Amberle Theodora Dumbledore

Hey, alle zusammen :) Weiter geht's mit dem magischen Abenteuer und nach und nach werden nun so einige Dinge rund um unsere Amberle enthüllt. Ich wünsche euch daher ganz viel Spaß beim Weiterlesen und einen guten Start in die neue Woche.

Liebe Grüße,
eure Hela

                                                                                         ~~~

                                                               Amberle Theodora Dumbledore

Das Reich der Schatten erstreckte sich vor dem Geiste Amberles, die einmal mehr gefangen war und nicht entkommen konnte. Schwerelos trieb sie in der Luft und wurde von sämtlichen Stimmen heimgesucht, die von allen Seiten auf sie hereinbrachen.
„Wer wird dich jetzt lieben, Dumbledore?"
„Das übersteigt meine schlimmsten Vorstellungen."
„Sieben Mal."
„Ich weiß, was du getan hast, Tom!"
„Völlig egal, wie mächtig du auch sein magst, du bleibst die Tochter deines Vaters."
„Du bist der Phönix. Dein Schicksal ist einzig und allein der Tod."
„Niemand entkommt jemals dem Tod!"
„Ich wurde auserwählt."
„Vertrau mir."
Mit einem Mal sah Amberle ihren Vater Albus wieder vor sich auf dem Astronomieturm stehen, als er sie inständig anflehte, ihm zu vertrauen. Doch dann fuhr Amberle herum und musste machtlos mit ansehen, wie das Schicksal seinen Lauf nahm.
„Avada Kedavra.", sprach Snape aus, als ein blauer Lichtstrahl die Nacht erhellte und dann stürzte Albus Dumbledore vom Turm hinab in die Tiefe.

Erschrocken fuhr Amberle aus dem Schlaf auf und fand sich augenblicklich in der Realität wieder. Ihre langen Haare klebten an ihrem Körper, während ihr Herz raste und alles in ihr durch die Erinnerungen bebte. Die Magie pulsierte in ihren Adern und goldene Venen zeichneten sich unter der Haut von Amberle ab, die sich mit aller Mühe zur inneren Ruhe zwang.
Zufällig fiel der Blick von Amberle auf eins der Bilder auf ihrem Nachttisch. Es zeigte sie mit ihrem Vater zu früheren Zeiten und die Trauer kehrte mit einem geballten Schlag zurück, was Amberle ihre Fassung zurückgewinnen ließ. Zumindest hielt es ihre Magie in Schach und ermöglichte es der Hexe, wieder Herr ihrer Sinne zu werden.
All diese Worte, welche sie gehört hatte, verfolgten sie seit jeher und die Rückkehr ihrer Erinnerungen hatte sämtliche Mauern eingerissen. Die Blockade, welche Dumbledore errichtet hatte, war immerhin äußerst stark gewesen und nur sein Tod hatte sie beenden können. Obwohl Amberle zuvor einige Risse durch ihre Taten eingefügt hatte.
Das Piepsen von Artemis riss die Braunhaarige aus ihren trübseligen Gedanken und die Eule legte den Kopf etwas schräg, als sich Amberle aus dem Bett erhob und beschloss, erstmal duschen zu gehen. Immerhin hatte sie der Einblick in die Vergangenheit mächtig zum Schwitzen gebracht und so konnte sie unmöglich unter die Leute treten.
Sie suchte sich ein paar Sachen aus dem Kleiderschrank zusammen und öffnete dann zögerlich ihre Zimmertür, um sich auch zu vergewissern, dass sie ihren Adoptiveltern nicht über den Weg lief. Seit ihrer Rückkehr aus Hogwarts vor knapp einer Woche, ging sie den beiden aus dem Weg und hatte sich bislang noch nicht dazu durchringen können, mit ihnen zu sprechen. Zwar wusste Amberle, dass dies im Grunde nicht richtig war, aber sie hatte keine Ahnung, wie sie das Gespräch mit ihnen suchen sollte.
Andrew und Mary waren aber bereits unten und deshalb huschte Amberle schnell ins Badezimmer gegenüber, ehe sie die Tür hinter sich verschloss und einen Moment mit dem Rücken an dieser lehnte. Die letzten Tage hatte sie noch mehrmals versucht, einen tieferen Einblick in die Vergangenheit von Snape zu erhaschen, doch bislang ohne Erfolg und somit würde sie sich an ihren Plan halten müssen, den sie schon bald in die Tat umsetzen würde.

Daran versuchte Amberle jedoch nicht zu denken, als sie unter die Dusche ging und das warme Wasser ihren Körper beruhigte, aber keineswegs ihren aufgewühlten Geist. Es fühlte sich wie damals an, wo Amberle auch stets mit inneren Konflikten zu kämpfen gehabt hatte. Das war wohl die Bürde, welche die Magie des Phönix' mit sich brachte und der Preis dafür, eine Dumbledore zu sein.
Amberle beendete ihren Duschgang und zog sich an, während sie in ihren Kopf schon mal überlegte, wann sie am besten das Treffen des Ordens abhalten würde. Immerhin galt es eine Menge zu besprechen und ein Besuch im Hauptquartier war notwendig, um ihren Plan umzusetzen. Außerdem warteten die Ordensmitglieder auf eine Nachricht von ihr und wollten sicher wissen, wie es nun weitergehen sollte.
Und als Amberle einen Blick in den Spiegel warf, wo ihr Ebenbild sie anblickte, wurde ihr bewusst, dass es nun doch Zeit war, mit Andrew und Mary zu sprechen. Denn obgleich sich Amberle vor diesem Gespräch fürchtete, so war es unumgänglich und sie durfte keine weitere Zeit verlieren. Denn sie konnte spüren, wie die Dunkelheit stärker wurde und das Böse mehr an Macht gewann.
Deshalb nahm sie einen tiefen Atemzug und entschloss sich dazu, es hinter sich zu bringen. Amberle verließ das Badezimmer und ging langsam Richtung Treppe, als sie von unten aus dem Wohnzimmer bereits die Stimmen der Harveys vernahm. Und Amberle lauschte ihnen, während sie leise die Stufen herunterging.
,,Wir müssen irgendwas machen, Andrew. Sie ist schon seit Tagen in ihrem Zimmer.", hörte sie Mary sagen und Andrew seufzte ergeben.
,,Das können wir nicht, Mary. Es ist in diesem Schuljahr viel passiert und alles hat sich für sie geändert. Du musst ihr etwas Zeit geben."
Amberle erreichte das Ende der Treppe und blieb am Geländer stehen, als Mary bereits fortfuhr.
,,Und was, wenn sie uns jetzt hasst? Amberle kennt nun die Wahrheit und sie erinnert sich an alles. Sie wird kaum einfach darüber hinwegsehen, dass wir all die Jahre geschwiegen haben."
,,Wir haben nur das getan, worum uns Dumbledore damals gebeten hat. Wir wussten, dass dieser Tag kommen würde, Mary.", rief Andrew seiner Frau ins Gedächtnis, die sich dadurch jedoch keineswegs besser zu fühlen schien.
,,Ich mache mir dennoch Sorgen, Andrew. Sie hat so viel durchgemacht und weiß jetzt wieder, was alles passiert ist. Wer sie wirklich ist und woher sie kommt. Was ist, wenn sie nicht länger die Amberle ist, die wir aufgezogen haben? Wenn sie sich durch die Rückkehr ihrer Erinnerungen völlig verändert hat?"

Diese Aussage stimmte Amberle nachdenklich. In der Tat waren bereits einige ihrer alten Gewohnheiten zurückgekehrt und dennoch würde Amberle Harvey ein Teil von ihr bleiben. Und im Gegensatz zu Mary, schien Andrew sich mit dieser Möglichkeit bereits abgefunden zu haben.
,,Dann müssen wir das akzeptieren. Wir haben sie aufgezogen wie unsere eigene Tochter. Haben sie stets vor allem beschützt, aber das können wir nicht mehr. Albus Dumbledore war nun einmal ihr leiblicher Vater und den hat sie auf tragische Weise verloren. Nur, um sich dann an alles zu erinnern und vollkommen allein damit zu sein."
Amberle verdrängte die aufkeimende Trauer, welche die Erwähnung ihres Vaters zurück ins Leben rief und fühlte sich enorm schuldig. Sie hatte es sich schlichtweg zu einfach gemacht, indem sie ihren Adoptiveltern aus dem Weg gegangen war, statt sich der Situation zu stellen. Und damit hatte sie vor allem den beiden schwer zu schaffen gemacht. Ein Grund mehr, die Scharade endgültig zu beenden.
,,Ich wünschte, wir könnten ihr irgendwie helfen.", brachte Mary hervor und bevor Andrew etwas erwidern konnte, betrat Amberle das Wohnzimmer.
,,Das könnt ihr nicht."
Das plötzliche Auftauchen der Hexe ließ Andrew und Mary zusammenzucken, die sofort schuldbewusst dreinschauten. Aber auch Sorge zeichnete sich auf ihren Gesichtern ab, was Amberle ihnen keineswegs verdenken konnte.
,,Amberle! Wie...wie lange stehst du denn schon da?", fragte Mary zögerlich und die Hexe schluckte ein wenig.
,,Lange genug."
Mary senkte ein wenig den Blick, was Amberle Reue empfinden ließ. Doch Andrew lenkte das Thema stattdessen auf die Frage, die ihm schon seit Tagen auf der Seele brannte.
,,Wie fühlst du dich?"
,,Ging mir schon mal besser, aber ich komm schon klar.", erwiderte Amberle und ihr Adoptivvater deutete einladend auf die Küche.
,,Vielleicht möchtest du erstmal etwas essen."
Amberle winkte dankend ab.
,,Ich habe keinen Hunger, danke."
,,Findest du nicht, wir sollten mal über all das reden?"
Mary hatte sich vom Sofa erhoben und sah Amberle verunsichert an. Diese wusste nicht so recht, wie sie mit der Situation umgehen sollte und vertraute deshalb ihrem Instinkt. Doch selbst dieser schien sich auf komplettem Neugebiet zu befinden, weshalb es die Lage nicht weniger kompliziert machte.
,,Ich weiß nicht wie.", gestand Amberle schließlich und Andrew erhob sich nun ebenfalls.
,,Wenn du möchtest, kannst du uns erzählen, was passiert ist. Wir hören dir zu und wenn dir das reicht, werden wir auch nichts dazu sagen. Oder wenn du nicht reden willst, ist das auch in Ordnung."

Amberle empfand tiefe Dankbarkeit und auch größten Respekt für die grenzenlose Gutmütigkeit der Harveys. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es für Andrew und Mary all die Jahre gewesen sein musste, ein fremdes Kind wie seine eigene Tochter aufzuziehen. Und das mit dem Wissen, dass es eines Tages die Wahrheit erkennen würde. Aber wahrscheinlich waren ihre sanftmütige Art und der selbstlose Charakter des Ehepaars der Grund, weshalb Dumbledore sie einst auserwählt hatte. Und Amberle brachte ihnen das gleiche Vertrauen entgegen, wie ihr Vater.
,,Ich will nicht lügen. Das Schuljahr hat einige Veränderungen mit sich gebracht und mir ist klar geworden, was für eine Aufgabe vor mir liegt. Der Tod meines Vaters ist nicht der einzige Schicksalsschlag, der mich getroffen hat, denn Draco steht auf der Seite der Todesser und zählt somit zu meinen Feinden. Aber ich darf meine Gefühle nicht den Blick auf das Wesentliche versperren lassen. Was zählt ist die Vernichtung von Voldemort und deshalb werde ich den Plan meines Vaters umsetzen müssen. Der Orden muss sich beraten und ich muss meiner Bestimmung folgen.", erklärte Amberle ruhig und sachlich, wobei sie ihre Adoptiveltern aufmerksam beobachtete.
Sie spürte die Unsicherheit in ihnen. Die Zweifel und Sorge, was all dies wohl zu bedeuten hatte, denn immerhin standen sie als Muggel keineswegs im Fokus der Ereignisse, wie es all jene in der magischen Welt taten. Und dennoch wussten die Zwei genau, dass sich etwas Böses zusammenbraute und Amberle diesem Konflikt zweifellos ausgeliefert war.
,,Was willst du jetzt tun?", fragte Mary schließlich und Amberle schenkte ihr ein schwaches Lächeln, während sie den schwierigsten Teil hinter sich brachte.
,,Es gibt einige Dinge, die ich klären muss und es muss viel vorbereitet werden, wenn wir gegen Riddle siegen wollen. Aber das kann ich nicht von hier aus tun. Ihr habt mich mein Leben lang beschützt und mich aufgezogen, obwohl ihr es nicht hättet tun müssen. Dafür werde ich euch auf ewig dankbar sein und ganz gleich, ob meine Erinnerungen nun zurückgekehrt sind...in diesem Leben seid ihr meine Eltern. Und ihr werdet für immer einen Platz in meinem Herzen haben."
,,Warum klingt das nach einem Abschied?", wollte Andrew wissen, woraufhin Amberle ihm einen schuldbewussten Blick zuwarf.
,,Weil es einer ist. Sobald ich durch diese Haustür gehe, befinde ich mich im Krieg und ich kann nicht länger Amberle Harvey sein. Wenn ich dafür sorgen will, dass der Plan meines Vaters gelingt und wir somit Voldemort besiegen können, dann muss ich wie eine Dumbledore vorgehen. Ich muss wieder zu der Person werden, die ich vor langer Zeit gewesen bin und das wird mich ins Kreuzfeuer werfen. Deshalb muss ich euch verlassen. Tom Riddle ist zu gefährlich und ich kann nicht riskieren, dass er euch meinetwegen tötet. Und das würde er, sollte er von euch erfahren. Mir bleibt keine Wahl. Ich muss gehen."

Es fiel Amberle nicht leicht es auszusprechen, da es sich wie ein endgültiger Schnitt anfühlte. Und im Grunde war es das auch. In den Gesichtern von Andrew und Mary sah sie, dass es ihnen sichtlich schwerfiel, diese Entscheidung hinzunehmen. Aber dennoch wussten sie auch, dass sie daran nichts ändern konnten. Ganz egal, wie schwer es ihnen auch fallen würde.
,,Dann...können wir wohl nur hoffen, dass du Erfolg haben wirst.", sagte Mary und Andrew schloss sich seiner Frau an.
,,Wenn alles vorbei ist, dann kannst du jederzeit zurückkommen."
Bei seinen Worten spürte Amberle, wie sich alles in ihr zusammenzog. Sie wusste, dass sie nicht mehr zurückkommen würde, denn ihre Zeit bei den Harveys endete unwiderruflich. Aber um die beiden nicht noch zusätzlich zu beunruhigen, rang sie sich zu einem Lächeln durch und nickte kaum merklich.
,,Das werde ich."
Durch die Antwort entspannte sich das Ehepaar etwas und Andrew verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Willst du jetzt gleich los?"
,,Noch nicht. Ich muss erst eine Nachricht an den Orden schicken und ein paar Sachen einpacken. Am besten gehe ich, wenn es Abend ist. Dann ist es leichter für mich abzutauchen.", erwiderte Amberle und Mary wandte sich mit einem Mal schluchzend ab, ehe sie Richtung Arbeitszimmer verschwand.
Amberle sah ihr nach und Andrew seufzte schwer.
,,Wir wussten ja, dass dieser Tag kommen würde und trotzdem fällt es uns nicht leicht. Ob du nun eine Dumbledore bist, spielt für uns keine Rolle. Du bist wie eine Tochter für uns und das wirst du auch immer bleiben."
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, folgte Andrew seiner Frau und Amberle blieb allein im Wohnzimmer zurück. Für einen Moment, der sich wie eine halbe Ewigkeit anfühlte, war sie wie erstarrt und konnte sich nicht von der Stelle rühren. Zu schwer lasteten die Schuldgefühle auf ihr, die sie von nun an verfolgen würden. Doch Amberle sah keinen anderen Weg und sie musste die Harveys beschützen. Ganz egal, was es auch kostete.

Entschlossen blickte Albus Dumbledore auf den Ring, der vor ihm auf dem Tisch lag. Es war ein goldener Ring mit einem schwarzen Stein, der blasse Verzierungen besaß. Doch es war weitaus mehr als nur ein Schmuckstück, das einmal der Mutter von Tom Riddle gehört hatte.
Wenn die Vermutung von Dumbledore richtig war, dann würde ihn dieser Ring ein Stück näher Richtung Vernichtung von Voldemort bringen. Doch dafür war seine Zerstörung erforderlich. Etwas, das Dumbledore ein wenig Unbehagen bereitete.
Denn beim Anblick des Steins konnte der Zauberer nicht leugnen, dass in ihm ein Verlangen brannte, dessen Macht wenigstens einmal zu testen. Schließlich war es kein gewöhnlicher Stein, welcher den Ring zierte, sondern der Stein der Auferstehung. Und dieser war ein Heiligtum des Todes.
Den Elderstab besaß Dumbledore schon und auch der Umhang, der unsichtbar machte, war aufgetaucht und befand sich im Besitz von Harry Potter. Der Stein war das einzige Heiligtum, welches bislang verschollen gewesen war und nun war er für Dumbledore zum Greifen nah.
Und wo ihn bislang die Vernunft noch zurückgehalten hatte, so siegte nun sein Streben nach Macht und er setzte sich den Ring auf den Finger. Doch das war ein Fehler, wie sich herausstellte. Denn der Ring war verflucht und Dumbledore hatte das Gefühl, als würde sein Finger in Flammen aufgehen, woraufhin er sich den Ring abzog und diesen von sich auf den Schreibtisch zurückwarf.
Fluchend sah er auf seine Hand, wo sich sogleich schwarzes Gewebe abzeichnete und die Folgen des Fluches symbolisierte, mit welchem der Ring belegt worden war. Es fühlte sich an, als würde etwas an der Lebenskraft von Dumbledore zerren und er bereute bereits, seinem Verlangen nachgegeben zu haben, welches er sonst stets unterdrückt hatte.
,,Du hattest schon immer einen Hang zur Selbstzerstörung. Genau wie damals, als du demonstriert hast, was jemandem widerfährt, wenn man sich einem Blutpakt widersetzt.", erklang mit einem Mal eine Stimme und Dumbledore erhob sich von seinem Stuhl, als er dem Abbild seiner Tochter gegenüberstand.
,,Amberle."
Es war keineswegs die reale Amberle, denn die erinnerte sich derzeit ja überhaupt nicht an ihre wahre Herkunft. Vielmehr war es ein Schatten ihrer selbst, der durch das Öffnen vom Buch der Schatten befreit worden war. Und jetzt suchte es zum ersten Mal auch Dumbledore persönlich heim, den es kritisch beäugte.
,,Du scheinst sichtlich überrascht zu sein, mich zu sehen. Ist dir gar nicht klar, was du da in deiner Hand hältst?", meinte Amberle und Dumbledore sah auf den verfluchten Ring.
,,Der Stein der Auferstehung."

Er brachte die Worte nur schwer über die Lippen, denn ihm war klar, was Amberle davon halten würde. Schließlich war Dumbledore für sein Streben nach Macht bekannt und hatte wegen seiner Tochter versucht, diese Schwäche abzulegen. Etwas, worin er zweifellos gescheitert war.
,,Ja. Sieht so aus, als wäre deine lange Suche nach den Heiligtümern endlich beendet. Die anderen zwei hast du ja bereits gefunden. Auch, wenn eins davon im Besitz von Harry Potter ist.", meinte Amberle, während sie die Arme hinter dem Rücken verschränkte und Dumbledore seufzte ein wenig.
,,Es wäre zu gefährlich, sie zusammen aufzubewahren."
,,Ja, die Heiligtümer des Todes sind ein riskantes Werkzeug. Selbst für dich. Du hättest besser nicht nach ihnen suchen sollen. Jede Macht hat ihren Preis und je größer die Macht, desto höher der Preis."
Es war eine Mahnung, das war Dumbledore klar. Und ein jeder hätte es wahrscheinlich als seltsam empfunden, von seiner eigenen Tochter belehrt zu werden. Doch Dumbledore wusste, dass sie Recht hatte und trotzdem wollte er ihr eine Erklärung geben.
,,Es ging mir nie um die Macht, Amberle. Ich wollte sie benutzen, um..."
,,Mich zu retten. Das ist mir klar.", vollendete sie seinen Satz und Dumbledore betrachtete sie eindringlich.
,,Sie sind das Einzige, was man gegen ihn verwenden kann. Mit allen drei Heiligtümern hätte ich ihm einen Deal anbieten können. Er sollte dich nicht mehr jagen und dir ein derartiges Schicksal ersparen."
,,Mit dem Tod Geschäfte zu machen ist gefährlich und noch dazu töricht. Selbst für dich. Glaub mir. Ich weiß, wovon ich spreche."
Ein Schatten legte sich auf das Gesicht vom Abbild Amberles. Sie wirkte betroffen und reumütig, versuchte es aber zu verbergen. Nur kannte Dumbledore seine Tochter zu gut, als dass ihm so etwas nicht auffallen würde. Und er spürte selbst die Last der Schuld auf sich, als sein Blick wieder auf den Ring der Riddles fiel.
,,Ich hatte nicht erwartet, dass es solche Ausmaße hat. Der Stein ist das letzte Puzzleteil, Amberle. Mit ihm sind die drei Heiligtümer vollständig und sie verleihen ihrem Besitzer die Macht, den Tod selbst zu bezwingen."
,,Niemand sollte so mächtig sein. Nicht einmal ein Dumbledore.", entgegnete sie und Dumbledore konnte nicht anders, als die Verzweiflung aus sich sprechen zu lassen.
,,Ich habe nur versucht der Vater zu sein, den du verdienst. Ein besonderes Kind verdient einen besonderen Vater."
Seit er Vater geworden war, hatte Albus Dumbledore alles versucht, um ein besserer Mensch zu werden. Nicht für sich, sondern für seine Tochter. Immerhin war sie das Wichtigste in seinem Leben und er konnte sie nicht noch einmal verlieren. Doch Amberle, obgleich es nur ihr Schatten-Ich war, hatte betreffende Einwände an seiner Aussage vorzubringen.
,,Für mich musstest du nie besonders sein. Ich habe dich immer geliebt. Für das was du bist. Wie du bist.", beteuerte sie und nun sah Dumbledore sie niedergeschlagen an.
,,Ich verdiene deine Liebe nicht, Amberle."

Viel zu schwer lastete die Vergangenheit auf den Schultern von Albus und all die Tragödien, die sich in den Jahren abgespielt hatten, hinterließen ihre Spuren auf ihm. Er war so oft gescheitert, dass es ihm absurd vorkam, als der mächtigste Zauberer aller Zeiten betitelt zu werden. Das Einzige, was ihm jemals Licht ins Leben gebracht hatte war Amberle und diese sah ihn nun mit gemischten Gefühlen an.
,,Ja, vielleicht. Aber du bist mein Vater. Wie könnte ich dich nicht lieben? Du hättest das nicht tun dürfen. Durch diesen Zauber hast du dich unwiderruflich mit meinem Schicksal verbunden. Und das Schicksal findet immer seinen Weg. Ganz egal, wie der auch verlaufen mag, am Ende ist es immer das Gleiche. Der Phönix fällt und diesmal könnte es für immer sein. Es wird dich mit in das Verderben reißen."
,,Wir alle müssen unseren Weg gehen, Amberle. Auch ich.", gab Albus zurück und Amberle wich seinem Blick aus.
,,Ich weiß. Nur habe ich stets immer alles getan, um dich davor zu bewahren."
,,Und bist deshalb gestorben. Zweimal."
Dumbledore dachte nicht gerne an die Tage zurück, an denen Amberle gestorben war. Das erste Mal, um ihn zu beschützen und das zweite Mal beim Versuch, Tom Riddle aufzuhalten, als dieser Dumbledore und alle anderen bedroht hatte. Doch was Dumbledore nur Schmerz bescherte, war Amberles Ansicht nach der einzige Weg gewesen.
,,Das war nun einmal mein Schicksal."
,,Es hätte meins sein sollen. Eltern beschützen ihre Kinder. Nicht Kinder ihre Eltern. Und ich werde nicht mit ansehen, wie du meinetwegen ein drittes Mal zu Grunde gehst.", brachte er entschlossen hervor und Amberle wirkte sichtlich betroffen.
,,Es tut mir leid. Ich wollte dir keinen Kummer bereiten. Und schon gar nicht eine Enttäuschung für dich sein."
Bei diesen Worten horchte Albus auf und bereute seine Worte sogleich. Er trat näher an Amberle heran und sein Blick wurde weicher, da er es einfach nicht ertragen konnte, seine eigene Tochter unglücklich zu sehen. Auch wenn es nur ihr Schatten-Ich war.
,,Amberle, du bist keine Enttäuschung. Im Gegenteil. Ich bereue keine Sekunde, in der ich dein Vater sein durfte. Schlimm genug, dass ich es in diesem Leben nicht sein kann.", sagte er und ließ den Kopf etwas hängen, als das Ebenbild seiner Tochter ihn versuchte aufzumuntern.
,,Falls es dich tröstet, mein jetziges Ich vertraut dir auch bedingungslos. Und tief in meinem Herzen weiß ich bereits, dass wir verbunden sind. Ich kenne nur den Grund noch nicht."
Dumbledore wusste, dass sie Recht hatte. Die wahre Amberle kam der Wahrheit mit jedem Tag näher und ahnte nicht, welchen Preis dies mit sich bringen würde.
,,Du wirst es erfahren. Schon bald.", versicherte Albus ihr und Amberle nickte.
,,Das fürchte ich auch. Ich habe versucht, mich aufzuhalten und zu warnen. Nur wollte ich nicht hören. Wir werden sehen, wie mein drittes Leben enden wird. Nur habe ich das Gefühl, dass ich die Antwort bereits kenne."

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