05.12

Draco Malfoy war nie gut darin, mit seinen Gefühlen umzugehen, besonders nicht nach dem Krieg. Nach allem, was passiert war, versuchte er, sich selbst zu finden, sich zu befreien von den Ketten der Vergangenheit, die ihn immer noch festhielten. Und doch war er ständig von Erinnerungen umgeben, die ihn immer wieder zurückzogen.

Heute hatte er eine dieser Begegnungen, die er lieber vermieden hätte. Pansy Parkinson war wieder einmal aufgetaucht, mit ihrem unverwechselbaren spöttischen Grinsen und einem gierigen Lächeln, das nur eines von ihm wollte. Das er sie auszog und flachlegte. Doch Draco hatte genug. Genug von ihren Spielen, von ihren Erwartungen, von ihrer ständigen Manipulation.

„Lass mich einfach in Ruhe", hatte er gesagt, seine Stimme schneidend und kalt. „Ich habe genug davon, von dir behandelt zu werden, als wäre ich nur ein Sexspielzeug."

Pansy hatte sich umgedreht und war gegangen, ihre Wut deutlich zu spüren, als sie davonstapfte. Draco wusste, dass er es richtig gemacht hatte. Doch dieser Moment ließ in ihm ein Gefühl von Leere zurück, als hätte er etwas verloren, das er vielleicht nie wirklich hatte. Die Leere füllte sich nur langsam, als er tiefer in die Gänge von Hogwarts ging, ohne Ziel, einfach nur, um zu entkommen.

Seine Gedanken waren wirr, als er durch die dunklen Flure wanderte. Der Krieg hatte ihm so viele Dinge genommen, Dinge, die er nie wiederbekommen würde. Aber es hatte ihm auch die Freiheit gegeben, Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen, die er früher nicht hätte treffen können.

Als er um eine Ecke bog, stieß er auf eine vertraute Silhouette. Astoria stand dort, in einem langen, dunklen Mantel, und sah ihm entgegen, als hätte sie schon gewusst, dass er kommen würde. Ihre Augen, ruhig und bedacht, trafen seinen Blick.

„Draco", sagte sie leise, „du siehst aus, als hättest du gerade einen Sturm überstanden."

Er hielt kurz inne, seine Atmung schneller als gewöhnlich. „Ich habe gerade genug von der Vergangenheit", murmelte er, mehr zu sich selbst als zu ihr.

Astoria trat einen Schritt näher, ihre Miene unverändert, aber ihre Augen weicher als zuvor. „Es ist nie leicht, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, besonders wenn sie uns immer wieder einholt. Aber du bist nicht alleine, Draco. Du musst dich nicht von allem erdrücken lassen."

Draco sah sie an, ihre Worte trafen ihn, tief und unerwartet. „Es ist schwierig", gab er zu. „Es fühlt sich an, als würde mich jeder Schritt, den ich mache, zurückziehen. Wie eine Erinnerung, die nicht loslassen will. Aber manchmal..." Er schüttelte den Kopf, als ob er selbst nicht wüsste, was er sagen wollte. „Manchmal will ich einfach nur, dass es aufhört."

Astoria blieb ruhig, als er sprach, und trat noch einen Schritt näher. „Es wird nicht immer so sein", sagte sie sanft. „Die Last wird leichter, auch wenn es sich nicht so anfühlt. Du musst lernen, loszulassen, Draco."

„Aber wie?" Er sah sie mit einem Blick an, der Zweifel und Verwirrung in sich trug. „Wie lasse ich los, wenn die Erinnerungen immer noch so stark sind?"

„Indem du dir erlaubst, in der Gegenwart zu leben", antwortete Astoria. „Indem du erkennst, dass du jetzt derjenige bist, der bestimmt, was mit dir passiert. Die Vergangenheit ist ein Teil von uns, aber sie muss uns nicht definieren."

Draco sah sie lange an. In ihren Augen war eine Ruhe, die er in sich selbst nie gefunden hatte. Er hatte sie schon oft gesehen, immer als eine der wenigen, die in dieser Welt der Chaos und Unordnung ihre eigene Mitte gefunden hatten.

„Es tut gut, mit dir zu reden", sagte er schließlich, seine Stimme leiser, fast nachdenklich. „Ich glaube, ich habe das schon lange nicht mehr gemacht."

Astoria nickte. „Manchmal brauchen wir jemanden, der uns hilft, uns selbst zu sehen. Und du musst nicht alles alleine tragen, Draco."

Draco spürte eine Erleichterung, die er nicht erwartet hatte. Es war, als würde ein Teil von ihm endlich atmen können, als ob Astorias Worte die Last, die ihn so lange erdrückt hatte, ein Stück weit gelindert hätten. Er musste nicht sofort alles verstehen oder wissen, aber in diesem Moment fühlte er sich verstanden.

„Ich wollte nie, dass du dir Sorgen um mich machst", sagte er leise, fast entschuldigend. „Ich wollte nie Schwäche zeigen."

„Du bist nicht schwach, Draco", antwortete sie mit einem ruhigen Lächeln. „Stärke ist nicht das, was wir zeigen, wenn alles glatt läuft. Wahre Stärke zeigt sich dann, wenn wir uns erlauben, verletzlich zu sein."

Für einen Moment sagte Draco nichts. Diese Worte hatten etwas in ihm berührt, etwas, das er nicht kannte. Astoria hatte nicht einfach nur Verständnis für ihn; sie hatte ihm gezeigt, dass er nicht immer die Fassade aufrechterhalten musste, um sich selbst als stark zu fühlen. Es war in Ordnung, hin und wieder zu fallen.

„Danke", flüsterte er schließlich, fast wie ein Bekenntnis. „Danke, dass du da bist."

Astoria lächelte noch immer, ein Lächeln, das ihm mehr bedeutete als jede andere Form von Zuneigung. „Du bist nicht allein, Draco. Und du musst nicht alles alleine durchstehen."

Er nickte, eine neue Zuversicht in sich aufkommend. Astoria war vielleicht nicht diejenige, die er sich vor dem Krieg erhofft hatte, aber sie war der Mensch, der ihm half, sich selbst zu verstehen – der ihm half, sich nicht in den Ruinen der Vergangenheit zu verlieren.

„Vielleicht ist das, was ich brauche", sagte er leise, mehr zu sich selbst. „Jemanden, der mich daran erinnert, dass es auch noch eine Zukunft gibt."

„Es gibt immer eine Zukunft, Draco", antwortete Astoria mit einem warmen Lächeln. „Du musst nur lernen, sie zu sehen."

Sie standen einen Moment lang einfach so da, in dieser kleinen Ecke von Hogwarts, und die Welt schien plötzlich weniger düster, weniger von der Vergangenheit belastet. Vielleicht war es die Gegenwart, die sie miteinander teilten, die Draco schließlich die Ruhe brachte, die er so lange gesucht hatte.

„Ich sollte jetzt gehen", sagte er schließlich, als der Moment sich allmählich löste.

Astoria nickte und ging einen Schritt zurück. „Pass auf dich auf, Draco. Ich bin hier, falls du reden willst."

„Das werde ich", sagte er leise, ein letzter Blick zwischen ihnen, der mehr sagte als tausend Worte.

Und so trat er in die Kälte des Schlosses hinaus, die Vergangenheit ein Stück weiter hinter sich lassend.

The End

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