Alle tanzen mit dem Tod
So, meine Lieben. Melde mich wieder zurück. Die Erkältung ist zum Glück Geschichte, weshalb ich weiterschreiben konnte. Somit geht es heute wieder weiter und ich wünsche euch ganz viel Spaß beim neuen Kapitel. Vielen Dank für eure Geduld :)
Liebe Grüße,
eure Hela
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Alle tanzen mit dem Tod
Schwerelos und ohne jegliches Zeitgefühl befand sich Amberle an dem Ort der Leere, welcher sie wie ein Mantel der Finsternis umhüllte. In ihrer rechten Hand hielt sie eine leuchtende Kugel und die junge Hexe erkannte jene Prophezeiung, die sie im vergangenen Jahr während des Unterrichts bei Trelawney unbeabsichtigt befreit hatte. Noch immer konnte sie das Flüstern aus der Prophezeiung hören und sie bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken daran, was diese Kugel möglicherweise über ihr eigenes Schicksal vorhersagte.
Doch dann vernahm Amberle mit einem Mal das Echo anderer Stimmen, die zu ihr im Flüsterton sprachen. Oder vielmehr ging es in eine Art heimtückischen Gesang über, der von allen Seiten gleichzeitig kam und Amberle war wie festgewachsen. Es war fast so, als gäbe es für sie keine Möglichkeit, diesem Traum zu entkommen. Als wäre sie eine Gefangene in ihrem eigenen Geist.
„Gefangen noch in dieser Welt,
das Urteil ist schon längst gefällt.
Mit jedem Tag verblasst ihr Glanz,
es nähert sich der Totentanz.
Herz...Geist...euch fehlt jede Zeit,
es ruft euch die Vergangenheit.
Offenbart wurde das Schicksal schon,
das Ende naht von der Mission.
Oh, Amberle...oh, Amberle,
der Schatten wird dich mit sich ziehen.
Was du auch tust...was du versuchst,
du kannst ihm diesmal nicht entfliehen.
Mut...Sieg...alles was du suchst,
dein Schicksal hat dich längst verflucht.
Die Wahrheit offenbart sich dir,
doch er hat dich schon im Visier.
Freiheit fordert ihren Preis,
es durchbricht bald den Kreis.
Schatten am Abgrund der Zeit!
Zuflucht gibt dir Liebe...nein,
die Hoffnung wird zerbrochen sein,
du wandelst bereits in Dunkelheit.
Du hast dein Schicksal in der Hand,
doch hast du es noch nicht erkannt.
Alle tanzen mit dem Tod,
du kannst ihm niemals je entfliehen.
Alle tanzen mit dem Tod
nur er wird stets dein Schicksal sein.
Alle tanzen mit dem Tod
der letzte Tanz gehört nur ihm allein."
Erschrocken riss Amberle die Augen auf und fuhr aus ihrem Schlaf hoch, wo sie mit rasendem Herzen ihre Umgebung in Augenschein nahm. Die Leere um sie herum war verschwunden und auch die geisterhaften Stimmen waren verstummt. Erleichtert atmete die Hexe aus und strich sich ihre feuchten Haare zurück, die an ihrer Haut klebten, während sie das Gefühl hatte, einem nervlichen Zusammenbruch nicht mehr allzu sehr entfernt zu sein.
Was war das gerade gewesen? Sie hatte schon viele Träume oder Visionen gehabt, doch diese hier war anders als alles, was sie bisher gesehen hatte. War es eine Botschaft, eine Warnung oder doch nur ein Albtraum bezüglich dessen, was sich ereignen könnte? Ein Traum, der vielleicht die größte Angst von Amberle darstellte und der Hexe vor Augen führte, was eintreten könnte, sollte sie scheitern?
Erschüttert und nachdenklich zugleich, ließ sich Amberle wieder in ihre Kissen sinken und starrte an die Decke. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es gerade mal 3 Uhr nachts war. Also noch lange nicht die Zeit zum Aufstehen. Nur glaubte die Gryffindor keineswegs daran, erneut Schlaf finden zu können. Viel zu sehr fürchtete sie sich davor, erneut in dieser Vision zu landen und keinen Ausweg darauf zu finden.
Stattdessen versuchte sie, eine Erklärung dafür zu finden und sie rief sich einmal mehr das mysteriöse Gespräch zwischen Dumbledore und ihren Eltern ins Gedächtnis. Ihr Schulleiter selbst hatte gesagt, dass dieses Jahr irgendetwas passieren würde und allein der Vorfall in den Ferien sprach ja schon dafür, dass ihr sechstes Schuljahr keineswegs so sein würde, wie die anderen zuvor.
Zum Einen war nach wie vor ihr anderes Ich verschwunden, was Amberle mittlerweile ein ungutes Gefühl gab und auch das seltsame Verhalten von Draco bereitete ihr Kopfzerbrechen. Aber auch die Bemerkung von Valentin am gestrigen Tag ließ sie nicht mehr los. Was wusste ihr Erzfeind? Kannte er vielleicht sogar schon die ganze Wahrheit? Wusste er von Anfang an, was hinter alldem verborgen lag, was sich all die Schuljahre ereignet hatte?
In ihrer Vision hatten die Stimmen vom Tod gesungen. Würde er am Ende ihres Weges wirklich auf sie warten? War der Tod ihr Schicksal oder doch etwas ganz anderes? Amberle wälzte sich in ihrem Bett hin und her, während sie vergebens versuchte, eine Antwort darauf zu finden. Doch einmal mehr würde es wohl eine der vielen ungeklärten Fragen sein, die sie nicht lösen konnte, bis sich ihr die ganze Wahrheit offenbart hatte.
Am nächsten Tag im Unterricht zeichneten sich deutlich die Folgen davon ab, dass Amberle den Rest der Nacht keinen Schlaf mehr gefunden hatte. Sie war müde, erschöpft und hatte alle Mühe, sich auf den Stoff zu konzentrieren. Dabei war es auch nicht gerade eine Hilfe, dass Snape als ihr neuer Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste natürlich gerade in diesem Fach sein ganzes Potential als gefürchteter Professor ausschöpfte und seine Klasse ordentlich in die Mangel nahm.
Okklumentik stand heute auf dem Plan und war der Schutzzauber gegen seinen anderen Part Legilimentik. Das Abblocken von Personen, die in die Gedanken von jemandem eindringen wollten, war mindestens genauso schwer zu erlernen, wie es der Patronuszauber war und mittlerweile verstand Amberle, warum derartige Zauber erst so spät in der Ausbildung unterrichtet wurden.
Harry hatte damit ja bereits seine Erfahrung gemacht, wenn auch unfreiwillig. Immerhin hatte Snape ihn darin schon im letzten Schuljahr unterwiesen, als Voldemort durch Träume in den Kopf von Harry eingedrungen war. An den Privatstunden war Harry jedoch gänzlich gescheitert und Amberle zweifelte daran, dass ihr bester Freund seine Gedanken mittlerweile besser vor Voldemort schützen konnte, als es noch im vergangenen Jahr der Fall war.
Sie selbst versuchte in dem Unterricht krampfhaft, die Erinnerungen an letzter Nacht zu verdrängen und sich stattdessen auf die Worte von Snape zu konzentrieren. Denn dieser umkreiste seine Klasse derzeit wie ein Geier, während er sie mit allen nötigen Informationen zu dem Zauber zu textete.
,,Der Okklumentik-Zauber ist nur dann wirksam, wenn die eigene Willenskraft des Anwendenden stark genug ist, sein Gegenüber auch wirklich abzuschirmen. Ist die Konzentration nicht voll und ganz auf den Zauber gerichtet, kann dies schon zum Aufbrechen führen und der Gegner kann eure Gedanken und Gefühle einsehen. Für gewöhnlich gehört diese Kunst nicht zum Unterrichtsstoff von Hogwarts, doch Dumbledore hat mich gebeten, euch aufgrund der jüngsten Ereignisse darin zu unterweisen und zu trainieren. Solltet ihr jedoch scheitern, werden wir zum nächsten Thema übergehen und ich verschwende nicht länger meine Zeit diesbezüglich mit euch. Also, stellt euch in zwei Reihen auf und sucht euch einen Partner."
Alle folgten der Anweisung von Snape und Amberle tat sich mit Hermine zusammen. Harry suchte sich Ron als Partner aus und Valentin stellte sich Caprice gegenüber, während Amberle aus dem Augenwinkel nur beobachtete, wie Draco und Blaise sich gegenüber voneinander postierten. Der blonde Slytherin wirkte, genau wie Amberle, auch angeschlagen und schien nicht wirklich bei der Sache zu sein. Nicht gerade gute Voraussetzungen für den Okklumentik-Zauber.
Umso mehr entschloss sich Amberle dazu, ihre volle Aufmerksamkeit auf den Unterricht zu lenken und verbannte deshalb die düsteren Träume und auch Draco aus ihren Gedanken. Sie wollte davon nicht ihren Alltag beherrschen lassen und Hermine nickte ihr ermutigend zu, da ihr natürlich keineswegs entgangen war, wohin ihre beste Freundin eben noch gesehen hatte.
Snape gab klare Anweisungen und die Reihe von Hermine sollte versuchen, in die Köpfe ihrer jeweiligen Partner einzudringen, die wiederum versuchen sollten, dies abzublocken. Amberle wusste, dass es schwer werden würde, denn dieser Zauber war nicht gerade einfach und erforderte laut Snape schließlich viel Willenskraft. Doch sie riss sich zusammen und hoffte, dass es einigermaßen klappen würde.
,,Gut. Wenn ihr soweit seid, sprecht den Zauber Legilimens und richtet ihn gegen euren Partner. Wenn dieser den Okklumentik-Zauber erfolgreich durchführt, dürftet ihr bloß auf eine Wand stoßen. Wenn nicht, könnt ihr einen kurzen Blick auf die Gedanken und Gefühle eures Gegenübers erhaschen. Das brecht ihr dann aber sofort umgehend ab. Los!", äußerte Snape tonlos und die ersten Schüler wagten einen Versuch.
Hermine warf einen kurzen prüfenden Blick zu Amberle, die sich jedoch bereit machte und ihrer besten Freundin zunickte.
,,Legilimens.", sprach Hermine aus und richtete ihren Zauberstab auf Amberle.
Es war, als würde eine unsichtbare Wand entstehen, die den Zauber von Hermine auf Abstand hielt. Und so sehr sich die beste Freundin von Amberle auch anstrengte, sie konnte deren Wand weder durchbrechen, noch überwinden. Das Merkwürdige war, dass Amberle sich nicht einmal groß anstrengen musste, um den Okklumentik-Zauber einzusetzen. Denn wo sie zunächst gefürchtet hatte, dass ihre mangelnde Konzentration ihr heute einen Strich durch die Rechnung machte, so war sie vollkommen bei der Sache, als der Zauber von Hermine auf sie traf.
Ihr Instinkt reagierte wieder einmal wie von selbst und Amberle drängte den Zauber von Hermine zurück, woraufhin diese aufgab und den Zauberstab sinken ließ. Amberle warf ihr einen zufriedenen Blick zu und Hermine wirkte erstaunt, aber auch beeindruckt.
Bei den anderen lief es eher vielseitig ab. Harry hatte bei Ron einen kurzen Blick in die Gedanken seines besten Freundes werfen können, während Seamus den armen Neville beim ersten Versuch gleich umgehauen hatte. Amberle schielte zu Draco rüber, der bei Blaise keinen Zugang gehabt hatte und das Double Crabbe und Goyle hatte sich gegenseitig außer Gefecht gesetzt. Die Reaktion von Snape fiel daher auch eher grimmig aus, aber er beließ es für den ersten Versuch dabei.
,,Nun, ich hatte mir eigentlich bessere Ergebnisse gehofft, aber für den Anfang wird es wohl reichen müssen. Bis zur nächsten Stunde werden Sie alle die Willensstärke trainieren und somit die innere Wand vor Ihrem Verstand stärken. Außerdem erwarte ich einen Aufsatz zum Thema Okklumentik über zwei Rollen Pergament. Die Stunde ist beendet!"
Die Fledermaus winkte die Klasse nach draußen und Amberle verließ mit ihren Freunden zusammen zügig das Klassenzimmer. Der Unterricht bei Snape war jedes Mal ein Ereignis für sich, doch die junge Hexe war froh, dass es für heute überstanden war. Harry, der neben Amberle ging, hatte wieder einmal das Buch in der einen Hand, was er seit der ersten Stunde bei Slughorn kaum mehr zur Seite legte.
,,Ist das dein Buch für Zaubertränke?", fragte Amberle und Harry nickte.
,,Ja. Ich wollte noch ein bisschen lesen, bevor es zu Verwandlung geht."
,,Du verbringst viel Zeit damit. Es scheint sich für dich wirklich auszuzahlen, dass Slughorn jetzt Zaubertränke unterrichtet.", merkte Amberle an und Ron brummte.
,,Das ist noch untertrieben. Ich quatsche gerne noch vor dem Schlafen gehen und Harry liest nur noch in dem bescheuerten Buch."
,,Stimmt doch gar nicht.", verteidigte sich Harry, woraufhin Hermine ihm einen leicht zerknirschten Blick zuwarf.
,,Naja, irgendwie hat er schon Recht. Ich meine, du beschäftigst dich fast in jeder freien Minute damit und legst es kaum noch aus der Hand."
,,Ich dachte, gerade du würdest es begrüßen, wenn ich mich mehr mit dem Unterrichtsstoff beschäftige. Ach, vergesst es. Wir sehen uns später."
So schnell konnten die Drei gar nicht gucken, wie Harry samt seinem Buch das Weite suchte und das Trio in dem Korridor stehen ließ. Verdutzt hielten Amberle, Ron und Hermine inne, während sie ihrem Freund nachsahen. Amberle war sichtlich vor den Kopf gestoßen und verstand die Welt nicht mehr.
,,Was war das denn gerade?", brachte sie hervor und Ron seufzte.
,,Keine Ahnung. Vermutlich wieder eine von seinen Phasen. Gehen wir zum Mittagessen?"
,,Gute Idee. Ich könnte eine Pause vertragen.", stimmte Hermine zu und Amberle warf einen kurzen Blick über die Schulter, konnte Draco aber nirgends entdecken und nickte daraufhin.
,,Warum nicht? Tut uns allen sicher gut."
Gemeinsam mit ihren beiden Freunden machte sich Amberle auf den Weg zur großen Halle. Zar hatte sie eigentlich gehofft, kurz mit Draco sprechen zu können, doch der Slytherin war wie vom Erdboden verschluckt und Amberle fragte sich, wann er sich wohl an ihnen vorbeigeschlichen hatte. Und vor allem, wohin Draco wieder verschwunden war.
Die Mittagspause der Freunde verlief zum Glück ohne besondere Zwischenfälle und Harry hatte sich ebenfalls zu ihnen gesellt, nachdem er zur Besinnung gekommen war. Amberle erkundigte sich bei ihrem besten Freund nach Sirius und Harry eröffnete ihr, dass es seinem Paten soweit gut ging. Noch immer kam es selbst den Freunden wie ein Wunder vor, dass der Mordversuch von Bellatrix an ihren eigenen Cousin verhindert werden konnte und Amberle musste ihren Freunden einmal mehr ins Gedächtnis rufen, dass die ganze Sache geheim bleiben sollte.
Immerhin geschah es nicht jeden Tag, dass eine junge Hexe mit bloßen Händen den Todesfluch aufhielt und noch immer kam es Amberle gespenstig vor, was sich an dem Tag im Ministerium ereignet hatte. Und es verfolgte sie fast jeden Tag, weil es sie einfach nicht loslassen wollte.
Ausnahmsweise vermisste Amberle ihr eigenes Ich sogar, denn dies hätte ihr sicher ein paar Antworten dazu liefern können. Wer könnte ihr sonst erklären, was es mit all diesen speziellen Fähigkeiten auf sich hatte?
Die bisherigen 5 Schuljahre waren immer mehr Fähigkeiten dazugekommen und Amberle konnte sich bis heute nicht erklären, wie sie zu solchen Dingen im Stande sein konnte. Selbst bekannte Reinblüter hatten doch nicht solche Kräfte, wie sie Amberle besaß und je mehr dazu kamen, desto unheimlicher wurde es der jungen Hexe.
Deswegen war sie auch so in Gedanken versunken, als sie alleine durch den Korridor ging, dass sie sich fast zu Tode erschreckte, als Valentin urplötzlich vor ihr auftauchte. Wie aus dem Nichts stand der Slytherin-Schüler vor ihr und Amberle hielt inne, da sie sonst frontal in ihn hineingerannt wäre.
,,Man, Blackwell. Kannst du nicht aufpassen?", fauchte Amberle ihn an, doch von Valentin erntete sie nur spöttisches Grinsen.
,,Bist mal wieder in Tagträumen versunken, was? Ich kann dich verstehen. Manchmal möchte man der grausamen Realität einfach nur zu gerne entfliehen."
Amberle verdrehte die Augen und fragte sich, was sie eigentlich verbrochen hatte. Das Schicksal musste eindeutig etwas gegen sie haben, wenn es ihr ständig Valentin in Person zusandte und auch noch meistens dann, wenn Amberle es am wenigsten gebrauchen konnte.
,,Wo hast du denn deine Clique gelassen?", wollte ihr Erzfeind wissen, der sich suchend umsah, doch Amberle warf ihm nur einen gelangweilten Blick zu.
,,Warum? Auf der Suche nach neuen potentiellen Mobbing-Opfern? Vergiss es, Valentin. Vorher musst du an mir vorbei."
,,Uhh. Klingt spannend, aber nein. Ich finde es nur seltsam, dich in letzter Zeit oft alleine anzutreffen, weil ihr Vier doch sonst unzertrennlich seid.", erwiderte er und Amberle verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Tja, ich brauche nun mal auch meinen Freiraum. Und wenn du kein wichtiges Anliegen hast, dann gehe ich jetzt wieder."
,,Keine Sorge. Ich verstehe, dass du Abstand brauchst. Ist sicher nicht leicht, wenn man sich in den eigenen Träumen mit seinem unausweichlichen Schicksal konfrontiert sieht. Zumindest hast du den ganzen Tag schon gewirkt, als wärst du dem Tod persönlich über den Weg gelaufen."
Valentin musterte die Hexe und der Blick von Amberle verfinsterte sich. Natürlich wusste er wieder einmal von ihren Träumen und sie fragte auch gar nicht mehr woher. Schließlich war Valentin Blackwell ungefähr ein genau so großes Mysterium wie sie selbst und er würde ihr die Antwort darauf sicher nicht verraten. Allerdings wollte sie ihm auch nicht mehr die Genugtuung geben, aufgrund seiner Bemerkungen ihre Erschütterung oder irgendeine Reaktion preiszugeben.
,,Ein paar Träume verkünden noch lange nicht die Zukunft oder das unausweichliche Schicksal, wie du es bezeichnest. Außerdem hast du anscheinend vergessen, dass ich nicht so leicht zu bezwingen bin.", gab Amberle zurück und Valentin schmunzelte.
,,Ach, ja. Dein spektakuläres Duell mit Lord Voldy im Ministerium. Da haben in der Tat alle gezittert. Ich bin sicher, dem Dunklen Lord graut es schon vor einer weiteren Begegnung mit dir."
,,Spar dir deine Sprüche, Valentin. Vielleicht solltest du dir mal ein anderes Hobby zulegen.", entgegnete Amberle und wollte schon weggehen, als Valentin sie noch einmal zurückhielt.
,,Ich frage mich, was wohl Draco zu deinem Kampf gegen Voldemort sagt. Sicher war er begeistert davon, dass seine Freundin dem Dunklen Lord ordentlich eingeheizt hat."
Valentin bedachte Amberle mit amüsiertem Blick, doch als diese nichts erwiderte, schnitt er eine schockierte Grimasse und schaltete sofort um.
,,Oh, es sei denn, du hast es ihm gar nicht erzählt. So viele Geheimnisse...das belastet eine Beziehung, was ich dir hoffentlich nicht erklären muss. Kein Wunder, dass er zu dir auf Abstand geht. Tja, die Wahrheit tut immer weh...nicht wahr?"
Es war ein Schlag ins Gesicht. Zumindest fühlten sich für Amberle die Worte so an und sie erwiderte nichts. Valentin schien damit sein Ziel erreicht zu haben, denn er grinste triumphierend und Amberle wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sich ihr Erzfeind in Luft auflöste.
,,Was willst du eigentlich von mir?"
Amberle stellte die Frage einfach gerade heraus und erhoffte sich, warum auch immer, eine ernsthafte Antwort von ihrem Gegenüber. Valentin musterte sie nun prüfend und beugte sich ein wenig zu ihr vor, wo sie das teuflische Funkeln in seinen dunklen Augen sehen konnte.
,,Oh, keine Sorge. Das wirst du schon bald erfahren, liebe Amberle."
Die 16-jährige spürte, wie die Worte sie in Gänsehaut versetzten und für einen kurzen Moment war die Gryffindor wie erstarrt. Sie konnte nicht erwidern und hätte vermutlich noch stundenlang dort gestanden, hätte in diesem Moment nicht eine herrische Stimme die Situation unterbrochen.
,,Blackwell! Was treiben Sie da schon wieder?"
Mit wehendem Umhang kam Professor Snape auf die beiden Schüler zugerauscht und Amberle zuckte zusammen, da sie nun wirklich nicht mit dem Hauslehrer von Slytherin gerechnet hatte. Und während die Hexe kein Wort sagte, richtete sich Valentin wieder auf und schenkte Snape ein unschuldiges Lächeln.
,,Nichts, Professor. Harvey und ich hatten gerade nur eine interessante Unterhaltung."
,,Das kann ich mir vorstellen. Wo wir ja alle bestens wissen, wie Unterhaltungen zwischen Ihnen und Miss Harvey immer ausgehen. Sie werden sich jetzt zurück in Ihr Haus begeben und ich will Sie nicht mehr in der Nähe von Miss Harvey sehen.", knurrte Snape und Valentin wirkte sichtlich überrascht.
,,Und das aus Ihrem Munde? Ich bin beeindruckt, Professor. Sie ergreifen Partei für Gryffindor."
,,Sparen Sie sich Ihre Kommentare, Mr. Blackwell. Es ist eine ausdrückliche Anweisung von Professor Dumbledore und Sie sollten nicht seinen Zorn wecken. Und jetzt verschwinden Sie."
Die Anordnung von Snape duldete keinen Widerspruch und Valentin fügte sich seinem Schicksal, warf Amberle vorher aber noch einen mysteriösen Blick zu. Dann verschwand der Slytherin und Snape sah ihm noch nach, bis er aus dem Blickfeld verschwunden war. Dann drehte er sich zu Amberle um und bedachte sie mit strengem Blick.
,,Und was Sie angeht, Miss Harvey...Professor Dumbledore wünscht Sie nachher in seinem Büro zu sehen, sobald der Unterricht von heute beendet ist. Und halten Sie sich bei Salazar von Blackwell fern. Wir können nicht noch mehr Ärger gebrauchen.", raunte er ihr entgegen und Amberle nickte kaum merklich.
,,Ja, Professor."
Amberle kehrte Snape den Rücken und machte sich auf den Weg zum nächsten Fach Verwandlung. Sie war froh, dass er die Situation unterbunden hatte und dennoch wunderte es sie, dass Dumbledore offenbar ein Annäherungsverbot über Valentin ihr gegenüber verhängt hatte.
Snape verweilte im Korridor und sah Amberle nach, als sein Blick auf einen Seitengang fiel. Dort kam Draco hervor und wirkte sichtlich erschüttert, denn weder der Lehrer, noch die beiden Schüler hatten mitbekommen, dass Draco alles mit angehört hatte und somit auch von den Ereignissen im Ministerium wusste.
,,Amberle hat gegen IHN gekämpft?", brachte er hervor, doch Snape verzog keine Miene.
,,Offenkundig und sie hat es überstanden. Zerbrich dir darüber nicht den Kopf, sondern konzentriere dich auf deine Mission. Du weißt, was davon abhängt."
Snape warf ihm noch einen scharfen Blick zu, ehe er wieder davon rauschte und im nächsten Korridor verschwand. Draco blieb zurück und konnte immer noch nicht fassen, dass Amberle wirklich gegen den Dunklen Lord gekämpft hatte. Er musste um jeden Preis verhindern, dass es erneut passieren würde. Nicht auszudenken, was ein weiteres Duell zwischen der Hexe und Voldemort für Folgen haben könnte.
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