18.12

Ginny Weasley hasste es, wenn ihre Brüder sie unterschätzten. Natürlich, sie war die jüngste, das einzige Mädchen in einer Horde von sechs übermäßig beschützenden Brüdern – aber das hieß nicht, dass sie schwach war.

Heute jedoch war ein besonders anstrengender Tag gewesen. Fred und George hatten einen ihrer „harmlosen" Scherze losgelassen, und Ginny war die Leidtragende geworden. Nach einer langen Diskussion und viel Gezeter hatte sie sich entschieden, den Abend in Ruhe zu verbringen – oder das, was sie für Ruhe hielt.

Das Zaubertranklager im Keller von Hogwarts war nicht unbedingt der gemütlichste Ort, aber es war ruhig. Sie brauchte diesen Moment für sich. Ginny ließ ihren Zauberstab auf den Tisch fallen und rieb sich die Schläfen.

„Weasley?"

Die tiefe, geschmeidige Stimme ließ sie zusammenzucken. Sie wirbelte herum und sah Blaise Zabini an der Tür lehnen.

„Was machst du hier?" fragte sie scharf und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Das könnte ich dich auch fragen." Blaise trat lässig näher, ein schiefes Grinsen auf den Lippen. Er sah wie immer makellos aus – schwarze Haare, die perfekt fielen, und ein selbstbewusstes Funkeln in seinen dunklen Augen.

„Ich wollte allein sein," sagte sie knapp.

„Und doch haben wir uns hier getroffen." Blaise lehnte sich an den nächsten Tisch, sein Blick wanderte kurz zu ihrem Zauberstab, bevor er wieder zu ihr zurückkehrte. „Schicksal, meinst du nicht?"

Ginny verdrehte die Augen. „Ich glaube nicht an Schicksal."

„Natürlich nicht. Du bist viel zu pragmatisch dafür."

„Und du bist viel zu arrogant."

„Das sagen sie alle." Blaise grinste noch breiter, aber etwas in seinem Blick wurde weicher. „Aber das macht dich nur interessanter."

Ginny blinzelte. „Was?"

„Du bist nicht wie die anderen."

„Und das sagst du allen Mädchen, die du triffst?"

Blaise lachte leise. „Nur denen, die es verdienen."

Ginny musterte ihn skeptisch. „Und was willst du jetzt? Mich nerven, bis ich dir einen Flederwichtfluch auf den Hals jage?"

„Weglaufen? Du?" Blaise schüttelte den Kopf. „Du bist die mutigste Hexe, die ich kenne. Du würdest eher kämpfen, als aufzugeben."

Ginny spürte, wie ihre Wangen heiß wurden, aber sie wich nicht zurück. „Schmeicheleien bringen dich nicht weit, Zabini."

„Wer sagt, dass ich es darauf anlege?" Er trat einen Schritt näher, und sein Ton wurde ernst. „Vielleicht finde ich dich einfach faszinierend."

Ginny schnaubte. „Du findest mich faszinierend? Wieso das denn?"

„Weil du keine Angst hast, du selbst zu sein. Weil du mich nicht mit großen Augen ansiehst, als wäre ich ein besonders seltenes Exemplar in einer Sammlung. Und weil du es wagst, mir zu widersprechen."

Ginny hob eine Augenbraue. „Das klingt fast, als würdest du mich mögen."

Blaise lächelte. „Vielleicht tue ich das."

Für einen Moment herrschte Stille zwischen ihnen. Dann trat Ginny vor, ihre Augen funkelten herausfordernd. „Und was wirst du jetzt tun?"

Blaise hielt ihrem Blick stand. „Das kommt darauf an, was du zulässt."

Ginny neigte den Kopf leicht zur Seite, als würde sie ihn abschätzen. Dann, ohne Vorwarnung, griff sie nach seinem Kragen und zog ihn herunter, sodass ihre Lippen auf seinen trafen.

Der Kuss war heiß und unerwartet, wie ein Funke, der ein Feuer entzündete. Blaise zögerte nur einen Moment, bevor er ihre Taille umfasste und den Kuss erwiderte, leidenschaftlich und intensiv.

Als sie sich voneinander lösten, keuchte Ginny leicht, aber ein Lächeln spielte auf ihren Lippen.

„Ich nehme an, das war eine Bestätigung?" fragte Blaise leise, seine Stirn gegen ihre gelehnt.

„Vielleicht," antwortete Ginny und trat einen Schritt zurück. „Aber lass dir nichts darauf einbilden."

Blaise lachte. „Zu spät."

Mit einem letzten Blick drehte sich Ginny um, schnappte sich ihren Zauberstab und verließ den Raum, während Blaise ihr nachsah, das Lächeln auf seinen Lippen noch immer breit und zufrieden.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top