes Opfer deutete.
,,Nagini, Essen."
Das ließ sich die Schlange keineswegs entgehen. Bedrohlich glitt sie über den Tisch auf den Körper von Charity Burbage zu. Und als sie diesen erreicht hatte, öffnete sie ihr Maul mit einem Laut, der einem Fauchen glich, ehe sie sich auf ihre Beute stürzte und langsam aber sicher damit begann, diese zu verschlingen. Und bei diesem Anblick wandten sogar die härtesten Todesser ihren Blick ab, da es einfach zu entsetzlich aussah und Voldemort war der Einzige, der Nagini erfreut bei ihrem Abendmahl zusah.
Es herrschte erschütternde Stille im Raum, die schließlich durch ein Räuspern unterbrochen wurde, welches von Valentin Blackwell stammte. Sämtliche Blicke richteten sich auf den Schwarzhaarigen, der Burbage längst keine Aufmerksamkeit mehr schenkte, sondern sich direkt an den Dunklen Lord wandte.
,,Mit Verlaub, mein Herr...Harry Potter ist nicht das einzige Problem, das wir aus der Welt schaffen müssen.", setzte er an und weckte das Interesse von Voldemort.
,,Ach, ist das so?"
,,In der Tat. Ihr erinnert Euch doch sicher an die Hexe aus dem Ministerium. Jene, die gegen Euch gekämpft und die Prophezeiung vernichtet hat. Sie ist nun gewissermaßen der Kopf vom Orden und ich fürchte, ihre Kräfte sind weitaus stärker, als beim letzten Mal. Das macht sie zweifellos zu einer Bedrohung, die wir ausschalten sollten."
Valentin sah intensiv zu Voldemort, der ihn interessiert musterte. Draco hingegen, war zutiefst schockiert und hatte Mühe, seine Fassade aufrecht erhalten zu können. Ohne Zweifel sprach Valentin von Amberle, denn niemand war mächtiger als sie und Draco wagte sogar zu vermuten, dass sie es ohne Probleme mit Voldemort aufnehmen könnte. Immerhin hatte sie dies schon einmal getan und zwar im Ministerium, wie Blackwell soeben offenbart hatte. Und da er seit jeher versuchte, Amberle irgendwie zu Fall zu bringen, bot sich durch den Dunklen Lord natürlich die perfekte Möglichkeit dazu.
,,Nun, dann sollten wir keine Zeit verlieren. Sag mir, wer ist diese sonderbare Hexe, die es geschafft hat, sich mit mir zu duellieren und zu überleben?", verlangte Voldemort zu wissen und ein kleines Lächeln der Schadenfreude umspielte die Lippen von Valentin Blackwell, der sich seinem Ziel endlich ein Stück näher sah.
,,Oh, ihr Name dürfte Euch durchaus bekannt sein, Herr. Es ist Amberle Theodora Dumbledore. Auch bekannt als...der wiederkehrende Phönix."
Mitten in der Nacht schlug Amberle ihre Augen auf und brauchte einen Moment, um sich in der Realität wiederzufinden. Zu verworren waren die Einblicke gewesen, welche sie in ihren Träumen einmal mehr heimgesucht hatten. Nur diesmal musste sich Amberle keineswegs die Frage bezüglich ihrer Bedeutung stellen, denn sie wusste es bereits.
Der Tod ihres Vaters, Draco als Todesser und der Aufstieg von Lord Voldemort hingen miteinander zusammen und ergaben das große Ganze, was Amberle jedoch zutiefst erschütterte. Denn noch immer trauerte sie um Dumbledore und auch um Draco, den sie an die Dunkelheit verloren hatte.
Amberle setzte sich ein wenig auf und sah zu Ginny und Hermine, die in ihren Betten lagen und schliefen. Das erleichterte Amberle ungemein, denn schließlich brauchten sie alle Kräfte, die sie aufbringen konnten. Und deshalb gab sie sich die größte Mühe, leise aufzustehen und das Zimmer zu verlassen, damit sie ihre Freundinnen nicht weckte.
Im ganzen Fuchsbau war es totenstill, denn es war mitten in der Nacht. Schon seit einigen Wochen befand sich Amberle hier und vor ein paar Tagen war auch Hermine dazu gestoßen, nachdem sie bei ihren Eltern einen Vergessenszauber angewandt und ihr Zuhause für immer verlassen hatte. Sie hatte somit die gleiche Entscheidung wie Amberle getroffen, weil niemand von ihnen wusste, ob sie diesen Krieg überleben würden.
Nachdem sich Amberle ihre Stiefelletten übergezogen hatte, ging sie die Treppe runter und kraulte Artemis kurz am Kopf, die auf einer Stuhllehne saß und ein wenig verdutzt aufsah, als Amberle in der Küche auftauchte. Die Eule schuhute leise und Amberle ging dann nach draußen, um ein wenig Nachtluft einzuatmen. In der absurden Hoffnung, dadurch ihre tiefen Sorgen vertreiben zu können.
Es war mild und dennoch spürte Amberle, dass die Finsternis wieder an Macht zugewonnen hatte. Tom Riddle würde schon sehr bald zum ersten Schlag ausholen und es würde die magische Welt schwer erschüttern, dessen war sich die Hexe bewusst. Schon damals war der Aufstieg des Dunklen Lords eine Bedrohung für alle Hexen und Zauberer gewesen, die sie verzweifelt hatte verhindern wollen. So viel hatte Amberle damals auf sich genommen, um Tom auszubremsen und nichts hatte etwas gebracht. Sie hatte einen hohen Preis bezahlt, nur um dann zu erkennen, dass es nicht ihr bestimmt war, Lord Voldemort zu vernichten. Sondern einem Jungen namens Harry Potter.
Amberle war so in ihren Gedanken an die Vergangenheit vertieft, dass sie die Anwesenheit einer anderen Person gar nicht registriert hatte und zuckte deshalb ein wenig zusammen, als Ron sein Schweigen brach.
,,Du siehst furchtbar aus.", ließ er verlauten und Amberle ignorierte seine Aussage.
,,Ron. Warum bist du noch auf?"
,,Ich könnte dich dasselbe fragen.", gab der Rotschopf zurück und Amberle wich seinem bohrenden Blick aus.
,,Sagen wir einfach, es gibt Dinge, die mich wach halten."
Ron schnaubte ein wenig, während seine Stimme vor Sarkasmus nur so triefte.
,,Natürlich."
Amberle spürte, dass etwas in der Luft lag und hob erwartungsvoll eine Augenbraue, als sie sich an Ron wandte und diesem nun ihre ganze Aufmerksamkeit widmete.
,,Was?", brachte sie hervor und Ron trat ein wenig näher, nachdem er sich von der Bank an der Hauswand erhoben hatte.
,,Weißt du, ich bin nicht so eng mit dir befreundet, wie Hermine oder Harry. Und deswegen bin ich wohl der Einzige von uns Dreien, der die Wahrheit erkennt."
,,Welche Wahrheit?"
,,Du weißt mehr, als du uns sagst.", sagte Ron und Amberle starrte ihn ein wenig entrüstet an, als er bereits fortfuhr ,,Das war schon immer so. Egal in welchem Schuljahr, du warst immer diejenige, die alles irgendwie im Vorfeld wusste und du hast uns stets nur die halbe Wahrheit erzählt. Und seit dem vierten Schuljahr warst du noch distanzierter, was wohl zum Teil auch an deiner Beziehung zu Malfoy lag.", meinte Ron, als Amberle sich von ihm abwandte.
,,Hör auf."
,,Warum? Weil die Wahrheit schwer zu ertragen ist? Du magst vielleicht erst durch den Tod von Dumbledore deine Erinnerungen zurück haben, aber seien wir doch mal ehrlich, Amberle...Geheimnisse hattest du schon immer. Und du hast sie niemals jemandem offenbart. Nicht einmal uns und wir sind deine Freunde. Da frage ich mich, wie weit dein Vertrauen in uns überhaupt reicht."
Die Worte von Ron trafen Amberle tiefer, als er es wohl beabsichtigt hatte. Die Hexe hielt inne und verharrte für einen kurzen Moment in dieser Position, ehe sie sich wieder zu ihm umdrehte und den jungen Zauberer mit einem finsterenBlick bedachte.
,,Es geht nicht um Vertrauen, Ron."
,,Worum dann? Du tust, was du willst und stößt uns von dir, wenn wir der Wahrheit nur zu nahe kommen. Ständig diese Alleingänge und kein Wort zu irgendjemandem. Oh, ja. Du bist wahrlich eine Dumbledore.", gab Ron zurück und nun platzte die Wut aus Amberle heraus.
,,Glaubst du etwa, mir fällt das leicht? Meine ganzen Leben waren nur von Verlust, Schmerz und den Kampf gegen das Böse erfüllt. Ich kenne die Finsternis und weiß, welchen Preis sie mit sich bringt. Ich wollte euch diese Bürde ersparen, denn ihr habt keine Ahnung, wie ein Krieg überhaupt aussieht. Ich mag vielleicht eine Dumbledore sein, aber genauso bin ich Amberle und als die versuche ich, euch zu beschützen. Und das geht am besten, indem ich mich allein ins Kreuzfeuer begebe."
Amberle war es leid, sich für ihre Taten ständig rechtfertigen zu müssen und Ron klang schon fast wie ihr Onkel Aberforth. Der hatte auch immer das Negative gesehen und war durch seine Verbitterung mächtig abweisend geworden. Zwar sprach Ron nicht nur leere Worte aus, doch Amberle ärgerte es dennoch, dass er offenbar eine derartig abfällige Meinung bezüglich ihrer Handlungen hatte.
Für einen kurzen Moment herrschte Schweigen, bis Ron sich einen Ruck gab und eine weitere Frage an die Tochter seines ehemaligen Schulleiters richtete.
,,Du sagtest vor der Abreise von Hogwarts, dass deine Hilfe anders aussehen wird, als wir vermuten. Was meintest du damit?", wollte er wissen und Amberle spürte, wie sich ihr ganzer Körper anspannte.
,,Dass ich meinen Teil dazu beitrage, aber auf meine Weise. Das ist der einzige Weg, wie diese Mission gelingen kann und wie du bereits sagtest...ich bin eine Dumbledore. Wir agieren seit jeher im Hintergrund, weil es besser so für alle Beteiligten ist. Aber sei versichert, dass ich euch zur Seite stehe. Denn genau deshalb bin ich hier."
Man würde wohl vermuten, dass Amberle damit ihre Anwesenheit im Fuchsbau meinte, doch es war sehr viel mehr als das. Es betraf ihre ganze Existenz in dieser Lebensspanne, denn genau deswegen war sie wiedergeboren worden. Lord Voldemort war noch da draußen und musste endgültig vernichtet werden. Das war die Aufgabe, die auf Amberle und ihre Freunde wartete.
Ohne ein weiteres Wort von Ron abzuwarten, kehrte Amberle ihm den Rücken und ging zurück ins Haus. Dabei spürte sie, wie die Magie in ihr förmlich tobte und hatte Mühe, sich zu beherrschen. Einen kurzen Moment blieb sie am Esstisch stehen, wo sie sich abstützte und einen Blick auf ihre Hände warf. Auf ihren Handrücken zeichneten sich wieder blasse goldene Venen ab und Amberle zwang sich, den Phönix in ihr zurückzuhalten. Er wartete nur darauf auszubrechen und das musste sie mit allen Mitteln verhindern. Denn noch war der Zeitpunkt nicht gekommen, um ihre Kräfte gegen das Böse einzusetzen.
Mehr denn je fühlte Amberle, wie sie sich nach den alten Zeiten sehnte. Denen, wo sie allzeit gewusst hatte, wer sie war und die Kontrolle über sich gehabt hatte. Denn obwohl sie ihre Freunde an ihrer Seite hatte, so war alles nun einmal anders und insbesondere der Tod ihres Vaters hatte einen tiefen Einschnitt im Leben von Amberle hinterlassen. Und zum ersten Mal konnte sie nachempfinden, wie es Albus wohl ergangen sein musste, als Amberle zweimal durch den Todesfluch gefallen war. Zwei Tode, die das Schicksal von Amberle und all jenen, denen sie nahe stand, grundlegend verändert hatten.
Mit einem Mal fasste Amberle einen Entschluss und schaffte es, ihre Phönixkräfte wieder zurückzudrängen. Stattdessen richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf ihre Eule, die ein wenig die Augen geschlossen hatte und die Nachtruhe zu genießen schien, obwohl Eulen ja zu dieser Zeit eigentlich unterwegs waren.
,,Artemis, ich habe einen Auftrag für dich.", weckte Amberle ihre gefiederte Freundin, die sofort den Kopf hob und ihre Flügel ausbreitete, während Amberle ein zuversichtliches Lächeln über das Gesicht glitt. ,,Ich denke, es wird Zeit für ein Wiedersehen mit einem alten Freund."
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