Auf höllischem Grund
So, meine Lieben. Wir starten in eine neue Woche und daher gibt es einneues Kapitel für euch. Alle Leser von „Legacies of Sherlock" müssen sich derzeit ein wenig gedulden, da mein Fokus gerade auf Harry Potter liegt, um diese Geschichte fertig zu schreiben, damit im Oktober „Marvel Phase 2" nachrücken kann. Daher bitte ich etwas um Geduld. Unser magisches Abenteuer geht jetzt wieder weiter und ich wünsche euch viel Spaß beim Weiterlesen.
Liebe Grüße,
eure Hela
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Auf höllischem Grund
Es war ein düsterer Schatten, der sich erdrückend über ihnen allen ausbreitete, als Amberle durch die Korridore von Hogwarts ging und das Gefühl hatte, dass ihnen etwas Schreckliches bevorstand.
Der Blick von Dumbledore hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt und auch seine Worte ließen die 16-jährige Hexe keineswegs kalt. Sogar der Schulleiter schien zu spüren, dass etwas in der Luft lag und er hatte so erleichtert gewirkt, als die heutige Stunde den gewünschten Erfolg mit sich gebracht hatte. Wobei Amberle sich schon etwas merkwürdig vorkam, ihren eigenen Schulleiter entwaffnet zu haben. Fast so, als hätte Dumbledore es genau darauf angelegt und sie konnte sich nicht wirklich einen Reim darauf machen.
Während Amberle durch die Gänge ging, umgab sie eine untypisch düstere Atmosphäre von Hogwarts und ein ungutes Gefühl bereitete ihr eine Gänsehaut. Alles war dieses Jahr anders.
Dumbledore schien etwas im Sinn zu haben, was alles Bisherige überstieg und allein die Tatsache, dass sie nun das Geheimnis von Lord Voldemort offenbart hatten, veränderte alles. Aber auch das seltsame Verhalten von Draco und die Zwischenfälle mit Valentin warfen Fragen auf. Fragen, die Amberle nicht zu beantworten vermochte.
Sie wünschte sich sogar ihr anderes Ich zurück, das nach wie vor verschwunden war und war überzeugt davon, dass die andere Amberle genau gewusst hätte, was zu tun war. Nur konnte sie Amberle nicht helfen und somit war die junge Hexe auf sich gestellt. Deswegen war ihr auch etwas mulmig zumute bei dem Gedanken, sich gemeinsam mit Harry und Dumbledore morgen auf die Mission zu begeben, einen möglichen Horkrux zu finden. Sie konnte nur hoffen, dass es den gewünschten Erfolg erzielte.
Amberle ging weiter, hielt dann jedoch an, als sie einen Blick auf sich spürte. Sie sah zum anderen Ende des Korridors, wo Professor Slughorn gerade auf sie zukam, dann jedoch stehen blieb und sie merkwürdig ansah. Dann drehte er wieder um und verschwand in der Richtung, aus der er soeben gekommen war.
Horace Slughorn – ein weiteres Mysterium, das es zu klären galt und doch hatte Amberle Mitleid mit dem Lehrer. Immerhin hatte Tom Riddle ihn damals benutzt, um seine schaurigen Pläne ins Rollen zu bringen und den Schlüssel zu seiner Macht zu ergattern. Es war also kein Wunder, dass Slughorn eher zurückgezogen lebte.
Als die junge Hexe leise Stimmen von Gesang vernahm, folgte sie denen und machte vor den geöffneten Türen der großen Halle Halt. Dort waren Professor Flitwick und sein Chor, welcher ein Lied mit dem Titel „In Noctem" sang. Es unterstrich die düstere Atmosphäre des heutigen Tages perfekt und verlieh ihr noch etwas Dramatisches.
Amberle blieb stehen und lauschte den Stimmen des Chores, als neben ihr mit einem Mal jemand stehen blieb und ebenfalls seinen Blick auf den singenden Chor gerichtet hatte.
,,Du kannst es spüren, nicht wahr? Die Dunkelheit wird stärker und du weißt genau, was das bedeutet. Es wird nicht mehr lange dauern, bis der Krieg über alle hereinbricht und der Dunkle Lord sein Gefolge auf die Welt loslässt. Schaurige Aussichten, wenn du mich fragst.", sagte Valentin ruhig und Amberle ließ sich auf die Konversation ein, ohne jedoch den Blick von den singenden Schülern zu nehmen.
,,Du hast zu mir gesagt, ich solle erkennen, wer ich wirklich bin. Was meintest du damit?"
,,Ganz genau das."
,,Wer sollte ich sonst sein, wenn nicht Amberle Harvey? Und warum solltest ausgerechnet du statt mir die Antwort darauf kennen?", wollte Amberle wissen und sie sah nur, wie Valentin die Hände in die Hosentaschen schob und mit den Schultern zuckte.
,,Die Wahrheit kann manchmal tief verborgen liegen, doch kommt sie früher oder später immer ans Licht. Die Frage ist nur, ob du auch bereit dafür bist. Denn wenn sie erstmal auf dich einstürzt, gibt es kein Zurück mehr."
Nun richtete Amberle ihren Blick doch auf Valentin, der seit dem ersten Schuljahr ihr ärgster Erzfeind war und doch mehr über sie zu wissen schien, als gut für ihn war. Und deshalb scheute sich Amberle auch nicht, ihm die alles entscheidende Frage zu stellen.
,,Sag mir, Valentin Blackwell...wer bin ich?"
Valentin warf Amberle einen Blick zu, den sie nicht deuten konnte. Und auch diese Konversation war anders als alle anderen, die sie bislang geführt hatten. Doch Valentin gab Amberle nicht die gewünschte Antwort, sondern sprach ein weiteres Mal in Rätseln.
,,Keine Sorge, du wirst es bald erkennen. Deinem Schicksal kannst du ohnehin nicht entkommen und ist der Bann erstmal gebrochen, gibt es keine ungeklärten Fragen mehr für dich. Seine Zeit ist beinahe abgelaufen und deshalb ist es Zeit für mich zu gehen. Es wartet eine Menge Arbeit auf mich und wenn wir uns das nächste Mal begegnen, Amberle...wirst du mich mit ganz anderen Augen sehen. Viel Glück bei eurer Mission. Ihr werdet es brauchen und denk immer daran: niemand entkommt jemals dem Tod."
Mit diesen Worten ließ er Amberle vor der Halle allein zurück und verschwand im Schatten der Korridore. Amberle sah ihm nach und hatte die seltsame Ahnung, dass es ein wenig dauern würde, bis sie Valentin Blackwell das nächste Mal begegnen würde. Die Frage war nur, was dann seiner Meinung nach anders zwischen ihnen sein sollte.
https://youtu.be/C6du5HcBVGs
Am nächsten Tag war es soweit: die Mission bezüglich des Horkruxes stand an.
Spät am Nachmittag machte sich Amberle auf dem Weg zum Astronomieturm und versuchte noch immer, die Bilder des schaurigen Albtraums von vergangener Nacht loszuwerden. In ihrem Traum hatte sie Dunkelheit, Valentin und auch Dumbledore gesehen, der aus irgendeinem Grund in die endlose Tiefe gefallen war. Unterstrichen worden war das ganze Szenario von dem Lied, was der Chor gestern gesungen hatte und noch immer steckte dieses unschöne Erlebnis Amberle in den Knochen.
Die Sonne stand schon ziemlich tief am Horizont, als die 16-jährige den Turm fast erreicht hatte und sie lief kurz Professor Snape über den Weg. Dieser hielt kurz inne und warf ihr einen undefinierbaren Blick zu, ehe er typisch düster davon rauschte und wieder einmal eine Welle der Verwirrung bei Amberle zurückließ. Severus Snape zählte eindeutig zu den Personen, die mehr Geheimnisse hatten, als ein Mensch je ergründen könnte und Amberle fragte sich, ob seine wohl jemals ans Licht kommen würden. Wobei, sie wäre ja schon froh, wenn sie ihre eigenen mal lüften könnte.
Seufzend betrat Amberle die Stufen und hörte von oben die Stimmen von Harry und Dumbledore, die wohl bereits vor Ort zu sein schienen.
,,Schon deine Mutter hatte diese entwaffnete Herzlichkeit. Ein Charakterzug, der leider viel zu wenig gewürdigt wird.", sagte Dumbledore gerade, als Amberle den Absatz der Stufen erreichte und der Schulleiter entdeckte die Hexe. ,,Ah, Amberle. Da bist du ja."
,,Entschuldigt bitte die Verspätung."
,,Bist du bereit?", fragte Harry, der sie leicht besorgt musterte und Amberle rang sich zu einem Lächeln durch.
,,Ja, das bin ich."
Den beiden Freunden war klar, dass dies hier anders sein würde als alles, was sie in den bisherigen Schuljahren erlebt hatten. Diesmal galt es nicht, einen Stein der Weisen zu finden, ein schauriges Monster in der Kammer des Schreckens zu bezwingen oder eine Reise durch die Zeit zu unternehmen. Selbst das trimagische Turnier war nichts im Vergleich zu dem, was sie erwartete und ob man die bevorstehende Mission als Abenteuer bezeichnen konnte, wagten beide stark zu bezweifeln.
Professor Dumbledore beobachtete die beiden Schüler für einen kurzen Moment und war versucht, etwas Ermutigendes zu sagen, entschied sich dann jedoch dagegen. Er wollte das Bevorstehende nicht beschönigen und sowohl Harry, als auch Amberle waren stark genug, mit den Dingen fertig zu werden, denen sie heute gegenübertreten mussten.
,,Wir Drei reisen heute an einen Ort, der extrem gefährlich ist. Ich habe euch versprochen, dass ihr mich begleiten dürft und zu diesem Versprechen stehe ich. Aber es gibt eine Bedingung.", durchbrach er schließlich die Stille und Amberle musterte den Zauberer erwartungsvoll.
,,Welche?"
,,Ihr müsst jede Anweisung, die ich euch gebe, ohne zu fragen Folge leisten.", ordnete Dumbledore an, woraufhin Harry nickte.
,,Ja, Sir."
,,Habt ihr mich wirklich verstanden? Wenn ich sage, lauft weg, lauft ihr weg. Wenn ich sage, versteckt euch, versteckt ihr euch. Wenn ich sage, lasst mich zurück, um euch selber in Sicherheit zu bringen, dann müsst ihr das tun.", erklärte Dumbledore mit Nachdruck und obwohl es Amberle nicht gefiel, nickte sie.
,,Verstanden, Professor."
Der Blick des Schulleiters wanderte wieder zu Harry, der zögerte und Dumbledore sah ihn eindringlich an.
,,Schwöre es, Harry."
,,Ich schwör' es.", brachte der Schwarzhaarige hervor und Dumbledore postierte sich mittig zwischen seinen beiden Begleitern.
,,Nehmt meine Arme."
,,Ich dachte, das Apparieren innerhalb Hogwarts sei nicht möglich.", merkte Harry an, als Dumbledore sich zu einem Schmunzeln hinreißen ließ.
,,Naja, ihr müsst wissen, ich zu sein...hat seine Vorteile."
,,Offenkundig.", stimmte Amberle mit einem Grinsen zu, ehe sie und Harry jeweils einen Arm von Albus Dumbledore umfassten.
Das Apparieren riss sie von den Füßen und Hogwarts verschwand um sie herum, während ein krachendes Echo des Zaubers durch den Astronomieturm ging. Und niemand der Drei bemerkte Valentin Blackwell, der aus dem Schatten trat und nun auf die Stelle sah, wo das Trio vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte, ehe er verhängnisvolle Worte aussprach. Wohl wissend, was am heutigen Tage noch eintreten würde.
,,Und es beginnt."
https://youtu.be/7_25wYFetA8
Tosend brachen die starken Wellen an dem Felsbrocken, der aus dem Wasser emporragte und die einzige Festung vor einer gigantischen Felswand war, die eine düstere Höhle umgab, deren Eingang sich mehrere Meter von dem Trio entfernt befand.
Amberle spürte eine gewisse Kälte durch die starken Windböen und da sie heute lediglich schwarze Jeans, Sweatshirt und eine dünne Kapuzenjacke am Körper trug, drang die Kälte sogleich zu ihr durch. Ihre dunklen offenen Haare wehten durch den starken Wind nach hinten und Amberle hatte beim Anblick der Höhle kein gutes Gefühl. Aber genau das schien ja nur eine Bestätigung dafür zu sein, dass Voldemort sich diesen Ort als mögliches Versteck für einen seiner Horkruxe aussuchen würde.
Durch Magie gelang es Dumbledore, Harry und Amberle schließlich, zum Eingang der Höhle zu gelangen und dort erwartete sie eine düstere Umgebung von kaltem Gestein, schier endloser Dunkelheit und der erdrückenden Atmosphäre von schwarzer Magie. Und Amberle erinnerte sich an ein wichtiges Detail, während sie sich gemeinsam mit Dumbledore und Harry einen Weg durch die finstere Höhle bahnte.
,,Diese Felswand draußen...ich glaube, die war auf dem Bild."
,,Welches Bild?", fragte Harry, während sie alle darauf achten mussten, nicht über die Steine am Boden zu stolpern.
,,Na, was in Tom Riddle's Zimmer hing. Im Waisenhaus. Es hing unmittelbar vor der Fensterbank, wo diese 7 Steine lagen."
Harry drehte sich zu Amberle um und warf dieser einen überraschten Blick zu, was die junge Hexe irritierte.
,,Was?"
,,Nichts. Es ist nur, beeindruckend, dass dir das in dieser Erinnerung aufgefallen ist. Ich habe fast ausschließlich auf Tom Riddle geachtet.", erwiderte Harry und Amberle zuckte mit den Schultern.
,,Ja, keine Ahnung. Es stach mir irgendwie ins Auge und ich dachte, es könnte vielleicht wichtig sein."
Amberle wusste ja selbst nicht einmal, weshalb sie sich dieses Detail gemerkt hatte. Es schien so unscheinbar gewesen zu sein, dass sie es im ersten Moment der Erinnerung nur flüchtig wahrgenommen hatte und dennoch war es ihr im Gedächtnis geblieben. Und dieser Anfang hatte sie hierher geführt...in diese Hölle...zu diesem Geheimnis...zur Quelle der Macht von Lord Voldemort.
,,Es ist nur ein weiterer Beweis für deinen exzellenten Instinkt und deine bemerkenswerte Auffassungsgabe.", gab Dumbledore zum Besten, der Amberle im Vorbeigehen die Schulter tätschelte und nun die Gruppe anführte. ,,Das ist der Ort."
Dumbledore ging auf eine Felswand zu und Amberle spürte förmlich, wie sich das Böse von Meter zu Meter weiter ausbreitete. Diese Höhle hatte etwas an sich, was ihr gar nicht gefiel und es fühlte sich an, als wäre Tom Riddle allzeit präsent, obgleich er gar nicht hier war. Es musste an diesem Ort liegen und an dem dunklen Zauber, den er beherbergte.
,,Oh, ja. Hier herrscht Magie.", brachte Dumbledore hervor, während Amberle sich misstrauisch umsah.
,,Keine von der guten Sorte."
Die Gedankenschweife von Amberle wurde unterbrochen, als Dumbledore mit einem Mal ein kleines Messer zückte und mit der linken Hand einen Schnitt durch seine rechte Handfläche zog.
,,Sir...", setzte Harry zum Widerspruch an, als der Schulleiter ihn zurückhielt.
,,Die Erlaubnis einzutreten, muss bezahlt werden. Eine Form der Bezahlung, die jeden Eindringling schwächt."
,,Sie hätten mich das machen lassen sollen.", wandte Harry ein und Dumbledore schüttelte kaum merklich den Kopf.
,,Oh, nein, Harry. Dein Blut ist viel kostbarer als meines."
Amberle wusste, dass Dumbledore Recht hatte. Immerhin war Harry der Auserwählte und somit die einzige Person, die Lord Voldemort vernichten konnte. Sie alle waren im Grunde nur Nebenfiguren in diesem gewaltigen Kampf und selbst sie würde sich opfern, wenn sie Harry dadurch das Leben retten konnte. Es wäre ein Opfer, das einem höheren Zweck dienen würde.
Dumbledore öffnete durch sein Blut schließlich den Eingang zu der eigentlichen Höhle, die das Ziel des Trios war. Krachend öffnete sich die Felswand durch Magie und dahinter war es so finster, dass die Drei ihre Zauberstäbe herausholen und den Lumos-Zauber aktivieren mussten. Nur ganz langsam wagten sie sich in die Höhle hinein und während Harry mit Dumbledore vorausging, bildete Amberle das Schlusslicht und behielt in jeder Sekunde die Umgebung wachsam im Blick.
,,Voldemort wird es nicht leicht gemacht haben, sein Versteck zu entdecken. Er wird für gewisse Hindernisse gesorgt haben.", äußerte Dumbledore und Amberle erkannte einen dunklen See, der sich vor ihnen auf dem Grund der Höhle erstreckte.
Oh, ja. Sie befanden sich hier ganz eindeutig auf höllischem Grund. So kam es zumindest der 16-jährigen Hexe vor, die in jeder Sekunde eine wachsende Bedrohung verspürte. Nur hüllte sie sich in Schweigen, denn immerhin hatten sie Dumbledore an ihrer Seite und dieser würde schon wissen, was er im Begriff war zu tun. Und sie hatten diese Mission schließlich nicht zum Vergnügen angetreten, sondern wollten den dunkelsten Zauberer aller Zeiten vernichten und da war eine gefährliche Mission nur ein notwendiges Übel, was sie in Kauf nehmen mussten.
Dumbledore ließ den Leuchtfunken seines Zauberstabes durch die Luft gleiten und nach einigen wirren Bewegungen, fand dieser sein Ziel am anderen Ende der Höhle. Er signalisierte den Punkt, welchen das Trio nun irgendwie erreichen musste und Dumbledore deutete auf den kleinen Leuchtschimmer im hinteren Teil der Höhle.
,,Da ist es. Die Frage ist nur, wie gelangen wir dorthin?"
,,Schwimmen werde ich jedenfalls nicht.", stellte Amberle sogleich klar, denn das Wasser bereitete ihr Unbehagen und irgendwie erinnerte die Höhle sie ein bisschen an die Kammer des Schreckens – auch, wenn sie hier wohl keinen Basilisken antreffen würden.
Der Schulleiter ignorierte den Einwand seiner Schülerin und streckte stattdessen seine linke Hand über dem Wasser aus, als er direkt an das Ufer getreten war. Für einen kurzen Moment geschah nichts, doch dann regte sich unten etwas im Wasser und mit einem Mal kam eine lange Kette herausgeschossen, welche in der ausgestreckten Hand von Dumbledore landete. Dieser reichte sie kurzer Hand an seinen jüngeren Begleiter Harry weiter.
,,Sei so gut, Harry."
Sofort schritt der Gryffindor zur Tat und zog an der Kette, wobei Amberle ihm zur Hand ging. Gemeinsam zogen die beiden Freunde an der Kette und erkannten schließlich ein kleines Boot, welches Amberle gewissermaßen die Vorstellung vom Transportmittel gab, welches mit Sicherheit der Fährmann zur Hölle ebenfalls benutzen würde.
Das hinderte das Trio jedoch nicht daran an Bord zu gehen und zu dem anderen Ende der Höhle zu fahren, wo eine kleine Anhöhe aus kristallartigem Gestein vor ihnen aus dem Wasser ragte. Der Anstieg war steil und Amberle ging voraus, während sie Dumbledore aus dem Boot half und Harry das Schlusslicht bildete. Sie stiegen den kleinen Hügel empor und ein großes Gefäß war dort im Boden verankert. Es hatte ebenfalls Ähnlichkeit mit einem blassen Kristall und Amberle spürte, dass ein mächtiger Zauber davon ausging.
Die Drei postierten sich herum und während Amberle einen gewissen Abstand hielt, warf Harry einen erwartungsvollen Blick auf das, was direkt vor ihnen lag.
,,Glauben Sie, dass der Horkrux dort drin ist?", fragte er an seinen Schulleiter gewandt, der kurz seine linke Hand über die dunkle Flüssigkeit gleiten ließ, die sich im Gefäß befand und darauf reagierte.
,,Oh, ja."
Es war einer dieser Momente, in denen Amberle nicht so recht wusste, ob dies hier wirklich die richtige Entscheidung war. Obgleich dies natürlich der einzige Weg zur endgültigen Vernichten von Voldemort war, oder zumindest oder Anfang davon, so wusste sie ebenso, dass dies verhängnisvolle Dinge ins Rollen bringen konnte. Doch Dumbledore schien vollkommen entschlossen zu sein, denn sein Blick, der bis eben gerade noch auf den Zaubertrank gerichtet gewesen war, hob sich nun und fand direkt Harry, den der Schulleiter eindringlich ansah.
,,Es muss getrunken werden. Es muss getrunken werden...alles. Ihr wisst noch, unter welcher Bedingung ihr mit durftet. Womöglich lähmt mich dieser Zaubertrank. Lässt mich vergessen, warum ich hier bin. Verursacht mir solche Schmerzen, dass ich darum bettle aufhören zu dürfen. Ihr dürft diesem Flehen nicht nachkommen...keiner von euch. Im Gegenteil. Ihr müsst dafür sorgen, dass ich den kompletten Zaubertrank trinke und wenn ihr ihn mir gewaltsam einflößt."
Dumbledore sah auch Amberle eingehend an, als Harry bereits zum Widerspruch ansetzte.
,,Wieso kann ich ihn nicht trinken, Sir?"
,,Weil ich viel älter, viel klüger und weniger wertvoll bin.", erklärte der Zauberer, woraufhin Amberle ihn zweifelnd musterte.
,,Ich könnte ihn trinken. Im Gegensatz zu Harry bin ich nicht diejenige, die gegen Voldemort antreten muss."
,,Aber du musst bei klarem Verstand bleiben, Amberle. Das ist sehr wichtig und vor allem heute. Harry wird mir den Zaubertrank verabreichen und du wirst ihm dabei helfen, wenn es nötig ist. Hast du verstanden?"
Die Anordnung und auch der Blick von Dumbledore duldeten keinen Widerspruch. Und obwohl Amberle sogleich wieder eine Frage auf der Zunge lag, sprach sie diese nicht aus und beugte sich dem Willen ihres Schulleiters – trotz des unguten Gefühls in ihrem Unterbewusstsein.
,,Ja, Sir."
Für einen kurzen Moment sah Dumbledore sie noch an, als ob er an ihrer Antwort zweifeln würde. Dann griff er jedoch zu der kleinen kristallenen Trinkschale, die am Rande des Gefäßbeckens stand und erhob sie flüchtig, während er zu seinen beiden Schülern blickte und versuchte, der Situation eine kleine Portion Humor zu unterbreiten.
,,Auf eure Gesundheit."
Die Ironie dieses Satzes konnte nicht deutlicher spürbar sein. Dumbledore schöpfte die erste Kelle des Zaubertrankes aus dem Gefäß und trank sie, worin einige Tropfen sich in seinem langen silbernen Bart verfingen. Und kaum, dass der Trank die Lippen des Zauberers benetzt hatte, begann dieser am ganzen Leibe zu zittern und Amberle spürte den Schmerz, der sich im Körper von Dumbledore durch den Zaubertrank ausbreitete.
Während Harry sofort vorstürzte, um seinen Schulleiter zu stützen, der unter Schmerzen zu Boden ging, wandte Amberle den Blick ab. Sie konnte es kaum ertragen Dumbledore so zu sehen, wo sie ihn doch stets nur als klugen und mächtigen Schulleiter von Hogwarts gekannt hatte. Doch dieser Zaubertrank schien selbst den stärksten Zauberer in die Knie zu zwingen und die Tatsache, dass sie und Harry ihn zwingen sollten, den gesamten Zaubertrank einzuflößen, kam einer puren Folter gleich.
Und es war pure Folter. Harry wirkte ebenfalls gequält, als er Dumbledore nach und nach den Zaubertrank verabreichte und Amberle wollte ihm zwar helfen, brachte es aber einfach nicht über sich. Stattdessen behielt sie die Höhle im Blick und versuchte, die qualvollen Laute von Dumbledore auszublenden. Es ging ihr durch Mark und Bein, was sie nur dazu veranlasste, Voldemort einmal mehr für das zu verachten, was er anderen in seinem Umfeld antat. Und wenn sie jemals die Gelegenheit dafür bekam, würde sie dem dunklen Zauberer dafür eine Abreibung verpassen.
Es verging eine gefühlte Ewigkeit, als es mit einem Mal still in der Höhle wurde und Amberle sich zu dem Geschehen umdrehte. Dumbledore hatte soeben eine weitere Portion des Zaubertrankes von Harry eingeflößt bekommen, als es ihm mit einem Mal nach Wasser ächzte. Amberle trat unterdessen zögerlich an das Kristallgefäß heran und warf einen Blick hinein, wo sie ihren Augen kaum traute.
Nun, da der Zaubertrank verschwunden war, lag einzig und allein ein Medaillon am Grund des Gefäßes und obgleich Amberle die Präsenz schwarzer Magie erwartet hatte, spürte sie bei dem vermeintlichen Horkrux nicht das Geringste davon. Da trat auch schon Harry an ihre Seite und sah ebenso verdutzt auf das Schmuckstück, welches er sofort an sich nahm und sichtlich erleichtert betrachtete.
,,Es ist Ihnen gelungen, Sir. Sehen Sie."
,,Harry, Wasser.", kam es nur schwach von Dumbledore und sofort zauberte der 16-jährige mit seinem Zauberstab Wasser auf den Grund des Gefäßes.
Als er dieses jedoch mit der Trinkschale ausschöpfen wollte, gelang ihm dieses nicht und Amberle spürte mit einem Mal, wie ihr Instinkt Alarmsignale aussandte. Sofort umfasste die Hexe ihren Zauberstab fester und drehte sich um, wo sie sah, wie der Lichtkegel von Dumbledores Zauber sie umkreiste und dann mit einem Mal im Wasser versank.
Harry, der sich soeben zum Ufer begeben hatte und die Trinkschale bei sich hatte, verschaffte sich durch seinen eigenen Lumos-Zauber neues Licht. Amberle warf einen genaueren Blick auf das schwarze Wasser und als ihr bester Freund soeben die Trinkschale in das Wasser tauchte, weiteten sich die Augen von Amberle aus Entsetzen.
,,Harry, nicht!!!"
Doch ihre Warnung kam zu spät. Denn die glitschige Hand einer schaurigen Kreatur kam aus dem Wasser geschossen und umklammerte den Unterarm von Harry. Dieser versuchte sich dem gewaltsamen Griff zu entziehen und Amberle eilte sofort los, um sich einen Weg zum Ufer zu bahnen. Dabei wurde sie jedoch von Dumbledore aufgehalten, der urplötzlich nach ihrer linken Hand griff und zu der jungen Hexe aufsah.
,,Amberle."
Diese hielt inne und Harry, der sich ein paar Stufen nach oben gerettet hatte, sah ebenso entsetzt aus. Von allen Seiten war nun lautes Planschen zu hören und Amberle wurde weiter von Dumbledore festgehalten, der noch immer am Boden saß, als Harry seinen Zauberstab schwang.
,,Lumos Maxima."
Es gab keine Worte für das Grauen, welches durch den hellen Lichtstrahl enthüllt wurde, der aus dem Zauberstab von Harry geschossen kam. Es waren Inferi, verhexte wiederauferstandene Leichen, die nun aus dem Wasser gekrochen kamen und sich langsam aber sicher einen Weg zu dem magischen Trio bahnen wollten. Die knochigen und schaurigen Gestalten bereiteten Amberle eine Gänsehaut am ganzen Körper und sie begann gemeinsam mit Harry, sämtliche Zauberflüche auf die Kreaturen abzufeuern.
Über Schockzauber, Abwehrflüche und anderen Zaubersprüchen versuchten die beiden Gryffindor, sich die bedrohlichen Wesen vom Leib zu halten. Harry ging sogar zu Sprüchen aus dem Buch des Halbblutprinzen über, während Amberle bewusst wurde, dass die derartige Vielzahl an Gegnern ihnen zum Verhängnis werden würde, wenn kein Wunder geschah.
Mit einem Mal wurde Harry von hinten attackiert und von einigen Inferi ins Wasser gestoßen, woraufhin Amberle schockiert nach ihrem besten Freund Ausschau hielt, der im dunklen See verschwunden war.
,,HARRY!"
Sie wollte ihm folgen, wurde daran jedoch gehindert und mit einem Mal hörte sie, wie Dumbledore schwach ihren Namen sagte. Amberle sah zu ihrem Schulleiter, der erfolglos versuchte, seinen Zauberstab zu erreichen und die Hexe schnellte vor, um den Stab zu fassen. Kaum, dass sie ihn in der Hand hielt, warf sie ihm Dumbledore zu und dieser fing ihn, Merlin sei Dank, gekonnt auf.
Kaum, dass Albus Dumbledore seinen Zauberstab wieder in der Hand hielt, schien ein Teil seiner Kraft zurückzukehren. Denn der mächtige Zauberer erhob sich und begann seinen Stab zu schwingen, mit dem er aus Flammen einen geballten Schutzring erschuf. Amberle spürte, wie die Inferi auch sie in die Tiefe ziehen wollten, dann jedoch von den Flammen zurückgeschleudert wurden. Wie ein Lasso breitete sich der Feuerring aus und wehrte die verhexten Kreaturen ab, als Amberle sich zu Dumbledore vorkämpfte. Sie postierte sich an seiner Seite und sah suchend zum Ufer, wo wie aus dem Nichts auf einmal Harry auftauchte. Die Hexe stürzte vor und reichte ihrem Freund ihre Hand, der sie ergriff und sie zog ihn kurzer Hand aus dem verfluchten Gewässer heraus.
Gemeinsam kehrten Amberle und Harry an die Seite von Albus Dumbledore zurück, der seine verbliebenen Kräfte nutzte, um durch Magie einen Durchgang durch das gewaltige Flammenmeer zu ebnen.
,,Partis Temporus."
Noch nie hatte Amberle so hautnah die geballte Macht von Albus Dumbledore miterlebt, obgleich ja schon die spektakuläre Flucht aus seinem eigenen Büro im vergangenen Jahr für mächtig Aufsehen gesorgt hatte. Doch seltsamer Weise hatte Amberle das ungute Gefühl, dass dies der letzte große Zauber sein würde, den Professor Dumbledore in seinem Leben ausgesprochen hatte.
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