Das Ende der Unbeschwertheit

So, meine Lieben. Wow...heute beenden wir schon das 5. Schuljahr. Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Unsere Geschichte ist natürlich noch nicht zu Ende, aber bevor wir uns in das sechste und ich sage mal entscheidende Schuljahr stürzen, verabschiede ich mich erstmal in den Urlaub. Wenn ich zurück bin, geht es natürlich wieder weiter mit unserem magischen Abenteuer und ich wünsche euch jetzt viel Spaß beim neuen Kapitel ;) 

Liebe Grüße,
eure Hela

                                                                                              ~~~

                                                               Das Ende der Unbeschwertheit

Nach den Ereignissen im Ministerium war Dumbledore gemeinsam mit den Schülern nach Hogwarts zurückgekehrt und hatte seine Stelle als Schulleiter offiziell wieder angetreten, was nicht nur für Amberle und ihre Freunde eine große Erleichterung war. Es war unklar, ob der Minister Cornelius Fudge sein Amt weiterführte und Umbridge hatte aufgrund ihrer Taten eine Untersuchung am Hals. Aber Mitleid hatte kaum jemand mit ihr, denn ihre Vergehen, welche die Hexe in Hogwarts verrichtet hatte, waren einfach zu schwerwiegend, als dass man sie einfach so vergessen könnte.
Dass Sirius nicht länger als schuldig erachtet wurde, war jedoch ein Lichtblick und auch die Tatsache, dass er dem sicheren Tod entrungen war, konnte man nicht anders als ein Wunder bezeichnen. Wobei natürlich die Frage im Raum stand, wie es Amberle gelungen war, den Todesfluch mit ihrer Magie abzuwenden und Sirius dadurch vor dem Tod zu bewahren.
Amberle stellte sich diese Frage selbst, als sie am frühen Morgen auf dem Astronomieturm stand und über die Landschaften von Hogwarts blickte. Es war der höchste Turm des Schlosses und hier fand die Hexe wenigstens Ruhe und die Möglichkeit, über die jüngsten Ereignisse nachzudenken. Denn die Jagd nach der Prophezeiung und auch der Kampf im Ministerium steckten Amberle noch immer in den Knochen, was sie so schnell auch nicht wieder vergessen würde.
Voldemort war nun offiziell zurückgekehrt, was das Ministerium durch den Tagespropheten bekannt gegeben hatte. Dadurch waren auch Harry und Dumbledore rehabilitiert worden und sogar die Anklagen gegen Sirius hatte Fudge vor der Presse richtig gestellt. Wobei Amberle sich ziemlich sicher war, dass es den Minister einiges an Überwindung gekostet haben musste, seine Fehler offiziell zuzugeben.
Amberle selbst kostete viel Überwindung, all die Geschehnisse zu begreifen und die Bedeutung dahinter zu verstehen. Die Tatsache, dass Valentin aus dem Ministerium verschwunden und auch nicht mehr zurückgekehrt war, konnte nichts Gutes bedeuten und seine Worte bezüglich des nächsten Schuljahres waren einer Drohung gleichgekommen. Wobei Amberle sich nicht ganz sicher war, ob diese indirekte Drohung ihr selbst oder vielmehr Dumbledore gegolten hatte.
Zu allem Überfluss war auch noch die Presse aufgetaucht und hatte sich wie hungrige Aasgeier auf alle Beteiligten gestürzt. Harry, der für einen kurzen Augenblick wohl von Lord Voldemort besessen gewesen war, hatte den ganzen Wirbel nur durch die Unterstützung von Dumbledore und Sirius überstanden. Amberle war noch immer schockiert von der Tatsache, dass der Dunkle Lord Besitz von Harry ergriffen hatte und Harry hatte wahre Stärke bewiesen, als er sich von dessen Einfluss aus eigener Kraft befreit hatte.
Dumbledore hatte sich natürlich wieder einmal in Schweigen gehüllt und zu Amberles Überraschung sogar auf eine Standpauke ihr gegenüber verzichtet, obwohl sie sich Lord Voldemort so offen präsentiert hatte. Sein Missfallen diesbezüglich war ihr keineswegs entgangen, doch den Schulleiter schien noch etwas anderes zu beschäftigen, was Amberle nicht zuordnen konnte.
Ohnehin rankten sich eine Menge neuer Fragen um die Ereignisse dieses Schuljahres und Amberle fragte sich, was sie alle wohl in dem sechsten Jahr erwarten würde. Denn, dass die Unbeschwertheit seit dem Tag im Ministerium ein jähes Ende genommen hatte, war wohl für jede Hexe und jeden Zauberer spürbar.

Schritte auf der Treppe holten Amberle aus ihrem Gedankentief und sie drehte sich überrascht um, als sie Draco am obersten Absatz erkannte. Dieser hielt für einen Moment inne und starrte Amberle nur an, ehe er auf sie zugeeilt kam und die Hexe in seine Arme zog.
Zwar war Amberle davon etwas überrumpelt, doch sie war ebenso froh ihn wiederzusehen und schloss für einen kurzen Moment die Augen, während sie ihr Gesicht an der Schulter von Draco verbarg.
Der kam fast um vor Erleichterung, denn die Zeit der Ungewissheit, was sich im Ministerium von London zugetragen hatte, war für ihn die reinste Folter gewesen. Solange, bis Snape endlich Entwarnung gegeben und alles erklärt hatte.
Langsam entzog sich Amberle wieder seinen Armen und sah zu Draco auf, der Amberle besorgt musterte und noch immer von sämtlichen Szenarien geplagt wurde, die ihn während der Wartezeit heimgesucht hatten.
,,Amberle, ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist. Professor Snape meinte nur, es gab im Ministerium wohl einen Kampf zwischen Dumbledore und Du-weißt-schon-wem. Potter hängt auch irgendwie mit drin und ich hatte schon befürchtet, dass dir was zugestoßen wäre.", brachte er hervor, doch Amberle konnte ihn besänftigen.
,,Es geht mir gut, Draco. Die ganze Sache war etwas heikel und ist leicht aus dem Ruder gelaufen, aber wir haben es überstanden und das ist alles, was zählt."
Für Amberle war nur wichtig, dass ihre Freunde allesamt unverletzt waren und das bedeutete, dass die Mission ein Erfolg gewesen war. Zumal die Prophezeiung dem Dunklen Lord nicht in die Hände gefallen war und das wohl einen ebenso großen Erfolg einstufte.
,,Dann ist es also wirklich wahr. Er ist offiziell wieder zurückgekehrt.", meinte Draco und Amberle nickte.
,,Ja. Er hatte es auf Harry abgesehen, aber Dumbledore ging dazwischen. Zum Glück. Ich wüsste nämlich nicht, wie die ganze Sache sonst ausgegangen wäre. Zumal Bellatrix Lestrange sogar versucht hat, Sirius zu töten."
Amberle hatte wieder den grünen Todesfluch vor Augen, den sie abgefangen und somit den Tod von Sirius verhindert hatte. Dieses Bild würde sie wohl nie wieder aus ihrem Kopf kriegen, doch zumindest war es ihr gelungen, Sirius zu retten. Und das war alles, was in ihren Augen zählte.
,,Meine durchgeknallte Tante. Ich weiß schon, warum ich diesen Teil meines Stammbaums noch nie ausstehen konnte. Diese Frau ist absolut geistesgestört.", meinte Draco, was Amberle seufzen ließ.
,,Man kann sich seine Familie nicht aussuchen, Draco. Was mich darauf bringt, es gibt da noch etwas, das du wissen solltest. Als wir in dem Ministerium von Todessern angegriffen wurden, war auch dein Vater mit dabei. Genau genommen, war er ihr Anführer."
Amberle war nicht ganz wohl dabei, Draco diese Neuigkeit zu offenbaren und dennoch hatte er ein Recht darauf, dies zu erfahren. Draco spannte sich am ganzen Körper an und wirkte ganz und gar nicht angetan von dieser Offenbarung.
,,Was hat er getan?"
,,Viel geredet und viel Flüche auf uns abgefeuert. Allerdings konnten wir ihm die Stirn bieten und ihn letztlich überwältigen. Es tut mir leid, Draco. Ich hätte es dir gerne erspart, aber ich dachte vielleicht, du solltest es wissen."

Amberle wusste, wie schwierig die Situation für Draco sein musste. Dass sein Vater wirklich ein Todesser war, überraschte die junge Hexe nicht wirklich und dennoch war es immerhin Dracos Familie. Und er stand somit im Grunde zwischen den Stühlen, was keineswegs leicht für ihn sein konnte.
,,Schon in Ordnung. Es ist gut, dass du es mir gesagt hast. Was mein Vater auch treibt, ich habe nichts damit zu schaffen. Alles, was für mich zählt ist, dass es dir gut geht. Was ist genau im Ministerium passiert, Amberle?"
Draco sah Amberle erwartungsvoll an, doch die zögerte und räumte nur geringfügig eine Erklärung ein.
,,Ich hatte die Befürchtung, dass Sirius in Gefahr ist und bin deshalb ins Ministerium. Harry hatte die gleiche Eingebung wie ich und dort sind wir dann gemeinsam gegen die Todesser ins Kreuzfeuer geraten. Voldemort kam dazu, Dumbledore hat die Situation gerettet und Fudge war endlich gezwungen, die Wahrheit anzuerkennen."
,,Und mehr nicht?", hakte Draco nach, doch Amberle schüttelte den Kopf.
,,Nein."
,,Naja, immerhin ist dir nichts passiert.", erwiderte der Blonde und Amberle verzog ein wenig zerknirscht das Gesicht.
,,Es tut mir übrigens leid, dass ich dich außer Gefecht gesetzt habe. Ich hatte nur nicht viel Zeit und allein der Gedanke daran, dass dir was passieren könnte..."
Die junge Hexe brach ab und ihr Blick wanderte zu Boden. Doch Draco umfasste ihre Arme und schien diesbezüglich keinerlei Groll gegen sie zu hegen.
,,Ist schon okay. Ich kann es ja verstehen und wahrscheinlich hätte ich genauso gehandelt. Obwohl ich wirklich am liebsten mitgekommen wäre. Zumindest, nachdem Blackwell so eine Ansage gemacht hat."
,,Was für eine Ansage?", fragte Amberle, die hellhörig geworden war, und Draco nun misstrauisch ansah, der sein Seufzen von sich gab.
,,Ach, du weißt ja, wie er immer ist. Er hat etwas davon gefaselt, dass es zwischen dir und Du-weißt-schon-wem wohl zu einem Zwischenfall kommen würde und die Prophezeiung längst begonnen hat. Was auch immer das bedeuten mag."
Die Worte machten Amberle stutzig und so langsam wurde Valentin Blackwell wahrlich ein rotes Tuch für sie. Ihre gemeinsame Fehde war eine Sache, doch seine Vorahnungen und Bemerkungen machten einmal mehr deutlich, wie gefährlich er zu sein schien. Doch Amberle weigerte sich, Angst ihm gegenüber zu verspüren. Stattdessen wollte sie Draco in Sicherheit wiegen, der sie nun prüfend und auch besorgt musterte.
,,Aber...zwischen dir und Voldemort ist es doch nicht zu etwas Derartigem gekommen oder?"
Die Besorgnis schwang in seiner Stimme mit und Amberle wusste, dass er sich nur zu sehr den Kopf zerbrechen würde, weshalb sie abwinkte und den Kopf schüttelte.
,,Nein, keine Sorge. Dumbledore war an dem Abend das größte Problem für Voldy."
,,Dann bin ich ja beruhigt. Allein die Vorstellung, du würdest gegen ihn...kämpfen oder so."

Draco verstummte und Amberle konnte seine Gedanken nur erahnen. Allerdings sah sie sich auch gezwungen, ihm die unschöne Realität nicht beschönigen zu können.
,,So ungern ich das sage, aber Lord Voldemort ist jetzt offiziell zurück. Das bedeutet, die Zeit der Unbeschwertheit ist vorbei und ich fürchte, dass ein Krieg auf uns zukommen wird. Also wird sich ein Kampf gegen ihn wohl kaum vermeiden lassen.", sagte sie und Draco legte seine Arme um die Hexe.
,,Dann überlassen wir das doch Potter. Das Wichtigste ist, dass wir immer zusammenbleiben und uns niemand auseinanderbringt."
Amberle konnte ein Lächeln nicht verbergen und allein der Gedanke daran, für immer mit Draco zusammen zu sein, ließ jedes noch so ungute Gefühl in weite Ferne rücken. Deshalb verschränkte die Hexe ihre Arme in seinem Nacken und blickte ihrem Freund tief in die sturmgrauen Augen.
,,Versprich es mir, Draco.", sagte sie und ihm glitt ebenfalls ein Lächeln über das Gesicht.
,,Amberle Harvey, ich verspreche dir, dass uns nichts und niemand trennen wird. Ganz gleich, was auch passiert...ob ein Krieg über uns einbricht oder nicht...wir bleiben zusammen."
Sein Blick reichte Amberle aus, um ihr Gewissheit zu geben und sie überbrückte kurzer Hand den Abstand zwischen ihnen, indem sie Draco zu einem Kuss an sich heranzog. Als sich ihre Lippen trafen, besiegelten Amberle und Draco durch den gemeinsamen Kuss das Versprechen.
Es war ein sanfter Kuss und dennoch trauerte Amberle ihm nach, als er endete. Und sie war froh, dass Draco an ihrer Seite war. Dennoch würde sie ihm vorläufig nichts von dem Kampf mit Voldemort und jenem Zwischenfall mit Valentin erzählen. Zunächst musste sie herausfinden, was all dies zu bedeuten hatte.
Ein Räuspern brachte die Teenager dazu, sich voneinander zu lösen und sie entdeckten Professor Snape, der am Treppenabsatz stand und seinen typisch ausdruckslosen Blick aufgesetzt hatte.
,,Professor! Wie können wir Ihnen helfen?", fragte Amberle höflich und Snape wahrte seine undurchdringliche Miene.
,,Ich bin untröstlich, aber Mr. Malfoy muss mit mir kommen. Es gibt da etwas, worüber ich mit ihm sprechen muss."
Der Blick des Lehrers wanderte zu Draco und dieser nickte nur verständlich. Snape machte bereits kehrt und ging die Treppe runter, während Draco Amberle noch kurz seine Hand an die Wange legte und ihr ein Lächeln schenkte.
,,Wir sehen uns später.", sicherte er der Braunhaarigen zu und diese nickte.
,,Ist gut."

Draco folgte Snape und Amberle blieb auf dem Turm zurück. Doch dann tauchte mit einem Mal Harry bei ihr auf und die Gryffindor war sichtlich überrascht, ihren besten Freund hier oben anzutreffen.
,,Harry. Was machst du denn hier?"
,,Ich war eben bei Dumbledore und wir haben über eine Menge Dinge gesprochen. Er hat mir auch erklärt, dass er auf Abstand zu mir gegangen ist, weil er mich auf diese Weise schützen wollte.", räumte der Schwarzhaarige ein und Amberle schob ihre Hände in die Hosentaschen.
,,Klingt nach einer guten Entschuldigung dafür, dass er dich das Schuljahr über ignoriert hat. Aber so ist Dumbledore eben. Ein Mann voller Geheimnisse."
Harry kratzte sich leicht am Hinterkopf und nickte.
,,Ja, das stimmt wohl. Amberle, ich wollte dir noch danken. Dafür, dass du mir geholfen und Sirius gerettet hast. Ohne dich hätte ich auch noch den letzten Teil meiner Familie verloren."
,,Schon in Ordnung, Harry. Ich bin froh, dass mir das gelungen ist. Wobei ich mir immer noch nicht erklären kann, wie ich das geschafft habe."
In der Tat war es Amberle nach wie vor ein Rätsel, wie ihr dieses Unterfangen gelungen war. Niemand konnte einen Todesfluch abwenden und schon gar nicht mit bloßen Händen. Doch genau das hatte sie getan und das kam einem Wunder gleich. Harry schmunzelte ein wenig und schien sich nicht allzu viele Gedanken darüber zu machen. Im Gegensatz zu Amberle.
,,Also mich überrascht bei dir eigentlich gar nichts mehr. Du hast schon ganz andere Sachen fertig gebracht und ich schließe mich Ron definitiv an. Wenn es brenzlig wird, sollte man dich auf jeden Fall in seiner Nähe haben."
,,Vielen Dank, Harry."
Amberle rang sich zu einem Lächeln durch und war froh, dass Harry wieder ein bisschen Humor mit einbrachte. Dann wurde der Junge mit der Blitznarbe jedoch etwas nachdenklich und trat an das Geländer des Turmes heran.
,,Weiß Draco, dass sein Vater im Ministerium war?"
,,Ja. Ich wollte ihm das nicht verschweigen, denn es geht immerhin um seine Familie.", erwiderte Amberle, woraufhin Harry ein Nicken von sich gab.
,,Was ist mit der Prophezeiung?"
,,Davon habe ich ihm nichts erzählt. Auch nicht, dass Voldemort von dir Besitz ergriffen hat und Valentin dort aufgekreuzt ist. Sogar mein Duell mit Voldy habe ich ihm verschwiegen. Es ist besser so.", erklärte die Hexe und Harry warf ihr einen prüfenden Blick von der Seite zu.
,,Bist du dir da sicher?"
,,Sicher bin ich mir nie wirklich in solchen Situationen, aber ich darf Draco nicht in Gefahr bringen. Und das würde ich tun, wenn ich ihn mit einbeziehe. Er hat schon genug für mich auf sich genommen. Außerdem würde er dadurch nur weiter in die Zwickmühle bezüglich seiner Familie geraten. Und das will ich ihm nicht antun. Es ist schon schlimm genug, dass sein Vater ein Todesser ist."

Amberle ließ ihren Blick wieder über die Landschaft schweifen und empfand ein Gefühl von Freiheit bei dem Ausblick. Es wirkte so friedlich und abgelegen. Als wäre Hogwarts von der Außenwelt vollkommen abgeschnitten und nichts könnte ihnen hier geschehen, solange sie nur hinter den Schlossmauern blieben. Doch Amberle wusste, dass dies nur eine Illusion sein würde. Der Krieg stand ihnen bevor, daran bestand kein Zweifel und Amberle wollte wenigstens Draco so weit wie möglich außen vor lassen.
,,Harry, du musst mir etwas versprechen. Bitte versprich mir, dass Draco nichts von alldem erfährt. Nicht von meinem Kampf gegen Voldemort, nicht von dem Zwischenfall mit Valentin und auch nicht davon, dass ich den Todesfluch davon abgehalten habe, Sirius zu töten.", bat sie ihren besten Freund und dieser runzelte ein wenig die Stirn.
,,Du hast mein Wort, aber warum soll er das nicht wissen, Amberle?"
,,Weil es mit Sicherheit eine größere Bedeutung hat und ich zuerst rausfinden muss, was das für eine ist. Ich muss sicherstellen, dass Draco durch mich nicht in Gefahr gerät und das ist der einzige Weg."
Amberle missfiel es zwar, derartige Dinge ausgerechnet vor Draco geheim zu halten, doch sie wollte kein Risiko eingehen. Und was auch immer hinter alldem steckte, es würde sicher mit einem großen Knall aufgeklärt werden und wenn dies der Fall war, dann wollte Amberle so wenige wie möglich mit reinziehen.
Harry nahm ihre Aussage hin und drückte die Hand von Amberle, die auf dem Geländer ruhte.
,,Ich verspreche dir, von mir erfährt niemand was. Und du kannst auf mich zählen...jederzeit."
Amberle rang sich zu einem Lächeln durch und nickte Harry dankbar zu. Sie wusste, dass sie sich auf ihren besten Freund verlassen konnte und sie hatte ihm vergangenes Jahr schließlich ebenfalls etwas versprochen. Dass sie Voldemort gemeinsam aufhalten würden und das würden sie auch tun. Doch vorher würde Amberle ihre eigenen Fragen beantworten und sämtliche Geheimnisse aufdecken müssen. Was es auch kostete.

Es war der Tag der Heimkehr und somit auch das Ende des fünften Schuljahres. Fast schon kam es Amberle wie eine Tradition vor, dass sie sich gerade heute auf dem Weg zum Büro von Professor Dumbledore befand und mit ihm ein letztes Gespräch für dieses Schuljahr führen würde. Allerdings war sie längst nicht mehr so befangen in seiner Gegenwart, wie es zu ihrer Anfangszeit in Hogwarts gewesen war.
Deshalb klopfte sie auch recht entschlossen an die Tür und als von drinnen ein „Herein" erklang, betrat Amberle das Büro des mächtigen Zauberers. Albus Dumbledore stand mal wieder vor seinem Fenster und hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Langsam drehte er sich um und als er Amberle erblickte, lächelte der Schulleiter zufrieden.
,,Hallo, Amberle. Was verschafft mir denn die Ehre? Ich dachte, du und deine Freunde wärt schon auf dem Weg zum Zug."
,,Noch nicht. Ich wollte dieses Schuljahr nicht enden lassen, ohne mich bei Ihnen zu entschuldigen.", erwiderte die Hexe und Dumbledore wirkte etwas überrascht.
,,Entschuldigen? Wofür?"
,,Für meinen Kampf gegen Lord Voldemort. Ich wusste, dass Sie andere Pläne hatten und habe auf eigene Faust gehandelt. Voldemort weiß zwar nicht, wer ich bin, aber meiner Existenz ist er sich nun bewusst und genau das wollten Sie verhindern. Ich habe Sie enttäuscht. Es tut mir leid."
Amberle bereute zwar nicht, gegen Voldemort gekämpft zu haben, aber sie bereute es, dass sie gegen den Willen von Dumbledore gehandelt hatte. Doch dieser trat nun auf die junge Hexe zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
,,Amberle, du hast mich nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Zwar hatte ich eigentlich wirklich andere Pläne für dein erstes Zusammentreffen mit Voldemort, aber bisher hat sich dein Instinkt immer als richtig erwiesen. Deshalb vertraue ich darauf, dass es diesmal auch so ist."
,,Hoffentlich. Denn langsam frage ich mich wirklich, worauf all das hier hinausläuft."
Amberle entfernte sich ein wenig von Dumbledore und ging ein paar Schritte, als ihr Blick auf das Denkarium von dem Zauberer fiel. Ein helles Licht schimmerte aus der Scheibe heraus und die Flüssigkeit schien in dem Schimmer zu tanzen. Dumbledore trat neben Amberle und verschränkte wieder die Hände hinter seinem Rücken.
,,Mein Denkarium. Es erlaubt mir, vergangene Dinge, die ich bereits gesehen habe, noch einmal zu sehen. Kann manchmal überaus nützlich und aufschlussreich sein.", erklärte er und Amberle schmunzelte.
,,Das kann ich mir vorstellen. Scheint so, als hätten Sie erst vor Kurzem einen Blick hineingeworfen. Darf ich fragen, welchen Erinnerungen Sie nachjagen?"
,,Verschiedenen. In der Hoffnung, einen Ausgang aus dem Labyrinth all dieser verstrickten Hintergründe zu finden.", erwiderte Dumbledore und Amberle wandte sich von dem Denkarium ab.
,,Da geht's Ihnen wohl wie mir. Wobei ich mir im Moment vor allem bloß eine Frage stelle. Wer ist gefährlicher: Voldemort oder Valentin?"
In der Tat konnte Amberle diese Frage nicht klären und erhoffte sich wie durch ein Wunder Beihilfe von Dumbledore. Dieser schien ruhig über ihre Aussage nachzudenken und warf seiner Schülerin einen nachdenklichen Blick zu.
,,Ich denke, diese Frage wirst du zu gegebener Zeit selbst beantworten können."
,,Was hat Valentin nur damit gemeint? Mit seiner Aussage, dass es Ihnen nicht gelingen würde, mich zu beschützen?", brachte Amberle hervor und nun wirkte Dumbledore äußerst ernst.
,,Darüber bin ich mir nicht ganz im Klaren. Aber das nächste Schuljahr scheint ziemlich bedeutsam zu werden. Wir sollten uns vorsehen, Amberle. Wir alle."

Sein Blick war unmissverständlich und Amberle sah in die blauen Augen hinter der Halbmondbrille. Dumbledore wusste etwas, das war ihr klar und ebenso, dass er es ihr nicht verraten würde. Aber dennoch vertraute Amberle ihm und sie hoffte, dass sich bald alles aufklären würde.
,,Das werden wir. Es wird alles gut werden, Professor. Bisher hat das Gute doch immer gewonnen und es wird auch dieses Mal so sein. Das nächste Schuljahr werden wir auch überstehen...genau wie jedes andere."
Amberle war zuversichtlich, doch Dumbledore erwiderte nichts und hüllte sich in Schweigen. Es war wieder einer dieser Momente, in denen der Schulleiter von seinen Geheimnissen förmlich umringt wurde. Die Braunhaarige musterte ihn und hatte den Eindruck, dass Dumbledore aus irgendeinem Grund anderer Meinung zu sein schien. Dennoch sprach sie ihn nicht drauf an und der Zauberer tätschelte ihr noch einmal die Schulter.
,,Zeit nach Hause zu fahren, Amberle. Ich wünsche dir schöne Sommerferien und eine gute Heimreise. Wir sehen uns dann im nächsten Schuljahr wieder."
Mit diesen Worten kehrte er der Gryffindor den Rücken und diese sah Dumbledore noch nach, als er bereits die Treppe passierte, die nach oben führte.
,,Professor, ich habe noch eine Frage an Sie.", hielt sie ihn zurück und Dumbledore hielt inne.
,,Was für eine?"
,,Warum vertrauen Sie mir?"
Amberle wusste nicht genau, weshalb sie diese Frage überhaupt stellte und dennoch wollte sie eine Antwort darauf. Es war Neugier und auch Irritation, was die junge Hexe zu der Frage bewegte und sie hoffte, dass Dumbledore zumindest diese beantworten würde. Und zu ihrer großen Überraschung tat er das auch.
,,Das habe ich schon immer getan. Und ich werde es auch immer tun...bis zum Schluss."
Mehr sagte Professor Dumbledore nicht, sondern setzte seinen Weg nach oben fort und ließ Amberle alleine in seinem Büro zurück. Die stand für einen kurzen Moment ratlos im Raum und warf noch einen flüchtigen Blick zu Fawkes, der wie üblich auf seiner Stange saß. Der Phönix neigte leicht seinen Kopf, was Amberle erwiderte und dann verließ sie das Büro ihres Schulleiters.
Dass Amberle selbst ein ungutes Gefühl beim Gedanken an das kommende Schuljahr verspürte, hatte sie Dumbledore verschwiegen. Sie hatte ihn nicht beunruhigen wollen und insgeheim hoffte die Hexe, dass sich ihr Instinkt zumindest in diesem Fall wenigstens einmal täuschen würde.

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