Abschied von Cedric
Abschied von Cedric
Ein paar Tage nach dem dramatischen Ausgang des trimagischen Turniers und der düsteren Enthüllung von Barty Crouch Junior, befand sich Amberle auf dem Weg zum Büro von Professor Dumbledore. Professor McGonagall hatte ihr ausgerichtet, dass der Schulleiter sie sprechen wollte und Amberle ahnte bereits, dass es dabei zweifellos um das ging, was sich bei der dritten Aufgabe und anschließend in der großen Halle abgespielt hatte.
Harry war nach dem Tod von Cedric und der wahren Identität von Professor Moody noch ein wenig verstört gewesen, weshalb seine Freunde sich ausschließlich um ihn gekümmert hatten. Amberle vermutete, dass Dumbledore aus Rücksicht darauf bis heute gewartet hatte, sonst hätte er sie mit Sicherheit noch am selben Abend in sein Büro zitiert.
Denn sie hatte seine Besorgnis gespürt, als er sie gemeinsam mit Harry und den anderen aus der großen Halle geschleift hatte. Fort von Barty Crouch, damit dieser ihnen keinen Schaden mehr zufügen konnte und dem Schulleiter hatten sicher so einige Bemerkungen auf der Seele gebrannt. Aber er hatte den vier Schüler an dem Abend nur angeordnet Ruhe zu finden und war dann mit Professor McGonagall wieder zu Snape gegangen, der als persönlicher Leibwächter von Barty Crouch fungiert hatte, der noch am selben Abend von Auroren zurück nach Askaban gebracht worden war.
Heute würde Amberle dem Gespräch mit Dumbledore jedoch nicht länger entgehen können und sie fürchtete schon, dass eine ernste Moralpredigt über sie hereinbrechen würde. Als sie das Büro schließlich erreichte, waren dort Professor McGonagall und Professor Snape anwesend, die sich allerdings umdrehten, als Amberle im Türrahmen stehen blieb.
,,Amberle. Du hast meine Nachricht also erhalten. Bitte komm rein.", forderte Dumbledore die Schülerin auf, welche zögerlich eintrat.
Der Schulleiter nickte seinen Kollegen nur schweigsam zu, die es hinnahmen und dann den Rückzug antraten. Snape rauschte mal wieder mit wehendem Umhang davon, wobei sein Blick nur flüchtig an Amberle hängen blieb und sie dennoch förmlich durchbohrte. McGonagall blieb kurz stehen und legte der jungen Hexe eine Hand auf die Schulter, was diese mit einem zaghaften Lächeln quittierte. Dann verließ auch die Hauslehrerin von Gryffindor das Büro des Schulleiters und die Tür fiel hinter ihr ins Schloss.
Amberle war nun allein mit Dumbledore, der sie prüfend musterte und diesmal wirkte er ziemlich ernst. Sie spürte, dass er nicht einverstanden mit dem war, was sie getan hatte und sie konnte es verstehen. Immerhin hatte er ihr erst noch vor Kurzem eindringlich davon abgeraten, den Zauber erneut durchzuführen und sie hatte genau das Gegenteil getan. Da war es zu erwarten gewesen, dass er ihr eine Standpauke halten würde. Die erste Frage, die er ihr stellte, kam demnach umso überraschender.
,,Wie geht es dir?", wollte Dumbledore wissen und Amberle runzelte ein wenig die Stirn, ehe sie zögerlich antwortete.
,,Ähm, eigentlich ganz gut. Vermutlich besser, als es Harry geht."
,,Ja. Er hat ohne Zweifel eine Menge durchmachen müssen. Aber er ist stark und er hat euch alle an seiner Seite. Er wird es überstehen.", erwiderte Dumbledore überzeugt, woraufhin Amberle nur stumm nickte.
Obwohl sie es selbst alles miterlebt hatte, kamen ihr die Ereignisse wie ein weiterer schrecklicher Albtraum vor, der sie während des Schlafes gnadenlos heimsuchte. Nur war dieser Traum letztendlich Realität geworden und hatte die Rückkehr von Lord Voldemort mit sich gebracht. Etwas, das Amberle noch immer bis ins Mark erschütterte.
Dumbledore trat nun die Stufen herunter und blieb vor Amberle stehen, während er die Hände hinter dem Rücken verschränkt hielt. Sein Blick war bohrend und geheimnisvoll, wie eh und je, aber dennoch war diesmal etwas anders. Eine gewisse Strenge lag in seinen blauen Augen, in denen Amberle bisher immer Verständnis und Vertrauen gefunden hatte.
,,Du weißt sicher, weshalb ich dich sprechen wollte."
,,Ja, Sir.", gab die Hexe kleinlaut zurück und Dumbledore seufzte ein wenig.
,,Du hast trotz meiner Warnung nicht auf mich gehört und den Zauber erneut ausgeführt. Ist dir eigentlich klar, was hätte passieren können? Das Buch der Schatten ist kein Relikt, welches man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Zwar habe ich dir den Schlüssel dafür bewusst zukommen lassen, aber dennoch hatte ich darauf vertraut, dass du ihn weise einsetzen würdest. Du hättest im schlimmsten Fall dabei sterben können, Amberle. Ist dir das klar?", äußerte er, woraufhin die Braunhaarige leicht in sich zusammenschrumpfte und den Kopf senkte.
,,Ich weiß."
,,Ganz zu schweigen von den Mächten, die du hättest entfesseln können. Traumwandeln ist ein gefährliches Unterfangen und dort lauern mehr Gefahren, als du dir vielleicht vorstellen kannst. Wenn du ihre Ketten sprengst, könnten sie dein Leben in einem Ausmaß vernichten, das bis jeher unvorstellbar war."
Dumbledore versuchte ihr ohne Zweifel den Ernst der Lage klarzumachen und Amberle sah aus dem Augenwinkel, wie ihr Ebenbild auf einmal im Büro von Dumbledore stand. Es befand sich in der Nähe vom Denkarium und hatte seinen ausdruckslosen Blick wieder auf die junge Hexe gerichtet, die es jedoch nicht wagte, ihm direkt zu begegnen. Als sie stattdessen ein wenig zu Dumbledore aufsah, musterte dieser sie eingehend und schließlich entspannten sich seine Gesichtszüge ein wenig.
,,Ich hoffe, dir ist klar, warum ich diesbezüglich an dich appellieren muss, Amberle. Du bist stärker, als du vielleicht ahnst und deshalb sorge ich mich auch um dich. Wenn man sich erstmal auf einen derartigen Pfad befindet, kann man sich sehr schnell dabei selbst verlieren und ich möchte nicht, dass dir so etwas widerfährt. Versprich mir deshalb bitte, dass du dich in Zukunft an mich wendest, wenn du ein derartiges Vorhaben erneut für unausweichlich hältst.", sprach er und Amberle nickte.
,,Ich verspreche es."
,,Gut. Denn nichts desto trotz muss ich gestehen, dass ohne dein beherztes Eingreifen die Situation sicher noch schlimmer ausgegangen wäre. Du hast die Wahrheit ans Licht gebracht und Harry vor Barty Crouch Junior gerettet. Das war sehr mutig von dir. Und du hast deine Freunde beschützt, bis wir da waren, um die Lage zu entschärfen. Ohne Zweifel die Taten einer wahren Gryffindor."
Diese Aussage entlockte Amberle sogar ein kleines Lächeln, obwohl sie sich auch die vorherigen Worte von Dumbledore zu Herzen nehmen würde. Er hatte Recht und das wusste sie, zumal ihr Ebenbild der beste Beweis dafür war, dass der Zauber durchaus seinen Preis hatte. Zwar kannte Amberle die genaue Bedeutung noch nicht, aber sie schwieg bezüglich dessen auch gegenüber Dumbledore. Er schien sich auch so schon genug Sorgen zu machen und noch heute bewunderte Amberle ihren Schulleiter für das, was er alles auf sich nahm, um seine Schüler zu beschützen. Ohne ihn wäre die Welt ohne Zweifel ein sehr viel kälterer Ort.
,,Nun, du kannst gehen, Amberle. Wir sehen uns später in der großen Halle und sollte sich in den Ferien irgendwas ereignen, bitte ich dich inständig darum, mich in Kenntnis zu setzen.", richtete der Zauberer noch an die Braunhaarige, welcher in dem Moment wieder bewusst wurde, dass heute die Trauerfeier für Cedric Diggory stattfand.
,,Das werde ich, Professor."
,,Gut. Denn vergiss nicht, du bist nicht allein."
Dumbledore legte ihr seine Hand auf die Schulter und Amberle schenkte ihm ein Lächeln, ehe sie stumm nickte und dann langsam den Rückweg antrat. Beim Gedanken an den bevorstehenden Abschied von Cedric, wurde sie wieder von Schuldgefühlen geplagt, weil sie seinen Tod nicht hatte verhindern können. Doch sein Schicksal schien von Anfang an besiegelt gewesen zu sein. Und als Amberle das Büro verlassen hatte, blieb Albus Dumbledore allein zurück, der seiner Schülerin noch nachsah, obwohl die Tür sich längst wieder geschlossen hatte. Vermutlich hätte er auch noch Stunden da gestanden und auf eine verschlossene Tür gestarrt, hätte ihn eine kalte Stimme nicht aus seinen Gedanken gerissen.
,,Oh, oh. Böse, böse Amberle. Ignoriert einfach die Warnung ihres Schulleiters. Ganz schön ungezogen, nicht wahr?"
Dumbledore drehte sich langsam um und stand Valentin Blackwell gegenüber, der ihn mit seinen dunklen Augen belustigend anfunkelte und Dumbledore beäugte den ungebetenen Gast mit Argwohn.
,,Was tust du hier? Ich hatte dir angeordnet, für den Rest des Schuljahres fernzubleiben."
Der Blick von Valentin nahm eine Maske der Reue an, doch natürlich durchschaute Dumbledore die Scharade, die ihm nur allzu bekannt geworden war.
,,Mja, ich weiß. Tut mir leid. Aber ich war einfach zu neugierig, ob Lord Voldy es wirklich bis zur Rückkehr bringt oder klein Amberle es doch noch schafft ihn aufzuhalten. Aber leider nahm es dann ja doch noch seinen Lauf. Naja, immerhin hat sie unseren lieben guten Harry vor dem falschen Mr. Moody gerettet. Eigentlich eine Schande, dass es ein Ritual aus dem Buch der Schatten braucht, damit die Lehrer erkennen, was für einen Abschaum sie sich ins Schloss holen. Ihr scheint einfach nichts dazuzulernen. Wobei, unsere liebe Amberle hat dabei noch etwas weitaus Gefährlicheres entfesselt, nicht wahr? Ihr eigenes Schicksal."
Die Worte von Valentin versetzten Albus Dumbledore eine Gänsehaut, da er sich dessen durchaus selbst bewusst war. Er wusste, was der Zauber für Konsequenzen mit sich bringen würde und dennoch würde er keineswegs zulassen, dass Valentin sein Ziel erreichte.
,,Du wirst dich von ihr fernhalten.", forderte er von seinem Gegenüber, doch Valentin breitete nur unschuldige die Arme aus.
,,Aber das kann ich nicht. Sie wissen genau warum, denn schließlich haben Sie das alles verursacht, Professor. Muss furchtbar sein zusehen zu müssen, wie sich die eigenen Schüler ins Unglück stürzen und man kann nichts dagegen tun. Vielleicht sollten Sie unserer kleinen Hexe die Wahrheit sagen."
Valentin musste es nicht aussprechen, denn in seinen Augen stand alles, was Dumbledore wissen musste. Doch der Zauberer wehrte sich noch immer gegen diesen Schritt, der eines Tages jedoch unvermeidlich sein würde.
,,Nein.", kam es ihm entschlossen über die Lippen, woraufhin Valentin spielerisch seufzte.
,,Es wird sie nicht retten, auch wenn Sie weiterhin schweigen. Aber bitte. Mir soll's recht sein. Amberle ist genau da, wo ich sie haben will. Ich muss mich im Grunde nur zurücklehnen und zusehen. Tut mir übrigens Leid um den jungen Burschen Cedric Diggory. Schien ein netter Kerl gewesen zu sein, aber er war leider zur falschen Zeit am falschen Ort. Der Tod ereilt einen schnell, wenn man den Weg von Lord Voldemort kreuzt."
Der Blick von Albus Dumbledore verfinsterte sich bei dieser Aussage.
,,Du musst es ja wissen."
Valentin glitt ein Lächeln über das Gesicht, wobei ihm der Triumph deutlich abzulesen war. Er klopfte Dumbledore auf die Schulter, während er an ihm vorbeging und noch eine letzte höhnische Bemerkung machte, wobei der Schulleiter ihm allerdings den Rücken zugewandt hatte, sodass Valentin die folgende Erschütterung im Blick von Dumbledore entging.
,,Angenehme Ferien, Professor. Ich freu' mich schon aufs neue Schuljahr. Und viel Glück bei der Trauerfeier. Ich bin sicher, Sie finden die richtigen Worte."
Damit verschwand Valentin Blackwell und Dumbledore schloss für einen kurzen Moment die Augen, ehe die Schuldgefühle auf ihn einstürzten wie ein tobendes Unwetter. Er hatte nicht nur Harry und auch Amberle furchtbaren Gefahren ausgesetzt, sondern durch seine Untätigkeit auch noch den Tod von Cedric Diggory heraufbeschworen, dessen Trauerfeier er heute noch abhalten musste.
Wieder einmal hatte er versagt, wo er doch als so mächtig und weise galt. Nur fühlte sich Albus Dumbledore keineswegs so und er wusste bereits jetzt, dass nach diesem Schuljahr das Schicksal unvermeidlich seinen Weg gehen würde.
Wenig später waren sowohl Schüler und Lehrer von Hogwarts, als auch von den beiden Gastschulen in der großen Halle versammelt. Diese war mit schwarzen Flaggen heute geschmückt, welche die große Trauer symbolisierten, die ein jeden Anwesenden in der heutigen Stunde heimsuchte.
Noch immer war der Ausgang des Turniers ein Schock für alle, denn wer hätte auch schon ahnen können, dass die letzte Aufgabe mit der Rückkehr von Lord Voldemort und dem tragischen Tod von Cedric Diggory endete.
Albus Dumbledore saß alleine auf seinem Stuhl vor dem Pult auf der Anhöhe und suchte noch immer nach den richtigen Worten, die ihm einfach nicht in den Sinn kommen wollten. Immer wieder sah er den leblosen Körper des einst so tugendhaften Hufflepuff-Schülers vor sich, der durch seine Teilnahme am trimagischen Turnier zu Tode gekommen war.
Der Schulleiter spürte die Blicke aller Anwesenden auf sich und nahm einen tiefen Atemzug, ehe seine ruhige Stimme die Halle füllte und das erdrückende Schweigen unterbrach.
,,Heute beklagen wir einen fürchterlichen Verlust.", setzte Dumbledore an und erhob sich schließlich. ,,Cedric Diggory war, wie ihr wisst, ein überaus engagierter Schüler, ein unendlich aufrichtiger Mensch und, was am Wichtigsten ist, ein wahrer...wahrer Freund. Ich finde, deshalb habt ihr das Recht, genau zu erfahren, wie er gestorben ist. Nun, Cedric Diggory wurde ermordet – von Lord Voldemort.", fuhr er fort und trat an das Pult heran. ,,Das Zaubereiministerium wünscht nicht, dass ich euch dies erzähle, aber es zu verschweigen, wäre eine Beleidigung seines Andenkens. Der Schmerz, den wir alle über diesen Verlust empfinden, erinnert mich, erinnert uns...daran, dass, obgleich wir von verschiedenen Orten kommen und verschiedene Sprachen sprechen, unsere Herzen gemeinsam schlagen. Im Licht der jüngsten Ereignisse, sind die Bande der Freundschaft, die wir hier geknüpft haben, wichtiger denn je. Beherzigt das. Und Cedric Diggory wird nicht vergeblich gestorben sein...beherzigt das. Und wir feiern einen Jungen, der ehrlich war und freundlich und tapfer und treu...bis zum Ende."
Dumbledore wusste nicht, ob seine Worte dem ehrenhaften Andenken von Cedric gerecht wurden und den Hinterbliebenen Trost spenden konnten, aber er hoffte, dass sie dennoch ein wenig Licht auf die Dunkelheit werfen konnten, die ihnen allen nun bevorstand. Wie er schon Harry gesagt hatte, lagen schwere Zeiten vor ihnen allen und ein jeder würde sich schon bald zwischen dem richtigen Weg und dem leichten entscheiden müssen. Eine Wahl, die sogar er zu treffen hatte.
Nach der Ansprache von Dumbledore verließ Amberle gemeinsam mit ihren Freunden die Halle und sie traten auf den Innenhof. Noch immer dachte sie an die Worte von Dumbledore, die zwar keineswegs die Trauer hatten ausmerzen können, aber dennoch einen kleinen Hoffnungsschimmer hinterlassen hatten. Darauf, dass man trotz aller Unterschiede selbst in den entferntesten Kreisen Unterstützung finden konnte.
,,Wollen wir vielleicht einen Spaziergang machen?", schlug Hermine vor und Ron zuckte mit den Schultern.
,,Von mir aus. Ist zumindest besser, als gar nichts zu tun. Harry, kommst du mit?"
Der Schwarzhaarige nickte nur stumm und als sie alle zu Amberle sahen, tat sie es ihrem besten Freund gleich. Allerdings trat in diesem Moment Draco Malfoy auf das Quartett zu und dies hielt überrascht inne, während Amberle sich kaum merklich anspannte.
,,Amberle, können wir kurz reden?"
Der Blonde warf ihr einen bittenden Blick zu, in dem die Hexe einen kleinen Hoffnungsschimmer aufblitzen sah, schien das Trio jedoch möglichst ausblenden zu wollen. Schließlich wandte sich Amberle an ihre Freunde, denen sie auffordernd zunickte.
,,Geht schon mal vor. Ich komme gleich nach.", ordnete sie an und nach einem kurzen Moment des Zögerns, ließ das Trio die beiden allein zurück und Amberle sah angespannt zu dem Slytherin. ,,Draco, heute ist die Trauerfeier für Cedric, also habe ich keine Lust mit dir zu streiten."
,,Ich will mich auch nicht streiten."
,,Was willst du dann?", verlangte die Braunhaarige zu wissen, woraufhin Draco sie reumütig ansah.
,,Mich entschuldigen. Was ich gesagt habe...war nicht ganz nett und..."
,,Nicht ganz nett? Hör mal zu, wenn du glaubst, dass du jetzt nur ein paar charmante Worte von dir geben musst, damit ich alles vergesse, dann irrst du dich. Denn ich bin nicht wie Crabbe und Goyle oder all die anderen Slytherin-Schoßhündchen, die dir zu Füßen liegen und alles tun, was du ihnen sagst."
Die junge Hexe funkelte Draco an, der daraufhin schluckte und kaum merklich nickte.
,,Das weiß ich."
,,Gut. Mir ist klar, dass du kein Unschuldslamm bist und du vor allem Harry, Ron und Hermine nur zu gerne schikanierst, wenn sich dir die Möglichkeit dazu bietet, aber ich dachte zumindest zwischen uns beiden würde so etwas wie Freundschaft existieren."
Amberle konnte nicht leugnen, dass sie Enttäuschung diesbezüglich empfand. Hatte sie sich doch in der Tat erhofft, sich in Draco nicht getäuscht zu haben. Doch der Streit zwischen ihnen hatte endgültig das Gegenteil bewiesen. Auch, wenn Draco vergeblich versuchte, die Sache wieder geradezubiegen.
,,Tut es. Ich bin dein Freund, Amberle.", versicherte Draco ihr, doch erntete er nur Misstrauen von Amberle.
,,Wirklich? Davon habe ich nicht viel gemerkt. Weißt du, Draco...die Sache mit Freundschaft funktioniert nur, wenn ein gewisses Maß an Vertrauen zwischen beiden Parteien herrscht und das ist bei uns nicht der Fall. Ich hatte wirklich gedacht, dass du dich ändern könntest, aber da habe ich mich wohl getäuscht. Du behandelst deine Mitschüler wie Dreck und hältst sie für wertlos, wenn sie Muggel als Eltern haben oder nicht im Haus Slytherin sind. Und du glaubst, weil du aus einer reinblütigen Familie stammst, wärst du ihnen überlegen, aber das bist du nicht. Ich hab wirklich gehofft, dass du eine gute Seite hast, aber das war ein Irrtum."
Nun wirkte der blonde Zauberer schon fast ein wenig verzweifelt, denn seine Stimme wurde leiser und das Bedauern stand in seinem Blick geschrieben.
,,Nein. Amberle, ich hab viele Fehler gemacht, aber...du musst mir glauben. So, wie ich bei dir bin...bin ich in Wirklichkeit. Das andere...ist nur Fassade."
,,Ich wünschte, ich könnte dir glauben, aber dafür ist zu viel passiert. Und wenn dir die angebliche Freundschaft zwischen uns wirklich was bedeuten würde, dann hättest du sie nicht permanent vor allen anderen verleugnet. Draco, du musst endlich anfangen, deine Mitmenschen mit Respekt zu behandeln und wenn du einige von ihnen nicht leiden kannst, dann lass sie einfach in Ruhe. Denk mal in Ruhe darüber nach und von mir...hältst du dich besser auch fern. Schließlich bin ich nur ein wertloses Schlammblut und mit dem sollte sich ein Reinblut wie du, besser nicht abgeben. Es ist wohl so, wie es ist. Gryffindor und Slytherin...können niemals Freunde sein."
Es fiel Amberle schwer diese Worte auszusprechen, aber es war das einzig Richtige. Sie wollte nicht länger das ewige Hin und Her ertragen müssen, denn dies würde nur unweigerlich zu neuen Missverständnissen und Konflikten führen. Etwas, das die Hexe nun wirklich nicht gebrauchen konnte, nachdem Voldemort durch ein heimtückisches Ritual wieder zurückgekehrt war und bald sicher Jagd auf Harry machen würde.
Sie kehrte Draco den Rücken und ließ den blonden Zauberer auf dem Schulhof zurück, während sie den Rückweg ins Schloss antrat. Noch immer war sie von Kummer wegen dem Tod von Cedric geplagt, obwohl sie sich ja kaum gekannt hatten. Aber Amberle bedauerte zutiefst, dass sein Leben so ein schreckliches Ende genommen hatte. Aber Dumbledore hatte bei der Trauerfeier wieder einmal genau die richtigen Worte gefunden, um das Andenken von Cedric zu ehren, der bei dem trimagischen Turnier das wohl größte Opfer gebracht hatte, welches jemand überhaupt bringen konnte.
Und dennoch spürte sie, dass ihr Herz sich gegen die Entscheidung ihres Verstandes wehrte. Es wollte nicht diesen Weg gehen, aber Amberle wusste, dass sie ihn gehen musste. Das Wichtigste war nun, Harry vor Voldemort zu beschützen und den dunklen Zauberer ein für allemal zu Fall zu bringen.
Am letzten Tag des vierten Schuljahres stand nicht nur die Heimfahrt an, sondern auch der Abschied von den Gastschülern. Amberle war schon früh auf den Beinen, denn sie wollte die Zeit in Hogwarts vor der Abreise genießen und ein letztes Mal durch die Korridore gehen, bevor sie über die Ferien wieder nach Hause zurückkehrte.
Als sie damals erfahren hatte, dass sie eine leibhafte Hexe war, da war ihr das alles wie ein Traum vorgekommen und heute war das Leben mit Magie für sie einfach nicht mehr wegzudenken. In Hogwarts hatte sie mit ihren Freunden schon so viel erlebt, dass man glatt ein Buch darüber schreiben könnte und Amberle war schon gespannt, was sie wohl noch alles erwarten würde, wenn sie für das nächste Schuljahr wieder zurückkehren würden.
Amberle hielt bei ihrem Rundgang die Augen offen, denn Ron und Hermine hatten ihr gesagt, dass Harry sich nach einem Gespräch mit Dumbledore wohl zurückgezogen hatte. Daraufhin hatte Amberle den beiden versichert nach ihm zu suchen, denn sie wusste, dass die vergangenen Ereignisse ihren besten Freund keineswegs kalt gelassen hatten und sie würden ihn sicher noch lange Zeit befolgen. Auch, wenn er bis heute ihnen gegenüber kein Wort darüber verloren hatte, was auf dem Friedhof zwischen ihm und Lord Voldemort wirklich passiert war.
Sie fand den Schwarzhaarigen schließlich im Innenhof auf einer Bank und trat langsam auf ihn zu. Harry hatte die Hände ineinander verschränkt und den Blick darauf gerichtet, während er sich mit den Ellenbogen auf die Knie stützte und den Oberkörper vorgebeugt hatte. Er schien von den tragischen Ereignissen des Turniers ohne Zweifel noch immer mitgenommen zu sein.
,,Hey.", brach Amberle das Schweigen und er sah kurz auf.
,,Hi."
Die Braunhaarige ließ sich neben ihrem besten Freund nieder, der seinen Blick wieder auf seine Hände gerichtet hatte.
,,Wie geht's dir?"
,,Den Umständen entsprechend.", meinte Harry tonlos und Amberle musterte ihn prüfend.
,,Was macht dein Arm?"
,,Heilt."
,,Gut."
Sie war froh, dass Harry nichts Schlimmeres zugestoßen war. Obwohl das leicht der Fall hätte sein können, denn immerhin hatte er Voldemort gegenüber gestanden und das ganz allein. Schlimm genug, dass er den Tod von Cedric hatte mit ansehen müssen und auch die Strapazen des Turniers hatten ihre Spuren auf dem jungen Zauberer hinterlassen. Der Schwarzhaarige hob schließlich den Blick und betrachtete Amberle nachdenklich von der Seite.
,,Woher wusstest du es, Amberle? Dass Moody nicht der war, der er vorgegeben hat zu sein?", fragte er auf einmal und sie zuckte mit den Schultern.
,,Keine Ahnung. Ich hatte schon immer einen guten Instinkt, wie du weißt. Der hat sich...wohl mal wieder bewährt."
Ein Blick von Harry reichte aus, um Amberle zu signalisieren, dass er ihr nicht glaubte.
,,Das ist nicht die Wahrheit oder?"
,,Es ist besser, wenn du nicht alles weißt, Harry. Du trägst schon so eine gewaltige Last mit dir herum, da kann dir auch mal ein bisschen was erspart bleiben. Meine Probleme...sollen nicht deine sein."
Der Blick von Amberle verlor sich in der Ferne, wo sie für den Bruchteil einer Sekunde wieder das Abbild von sich selbst sah. Es durchbohrte sie mit seinen Blicken, weshalb Amberle wegsah und Harry entging ihre Anspannung keineswegs.
,,Vielleicht ja doch. Ich meine, vielleicht fühlen wir uns gerade deshalb miteinander verbunden. Weil unsere Probleme gegenseitig der Schlüssel für den jeweils anderen sind."
Amberle musste zugeben, dass diese Theorie gar nicht mal so absurd klang. Aber dennoch wollte sie Harry nicht noch mehr belasten, als er es ohnehin schon war. Die Rückkehr von Voldemort würde alles verändern und sie mussten bereit sein, wenn die Zeit dafür gekommen war.
,,Mag sein. Aber jetzt ist noch nicht der Zeitpunkt dafür. Du gehst deinen Weg und ich muss meinen gehen. Das mag unsere Pfade vielleicht zuerst in verschiedene Richtungen führen, doch es ist, wie Sirius sagte: sie führen zum gleichen Ziel.", erwiderte Amberle und Harry wusste, worauf sie hinaus wollte.
,,Voldemort."
,,Ja. Wir werden ihn aufhalten, Harry...gemeinsam. Das verspreche ich dir."
Sie sah ihn zuversichtlich an und hielt ihm ihre rechte Hand hin, die er schließlich ergriff. Es war mehr als nur ein Versprechen, denn Amberle leistete innerlich einen Schwur, Harry im Kampf gegen Voldemort zur Seite stehen. Sie würden den dunklen Lord gemeinsam bezwingen...ganz egal, was es auch kosten würde.
Der Moment der beiden Freunde wurde jäh unterbrochen, als wie aus dem Nichts plötzlich Ron und Hermine zu ihnen stießen. Sie wirkten, trotz der vergangenen Ereignisse, optimistisch und Amberle war froh, ihre Freunde wieder lachen zu sehen. Auch die glücklichen Mitschüler, die sie vom Innenhof aus beobachten konnten und die sich nun voneinander verabschiedeten, waren ein schöner Anblick. Denn es bewies letzten Endes, dass trotz der drohenden Finsternis, die schon bald über sie alle hereinbrechen würde, das Licht keineswegs für immer erloschen war. Manchmal zeichnete es sich selbst in den kleinsten Momenten ab, die in den Augen mancher vielleicht unbedeutend erscheinen vermochten, aber eine viel größere Bedeutung hatten, als man ihnen zugestand.
,,Glaubt ihr, wir haben je ein ruhiges Jahr in Hogwarts?", brachte Ron es ziemlich genau auf den Punkt und alle Drei schüttelten die Köpfe.
,,Nein."
,,Ja, ich fürchte auch. Na, was soll's. Was wär das Leben ohne ein paar Drachen?", gab Ron zu und Amberle erinnerte sich nochmal an die Abenteuer, die sie bisher erlebt hatten.
Ob es nun die aufregende Suche nach dem Stein der Weisen war, die Jagd nach dem Monster aus der Kammer des Schreckens, eine gefährliche Reise in die Vergangenheit oder eben aber ein riskantes Turnier, gemeinsam hatten sie bisher noch alle Gefahren bezwungen. Und Amberle glaubte fest daran, dass sie es auch in Zukunft schaffen würden, allen Gefahren zu trotzen und für das Gute zu kämpfen.
,,Jetzt wird sich alles verändern, hab ich Recht?"
Hermine sah auf ihre Freunde und während Amberle mit Ron nur stumm nickte, trat Harry an die kluge Gryffindor heran und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
,,Ja."
Zwar sprach er es nicht aus, aber in seinem Blick lagen Hoffnung, Mut und ein Versprechen. Das genügte Hermine, die zuversichtlich nickte und zu Viert gingen die Freunde schließlich unter dem Torbogen durch in den offenen Korridor, der zur Aussichtsplattform führte, von wo aus man die Bulgaren auf dem Schiff verabschiedete.
,,Bitte schreibt mir in den Ferien, ihr alle Drei.", legte Hermine ihren Freunden ans Herz und warf einen besonders mahnenden Blick auf den Rotschopf neben sich. ,,Du auch, Ron."
,,Ich schreib nicht, das weißt du doch."
,,Harry, du schreibst, oder?", bat Hermine, als sie sich bei ihm einhakte und ein Grinsen huschte dem Schwarzhaarigen übers Gesicht.
,,Ja, jede Woche."
,,Da wird Hedwig aber viel zu tun haben.", unterstrich Amberle und Hermine warf nun auch ihr einen eindringlichen Blick zu.
,,Du schreibst mir auch, Amberle, ja?"
,,Ihr Wunsch sei mir Befehl, Miss Granger. Ich werde sogleich einen Flugplan für Artemis entwerfen. Sie wird sich freuen.", versicherte Amberle, wobei sie verschmitzt grinste und ein spielerisches Buffen von Hermine gegen ihren Arm erntete.
Gemeinsam trat das Quartett auf die Aussichtsplattform und sah auf den schwarzen See, wo das Schiff der Bulgaren nun in den Tiefen verschwand. Die Kutsche mit den fliegenden Pferden der französischen Schule, flog empor Richtung Horizont und verschwand schließlich in der Ferne.
Amberle spürte, dass Hermine Recht hatte. Jetzt würde sich alles verändern und obwohl sie bereits ahnte, dass ihnen im nächsten Schuljahr wieder so einige Dinge bevorstehen würden, so genoss sie einfach den Augenblick. Es gab für sie nichts Schöneres, als mit ihren Freunden an der Seite in Hogwarts zu sein und zu wissen, dass ihre Freundschaft durch nichts und niemanden gebrochen werden konnte.
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