Sirius Black


Überraschungsbesuch

Marcy- Sicht

In einer Welt, die von Zauberei geprägt ist, erwartet man kaum noch Überraschungen. Alles hat irgendwie mit Magie zu tun, also gibt es wenig, was einen aus der Ruhe bringt. Aber das hier? Das ist... unerwartet.

Eben noch liege ich mit Sir Udo, meinem schneeweißen, rotzig-stolzen Kater, auf der Couch und blättere gedankenverloren in einem Katalog für Hexenmode. Eigentlich bin ich seit Jahren nicht mehr einkaufen gewesen – meine alten Klamotten und ich haben eine Art Lebensgemeinschaft gebildet. Sie verzeihen mir Flecken, ich trage sie trotzdem weiter. Eine Win-Win-Situation.

Da klingelt es plötzlich an meiner Tür. Udo und ich schauen gleichzeitig genervt hoch, und sein Blick scheint zu sagen: „Echt jetzt? Wer wagt es?" Weder er noch ich haben Lust aufzustehen. Ich schon mal gar nicht, denn ich trage mein bestes „Ich verlasse das Haus nicht mehr"-Outfit: übergroßer Pullover mit einigen fragwürdigen Flecken und eine Jogginghose, die vor vielen Jahren mal Dunkelgrau war. Heute ist sie... na ja, eher blass.

Aber gut. Da ich mir leider keinen Butler leisten kann und Udo es ablehnt, in solche Haushaltsdinge zu investieren, muss ich wohl oder übel zur Tür. „Tut mir leid", sage ich noch entschuldigend zu meinem Kater, bevor ich aufstehe. Ich schlurfe zur Tür und öffne sie mit einem gequälten Seufzer.

Und... da steht ein Mann.

Ein großer, gut aussehender Mann mit einem kecken Lächeln und diesem verwegenen Blick. Das Gesicht... irgendwoher kenne ich dieses Gesicht. Kennt ihr das Gefühl, wenn euer Gehirn plötzlich auf absolute Fehlermeldung geht? Als würde es sagen: „Zugriff verweigert! System rebooting... bitte warten."

„Hey, Marcy", sagt der Mann und tritt einfach in meine Wohnung, als wäre das völlig normal.

„Ja... äh... hallo?", murmle ich, während mein Gehirn hektisch Alarm schlägt. Die Gedanken überschlagen sich: Wer ist dieser Mann? Wieso kennt er meinen Namen? Hat er eine Einladung bekommen, von der ich nichts weiß? Ist das überhaupt meine Wohnung?

„Ich freue mich, dich zu sehen", sagt er und dreht sich lächelnd zu mir um, als würde er auf meine Antwort warten.

„Ja...", sage ich, etwas gedankenverloren, und sofort ploppt ein riesiges Fragezeichen in meinem Kopf auf. Ich sehe ihn weiter an, und während er seelenruhig seine Jacke auszieht und sich in meiner Wohnung umschaut, versuche ich, den Gedankennebel zu durchdringen. Komm schon, Marcy! Denk nach! Wer ist das?

Er sieht aus wie... wie... jemand aus meiner Vergangenheit? Irgendetwas an ihm erinnert mich an Schultage, an Lachanfälle im Gemeinschaftsraum... an eine Zeit, in der ich ständig zwischen Büchern und Albernheiten hin- und hergerissen war.

„Sag mal...", beginne ich zögernd und versuche dabei, mein Gesicht möglichst entspannt zu halten, „ähm... kennst du Udo schon?" Vielleicht erinnert er sich ja an mich über meinen Kater?

„Udo! Ja, du hattest schon immer eine Schwäche für Tiere", sagt er und geht tatsächlich auf Udo zu, der ihn misstrauisch mustert, als würde er denken: „Was bist du denn für ein komischer Kauz?" Das ist... eine sehr berechtigte Frage.

Was zum Drachenstaub ist hier los?

„Du bist... du siehst... anders aus", murmle ich schließlich, während ich ihn weiter anstarre. Irgendwo tief in meinem Gedächtnis tauchen Fetzen von Erinnerungen auf. Ein Grinsen, ein ansteckendes Lachen, ein Besenrennen, bei dem ich fast in den See gefallen wäre...

„Marcy...", sagt er mit einem schiefen Lächeln. „Weißt du wirklich nicht mehr, wer ich bin?"

Ich blinzle, und plötzlich fällt der Groschen.

„Sirius?!" rufe ich, und mein Gehirn explodiert förmlich vor Erleichterung und gleichzeitiger Panik. Das ist Sirius Black, mein alter Freund und inoffizieller großer Bruder von früher, der Mann, der wie ein Gewitter in jeden Raum stürmt und dabei irgendwie charmant bleibt. Sirius Bloody Black. Hier. In meinem Wohnzimmer.

„Da bist du ja endlich", sagt er grinsend, und ich könnte schwören, dass er genau wusste, dass ich ein paar Minuten brauchen würde.

„Also... äh, wie... was... was machst du hier?", frage ich schließlich, während ich verlegen meine Haare aus dem Gesicht streiche. „Ich dachte, du... na ja, bist... unterwegs?"

Er schmunzelt. „Oh, ich wollte nur mal nach meiner kleinen Chaotin sehen."

Ich verziehe das Gesicht und bin versucht, ihn mit einem Kissen zu bewerfen. „Kleine Chaotin?! Ich bin eine erwachsene, ernsthafte Hexe, die genau weiß, was sie tut."

Er schaut mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an und wirft einen Blick auf das Prospekt auf meinem Couchtisch. „Und das erklärt, warum du in einem Katalog für Hexenmode blätterst, in einem Outfit, das selbst einem Troll zu schäbig wäre?"

„Das ist ein gemütliches Outfit!", verteidige ich mich und verschränke die Arme vor der Brust. Aber ehrlich gesagt, habe ich das Gefühl, dass ich einfach nur noch mehr wie ein Kind wirke. Danke, Sirius, du alter Angeber.

Er lacht und setzt sich einfach auf die Couch, ohne gefragt zu werden. Natürlich. Sirius Black setzt sich, wo er will. Udo schaut mich vorwurfsvoll an, als wollte er sagen: „Musst du wirklich diesen Menschen in mein Reich lassen?"

Ich versuche krampfhaft, mich zu beruhigen und setze mich neben Sirius. Plötzlich schwirrt eine Frage in meinem Kopf, die ich mir nie stellen wollte, aber jetzt doch tue. Was, wenn er mich damals auch mochte? Hatte ich jemals eine Chance?

„Also, Marcy", sagt Sirius leichthin und lächelt dieses verwegene Lächeln, das ich früher nie deuten konnte. „Hast du mich jetzt endlich erkannt? Oder brauchst du einen weiteren Tipp?"

„Ich... Ich wusste es von Anfang an", behaupte ich stolz und hoffe, dass mein Gesicht nicht so rot ist, wie es sich anfühlt.

Sirius grinst noch breiter. „Na klar. Ich hatte schon befürchtet, dass ich dir zu langweilig geworden bin."

„Du? Langweilig?" Ich schnaube gespielt empört. „Eher das Gegenteil. Du bist wie... ein Feuerwerk. Ein sehr... chaotisches Feuerwerk, das nicht aufhört, Funken zu sprühen."

Er lacht und lehnt sich ein Stück zu mir. „Dann ist ja gut, Marcy. Denn ich hatte wirklich vor, in nächster Zeit noch ein bisschen öfter hier vorbeizuschauen."

Ich spüre, wie mein Herz einen kleinen Satz macht, und tue mein Bestes, ruhig zu bleiben. „Nur zu. Aber bring nächstes Mal Kekse mit", sage ich und grinse.

„Deal."

Sirius- Sicht

Ich hatte wirklich nicht gedacht, dass ich so einen Spaß dabei haben würde, Marcy zu überraschen. Es sind Jahre vergangen seit unseren alten Schulzeiten, und als ich an ihre Tür geklopft habe, hatte ich diese leichte Sorge, dass sie mich vielleicht gar nicht mehr sehen will – oder schlimmer, mich gar nicht mehr erkennt.

Aber das Gesicht, das sie gemacht hat... ich hätte sie ewig so anschauen können. Die Art, wie sie mich verwirrt angesehen hat, die Stirn leicht in Falten gelegt, wie eine kleine Kriegerin, die sich gegen ihren eigenen Kopf wehrt, weil die Gedanken nicht ganz passen wollen... unbeschreiblich. Und als dann endlich dieser Funken der Erkenntnis kam – „Sirius?!" – und ihr Blick eine Mischung aus Freude und völligem Chaos war? Perfekt.

Jetzt sitze ich also wieder hier, mitten in ihrer Wohnung, und versuche, nicht zu sehr über das Chaos um uns herum zu grinsen. Marcy lebt in einem Schlachtfeld aus Büchern, Klamotten, halbleeren Teetassen und diesem etwas aufdringlichen Kater, der mich mustert, als würde er mir gleich seine Steuernachweise vorlegen. Sir Udo. Natürlich heißt ihr Kater Sir Udo.

Ich blicke zu ihr hinüber. Sie tut gerade so, als würde sie mir nicht mehr Beachtung schenken als einem alten Schuh, blättert beiläufig weiter in diesem Hexenmode-Katalog, den sie irgendwie immer noch festhält, aber ich kann sehen, wie sie sich anstrengt, nicht hinzusehen. Sie spielt unbeteiligt, als ob ich ein alter Schulkumpel wäre, der zufällig vorbeischaut und nicht jemand, der vor einigen Jahren vielleicht eine... sagen wir... „kleine Schwäche" für sie entwickelt hat.

Ein Teil von mir hätte das damals gerne ausgesprochen, aber sie war immer das „Küken", wie wir sie damals nannten. So intelligent und witzig, aber auch... unendlich verpeilt. Und ich war derjenige, der nie wusste, wie man mit solchen Gefühlen umgehen sollte, also hab ich's nie gesagt. Man wird nicht für den Titel „Quasselstrippe der Rumtreiber" nominiert, wenn man viel über seine Gefühle spricht.

„Weißt du, Marcy...", sage ich, und sofort sehe ich, wie sie unruhig auf dem Sofa herumrutscht, den Blick noch immer fest auf den Katalog gerichtet.

„Ja?", fragt sie, ein wenig zu hastig.

„Ich hab dich vermisst."

Jetzt hebt sie den Kopf, und ich spüre, wie sich ihre Augen auf mich fokussieren. Da ist immer noch dieses leichte Funkeln von Unsicherheit, von dem Versuch, cool zu wirken. Merlin, sie ist liebenswert.

„Ich dachte, du hättest... andere Dinge zu tun. Abenteuer erleben, dunkle Magier jagen oder so was. So wichtige Sirius-Black-Dinge eben." Sie lacht ein bisschen, aber da schwingt auch etwas Bitterkeit mit. Habe ich sie... vernachlässigt? Ist das wirklich ihr Eindruck von mir?

Ich lehne mich zurück und versuche, nicht allzu viel Aufregung in meiner Stimme mitschwingen zu lassen. „Weißt du, Marcy, all diese ‚wichtigen Dinge' sind ehrlich gesagt nur halb so spannend, wenn ich niemanden habe, mit dem ich danach drüber lachen kann."

Da ist ein Moment der Stille, und ich sehe, wie sie versucht, das zu verstehen. Es ist, als ob ich es ihr erklären müsste – als ob ich ihr sagen müsste, dass diese chaotische, leicht verwirrte Hexe immer wieder in meinen Gedanken war, selbst wenn ich durch die halbe Weltgeschichte gereist bin. Aber statt zu reden, tue ich, was ich am besten kann: ich strecke die Hand aus und greife nach dem Hexenmode-Katalog in ihren Händen.

„Sag mal, was ist das überhaupt?" Ich schüttele das Ding ein wenig und ziehe eine alberne Grimasse. „Hast du jetzt etwa beschlossen, dich in eine ernsthafte Hexe mit Garderobe zu verwandeln?"

Sie schnappt nach Luft und zieht den Katalog empört zurück, als hätte ich ihr ein geheimes Tagebuch entrissen. „Nichts da, das ist einfach nur... was zum Blättern! Ich hab keine Pläne, irgendwas zu kaufen, ich war nur neugierig."

„Klar, natürlich. Es ist absolut normal, einen Hexenmode-Katalog wie eine wertvolle Schriftrolle in der Hand zu halten und dabei das Haus nicht mehr verlassen zu wollen." Ich zwinkere ihr zu, und sie starrt mich an, die Augen leicht zusammengekniffen, als wolle sie mich durchschauen.

„Du... du hast dich nicht wirklich verändert, Sirius", murmelt sie schließlich, und ich bemerke, wie sich ein sanftes Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitet. „Immer noch der gleiche Charmeur."

„Ach, wenn du wüsstest. Ich kann jetzt richtig tiefgründig sein." Ich ziehe gespielt ernste Miene und platziere eine Hand auf meiner Brust, wie um meine tiefe, innere Weisheit zu betonen.

Marcy rollt mit den Augen, und ich bin sicher, dass sie jetzt entspannter ist. Es fühlt sich fast an wie früher, als ich sie immer wieder in diese verlegenen Situationen gebracht habe, und sie irgendwann lachen musste, selbst wenn sie mich vorher hundert Mal am liebsten zum Schweigen verflucht hätte.

„Also, wenn du schon da bist, willst du vielleicht... na ja, Tee? Ich kann dir eine dieser Tassen aufwärmen." Sie deutet vage auf eine der halb vollen Tassen auf dem Tisch, und ich schüttle lachend den Kopf.

„Vielleicht brühen wir lieber einen neuen, was meinst du?" Ich stehe auf und gehe in ihre winzige, chaotische Küche, bevor sie etwas einwenden kann. Das war immer so eine Sache bei Marcy – wenn du willst, dass etwas wirklich erledigt wird, dann mach es einfach selbst.

Während ich Wasser aufsetze, bemerke ich, dass sie mir in die Küche gefolgt ist und jetzt halb im Türrahmen lehnt, die Arme verschränkt. Sie beobachtet mich, als könnte sie noch immer nicht ganz glauben, dass ich hier bin.

„Warum... bist du wirklich hier, Sirius?", fragt sie schließlich, und ihre Stimme ist leise. Etwas an ihrem Blick macht mich für einen Moment unsicher.

Ich schüttle den Kopf und lächle, etwas sanfter diesmal. „Weil ich genug Zeit damit verbracht habe, herumzulaufen und zu denken, dass das Leben nur aufregend ist, wenn man an gefährlichen Orten ist. Aber wenn ich ehrlich bin, Marcy, hab ich am meisten die Leute vermisst, die mir wichtig sind. Die, bei denen ich... der sein kann, der ich wirklich bin."

„Und wer bist du wirklich, Sirius?" Sie schaut mich durchdringend an, und ich spüre, wie sich ein warmes Gefühl in meiner Brust ausbreitet. Es ist ein Gefühl, das ich lange nicht zugelassen habe.

„Ein Kerl, der in einer viel zu chaotischen Küche steht und hoffentlich keinen schlechten Tee kocht", murmele ich und grinse. Aber in Wirklichkeit habe ich noch viel mehr zu sagen. Viel mehr, was ich ihr erklären möchte.

Sie schüttelt leicht den Kopf und lacht leise. „Du warst immer ein bisschen verrückt, Sirius. Ich hab das vermisst."

Der Wasserkocher pfeift, und ich sehe sie an, während ich das heiße Wasser in die Tassen gieße. Vielleicht wird sie nie wissen, wie oft ich mir gewünscht habe, dass ich früher wieder in ihrer Nähe sein kann. Vielleicht reicht es, einfach hier zu sein und diesen Moment zu genießen.

Marcys- Sicht

Warum genau Sirius Black in meiner Küche steht und Tee für uns aufbrüht, während Sir Udo ihn kritisch beäugt, ist mir ehrlich gesagt immer noch ein Rätsel. Nicht, dass ich mich beschweren würde. Irgendwie fühle ich mich, als wäre ich wieder dieses Schulmädchen, das in der Bibliothek kichernd hinter ihren Büchern hervor schielt, um zu sehen, was er und die anderen Rumtreiber gerade wieder für Unfug treiben.

Aber okay. Fokus, Marcy. Fokus! Er ist Sirius Black, dein alter Schulfreund. Schulfreund, sage ich. Total platonisch. Ein Freund, mit dem ich in der Vergangenheit keinerlei romantische Fantasien verbunden habe. Nein, nie.

Sirius dreht sich zu mir um und reicht mir eine dampfende Tasse Tee. Er sieht dabei so... Sirius-mäßig aus. Dieses spitzbübische Grinsen auf seinen Lippen, das verschmitzte Funkeln in seinen Augen – wie zum Henker soll ich da noch klare Gedanken fassen?

„So", sagt er, und seine Stimme klingt irgendwie tiefer, wenn wir so allein in meiner kleinen Küche stehen. „Zeit für eine kleine Aufwärmrunde, meinst du nicht?"

Ich nehme die Tasse entgegen und bringe nur ein „Mhm... genau" zustande. Wunderbar, Marcy, ein weiteres eloquentes Meisterwerk deinerseits. Ich könnte genauso gut eine Kartoffel in der Hand halten, die würde sich besser unterhalten als ich.

„Du bist ja ganz schön ruhig", stellt Sirius fest, wobei er mich beobachtet, als wäre ich eine besonders interessante Teemischung.

Ruhig?! Innerlich toben hundert Gedanken in meinem Kopf wie ein Schwarm Wild-Hippogreife. Da sind Gedanken wie „Seine Haare sehen erstaunlich gut aus, selbst wenn er einfach nur in meiner chaotischen Küche steht." Oder „Was passiert, wenn ich einfach, nun ja... seine Hand anfasse?" Oder „Warum habe ich nicht aufgeräumt? Merlin, die Spüle sieht aus wie der Ort, an dem Spülschwämme zum Sterben hingehen."

Ich nippe an meinem Tee und versuche, mich auf das brennende Gefühl auf meiner Zunge zu konzentrieren, das mich vielleicht wieder zurück in die Realität holt. Natürlich versage ich dabei glorreich und merke, dass ich ihn unbewusst anstarre. Oh Merlin. Jetzt denkt er bestimmt, ich bin total durch den Wind.

„Du weißt schon, dass du mich anschauen darfst, ohne zu erröten, oder?", sagt er plötzlich, und ich spüre, wie mein Gesicht noch röter wird. Fantastisch. Also nicht nur durch den Wind, sondern auch noch wie eine Tomate.

„Ich... ich erröte nicht! Das ist nur... Hitze! Von dem Tee!" Ich schüttele mich leicht und versuche, eine möglichst lässige Bewegung zu machen, die wahrscheinlich eher aussieht wie das Abwehrwinken eines hysterischen Kobolds.

Sirius lacht leise. Dieses tiefe Lachen, das mich seit Jahren um den Verstand bringt. „Schon gut, Marcy. Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich wirklich freue, hier zu sein."

Oh. Oh. Wusste er eigentlich, dass seine Worte in meinem Kopf sofort in zehn verschiedene Bedeutungen zerlegt werden? Er freut sich, hier zu sein? Meint er das ernst? Oder ist er einfach nur nett? Kann man jemanden heimlich dazu zwingen, ehrlich zu sein, ohne dabei wie ein totaler Idiot dazustehen?

Ich beschließe, es einfach herauszufinden – na ja, irgendwie. „Sirius...", sage ich, und sofort springt Sir Udo an meine Seite und gibt mir einen strengen Blick. Ich könnte schwören, dass er mir sagen will: „Überleg dir gut, was du sagst, Mensch."

„Ja?", fragt Sirius und sieht mich abwartend an, die Augenbrauen leicht angehoben.

Ich öffne den Mund, um zu fragen, warum er wirklich hier ist, um ihm zu sagen, dass ich ihn damals vielleicht, na ja... geliebt habe, oder dass ich immer noch leicht hin und weg bin. Aber stattdessen kommt nur: „Also, äh... hattest du schon... Kekse?"

Kekse?! Marcy, was ist los mit dir? Sirius grinst mich an, als hätte ich gerade den besten Witz des Jahrhunderts gemacht. Er zieht eine Augenbraue hoch und beugt sich ein kleines Stück näher zu mir vor.

„Kekse?" Er sieht mich mit diesem charmanten, leicht spöttischen Blick an. „Ich glaube, du versteckst da was, Marcy."

Mein Gehirn schreit: Ja, ich verstecke was, ich war früher in dich verknallt und vielleicht bin ich es immer noch und vielleicht möchte ich einfach wissen, ob du damals... oder jetzt... oder irgendwann... Aber das ist alles viel zu

Sirius' Sicht

„Kekse?" Ich versuche, nicht zu grinsen, als Marcy mich mit großen Augen anstarrt, so als hätte ich sie bei irgendeinem kriminellen Geheimnis ertappt. Ihre Wangen sind rosig, sie murmelt etwas völlig Unverständliches, und sie sieht dabei so bezaubernd verwirrt aus, dass ich mich am liebsten über das Tischchen lehnen und... ja, einfach irgendetwas tun würde, das ich wahrscheinlich bereuen würde.

Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe, als ich heute Abend vor ihrer Tür stand. Dass sie mich vielleicht nur halb erkennt oder mich für einen lang verlorenen Cousin hält, immerhin sind Jahre vergangen. Aber stattdessen habe ich sie in ihrem „Ich-verlasse-das-Haus-nicht"-Outfit und mit diesem völlig entrückten Blick angetroffen.

Merlin, sie ist süß, wenn sie so durch den Wind ist. Und irgendwie... kommt es mir vor, als hätte sich seit damals nichts geändert. Sie ist immer noch dieselbe Marcy, die uns Rumtreibern damals mit ihrem flüchtigen Lächeln und ihrem unabsichtlichen Charme völlig den Kopf verdreht hat. Und ich bin immer noch Sirius Black, der es nicht hinbekommt, einfach mal ehrlich zu sagen, was in seinem Kopf vorgeht.

Aber jetzt? Jetzt sitzen wir hier in ihrer viel zu kleinen Küche, und der Gedanke, dass ich vielleicht ein bisschen mehr für sie empfinde, schleicht sich mit jeder Minute klarer in meinen Kopf. Klar, ich habe es damals nicht gesagt. Ich war schließlich Sirius – unnahbar, witzig, der große Rumtreiber. Gefühle für das „Küken" unserer Clique? Das hätte ich nie zugegeben.

Aber Merlin, sie sieht mich immer noch an, als hätte ich ihr gerade eine Quidditch-Weltmeisterschaft geschenkt, nur weil ich ihr einen Tee gemacht habe.

Ich räuspere mich, versuche meine Gedanken zu sammeln und gleichzeitig diesen verpeilten Charme von ihr nicht komplett zu verlieren. „Also, Marcy...", sage ich, lehne mich ein wenig nach vorne und halte ihre Aufmerksamkeit fest. „Seit wann hast du so eine Schwäche für Kataloge und Katzen? Oder ist Sir Udo inzwischen dein fester Berater?"

Sie blinzelt mich an, als wäre sie von ihrer eigenen inneren Welt plötzlich aufgeschreckt worden. „Was? Nein, Sir Udo ist... einfach... Sir Udo. Und der Katalog... ist nur so zum... also, zur Inspiration!"

„Ach ja? Inspiration?" Ich lache und lehne mich auf dem Stuhl zurück. „Also inspirieren dich langweilige Hexenhüte und staubige Umhänge? Marcy, das kann nicht alles sein. Wo sind die wilden Abenteuer geblieben? Die Besenflüge bei Nacht? Das Marcy, das ich kenne, würde niemals in einem Katalog nach – Moment mal, nach Gehrock-Häkelmode für kühle Tage blättern."

Sie wird noch ein bisschen röter und drückt ihre Tasse Tee an ihre Brust, als könnte sie sich dahinter verstecken. „Ach Sirius, was weißt du denn schon über Häkelmode? Vielleicht... ist das das Neueste in der Zauberwelt. Oder so."

„Oh, absolut. Sehr mysteriös und trendy." Ich beuge mich vor und tue so, als würde ich ihr ein Geheimnis anvertrauen. „Aber weißt du, was mich wirklich interessiert, Marcy?"

„Äh...?" Ihre Augen werden noch größer. Und ich weiß genau, dass ich sie gerade ein bisschen nervös mache. Die Unsicherheit steht ihr aber wirklich gut.

„Warum du mich die ganze Zeit anstarrst, als hätte ich dir ein paar Hörner auf dem Kopf wachsen lassen."

Sie glotzt mich mit offenem Mund an. Ich kann es fast hören, wie ihr Gehirn auf Hochtouren arbeitet, wahrscheinlich voller verzweifelter Ausreden, um nicht zuzugeben, dass sie immer noch so reagiert wie damals. Aber ich halte ihrem Blick stand und lasse das Grinsen verschwinden, zumindest ein bisschen.

„Es ist nur...", stammelt sie schließlich und sieht zur Seite, „ich hab dich schon so lange nicht gesehen. Du... du bist einfach nicht mehr der Junge von damals."

Das trifft mich mehr, als ich zugeben will. Nicht mehr der Junge von damals? Natürlich bin ich nicht mehr dieser Junge, aber verdammt, sie ist immer noch das Mädchen. Das Mädchen, das in unserer chaotischen Freundesgruppe immer irgendwie mein Mittelpunkt war, ohne dass sie es je gewusst hat.

„Nein, Marcy, ich bin wohl nicht mehr der Junge von damals", sage ich leise und nehme einen Schluck Tee, um mich zu beschäftigen. „Aber ehrlich gesagt, bin ich froh, dass du immer noch... na ja, du bist."

Sie sieht mich überrascht an, und ich bemerke, wie ihr Blick weicher wird. „Echt jetzt? Nach all den Jahren? Ich dachte, du hast mich längst vergessen, mit all deinen Abenteuern und... Frauen." Der letzte Teil kommt als kaum hörbares Murmeln, und ich muss mich beherrschen, nicht laut loszulachen.

„Ach, die Frauen", sage ich und rolle mit den Augen. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass irgendeine von denen die Haare so schön verwuschelt trägt wie du. Oder mir mit einem Hexenkatalog so viel Freude bereitet."

Sie lacht, und das Lachen ist... wie nach Hause kommen. Ich will gerade noch etwas sagen, vielleicht eine klitzekleine Andeutung über damals fallen lassen, als wir beide etwas jünger und noch ein bisschen dümmer waren. Aber dann streicht sie sich eine Strähne hinters Ohr und sieht mich plötzlich mit einem Blick an, der irgendwie anders ist. Tiefer. Merlin, Sirius, jetzt oder nie.

„Weißt du, Marcy, ich hab dir nie wirklich gesagt, warum ich wirklich hier bin."

Ihr Blick wird wieder unsicher. „Du wolltest alte Freunde besuchen, oder?"

„Nicht nur das." Ich lege die Tasse ab und mustere sie – den verträumten Blick, das leichte Lächeln, das mich schon damals wahnsinnig gemacht hat. „Weißt du, ich habe da so eine Angewohnheit... ich reise gern zurück zu den Dingen, die mich glücklich machen. Und bei all den Kämpfen und dem Chaos habe ich immer wieder an eine Sache gedacht, die mir das größte Lächeln beschert hat."

Sie ist ganz still, schaut mich nur verwirrt an, aber ich sehe, dass sie anfängt zu begreifen.

„Ich habe an dich gedacht, Marcy", sage ich leise. „Vielleicht mehr, als mir damals bewusst war. Und vielleicht wollte ich es nie zugeben, aber... ja. Die kleine Marcy aus der Bibliothek, die mit mir Hausaufgaben getauscht hat. Das Mädchen, das mich immer angestarrt hat, wenn sie dachte, ich würde es nicht merken."

Ihre Augen sind jetzt weit geöffnet, und ich sehe, wie ihre Wangen sich noch röter färben. Oh Merlin, ich bin wirklich ein bisschen in Schwierigkeiten hier.

„Sirius...", flüstert sie. „Warum hast du das nie gesagt?"

„Weil ich ein Idiot bin", sage ich lachend, obwohl mein Herz plötzlich ein bisschen schneller schlägt. „Aber ich wollte nicht länger der Idiot sein, der vor dem steht, was ihm wichtig ist, und einfach nichts sagt."

Dann, bevor ich mich selbst wieder abhalten kann, greife ich nach ihrer Hand, die auf dem Tisch liegt, und halte sie fest. Sie blinzelt, und ich merke, dass sie nicht sofort loslässt.

„Weißt du, Marcy... vielleicht wäre ich froh, wenn Sir Udo und der Hexenkatalog nicht die einzigen sind, die dich ab und zu besuchen." Ich lächle sanft, drücke ihre Hand und sehe sie an, in der Hoffnung, dass sie erkennt, was ich wirklich meine.

Für einen Moment ist es ganz still in der Küche, nur das leise Schnurren von Sir Udo und das Klirren der Teetassen.

Und dann – endlich – lächelt sie. Ein kleines, schüchternes, aber ehrliches Lächeln, das mich daran erinnert, warum ich hierher zurückgekommen bin.

Marcys- Sicht

Also, ich muss ja zugeben, dass ich wirklich keinen blassen Schimmer hatte, was hier gerade passierte. In meiner Küche, mit Sirius Black, der mir gerade – einfach so – die Hand hielt, während Sir Udo in aller Ruhe auf dem Tisch hockte und uns mit einem Blick beäugte, der so viel sagte wie „Merlin, das hier wird lustig", fühlte ich mich plötzlich wie eine der Hauptfiguren in einem Zauberroman, der viel zu kompliziert ist, um ihn zu verstehen.

Sirius hatte mir gerade in aller Ruhe erzählt, dass er oft an mich gedacht hatte. Also, an mich, Marcy, das chaotische Küken, das mehr Zeit mit dem Zaubertränke-Buch als mit Menschen verbracht hat. „Ich habe an dich gedacht, Marcy. Vielleicht mehr, als mir damals bewusst war."

Und in diesem Moment? Nun, mein Herz beschloss einfach, einen wilden Purzelbaum zu schlagen und mein Verstand? Der war dabei, sich freiwillig von der nächsten Klippe zu stürzen. Wahrscheinlich hätte ich etwas Gescheites antworten sollen, so was wie: „Oh, Sirius, ich habe auch an dich gedacht!" Aber stattdessen stand ich einfach da, mit einer Tasse Tee in der Hand, und starrte ihn so an, als hätte er mir gerade gesagt, dass er ein fliegender Hippogreif ist.

„Sirius...", flüsterte ich schließlich und versuchte, mich wieder zu fangen. Aber das war der Moment, in dem Sir Udo – der kleine, sehr überhebliche Kater, den ich fälschlicherweise als „mein bester Freund" bezeichne – beschloss, einzugreifen.

Er sprang mit einem eleganten Satz vom Stuhl, als hätte er das Timing von einem Profi. Mit einem lautstarken „Miau!" landete er direkt auf dem Tisch zwischen uns. Sirius und ich starrten ihn an. Sir Udo hatte diese Art, sich einfach überall zu platzieren, wo er nicht erwünscht war, um dann das absolut Unmögliche zu tun – uns beide für seine ganz persönlichen Showeinlagen zu unterbrechen.

„Miau!", machte er noch einmal, diesmal mit extra viel Dramatik, und legte sich dann genüsslich auf meine Hand, die immer noch in Sirius' Griff lag. Als wollte er sagen: „Ja, hallo, hier bin ich. Und übrigens, ihr seid hier, um mir Gesellschaft zu leisten, nicht um romantisch zu werden."

Ich starrte die kleine, flauschige Störung an, die sich nun völlig bequem auf meiner Hand eingerichtet hatte. „Sir Udo!", stöhnte ich. „Du bist unmöglich!"

Sirius lachte, und oh Merlin, dieses Lachen – es brachte alles durcheinander. Der Kater rollte sich unbeeindruckt weiter ein, schnurrte laut und legte eine Pfote über seine Augen, als würde er gerade einen zauberhaften Schönheitsschlaf halten. Wahrscheinlich lachte er innerlich über uns beide.

„Siehst du, Marcy?", sagte Sirius, immer noch schmunzelnd. „Dein Kater weiß genau, was er tut. Er sorgt für den richtigen Moment."

„Ja, er sorgt immer für den richtigen Moment", murmelte ich und schüttelte den Kopf. „Ganz sicher." Sir Udo rollte sich jetzt komplett auf meine Hand und schaute Sirius mit den Augen eines Kätzchens an, das gerade die Kontrolle über die Welt übernommen hatte.

Ich spürte, wie sich meine Wangen erneut verfärbten, als ich zu Sirius hochsah. „Also, äh, es tut mir leid... Sir Udo ist einfach... ein bisschen... dominant, wenn es darum geht, meinen Fokus zu stehlen."

„Keine Sorge", antwortete Sirius, während er die Katze betrachtete, die seine Pfote jetzt mitten auf meiner Hand abgelegt hatte, als wäre er ein König und ich seine Dienerin. „Ich kenne das. Meine Mutter hatte immer diesen Hund, der mir einfach nie aus dem Weg ging. Aber ich glaube, ich werde mich mal mit Sir Udo anfreunden müssen."

„Viel Spaß dabei", lachte ich. „Er liebt es, neue „Freunde" zu testen, besonders die, die glauben, sie könnten ihm etwas beibringen."

„Ich bin gespannt", sagte Sirius und blickte auf die Katze, die mittlerweile seine Anwesenheit ignorierte, als wäre er bloß ein weiteres Möbelstück im Raum. „Er scheint sich wohlzufühlen."

„Oh ja, das tut er immer", antwortete ich, während ich mir die Freiheit nahm, Sirius kurz in die Augen zu sehen. „Er ist ein absoluter König in diesem Haus. Es gibt hier keine anderen Herrscher, nur ihn."

„Naja", sagte Sirius mit einem schiefen Grinsen, „vielleicht muss ich meine eigene kleine Revolution starten."

„Ach nein", sagte ich lachend. „Du solltest nicht gegen Sir Udo ankämpfen. Du würdest verlieren."

Er lachte wieder, und es fühlte sich einfach... so gut an. Da saßen wir nun, mit einem Kater zwischen uns, der uns beide anscheinend für völlig belanglos hielt, und während der Tee langsam kalt wurde, war alles, was ich in diesem Moment wusste, dass dies der Anfang von etwas war, das weder Kataloge noch Katzen noch mein chaotisches Leben völlig erklären konnten.

Sir Udo, der an meinem Handgelenk schnurrte und sich dabei sichtlich wohl fühlte, schien in seinem Herzen zu wissen, dass dies der perfekte Zeitpunkt war, uns einen kleinen, fiesen Blick zuzuwerfen. Er hatte gewonnen. Und ich? Ich konnte nur lächeln und feststellen, dass dieser verrückte Moment irgendwie alles war, was ich mir je gewünscht hatte.

„Nun, Marcy", sagte Sirius schließlich und stand auf, „ich glaube, ich muss noch ein bisschen mehr über diese Katze lernen."

„Ich hoffe, du bist gut in Diplomatie", erwiderte ich grinsend. „Weil Sir Udo keine halben Sachen macht."

Und das war es, was mich an diesem Moment am meisten zum Lachen brachte – wir, zwei alte Freunde, die ihre Geschichten und die chaotische Liebe zu einem Kater wiederentdeckten. Und Sir Udo? Der hatte endlich die Aufmerksamkeit bekommen, die er verdiente.

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