12.12
Der Tropfende Kessel war an diesem Abend überraschend voll. Bill Weasley hatte nach einem langen Arbeitstag als Fluchbrecher in Ägypten eine kleine Auszeit in London eingelegt. Er liebte es, hierher zu kommen, um die Atmosphäre zu genießen, ohne ständig von Leuten erkannt zu werden. Die meiste Zeit war er in Ägypten, doch heute war er einfach mal da, ohne ein großes Ziel vor Augen.
Er trat ein und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Es war ziemlich laut, die Tische waren besetzt, und der Geruch von Butterbier lag in der Luft. Doch etwas stach ihm sofort ins Auge: eine junge Frau, die alleine an einem Tisch saß und mit einer alten Zeitschrift in der Hand durch die Seiten blätterte. Ihr blonde Haare fielen in sanften Wellen über ihre Schultern, und sie trug ein schlichtes, aber auffälliges Kleid. Sie sah interessant aus, auf eine Art, die Bill dazu brachte, einen Schritt auf sie zuzugehen. Er konnte nicht ganz erklären, warum, aber etwas an ihrer Haltung wirkte anders.
Er trat an ihren Tisch und lächelte sie freundlich an. „Hallo, darf ich mich zu Ihnen setzen?" fragte er in einem lockeren Ton, ohne zu wissen, was ihn genau dazu trieb.
Sie sah von ihrer Zeitschrift auf und musterte ihn einen Moment lang mit leicht hochgezogenen Augenbrauen. „Warum nicht?", antwortete sie mit einem leichten französischen Akzent, und Bill setzte sich mit einem zufriedenen Lächeln auf den freien Stuhl.
„Danke", sagte er und winkte dem Barkeeper, um sich ein Bier zu bestellen. „Ich bin Bill, und Sie sind...?"
„Fleur", antwortete sie kurz und musterte ihn erneut mit einem neugierigen Blick. „Also, Bill... was führt einen charmanten Mann wie dich hierher?"
„Charmant, hm?" Bill lachte leise. „Ich schätze, das ist alles, was mir übrig bleibt, wenn man den ganzen Tag mit fluchbeladenen Ruinen und Magie zu tun hat. Ein wenig Entspannung musste her."
Fleur hob eine Augenbraue. „Magie und Ruinen?"
„Fluchbrecher. Ich arbeite meistens in Ägypten. Wenn man sich mit alten Artefakten beschäftigt, begegnet man auch einigen interessanten, gefährlichen Flüchen", erklärte Bill, der seine Begeisterung kaum verbergen konnte.
„Klingt spannend", sagte Fleur, aber ihre Stimme trug einen leichten Spott. „Und was genau macht ein Fluchbrecher, außer Artefakte zu plündern?"
„Oh, wir plündern nicht", sagte Bill mit einem grinsenden Blick. „Wir retten die Welt, indem wir gefährliche Artefakte sicherstellen, damit niemand sie missbraucht. Ganz edel, richtig?" Er zwinkerte ihr zu.
„Hmm", sagte Fleur, und Bill konnte sehen, dass sie seine Erklärungen nicht ganz ernst nahm, was ihm nur ein weiteres Lächeln entlockte. Sie hatte Humor.
„Und was machst du, Fleur?" fragte Bill, um die Aufmerksamkeit von seiner eigenen Arbeit abzulenken.
„Ich bin auf Reisen", antwortete sie geheimnisvoll und schloss die Zeitschrift. „Sammle Erfahrungen. Manchmal ist es gut, einfach mal weg zu gehen und die Welt zu sehen."
„Klingt nach einer guten Ausrede, um einfach nichts zu tun", sagte Bill, der die Gelegenheit sah, den Gesprächsfaden zu spinnen. „Versteh mich nicht falsch, es ist gut, mal durchzuatmen. Aber wie lange kann man nur so herumreisen, bevor es langweilig wird?"
„Glaub mir, ich finde immer etwas zu tun", antwortete sie mit einem amüsierten Lächeln. „Jeder Ort hat seine Eigenheiten."
„Und was sind die Eigenheiten dieses Ortes?" fragte Bill neugierig, als der Barkeeper ihm endlich sein Getränk brachte.
Fleur überlegte kurz und grinste dann. „Nun, dieser Ort scheint gut dafür geeignet zu sein, interessante Bekanntschaften zu machen."
„Interessante Bekanntschaften, hm?" Bill grinste zurück. „Ich nehme an, du hättest nicht gedacht, dass ich mich dazu zählen würde."
„Ich habe viele interessante Bekanntschaften gemacht", erwiderte Fleur ruhig. „Manchmal sind es die unerwarteten, die am interessantesten sind."
Bill konnte das herausfordernde Funkeln in ihren Augen sehen und wusste, dass sie mit ihm spielte. Das war genau der Moment, in dem er aufhören musste, sich zu verstecken und einfach er selbst sein sollte.
„Und was macht dich so sicher, dass ich interessant bin?" fragte er, als er sich zurücklehnte und das Glas in der Hand drehte. „Ich könnte genauso gut der nächste langweilige Kerl sein."
„Du redest jedenfalls wie ein interessanter Kerl", antwortete Fleur, die sich jetzt ein wenig zurücklehnte, als ob sie genoss, dass Bill sich anstrengte.
„Nun, das liegt daran, dass ich der Meinung bin, dass man mit jedem Gespräch etwas anfangen kann. Und ich bin ein guter Gesprächspartner", sagte Bill und ließ ein selbstbewusstes Grinsen aufblitzen.
Fleur konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie das Glas absetzte und sich geradezu zu ihm neigte. „Und was ist der beste Teil eines Gesprächs, Bill?"
„Der Teil, wenn man merkt, dass es keine Entschuldigung mehr braucht", sagte er mit einem spielerischen Lächeln.
Fleur betrachtete ihn für einen Moment, als sie über seine Antwort nachdachte. Dann stand sie plötzlich auf. „Das war unterhaltsam. Vielleicht sehen wir uns wieder", sagte sie, während sie sich zu ihm umdrehte. „Aber im Moment muss ich gehen."
„Warte, willst du nicht noch ein Glas trinken?", fragte Bill schnell. „Es könnte doch noch viel interessanter werden."
„Vielleicht beim nächsten Mal", sagte sie mit einem Lächeln, das sowohl geheimnisvoll als auch verspielt war. „Ich werde sicherstellen, dass du mich wiederfindest."
Bill grinste, als sie sich von ihm entfernte. „Ich werde es nicht vergessen."
Er sah ihr nach, als sie die Tür des Tropfenden Kessels hinter sich schloss, und wusste, dass es wohl nicht das letzte Mal gewesen war, dass sie sich getroffen hatten. Und wenn doch, dann würde er sich zumindest in Zukunft ein paar bessere Geschichten einfallen lassen müssen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top