Kapitel I

Hi, erst einmal freue ich mich, dass ihr auf diese Geschichte geklickt habt. Sie ist schon im Internet, auf meinem Account auf fanfiktion.de, also wundert euch nicht, wenn ihr sie eventull schon einmal gesehen habt. Ich glaube nicht, dass ich das erwähnen muss, aber: Der Großteil der Figuren gehört J.K. Rowling, die OCs wie Madlene Middletal, Arcturus Carter und Lily Luna Middletal sind meine.

________________________________________________________________


Abschied

Sie blickte einmal in den Spiegel und musterte ihre vertraute Erscheinung, aber schon nach einer Sekunde glitt ihr Blick von dem blassen Ebenbild des Mädchens, das sie nun einmal war, ab und besah sich die Verzierungen am Rahmen des Spiegels. Sie waren so unendlich interessanter als sie selber.

„Bist du fertig?", rief eine hektische Stimme einige Zimmer weiter unten.

Langsam drehte sich Lily von der spiegelnden Fläche und den verschnörkelten Ornamenten aus Silber ab und sah aus dem hohen, geschwungenen Fenster, jedoch nicht zu der Stimme, die sie gerufen hatte. Ihre Mutter wusste, dass sie sie gehört haben musste, aber sie noch einmal den unbezwingbaren Drang verspürte, ihr Zuhause zu sehen.

Während ihre Augen die Berge und Wälder um sie herum ein letztes Mal abtasteten, wusste sie, dass sie alles vermissen würde; die sanften Hügel, die nur wenige Meter von dem viel zu großen Haus anfingen, steiler und höher zu werden, um nach kurzer Distanz zu schroffen Berghängen wurden, deren Spitzen von Schnee bedeckt waren. Die Ruhe in dem kleinen Talkessel, in den sich nie ein anderes menschliches Wesen als sie und ihre Mutter begaben und in dem smaragdgrüne Bäume wie ein Tuch lagen, die klaren Bäche und den See, wenige Schritte von dem Weg entfernt, den Lily sich selbst angelegt hatte, nur ein Pfad, den man an dem nieder getrampelten Gras erkannte und zu der winzigen Höhle führte, in der sie sich so oft aufhielt. Ja, alles würde sie vermissen, auch das Anwesen, dass irgendjemand mitten in den Bergen und Wäldern Englands errichtet hatte, so weitab von jeder Zivilisation, dass sich niemand dorthin verirren würde, mit solch vielen Schutzzaubern versehen, dass niemand, der nicht dorthin gelangen durfte, herkam. Früher fand sie das pechschwarze Gebäude zu groß und unheimlich, aber trotzdem liebte sie es, die großen Räume mit den hohen Decken, von denen nur ein Viertel bewohnt waren, die Stille, die dort immer herrschte und die Geheimnisse, die das Gemäuer enthielt.

Ihr Zimmer in dem kleinen Turm war auch schwarz, wie die Steine, aus denen das Haus gebaut war. Sie hatte es selber so gewollt, denn schon immer hatte diese Farbe für etwas Vertrautes gestanden.

Mit einem Schlenker ihres Zauberstabes zog Lily die schweren Samtvorhänge vors Fenster und zog sich ihre schwarze Jacke über. Der Raum sah anders aus als sonst, dachte sie. Die wenigen ihrer persönlichen Gegenstände hatte sie in dem großen, viereckigen Koffer gelegt, sorgfältig in Tücher eingeschlagen, damit sie bei der Reise keinen Schaden nahmen. Sie streckte die Hand nach oben und eine Eule landete darauf. Pheen hasste es im Käfig zu sein, trotzdem trat sie, nicht ohne einen beleidigten Blick zu dem Mädchen zu werfen, dass gerade die Türe schloss, ein.

„Lily", rief Madlene Middletals Stimme, dieses Mal deutlich ungeduldiger.

„Ich komme", sagte die Angesprochene leise. Als sie die hohe Türe hinter sich schloss und den Weg die Treppe hinunter ins Wohnzimmer ging, bemerkte sie, dass die Sterne an der Zimmerdecke nicht mehr ganz so hell leuchteten. Ihr Raum mochte es nicht, wenn sie nicht da war.

Madlene stand kerzengerade vor dem Kamin, in dem einige kleine Flammen behaglich knisterten. In ihrer Hand hielt sie eine kleine, silberne Schale, die mit einem feinen, blassgrünen Pulver gefüllt war. Der Blick in den Augen der Frau war sorgenvoll. Wieso, begriff Lily nicht, aber ein ungutes Gefühl breitete sich in ihr aus. Ihre Mutter war normalerweise nicht beunruhigt, wenn es keinen Grund gab.

Madlene legte ihrer Tochter beide Hände auf die Schulter und dachte schmerzhaft daran, dass das Mädchen vor ihr nun schon beinahe so groß war wie sie selber.

„Hör zu", murmelte sie leise, auch ihr fiel der Abschied so schwer, „Schick mir mindestens einmal in der Woche Post, verstanden? Und in London, gehe direkt nach King's Cross, keine Umwege, hörst du?"

„Ja. Natürlich. Außerdem bleibt mir keine Zeit, mich in London umzusehen", antwortete Lily, ihre Stimme war kühl, aber ihre Augen strahlten warm, ein seltenes Phänomen. Dass ihre Mutter so unsicher war, gab ihr seltsamerweise Mut, auch wenn das kein gutes Zeichen war.

„Ich würde ja so gerne mitkommen, aber...", Madlene verstummte.

Lily fragte nicht nach. Sie hatte schon oft versucht, herauszufinden, wieso ihre Mutter sie nicht nach London begleitete, aber diese hatte immer nur die gleiche Antwort gegeben: „Ich würde es gerne tun, aber ich kann nicht. Vertrau mir, ich habe meine Gründe."

„Schon okay, Mom. Es wird schon alles gut gehen", flüsterte Lily und fühlte sich mit jeder Sekunde, in der die Tränen in den Augen Madlenes deutlicher wurden, ruhiger. Lily nahm langsam eine Hand voll Flohpulver und dachte, als sie den Ausdruck in den Augen ihrer Mutter sah, diese würde sie in letzter Sekunde doch noch aufhalten. Sie trat in den jetzt erloschenen Kamin, hielt Koffer und Eule in der linken Hand fest umklammert öffnete die rechte, während sie deutlich, aber leise, Zum tropfenden Kessel sagte. Das letzte, was sie von ihrem Zuhause sah, war wie die Uhr am gegenüberliegenden Ende des Raumes ihren Zeiger auf genau halb elf bewegte.

Als der kurze Moment vollkommener Schwärze zu Ende war, fand sie sich in einem kleinen, schäbig eingerichteten Raum wieder, dem Hinterzimmer des Tropfenden Kessels, ein Ort, an dem öfter Familien reisten, die ihre Kinder zum Bahnhof brachten, damit diese nach einigen Woche Erholung wieder die Schule besuchen konnten. Ein Mann saß hinter einem wackeligen Schreibtisch und spielte gegen sich selbst eine Runde Zauberschach, während eine ziemlich zerfledderte Feder irgendetwas auf ein Blatt Pergament schrieb.

„Name?", knurrte er ohne sie anzusehen, schob das Schachbrett beiseite, fegt das Pergament wüst auf den Boden, was ihm einen wütenden Tintenklecks von der Feder einbrachte, die er darauf fest umklammerte.

„Lily Luna Middletal", antwortete Lily, während sie sich Asche von der Hose klopfte. Der Mann raunzte etwas unverständliches, kritzelte den Namen schnell auf ein anderes Blatt und zog das Schachbrett wieder zu sich heran. Mit der linken Hand machte er eine Handbewegung in Richtung Tür.

Lily folgte der Aufforderung sofort, ging aber trotzdem betont langsam heraus und trat in einen größeren Raum, der ziemlich dunkel war, weil das einzige Licht von einem winzigen Leuchter an der Decke, von dessen Kerzen die Hälfte auch schon erloschen war, und einem winzigen, schmuddeligen Fenster über der Decke kam. In der Luft hing der Geruch von Rauch, Alkohol und noch etwas anderem. Der Boden war aus zerkratztem Holz und hinter einem niedrigen Tresen stand ein vollkommen kahler, schrumpeliger Mann, der gerade ein Glas Feuerwhiskey abfüllte.

Ohne die anderen Hexen und Zauberer weiter zu beachten, schob Lily ihren gewaltigen Schrankkoffer zwischen den eng stehenden Tischen hindurch, ohne ihn irgendwo anzustoßen.

Das London der Muggel unterschied sich vollkommen von dem dunklen, kleinen Raum, es war groß und hell, nur wenige Menschen waren um diese Uhrzeit auf der Straße, sie waren schon bei der Arbeit oder brachten ihre Kinder zur Schule, wo sie ein halbes Jahr bleiben würden. Die wenige Muggel die auf der grauen Straße in die eine oder andere Richtung hasteten, sahen nur auf, als sie die Gestalt des jungen Mädchens mit dem riesigen Koffer und dem großen, silbernen Käfig mit einer schwarzen Eule sahen und blickten gleich wieder auf den Boden. Spinner gab es in einer Großstadt wie London viele.

Um den Bahnhof herum wurde das Gedränge dichter, weil nicht nur die Zauberer von Londons Hautbahnhof in ihre Schule gelangten, sondern ebenso die Kinder der Muggeln. Lily wunderte sich, wie wenig unsicher sie sich auf dem kurzen Weg zwischen dem Pub und King's Cross fühlte. Es war das erste Mal, dass sie in einer Stadt war, die mehr als hundert Einwohner hatte, deren Straßen mehrspurig waren und in der man überall die Geräusche von Motoren und das Sirren von Stimmen hören konnte und deren Luft verpestet war vom Gestank der Busse, Taxis, Autos, Motorräder und Fabriken.

Der Bahnhof war eine riesige Konstruktion aus Metall und Stein. Auf den zahllosen Tafeln über den Köpfen der Personen standen unzählige Zugverbindungen; mehr als die Hälfte mit erheblicher Verspätung.

Lilys grüne Augen fanden, was sie gesucht hatten; das Schild, dass den Weg zu dem betreffenden Gleis zeigte. Auf dem Bahnsteig angekommen, sah sie nirgendwo das Schild zum Gleis 9 ¾, aber sie wusste, wie sie dorthin gelangte. An der Säule, an der ein weißes Schild mit einer gut erkennbaren zehn befestigt war, hing auch, etwa auf Augenhöhe, ein Plakat, auf dem das Gesicht eines Mannes abgebildet war. Sein Gesicht mochte früher vielleicht einmal schön gewesen sein, vielleicht aber auch nicht, aber nun war es hager und ausgemergelt, die Augen lagen so tief in den Höhlen, dass man sie kaum erkennen konnte, und die Haut spannte sich wächsern um den Schädel und lange, schwarze Haare standen wild von seinem Kopf ab. Er bewegte sich nicht, was bei den Bildern bei Muggeln doch verständlich war. Nun entdeckte Lily an weiteren Flächen Bilder Sirius Blacks. Auf jedem wurde gewarnt, dass er ein verrückter Mörder und unberechenbar sei, dass er eine Pistole habe und unter welcher Nummer man Informationen zu seinem Verbleib melden konnte. Selbst bei den Muggeln war seine Fassung wichtig.

Sie wandte sich ab und ging auf die Absperrung zwischen den Gleisen neun und zehn zu. Im Gegensatz zu den meisten Schülern, die neu nach Hogwarts kamen, hatte sie keine Angst, gegen die Absperrung zu stoßen. Langsam und ruhig schob sie ihren Koffer, den sie auf einen Gepäckwagen gelegt hatte, weil der Zauber für Leichtigkeit, mit dem ihre Mutter ihn belegt hatte, hatte langsam aufgehört hatte zu wirken, auf die solide wirkende Wand aus Metall zu. Pheen fiepte ängstlich. In dem Moment, wo der Vogel sich auf einen Zusammenstoß mit der Materie vorbereitete, befand er sich, mit seiner Besitzerin, auf einem lauten, überfüllten Bahnsteig voller Leute wieder, von denen ein Großteil bunte Umhänge trug. Eine rote Lokomotive stieß pfeifend Dampf aus, der um ein Schild waberte und es so unmöglich machte, es zu lesen. Aber Lily wusste auch so, wo sie war und was auf dem Holz stand: Gleis 9¾




Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top

Tags: