21.12

Das Schloss war still, nur das ferne Tropfen von Wasser durchbrach die Stille der Kerker. Hermine hätte längst in ihrem Bett sein sollen, doch eine Mischung aus Neugier und Pflichtbewusstsein trieb sie durch die dunklen Gänge. Sie hatte es satt, sich machtlos zu fühlen, während draußen die Welt auseinanderfiel.

Doch als sie in einen Korridor einbog, hörte sie leise Schritte.

„Lumos," flüsterte sie, das Licht ihres Zauberstabs erleuchtete den Flur – und Draco Malfoy trat aus dem Schatten. Natürlich.

„Granger," sagte er, seine Lippen zu einem schiefen Lächeln verzogen. „Nächtliche Patrouille, oder bist du auf einem geheimen Mission?"

„Was machst du hier, Malfoy?" fragte sie scharf, die Hand fester um ihren Zauberstab geschlossen.

„Das Gleiche könnte ich dich fragen." Er lehnte sich lässig gegen die Wand, als würde er die ganze Situation amüsant finden.

„Ich habe keine Zeit für deine Spielchen." Sie versuchte, an ihm vorbeizukommen, aber er trat absichtlich einen Schritt zur Seite, um ihr den Weg zu blockieren.

„Spielchen?" Seine Stimme triefte vor Spott. „Würde ich doch nie."

„Du bist so durchschaubar." Sie verdrehte die Augen. „Hör einfach auf, dich wie ein arroganter Idiot zu benehmen."

„Arrogant?" Er hob eine Augenbraue und trat näher. „Klingt ja fast so, als würdest du mich kennen."

„Ich kenne dich gut genug, Malfoy."

„Oh?" Er schmunzelte und trat noch einen Schritt näher, sodass nur noch wenige Zentimeter sie trennten. „Was genau weißt du denn über mich?"

„Ich weiß, dass du ein Feigling bist."

Sein Lächeln gefror, doch nur für einen Moment. Dann lachte er leise, ein gefährliches, tiefes Lachen, das Hermine widerwillig durch Mark und Bein ging.

„Vielleicht bin ich ein Feigling," sagte er schließlich, leise und fast schon herausfordernd. „Aber weißt du, was ich nicht bin?"

„Was denn?" Sie hob das Kinn, um ihm standzuhalten.

„Langweilig."

Hermine schnaufte und wollte etwas Konterndes erwidern, doch bevor sie es konnte, griff er nach ihrer freien Hand. „Du redest viel, Granger. Aber kannst du auch... fühlen?"

Es war so absurd, dass sie kurz lachen musste. „Du bist ja wirklich überzeugt von dir, was?"

„Nenn es Selbstbewusstsein."

„Ich nenne es Größenwahn."

„Dann solltest du aufpassen," murmelte er und beugte sich vor, „dass du dich nicht von mir anstecken lässt."

Sein Atem streifte ihre Haut, und Hermine war auf einmal viel zu bewusst, wie nah er ihr war. Sie ließ sich jedoch nichts anmerken, hielt seinen Blick und lächelte kühl.

„Anstecken? Ich bin immun gegen dein Geprotze."

„Immun, ja?" Seine Augen blitzten auf.

Dann küsste er sie – abrupt, fordernd und absolut selbstbewusst.

Hermine reagierte ohne zu zögern. Sie ließ ihren Zauberstab fallen, griff nach seinem Umhang und zog ihn näher. Als sie spürte, wie überrascht er kurz inne hielt, ließ sie ihre Hand tiefer gleiten, gerade genug, um seine Aufmerksamkeit vollständig auf sich zu lenken.

Er zog scharf die Luft ein, löste sich jedoch nicht. Im Gegenteil, er schien ihre Bewegung fast als Herausforderung zu nehmen.

„Granger," murmelte er gegen ihre Lippen. „Ich wusste, dass du heißblütiger bist, als du vorgibst."

„Und ich wusste, dass du überbewertet bist." Ihre Worte waren spöttisch, doch sie zog ihn noch näher, ihre Lippen wieder auf seinen.

Als sie sich schließlich lösten, lehnte Hermine sich gegen die Wand, das Haar zerzaust, die Wangen gerötet.

„Was jetzt, Malfoy?" fragte sie mit einem frechen Grinsen.

Er fuhr sich mit einer Hand durch sein blondes Haar, während er sie mit einem Blick bedachte, der sowohl amüsiert als auch fasziniert war. „Was du willst, Granger."

„Oh, das ist einfach." Sie bückte sich, hob ihren Zauberstab auf und richtete ihn auf ihn. „Ich will, dass du dich verziehst, bevor ich dich noch mehr in Verlegenheit bringe."

Er lachte leise. „Das war keine Verlegenheit, das war Genugtuung."

Hermine lachte, ein ehrliches, schallendes Lachen, und das schien ihn für einen Moment aus der Fassung zu bringen.

„Du bist unmöglich."

„Und du bist nicht halb so prüde, wie du tust."

„Wir sehen uns, Malfoy." Sie drehte sich um, nicht ohne ihn mit einem letzten Blick zu bedenken, der deutlich machte, dass sie nicht bereute, was geschehen war.

„Ich freue mich schon darauf," rief er ihr nach, bevor die Dunkelheit sie wieder verschluckte.

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