Das Geheimnis des Prinzen
Das Geheimnis des Prinzen
Draco folgte Snape wortlos und versuchte gar nicht erst, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. All die Jahre hatte er Snape vertraut. Hatte seine Loyalität nie in Frage gestellt und auch niemals am Wort seines eigenen Paten gezweifelt. Doch die vergangenen Ereignisse hatten das Blatt gewendet.
Noch vor Beginn des sechsten Schuljahres hatte Draco Snape das Versprechen abgerungen, auf Amberle zu achten. Natürlich wusste er, dass Snape kein leichtes Spiel haben würde, da Amberle schließlich zum Haus Gryffindor gehörte, aber dennoch hatte er sein ganzes Vertrauen in ihn gesetzt. Und Snape hatte ihm geschworen, dass er Amberle beschützen würde...was es auch kostete.
Doch am Grab von Dumbledore war dieses Versprechen mit einem Schlag zunichte gemacht worden. Es war der schlimmste Tag in Dracos Leben gewesen und auch jetzt wünschte er sich einfach nur zu sterben.
Amberle hatte sich an jenem Tag ein Duell mit Voldemort geliefert, um ihm den Elderstab zu entreißen. Dieses Duell war jedoch nach hinten losgegangen und nun war Amberle tot. Noch an Ort und Stelle hatten ihre eigene Macht und die von Voldemort sie überwältigt und ihrem Leben ein Ende bereitet. In jenem Augenblick war nicht nur Amberle gestorben, sondern Draco selbst auch. Vielleicht nicht wahrhaftig, aber innerlich war er wie tot und er hatte Mühe, nicht von dem Schmerz des Verlustes überwältigt zu werden.
Er hatte angenommen, dass die Trennung von Amberle das Härteste sein würde, was er jemals erleiden musste. Doch ihr Tod übertraf alles und ließ Draco Höllenqualen erleiden, die der Dunkle Lord ihm nicht einmal im Traum hätte zufügen können. Umso schlimmer, dass Snape ihn jetzt aus seiner Trauer riss und hinaus in die Pampa führte, ohne ein Wort darüber zu verlieren, wohin er Draco so dringend schleppen musste.
Ihm war alles egal. Seine Eltern, Snape, der Dunkle Lord und auch sein eigenes Leben waren Draco nun vollkommen gleichgültig. Er sehnte sich nur noch die Erlösung von dem Schmerz herbei, welchen der Tod von Amberle mit sich gebracht hatte. Und er würde wohl erst davon befreit werden, wenn sein eigenes Leben endete.
,,Hör mir gut zu, Draco. Du musst mir jetzt vertrauen und genau das tun, was ich sage.", unterbrach Snape auf einmal das Schweigen, doch genau da verlor Draco die Beherrschung und funkelte ihn wutentbrannt an.
,,Dir vertrauen? Warum um alles in der Welt sollte ich das tun?"
,,Weil ich hier gerade alles tue, um dir zu helfen. Es war bei Merlin nicht einfach, den Dunklen Lord überhaupt davon zu überzeugen, dich für ein paar Tage ohne Beobachtung gehen zu lassen und selbst jetzt ist es noch riskant. Ein Fehler genügt und wir sind beide tot.", zischte Snape energisch, aber seine Worte prallten an Draco ab.
,,Und wenn schon. Sollen sie mich doch töten...viel schlimmer kann es eh nicht mehr kommen."
,,Hör auf damit. Das kannst du nicht ernst meinen. Ich riskiere hier gerade alles für dich."
,,Nur habe ich dich nicht darum gebeten, oder? Nein! Aber wenn ich mich recht erinnere, habe ich dich darum gebeten, Amberle zu beschützen. Du hast mir dein Wort gegeben, dass ihr nichts zustoßen würde und ich habe dir vertraut. Doch jetzt ist sie tot! Sie war Voldemort schutzlos ausgeliefert und du hast nichts getan...gar nichts!"
Draco redete sich in Rage, denn die Verzweiflung und Trauer drohten ihn zu überwältigen. Im Anwesen seiner Familie hatte er kaum Zeit gehabt, den Schicksalsschlag zu verkraften, geschweige denn zu betrauern, da er stets unter Beobachtung stand. Doch nun überkam es ihn einfach und die Trauer um Amberle schien ihn innerlich zu zerreißen und sein Herz sehnte sich mehr denn je nach ihr.
Aber er würde sie nie wiedersehen, denn sie würde nicht zurückkehren. Niemals wieder würde ihr Lachen ihn aufheitern, nie wieder würde er ihr in die vertrauten blauen Augen blicken können und auch ihre absolut unvergleichbare Schlagfertigkeit würde ihn nie wieder sprachlos machen können. Einfach alles an ihr vermisste Draco und er würde alles aufgeben, um Amberle wieder zurückzuholen.
Er war so in seiner Trauer versunken, dass er gar merkte, wie Snape ihn mit sich zog und Draco war viel zu niedergeschlagen, um sich dagegen zu wehren. Sie verließen den Wald und erreichten nun eine Lichtung, während sich Draco von seinem Paten mitziehen ließ und immer wieder Amberle vor Augen hatte.
Als Draco ein kleines Vibrieren verspürte, wurde ihm bewusst, dass sie eine magische Barriere durchquert haben mussten. Er tippte auf einen Schutzzauber, wobei er immer noch nicht wusste, weshalb Snape ihn eigentlich mitschleifte, geschweige denn, was der Schwarzhaarige hier offenbar draußen mitten im Nirgendwo versteckte.
Doch nun sah eben dieser Mann Draco vielsagend an, während seine Miene wieder mal so undurchdringlich wie eine Mauer wirkte, jedoch glaubte Draco in den Augen von Snape so etwas wie Reue und Mitgefühl zu erkennen.
,,Draco, hör mir zu. Ich weiß, dass du aufgebracht bist und ganz offensichtlich auch verzweifelt, aber dafür gibt es keinen Grund. Ich habe dir mein Wort gegeben und dazu stehe ich auch."
,,Nur bringt mir das jetzt auch nichts mehr. Du hast dein Versprechen gebrochen und jetzt ist es zu spät.", fauchte Draco ihn an, allerdings schüttelte Snape nur den Kopf.
,,Nein, du scheinst mich nicht ganz zu verstehen. Wenn ich ein Versprechen gebe, dann halte ich es auch. Nur habe ich nicht nur dir etwas versprechen müssen und ich kann dir versichern...ich habe kein Einziges gebrochen."
,,Was soll das heißen?"
Draco verstand gar nichts mehr, denn Snape schien in Rätseln zu sprechen. Doch bevor sein Pate etwas erklären konnte, durchbrach eine andere Stimme das Schweigen zwischen den beiden Männern.
,,Dass er seine Fähigkeiten als Doppelagent mal wieder blendend unter Beweis gestellt hat."
Perplex fuhr Draco herum und drohte fast nach hinten umzukippen, woran er durch Snape gehindert wurde, der ihn am linken Oberarm gepackt hatte. Draco traute seinen Augen kaum, denn nur wenige Meter von ihm entfernt stand niemand anderes als Amberle selbst- lebendig und unversehrt.
Ungläubig starrte Draco sie an und war so überwältigt, dass er kein Wort heraus brachte. Sie war am Leben! Amberle, die er bis vor wenigen Sekunden noch für immer verloren glaubte, stand putzmunter vor ihm und Snape, den sie nun etwas nachdenklich musterte.
,,Hat ja ganz schön gedauert. Ich dachte schon, ihr habt euch verlaufen.", sagte sie und wollte anscheinend noch etwas hinzufügen, doch dazu hatte sie keine Gelegenheit mehr.
Denn nun hatte Draco den Abstand zwischen ihnen überbrückt, sie in seine Arme gezogen und drückte sie so fest an sich, wie er nur konnte. Amberle wirkte etwas überrumpelt, doch sie leistete keinen Widerstand und schien es mit Humor zu nehmen.
,,Ich freue mich auch dich zu sehen, Draco.", meinte sie, während er sein Gesicht in ihrem dichten Haar vergrub und den vertrauten Duft von Zitrone wahrnahm.
,,Du lebst."
,,Ja, aber nicht mehr lange, wenn du mich weiter so erdrückst.", keuchte Amberle, woraufhin Draco sofort von ihr abließ und sie stattdessen fassungslos, aber auch unendlich erleichtert ansah.
,,Wie...wie ist das nur möglich?"
Draco wusste nicht, was er sonst sagen sollte. Die Tatsache, dass Amberle lebendig vor ihm stand, ließ alles andere in den Hintergrund rücken. Auch die Sorge, dass sie ihm niemals verzeihen würde, dass er ein Todesser geworden war und er die Absicht gehabt hatte, Dumbledore zu ermorden. Das alles schien in diesem Moment bedeutungslos zu sein, während Amberle vollkommen ruhig blieb und Draco nur einen sanften Blick zuwarf.
,,Das ist eine lange Geschichte.", sagte sie, als Snape sich schließlich einklinkte.
,,Ich konnte euch drei Tage Zeit verschaffen...keine Sekunde länger. Er muss dann sofort zurück. Sonst wird Voldemort misstrauisch und das würde harte Konsequenzen mit sich ziehen."
Er schien mehr zu Amberle zu sprechen, die nur verständlich nickte, doch Draco wurde nun bewusst, dass sein Pate ihn genau hierfür raus geschmuggelt hatte. Es gab keinen speziellen Auftrag, bei dem Snape die Hilfe von Draco brauchte, sondern er hatte ihm gerade das beste Geschenk seines Lebens beschert. Amberle lebte und Draco hatte nun ganze 3 Tage Zeit mit ihr, die nicht von Voldemort oder dessen Gefolgsleuten zerstört werden würden.
,,Danke.", war alles, was Draco erwidern konnte, während er seinem Paten entschuldigende Blicke zuwarf, doch Snape winkte ab.
,,Schon gut. Ich werde jetzt gehen. Ihr beide habt viel zu besprechen und ich muss zurück nach Hogwarts, bevor Voldemort etwas merkt. Halte dich an den Plan, Amberle. Sollte sich etwas ändern, werde ich dir eine Botschaft zukommen lassen."
,,Ist gut. Und danke für deine Hilfe, Severus. Mein Vater tat Recht daran, dir zu vertrauen.", sagte Amberle und der Schwarzhaarige winkte ab.
,,Jaja, schon gut. Wir sehen uns."
Snape verschwand und ließ daraufhin Amberle mit Draco alleine zurück. Der Blonde war noch immer überwältigt davon, dass Amberle am Leben war und konnte kaum glauben, was sich hier alles abspielte.
,,Amberle, was hat das alles zu bedeuten?", brachte er hervor und die Hexe warf ihm einen unergründlichen Blick zu.
,,Wir haben viel zu besprechen. Und ich ziehe es vor, das nicht hier draußen zu tun."
Die Hexe ging auf das kleine Häuschen zu und Draco zögerte keine Sekunde, sondern folgte ihr. Sie ließ ihm den Vortritt und Draco staunte nicht schlecht, als er das harmonische Häuschen von innen sah. Es wirkte gemütlich und von Krieg oder Ärger war hier keine Spur, sondern es herrschte einfach nur Frieden. Kein Wunder, dass sich Amberle diesen Ort als Zuflucht ausgesucht hatte, nachdem jeder nun annahm, sie wäre im Duell gegen Voldemort gefallen.
Die Braunhaarige schloss die Tür und Draco sah kurz zu dem Feuer im Kamin, ehe er sich zu Amberle umdrehte und sie nun erwartungsvoll ansah.
,,Amberle, wie kannst du am Leben sein? Ich meine, wir alle haben doch gesehen, wie du gestorben bist.", fragte er und Amberle brach schließlich ihr Schweigen.
,,Ihr habt nur das gesehen, was ihr sehen solltet. Das gehörte alles zu meinem Plan, Draco. Ein Plan, in den nur Severus eingeweiht gewesen ist. Ich musste den perfekten Zeitpunkt abwarten, um Voldemort in dem Glauben zu lassen, er hätte er mich bezwungen."
,,Und...der Elderstab?", hakte Draco nach, woraufhin Amberle die Hände in ihre Hosentaschen schob.
,,Alles eine Frage der Strategie. Ich wusste, dass die Zauberstäbe von Harry und Tom sich den gleichen Kern teilen. Da war es naheliegend, dass er sich einen anderen Zauberstab suchen würde, um den Mord an Harry zu gewährleisten. Und was würde sich da besser eignen, als der mächtigste Zauberstab der Welt?"
In der Tat waren all diese Offenbarungen ziemlich beeindruckend, denn Draco stellte fest, dass Amberle sehr weit vorausgedacht haben musste. Und das bewies nur einmal mehr, wie mächtig diese Hexe vor ihm wirklich war.
,,Du hast demnach...alles bis ins Detail geplant.", schlussfolgerte Draco und Amberle zuckte mit den Schultern.
,,Es ist keine große Kunst, den Dunklen Lord in die Irre zu führen, wenn du seine Schwachstellen kennst. Natürlich darf man ihn nicht unterschätzen und sollte mit Raffinesse an die Sache herangehen. Deshalb musste ich auch so überzeugend darin sein, dass du mir gleichgültig bist. Denn wenn du von meinem Tod überzeugt sein würdest, dann wäre es Lord Voldemort auch. Es tut mir leid, dass du das mit ansehen musstest, aber es gab leider keinen anderen Weg."
Amberle warf Draco einen reumütigen Blick zu und dieser nickte nur. Obgleich es ihn natürlich zutiefst erschüttert hatte zu glauben, Amberle wäre tot, so konnte er ihr Handeln nachvollziehen und ihr Plan war ja schließlich auch aufgegangen. Doch dann wurde der Blick von Amberle auf einmal ernst und sie sprach ein viel heikleres Thema an.
,,Nun zu dir. Ich habe da auch einige Fragen an dich, denn du schuldest mir ebenfalls ein paar Antworten."
,,Was willst du wissen?", fragte Draco und er konnte spüren, dass sich die Lage zwischen ihnen etwas anspannte.
,,Es betrifft vor allem das sechste Schuljahr und dein Handeln. Du hast mir verschwiegen, dass du ein Todesser bist und Voldemort in dein Haus eingefallen ist. Allerdings wären diese Informationen für mich sehr relevant gewesen. Aber statt mich ins Vertrauen zu ziehen, hast du dein Versprechen gegenüber mir gebrochen und zugelassen, dass du ein Spielzeug in den Machenschaften dieses Monsters wirst."
Draco schwieg und wusste, dass Amberle noch immer wütend auf ihn war. Auch, wenn sie sich nun sehr zurückhielt. Aber er konnte es ihr nicht einmal verübeln und wahrscheinlich würde er genauso reagieren, wenn die Situation umgekehrt gewesen wäre. Doch als er nichts darauf erwiderte, ließ Amberle ihn ihre Enttäuschung spüren.
,,Warum hast du mir nicht gesagt, was los ist?", stellte Amberle die Frage, die ihr schon so lange auf der Seele brannte und Draco breitete ein wenig ratlos seine Arme aus.
,,Was hätte ich denn sagen sollen? Hey, Amberle. Schön dich wiederzusehen. Wie waren deine Ferien? Ach, übrigens...Lord Voldemort hat mit meiner Familie eine WG gegründet, mich in seinen Reihen aufgenommen und als Willkommensbonus darf ich Dumbledore töten.? Nein. Ich konnte nicht mit dir darüber sprechen."
Er ließ den Kopf leicht hängen und auch Amberle wich seinem Blick aus.
,,Weil du mir nicht vertraust."
,,Was? Doch, natürlich vertraue ich dir.", widersprach Draco und seufzte schließlich ergeben. ,,Sogar mehr als irgendjemand anderem. Aber wenn ich es dir gesagt hätte...ich hatte zu viel Angst davor, dass du mich anders ansehen würdest. Ich befürchtete...du würdest mich am Ende dafür hassen."
Nun sah Amberle ihn wieder an und in ihren Augen erkannte Draco pure Fassungslosigkeit angesichts dessen, was er da eben gerade behauptet hatte.
,,Draco Malfoy, ich könnte dich doch niemals hassen. Ich liebe dich und nichts wird daran jemals etwas ändern."
,,Obwohl ich all diese schrecklichen Dinge getan habe?", erwiderte er skeptisch und Amberle rief ihm ein wichtiges Detail ins Gedächtnis.
,,Das warst nicht wirklich du. Voldemort hat dich dazu gezwungen, wofür ich ihn übrigens persönlich umbringen werde. Du könntest niemals irgendjemandem etwas antun."
,,Aber in unserem Anwesen. Da hast du gesagt, du würdest...", setzte Draco an, woraufhin die Hexe ihn bei den Schultern umfasste.
,,Ich musste so tun, als wärst du mir vollkommen gleichgültig. Es war keine andere Strategie als die, welche du im vergangenen Schuljahr angewandt hast. Das war der einzige Weg, um dich zu beschützen und meinen Plan sicher umsetzen zu können."
Draco verstand nun langsam, warum Amberle so gehandelt hatte und konnte es ihr nicht einmal zum Vorwurf machen. Denn immerhin, wie sie schon sagte, hatte er im Grunde dasselbe getan und er verspürte erneut die erdrückende Last der Schuldgefühle, welche seit jeher auf ihm lag.
,,Es tut mir alles so leid, Amberle. Ich wollte nie, dass es soweit kommt. Dich zu verraten war das Schlimmste, was ich je getan habe.", brachte er hervor und Amberle entfernte sich wieder ein wenig von ihm.
,,Zuerst dachte ich, dass mir das den größten Schmerz bereitet hat, aber das ist es nicht. Es waren nicht deine Geheimnisse oder versuchten Anschläge auf Dumbledore, die mich innerlich zerrissen haben. Sondern der Gedanke daran, dass alles zwischen uns dir angeblich nichts bedeutet hat. Als du mir gesagt hast, dass du mich nicht liebst...das hat mir das Herz gebrochen."
Die Hexe dachte nicht gerne an den Tag zurück, der ohne Zweifel zu den Schlimmsten in ihren bisherigen Leben zählte. Doch Draco wollte sich nicht länger verstellen oder ihr etwas vormachen, sondern nur noch ehrlich zu ihr sein. Deshalb war er nun derjenige, der vortrat und seine Hände an die Arme von Amberle legte und sie eindringlich ansah.
,,Natürlich liebe ich dich. Mehr als alles andere und das wird auch immer so sein. Es hat mich fast umgebracht dir derartig ins Gesicht zu lügen, aber ich hatte keine Wahl. Als ich auf Distanz gegangen bin, dachte ich, du würdest irgendwann einfach aufgeben, doch das hast du nicht getan. Also musste ich dafür sorgen, dass du meine Nähe um jeden Preis meidest und ich sah keinen anderen Weg, um das zu erreichen..."
,,Als mir das Herz zu brechen? Ich wäre daran fast zerbrochen, Draco. Der Gedanke, dass ich dich für immer verloren habe und ich mich derartig in dir getäuscht haben soll...das war schlimmer als alles andere, was du jemals getan hast.", brachte Amberle hervor und Draco wusste, wie sehr er sie verletzt haben musste.
,,Amberle, es war für mich auch nicht leicht. Im Gegenteil. Es war pure Folter, dir all diese Dinge zu sagen und mich von dir fernzuhalten, aber es war der einzige Weg, um dich zu beschützen. Ich musste um jeden Preis verhindern, dass Er von dir erfährt und dich als Druckmittel gegen mich verwendet. Lieber hätte ich endlose Folter durch ihn ertragen und wäre tausend Tode gestorben, als zuzulassen, dass dir etwas geschieht. Du bist mein Leben, Amberle Harvey. Ohne dich...kann ich nicht existieren."
Draco fühlte sich erleichtert, als er es ausgesprochen hatte und es war nichts weiter als die Wahrheit. Keine Lüge, kein Spiel und auch keine Täuschung. Nur die Wahrheit und das würde auch immer so bleiben. Doch Amberle konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen.
,,Es heißt...Dumbledore.", merkte sie an und Draco blinzelte ein wenig verwirrt.
,,Was?"
,,Ähm, mein richtiger Name. Ich heiße eigentlich Amberle Theodora Grindelwald-Dumbledore.", offenbarte sie ihm schließlich und Draco glaubte, sich verhört zu haben.
,,Grindelwald? So, wie der mächtige dunkle Zauberer Grindelwald?"
,,Genau der. Er ist mein Onkel. Naja, also meine richtige Mum war seine Schwester und Albus Dumbledore war mein..."
,,Vater.", vollendete Draco den Satz und Amberle nickte zustimmend.
,,Ja."
Der junge Zauberer konnte nicht leugnen, dass diese Tatsache ihn regelrecht umhaute. Er ließ sich langsam auf das Sofa sinken und starrte für einen kurzen Moment wie gebannt vor sich ins Leere, während er die eingehenden Blicke von Amberle auf sich spüren konnte.
,,Dann ist das alles also wirklich wahr. Du bist eine Dumbledore und der..."
,,Wiederkehrende Phönix. Zumindest hat mich mein Vater immer so genannt. Ist eine lange Geschichte.", erklärte Amberle und Draco sah hoffnungsvoll zu ihr auf.
,,Vielleicht erzählst du sie mir ja eines Tages mal."
,,Dann bräuchten wir aber jede Menge Zeit.", meinte Amberle und Draco rang sich zu einem Lächeln durch.
,,Ich nehme sie mir."
Amberle erwiderte sein Lächeln, doch er glaubte auch, einen Anflug von Trauer in ihrem Gesicht zu erkennen. Irgendwas schien sie zu beschäftigen und Draco wollte sie davon ablenken, weshalb er stattdessen sein Wissen etwas erweitern wollte.
,,Ist es wirklich wahr? Er war dein...Vater?"
,,Ja. Ich bin eine waschechte Dumbledore. Glaub mir, ich bin selbst immer noch total platt davon, seit ich mich wieder erinnern kann.", gestand Amberle und Draco wurde nun so einiges klar.
,,Deshalb konntest du Voldemort standhalten."
,,Tja, ich schätze meine Blutlinie hat durchaus ihre Vorteile. Ich bin anscheinend sehr viel mächtiger, als ich bisher angenommen hatte. Was nicht zuletzt auch an meiner Phönix-Magie liegt. Ein erheblicher Pulspunkt bei dem, was kommen wird."
Der Blick von Amberle verlor sich für einen Moment in der Ferne und Draco ahnte bereits, was sie damit andeuten würde.
,,Dumbledore Macht und Phönix-Magie hin oder her...ein Duell mit IHM ist zu gefährlich. Ich kann dich das nicht nochmal tun lassen."
,,Nur ist das nicht deine Entscheidung, Draco. Es ist meine und ich werde das durchstehen. Bitte...du musst mir einfach vertrauen.", sagte Amberle, woraufhin Draco sich vom Sofa wieder erhob und versuchte, Amberle seinen Standpunkt zu verdeutlichen.
,,Dir vertraue ich ja, aber ihm nicht und mir auch nicht. Nicht nach allem, was ich getan habe."
,,Draco...", setzte Amberle an, doch der Zauberer hinderte sie daran, ihm zu widersprechen.
,,Nein! Versuch nicht, mir das auszureden, Amberle. Ich hab immer gedacht, ich würde das schaffen. Dass ich einfach die Befehle von ihm ausführe und meine Eltern stolz machen würde. Aber, als ich Dumbledore gegenüberstand...als ich ihn gesehen habe...unbewaffnet und so...verletzlich...ich konnte es nicht tun. Ich konnte ihn nicht töten. Und als ich dachte, du wärst tot...ich wollte selbst einfach nur noch sterben. Wollte dir in den Tod folgen, ganz egal wie. Aber was ich auch tue...immer ist es falsch und ich kann das einfach nicht."
Draco wich ihrem Blick aus und fand sich für einen kurzen Moment auf dem Astronomieturm wieder. Dumbledore hatte so machtlos auf ihn gewirkt, dass er es niemals über sich gebracht hätte, den wehrlosen Schulleiter zu ermorden. Und die bloße Erinnerung daran drohte ihn zu erdrücken, als Amberle seine Schultern umfasste und Draco in die Wirklichkeit zurückholte.
,,Und soll ich dir sagen warum, Draco? Weil du nicht böse bist. Ich habe es dir damals gesagt und ich sage es dir auch heute: du bist kein schlechter Mensch. Und deine Herkunft bestimmt auch nicht wer du bist, sondern deine Entscheidungen tun das. Nur, weil deine Familie zu den Todessern gehört, musst du nicht auch einer sein und nur, weil deine Eltern sich Lord Voldemort treu ergeben haben, musst du das nicht auch tun. Du musst deinen eigenen Weg finden, Draco."
,,Wie?", fragte er und Amberle warf ihm einen sanften und zuversichtlichen Blick zu.
,,Sei einfach du selbst und entscheide dich dafür, was du wirklich willst."
Für einen kurzen Moment herrschte Schweigen zwischen ihnen, doch dann wollte Draco endlich alle Mauern zwischen ihnen einreißen und seinem Herzen folgen, was ihm längst die Antwort darauf gab, was er wirklich wollte.
,,Ich weiß, was ich will.", sagte Draco leise, ehe er sich langsam zu Amberle vorbeugte, um den letzten Abstand zwischen ihnen zu überbrücken und sie zu küssen.
Beide verspürten pure Erleichterung, als sich ihre Lippen zu einem Kuss verschlossen, denn der letzte Kuss schien schon eine Ewigkeit her zu sein. Amberle schloss ihre Arme um Draco, der sie dicht an sich zog und sie vergaßen alles andere um sich herum.
Der tobende Krieg, die vergangenen Missverständnisse zwischen ihnen und sogar Voldemort...all das rückte in den Hintergrund, während sie sich küssten.
Draco spürte, wie sein Herz schneller schlug und konnte immer noch nicht glauben, dass Amberle wirklich am Leben war. Und mehr noch. Sie war hier bei ihm und sie waren wieder zusammen, obwohl er bis vor Kurzem noch glaubte, sie für immer verloren zu haben. Auch Amberle war überglücklich über ihre Wiedervereinigung, hatte es ihr insgeheim doch unendliche Qualen bereitet, ihren Tod direkt vor Dracos Augen vorzutäuschen und von ihm getrennt zu sein.
Die junge Hexe umfasste den Hemdkragen des Slytherin-Schülers und zog ihn langsam aber sicher mit sich in das angrenzende Schlafzimmer. Draco leistete keinen Widerstand und trat mit seinem rechten Fuß die Tür zu, als sie den Raum erreicht hatten und machte sich kurzer Hand daran, Amberle von ihrem Oberteil zu befreien. Sie unterbrachen den Kuss und er zog es ihr über den Kopf, ehe er es zu Boden warf und sofort wieder ihre Lippen miteinander verschloss. Amberle entledigte sich nebenbei ihrer Schuhe, als sie urplötzlich den Boden unter den Füßen verlor.
Draco hob sie kurzer Hand hoch und legte sie behutsam aufs Bett, wobei sie ihn allerdings mit sich zog, sodass er nun über ihr war. Während Draco nun begann ihren Hals sanft mit Küssen zu liebkosen, widmete Amberle sich den Knöpfen seines schwarzen Hemdes und öffnete sie nacheinander.
Viel zu lange hatten sie beide sich ihre Gefühle füreinander verwehrt und nun waren sie endlich wieder vereint. Sämtliche Schmerzen, die ihnen ihre gebrochenen Herzen bereitet hatten, waren verschwunden und nichts zählte in diesem Augenblick mehr als die Tatsache, dass sie wieder zueinander gefunden hatten.
Amberle zog Draco das Hemd schließlich aus und er warf es von sich, als sie ihren Kuss kurz unterbrachen. Die Braunhaarige sah auf seinen linken Unterarm, wo das dunkle Mal prangte und ihn als Todesser kennzeichnete. Sie strich behutsam darüber und sah Draco besorgt an.
,,Tut es weh?", wollte sie wissen, doch er schüttelte kaum merklich den Kopf.
,,Nicht mehr. Manchmal brennt es etwas, aber...es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du das siehst."
Draco wollte seinen Arm schon wegziehen, doch Amberle hielt ihn fest und wollte endlich, dass diese Hürde nicht mehr zwischen ihnen stand.
,,Draco, ich liebe dich so wie du bist. Ob mit oder ohne dunkles Mal."
Es war ein Versprechen und dieses würde sie halten, für den Rest ihres Lebens. Draco sagte nichts, sondern beugte sich nun wieder zu ihr herunter und verschloss ihre Lippen erneut zu einem Kuss. Das Schicksal hatte sie wieder zusammengeführt und von nun an würde selbst die Finsternis sie nicht mehr voneinander trennen können.
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