Sommer

Es ist jetzt vorbei.

James Aussage schwirrte in den folgenden Wochen in Sirius Kopf herum. Technisch gesehen konnte er dieser Aussage zustimmen, er war schließlich in Sicherheit, nicht wahr? Er musste nicht zurück in dieses kalte Haus gehen und bei den Potters war alles so warm und liebevoll, dass man es sogar als Zuhause bezeichnen könnte.

Also warum, warum fühlte es sich nicht so an, als sei alles gut? Er durchlebte noch immer Albträume, manche davon nur Erinnerungen und wachte mit der Frage Wieso konnte ich nicht genug sein? auf. Wieso kümmerte ihn der Kontaktabbruch mit seinen Eltern so sehr? Über all die Jahre in denen er Hogwarts besuchte, hatten sie nie Briefe oder gar Pakete ausgetauscht. Zur Hölle, Sirius fühlte selbst keinerlei Zuneigung zu seinen Eltern, oft genug hatte er ihnen das an den Kopf geworfen. Sie waren nie eine liebevolle Familie gewesen, weshalb trauerte er ausgerechnet jetzt darüber?

Es ist jetzt vorbei.

Ja, es war endgültig vorbei. Endgültig, ohne eine Chance das vergangene jemals zu ändern. Endgültig, ohne, dass sich seine Familie jemals ändern könnte.

Doch über die Sommerferien hinweg begann es weniger zu schmerzen. Dieser Sommer war gefüllt mit heißem Sommerwetter, schwüler Luft und Sommerregenschauer am Abend, welche die Luft nach gemähten Gras riechen ließen. Mit dem Geruch der Gewürze von Euphemias hausgemachtem Essen, mit Quidditch Spielen hinter dem Haus und dem Baden im Fluss.

Zwei Wochen nachdem Sirius bei den Potters eingezogen war, kam Remus zu Besuch. Sie hatten sich wage Briefe geschickt, die jedoch lediglich oberflächliche Themen ankratzten. Der Wortwechsel den Sirius und Remus vor den Ferien hatten, hing noch immer zwischen ihnen, denn richtig geredet hatten sie seither nicht. Nachdem James sich mit einer – um ehrlich zu sein recht offensichtlichen Ausrede - davongemacht hatte, saßen die beiden Jungen schweigend nebeneinander am Fluss. Remus brach das Schweigen zuerst und begann über das Rauschen des Wassers hinweg zu sprechen.

Du musst damit aufhören, weißt du? Du darfst die Menschen um dich herum nicht verletzen, weil du schlechte Laune hast, oder verängstigt bist, oder dich machtlos fühlst. Du darfst dich nicht mit den Schmerzen Anderer ablenken, das ist das ist einfach nur falsch.

Sirius wandte nichts ein. Er sah Remus nicht an, sondern starrte auf das Wasser als könne es ihm die richtigen Worte einflüstern.

Ich bin dein Freund, fuhr der braunhaarige Junge fort. Und Freunde sind nie perfekt, sie sagen unbedachte Dinge und verletzen sich damit. Aber du ich bin mir manchmal nicht sicher, ob das was du sagst wirklich so unbedacht ist. Versteh mich nicht falsch. Du bist kein grauenhafter Freund. Du bist beschützend und lächerlich aufopferungsvoll. Aber du bist nicht perfekt.  Aber ich fürchte mich davor, dass ihr irgendwann bemerkt, was ich wirklich bin.  Dass das was du sagtest, einfach nur deine Gedanken sind. 

Remus, ich.. ich wollte dich nicht verletzen. Nicht so, wirklich nicht.. Sobald  ich das ausgesprochen hatte, wusste ich, dass es falsch war.  Du bist mein Freund und ich könnte niemals denken, dass du ein Monster bist. Ich plane nicht, dich zu verletzen.. Sirius drehte unbeholfen seine Hände im Schoß.

Okay. Ich glaube dir da. Du denkst nicht nach, das glaube ich dir auch. Du sagst das was dir in den Sinn kommt und schmeißt alles um dich. Aber du planst Sniefe.., Severus zu verletzen. Du und James denkt euch alle möglichen Gemeinheiten aus und zielt explizit auf ihn ab. Bei Merlin, ihr habt ihm kopfüber die Unterhose ausgezogen, nur weil euch langweilig war! Das ist nicht richtig Sirius.

Auch stellst du dich auf seine Seite?, schnaubte Sirius. Sniefelus ist ein schmieriger Idiot. Er schreckt doch auch nicht vor Gemeinheiten zurück!

Ich sage nicht, dass er richtig handelt. Ich mag ihn auch nicht, aber eure Fehde hat im erste Schuljahr begonnen! Wegen was überhaupt? Es sind Kinderrein, gut, aber wir sind inzwischen 16. Wir können nicht ewig alle Verantwortung von uns weisen., wir müssen. Ach, ich weiß doch auch nicht. Remus schloss die Augen und Sirius senkte seinen Blick.

Ich wohne nicht mehr am Grimmauldplatz.

Remus öffnete seine Augen schlagartig, doch Sirius fuhr sogleich fort. Es war nicht gerade schön. Meine Eltern sind, naja, nicht zaghaft. Ich glaube nicht, dass sie ihre Ideale jemals hinterfragt haben.. Er atmete auf und sah Remus jetzt an. Ich denke sie sind falsch, doch sie werden das nie so sehen. Und ich möchte nie so sein wie sie, also muss ich wohl auf Leute hören. Vor allem auf meine Freunde. Ich werde dich nicht mehr verletzen Remus, das verspreche ich. Und ich kann vielleicht sogar Sniefelus in Ruhe lassen, wenn er kein Arschloch ist.

Natürlich würde er diese guten Vorsätze nicht so einfach halten können, und schon gar nicht für  immer. Er war jung und hitzköpfig und längst nicht so Weise, wie er sich manchmal fühlen mochte. Doch für diesen Moment reichte es, es reichte, wenn um sie herum alles blühte und duftete, Wenn das Wasser munter floss, in Euphemias Küche ein Kuchen auf sie wartete und Remus leicht lächelte.

James Eltern sind nett. Ich bin froh, dass du jetzt hier bist. Er stand auf, klopfte sich Erde von der Hose und bot Sirius seine Hand an. Dieser zog sich an ihr hoch und in friedlichem Schweigen schlenderten sie zurück zum Haus, wo James bereits auf sie wartete, die Mundwinkel mit Kuchenguss verschmiert.

Es war zumindest ein Anfang.

Der Sommer war gefüllt mit Kartenspielen mit Charlus, mit festen Umarmungen von Euphemia und James erbärmlichen Versuchen einige Muggel Zaubertricks zu lernen. Remus und Peter kamen noch einige Male zu Besuch und sie besuchten die kleine Muggelstadt die in der Nähe lag. Sirius kaufte sich zerrissene  Muggeljeans und Aufnäher für seine Lederjacke und grinste den ganzen Nachmittag vor sich hin. Abends saßen James und er noch lange wach, in Decken gehüllt und kichernd mit den Gedanken an zukünftige Streiche, während vor dem Fenster die Grillen zirpten.

Der Sommer war friedlich, ebenso friedlich wie der Beginn ihres sechsten Schuljahres in Hogwarts. Sie saßen alle gemeinsam in ihrem Schlafsaal, umgeben von warmem Gryffindorrot, scherzten, lachten und planten ihr Jahr. Und so umringt von beinahe allem was Sirius liebte, den Magen mit Köstlichkeiten des Festes gefüllt, kam Sirius nicht umhin zu denken, dass alles gut war.

Vielleicht konnte es tatsächlich vorbei sein und gleichzeitig eben gerade nicht vorbei sein.

Es war ein Anfang und vielleicht würde wirklich alles gut werden.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top