Sirius's Geheimnis

Unruhig blickte James auf die große Uhr des Gemeinschaftsraumes der Gryffindors. Es war bereits 22 Uhr, doch Sirius war weder in ihrem Schlafsaal, noch irgendwo anders aufzufinden.
Immer wieder sah er hoffnungsvoll zur Tür, als erwarte er, dass Sirius jeden Moment einfach hereinspazieren würde. Doch er kam nicht.

Gegen 1 Uhr reichte es James. Er stiefelte die Treppe zu ihrem Schlafsaal hinauf und ging geradewegs zu seinem Koffer. Aus diesem zog er seinen Unsichtbarkeitsmantel hervor und wollte gerade wieder aus der Tür laufen, als Peters schnarchen ihn kurz innehalten ließ. Nachdenklich ließ er seinen Blick zu seinen beiden Freunden wandern. Peter lag in seinem Bett und schlief, während Remus an dem Fenster saß von welchem man auf den Rand des verbotenen Waldes sehen konnte. Er schien ihn noch nicht bemerkt zu haben, so fest war er in Gedanken versunken.

James zögerte plötzlich. Warum wollte er Sirius eigentlich so unbedingt finden und weshalb sorgte er sich überhaupt noch um ihn, nachdem dieser sie so vor den Kopf gestoßen und beleidigt hatte? Würden die anderen ihm überhaupt verzeihen? Peter mit Sicherheit, er war solch ein Mitläufer, dass er sich nicht von ihnen abwenden würde. Aber Remus?

James kannte die Selbstzweifel und Ängste, die dieser wegen seiner Werwolfgestalt hatte genauso gut wie die anderen beiden. Schon mehrfach war Remus aus Albträumen aufgeschreckt, in denen er entweder seine Freunde auffraß oder sie verletzte.
Zweifellos hatten sie schon einige Narben von ihm verpasst bekommen, aber er war ihr Freund. Und einen Freund zu verlassen, nur weil dieser sich ein Mal im Monat in einen Werwolf verwandelte und sie in diesem Zustand ohne weitere Probleme töten könnte... Selbstverständlich kam das für sie nicht in Frage.
Oh wie sehr sich James wünschte, dass Remus Sirius verzeihen würde.

Und er selbst? Wieso überwog die Sorge um seinen Freund seine Wut über dessen Worte? Natürlich, ihn selbst hatte Sirius nicht beleidigt. Aber für ihn zählte eine Beleidigung gegen seine Freunde genauso viel, als wäre er selbst gemeint und derjenige der sie ausgesprochen hatte, hatte normalerweise ein dickes Problem mit ihm.
Aber Sirius war eben Sirius. Sei bester Freund seit fünf Jahren, der immer für ihn, Remus und Peter dagewesen war und auf den sie sich eigentlich immer verlassen konnten.

„Jetzt geh ihn schon suchen." Remus leise Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
Leicht überrascht drehte James sich zu ihm um, noch immer zögernd. Aber als Remus ihm ein aufmunterndes Lächeln schenkte und mit dem Kopf zur Tür deutete, lief er los.

Leise, den Unsichtbarkeitsmantel sorgfältig über sich ausgebreitet, schlich er durch die menschenleeren und stillen Gänge der Schule. Vorbei an den Unterrichtsräumen, der großen Halle und hinaus. Draußen angekommen zog er ein großes Stück Pergamentpapier aus seiner Hosentasche und tippte es mit seinem Zauberstab an. Gleichzeitig hörte man ihn in der Stille der Nacht leise Murmeln: „Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin."

Nach einem Blick auf die Karte steckte er sie wieder ein und ging zielstrebig in eine Richtung. Man hörte das leise knirschen des Kieses unter seinen Füßen als er am Rand des kleinen Sees angekommen war und stehenblieb. Irgendwo hier musste Sirius sein. Als er die Gestalt schließlich entdeckte die in einiger Entfernung auf einem umgefallenen Baumstamm saß lief er vorsichtig auf diese zu und ließ sich neben ihn sinken. Schweigend starrten die beiden Jungen eine Zeit lang auf den See, welcher still und vom Mondlicht beschienen vor ihnen lag.

Schließlich brach Sirius das Schweigen. „Ich.... Man es tut mir leid. Ehrlich."
Unbehaglich sah er auf seine Hände.
Fast hätte James gegrinst, einen beschämten Sirius sah man selten.

„Was war denn in dich gefahren? Schlecht geschlafen?"

Sein bester Freund zuckte mit seinen Schultern. „Würde ich dann nachts um zwei Uhr hier sitzen? Ist Remus arg sauer?"

„Er hat gesagt ich solle nach dir sehen. Also hält es sich in Grenzen."
Er spürte wie Sirius neben ihn erleichtert aufatmete.
„Was hast du gedacht? Wir sind Freunde, da ist man nicht ewig sauer nur weil du mal wieder Trotzkopf spielen musst."

„Danke" murmelte Sirius verlegen. „Ich weiß auch nicht was los ist."

James sah Sirius kurz prüfend an. „Und was ist jetzt die Wahrheit?"

„Das ist die Wahrheit!"

„Na klar. Hey, die Prüfungen sind vorbei und es sind bald Sommerferien. Und da ziehst du nen Gesicht als ob du bald sterben würdest."

„Das ist es ja. Sommerferien. Ich hasse es so sehr zurückzufahren.
Ich hasse meine ach so feine Familie!
Ich hasse ihr Reinblutgetue und ihre herablassende Kommentare über Halbblüter!
Ich hasse es, dass ich mich andauernd benehmen muss!" brach es aus Sirius heraus. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

James schwieg betroffen. Warum war ihm nie wirklich aufgefallen, wie schlecht Sirius Verhältnis zu seiner Familie war? War er so ein schlechter Freund?
Als könnte dieser Gedanken lesen drehte er sich zu ihn und sah ihn an.
„Du kannst nichts dafür, ja? Ich bin einfach nur verdammt gut darin zu verstecken was ich denke."

James biss sich auf die Lippen. „Und warum hast du nie was gesagt.? Du hast nie über deine Familie gesprochen."

„Was weiß ich? Keine Ahnung, vielleicht bin ich zu stolz, ich will kein Mitleid, ich wollte einfach nicht darüber reden."
Erneut zuckte Sirius mit den Schultern.

„Wenn du mal nicht weiterweißt oder wegwillst, kannst du jederzeit zu mir kommen. Das weißt du, oder?"

Ein leichtes lächeln stahl sich auf Sirius's Gesicht. „Danke, aber ich werd die Ferien schon überstehen."

Innerlich stöhnte James auf. Schon wieder war sich Sirius zu stolz um irgendeine Art von Hilfe anzunehmen. Doch als er erneut ansetzte um etwas zu sagen stand Sirius abrupt auf und machte so deutlich, dass er jetzt nicht weiter darüber reden wollte.
Und James beließ es dabei, sodass sie gemeinsam zurück zum Schloss liefen.

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