Mein Remus -Wolfstar

SIRIUS' POV

"Ratet mal, was ich gerade gesehen habe!", rief ich, als ich die Tür unseres Abteils aufstieß und hinein stürmte.

Moony und Wurmschwanz zuckten nur mit den Schultern, Remus sah nicht einmal von seiner Schokofroschkarte auf, die er gerade kauend betrachtete.

"Lily.", sagte ich aufgeregt.

"Und?", fragte Remus gelangweilt. "Du siehst sie in Hogwarts doch fast jeden Tag."

"Jaha, aber nicht so."

"Wie, nicht so?"

Remus schien nun doch neugierig geworden zu sein und sah mich mit seinen wunderschönen grünen Augen an. Wenn er wüsste, wie diese Augen mich verrückt machten. Auch Peter blickte interessiert zu mir.

"Auf Krones Schoß, mit der Zunge in seinem Mund.", ließ ich die Bombe platzen.

"Nein!", rief Moony ungläubig.

"Doch!", versicherte ich. "Ich hab's gesehen, sie saß auf seinem Schoß und hat ihn geküsst!"

"Und du hast sie gestört! Schäm dich, Tatze!", gab Peter aufbracht seinen Senf dazu.

Verärgert stemmte ich die Hände in die Hüften.

"Ich konnte doch nicht wissen, dass die sich da drinnen gegenseitig fast auffressen!", verteidigte ich mich und schnaubte ärgerlich.

"Was hast du gesagt?", wollte Moony aufgeregt wissen.

"Ooch, nicht so wichtig...", versuchte ich mich aus der Affäre ziehen, doch natürlich gelang mir das nicht.

Remus sah mich jetzt misstrauisch an und hob eine Augenbraue.

"Okay, spuck's aus, wie schlimm war's?"

Ich sah betreten auf meine Hände. Das würde Moony nicht gefallen.

"Ich hab gesagt, dass James wohl beschäftigt ist und nicht mehr in unser Abteil kommen wird... und dann hab ich ihnen viel Spaß gewünscht.", antwortete ich kleinlaut und sah zu Boden.

Remus hielt sich die Hand vor die Augen, schien mein Auftreten jedoch nicht so schlimm zu finden, wie er mach andere Aktionen meinerseits fand.

"Okay, das geht ja noch. Trotzdem, Merlin, du Esel! Wie hat Lily reagiert?", fragte er mit sowohl einem verärgerten als auch einem erleichterten Unterton in der Stimme.

Ich tat so, als ob mich ein Krümel, der auf dem Boden des Abteils herumlag, besonders interessieren würde und druckste ein wenig herum, bis Moony sich räusperte und die Arme verschränkte.

"Sie hat gesagt, ich solle die Klappe halten. Und sie hoffe, ich könne den Protego, weil sie mir sonst alle Rippen brechen würde.", gab ich Evans' Worte wider.

Remus wirkte zuerst erleichtert, dann jedoch wieder angespannt.

"Hast du sonst noch irgendwas gesagt?", fragte er.

Ich seufzte und bereitete mich auf die Schimpftriade vor.

"Dass ich auch finde, dass Schutz eine wichtige Sache ist."

Doch zu meiner Verwunderung wollte Moony nur wissen, ob Lily mir deshalb eine gescheuert hatte, während Peter im Hintergrund leise kicherte. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass Remus mich anschreien und mir vielleicht sogar selbst eine Backpfeife geben würde. Doch nichts davon geschah. Er saß nur da und sah erleichtert aus.

"Ich glaube, sie wollte, aber James hat sie zurückgehalten.", beantwortete ich seine Frage.

"Wirklich, Sirius, du bist unmöglich! Musst du immer diese Anspielungen machen?"

Da war er wieder, der Moony, den ich kannte und liebte. Nicht nur als Freund, leider. Leider deshalb, weil ich mir ziemlich sicher war, dass er nicht auf Jungs stand. Im letzten Jahr hatte er etwas mit einer Hufflepuff gehabt. Ich wäre fast explodiert vor Eifersucht.

"Ach, James akzeptiert die doch. Und Evans muss eben lernen, das auch zu tun. Außerdem sollte, glaube ich, wirklich niemand in das Vertrauensschülerabteil kommen.", sagte ich und wackelte mit den Augenbrauen.

Remus machte kurz den Mund auf um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder. Ich schaffte es oft, meine Mitmenschen sprachlos zu machen, doch bei Remus gefiel es mir besonders. Weil er einfach besonders war. Besonders gutaussehend, besonders intelligent, besonders perfekt. Und manchmal auch besonders dämlich. Bei James und Peter war es ja keine Überraschung, dass sie meine Verliebtheit in Moony nicht erkannt hatten, aber er selbst hatte überraschenderweise auch nichts gemerkt. Dabei war es, wie ich fand, wirklich unübersehbar. Naja, zumindest wusste James, dass ich schwul war. Da war er aber auch der einzige, denn ihm allein hatte ich es gesagt. Und von allein kam man da laut Krone nicht drauf.

"Ich wünschte, ich hätte auch so viel Glück wie Krone. Aber mein Schwarm beachtet mich einfach nicht.", beklagte ich mich und schielte zu Remus... was der natürlich nicht bemerkte.

REMUS' POV

Eifersucht stieg in mir auf, als Sirius das sagte. Er hatte schon öfter Andeutungen gemacht, dass es da jemanden gab. Es war sowieso verwunderlich, dass er noch nie auch nur ansatzweise eine Freundin hatte, und das obwohl die Hälfte der Mädchen in Hogwarts für ihn schwärmten. Man könnte eigentlich meinen, er wäre ein Herzensbrecher, aber das war er nicht. Warum, das wusste keiner. Aber ich war froh darüber, dass er nicht eine nach der anderen hatte. Hier wusste ich auch warum: Ich hatte Gefühle für Sirius. Ich hätte nie gedacht, dass ich auch auf Jungs stehe, erst recht nicht nach der kurzen Beziehung mit Maya Summers, einer Hufflepuff, die ein Jahr jünger war als ich. Und doch hatte ich mich in einen meiner besten Freunde verliebt, und doch zerbrach mein Herz in tausend Stücke, wenn ich daran dachte, dass er sich in ein Mädchen verliebt hatte.

"Wie kann irgendein Mädchen hier dich nicht beachten? Ich meine, die meisten würden sich ein Bein ausreißen für ein Date mit dir.", machte ich ihm Mut.

Ich auch, fügte ich in Gedanken hinzu.

Tatze lächelte bei meinen Worten.

"Das stimmt wohl.", sagte er verträumt. "Das Problem ist nur, dass es kein Mädchen ist."

Mit seinen Hundeaugen (die, nebenbei bemerkt, wirklich wunderschön waren) blickte er mich an. Ich war verblüfft. Schockiert. Das änderte alles, wirklich alles. Und mir wurde bewusst, dass ich mit etwas Glück vielleicht eine Chance bei ihm haben könnte.

"Ja, ich bin schwul. James weiß es schon länger. Und ich hab mich verliebt. Das hat er nicht gemerkt, weil er die Aufmerksamkeitsspanne eines Schokofroschs hat."

Nun, das erklärte, warum er nicht jeden Tag eine neue Freundin hatte. Ein warmes Gefühl stieg in mir auf, es gab mir Kraft und Mut.

Jetzt, dachte ich.

"Wo wir schon dabei sind... Ich bin bisexuell. Ich stehe auf Mädchen und Jungs. So, jetzt ist es raus.", sagte ich.

Es war, als ob mir eine schwere Last von den Schultern genommen worden wäre, ähnlich wie damals, als meine Freunde mein Werwolfdasein entdeckt hatten.

Tatze wirkte überrascht, konnte sich ein glückliches Grinsen aber nicht verkneifen. Könnte es sein, dass... Nein, das war nur Wunschdenken. Niemals war ich derjenige, in den Sirius sich verliebt hatte.

SIRIUS' POV

Ich wollte nicht grinsen, wirklich nicht. Aber es ließ sich nicht vermeiden, ich war einfach unfassbar glücklich. Ich hätte mein Motorrad darauf verwettet, dass er zu 100% heterosexuell war, doch nun war ich froh, es nicht getan zu haben.

Vielleicht fühlte er sich sogar zu mir hingezogen. Ich meine, nur weil er auch auf das Geschlecht stand, dem ich angehörte, musste das noch lange nicht heißen, dass er mich auch auf eine nicht-platonische Weise mochte, aber er schien nicht besonders erfreut gewesen zu sein, als ich erzählt hatte, dass ich mich verliebt hatte. Und ich hatte ja auch meine Vorzüge: Ich sah außergewöhnlich gut aus, war extrem intelligent, künstlerisch begabt und singen konnte ich auch noch. Eigentlich wäre er dumm, mich nicht zu lieben. Aber ich wusste einfach nicht, was er für mich empfand, und es gab nur einen Weg das herauszufinden.

"Pete... geh doch mal bitte zu Marlene und Mary. Die freuen sich sicher dich zu sehen. Besonders Marls...", grinste ich und zwinkerte ihm zu.

Wurmschwanz wurde puterrot. Er war in Marlene verknallt, das wusste jeder, nur sie nicht. Er stotterte etwas wie "J-ja, gute Idee." und dass er dann gehen würde, was er auch sofort tat.

Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, beugte ich mich zu Remus, der erschrocken zurück zuckte.

"Tatze, was...", setzte er an, doch ich ließ ihn verstummen, indem ich meine Lippen auf seine legte.

Zuerst war er ganz starr vor Schreck, tat gar nichts und saß da wie zur Salzsäule erstarrt. Ich wollte mich schon zurückziehen und mich entschuldigen, dass ich einen Fehler gemacht hätte, da nahm er mein Gesicht in die Hände und erwiderte den Kuss. Ich hatte schon so manchen Jungen geküsst. Immer heimlich natürlich, sodass keiner es mitbekommen hatte. Es gab folglich auch Gerüchte ich sei schwul, doch denen schenkte keiner Glauben, hauptsächlich deshalb, weil man zur selben Zeit auch munkelte, ich sei in Wirklichkeit eine Sirene. Aber dieser Kuss war vollkommen anders als die vorherigen mit all den unbedeutenden, unwichtigen anderen Jungs. Er war sanft und leidenschaftlich zugleich, fühlte sich vertraut an und dennoch war Feuer da. Und noch dazu hatte irgendwer in meinem Bauch Filibuster-Knaller hochgehen lassen. Ich schwebte auf Wolke sieben und grinste in diesen perfekten Kuss hinein. Nach einiger Zeit löste ich mich dann, obwohl mir das eigentlich ganz und gar nicht gefiel, doch ich musste etwas klarstellen.

"Remus. Moony. Moonday.", begann ich liebevoll.

Der letzte Spitzname ließ ihn, trotz seines Grinsens, missbilligend schnauben, denn er hasste ihn und fand ihn unglaublich nervig.

"Ich hab dich wohl ein wenig überfallen, aber..."

"Ja, hast du. Aber das ist nun wirklich kein Problem.", unterbrach mich Remus glücklich lächelnd.

Sein Lächeln war wahnsinnig ansteckend und hob meine Laune, wenn das überhaupt möglich war, noch ein wenig an.

"Ich liebe dich, Remus. Das hab ich schon immer, aber meine so ganz nicht-freundschaftliche Liebe zu dir habe ich vor zwei Jahren bemerkt. Und wenn dir das zu schnell geht, dann ist das okay, nur... Magst du mich auch? So... richtig, meine ich."

Ich sah ihm gespannt in seine wunderschönen Augen.

"Hmm...", fing er nachdenklich an und mir rutschte das Herz in die Hose.

Er musste wohl meinen Hundeblick bemerkt haben, denn er lachte kurz auf.

"Hey, Tatze, ich mach doch nur Spaß! Weißt du, ich habe eigentlich erst letztes Jahr bemerkt, dass ich irgendwie auf dich stehe. Du weißt noch, Maya, die Hufflepuff? Ich dachte, ich würde sie mögen, aber immer wenn ich sie geküsst habe, hab ich dein Gesicht gesehen. Im Nachhinein betrachtet muss ich dich wohl schon viel, viel länger geliebt haben.", erzählte Moony mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.

Ich sah auf.

"Bedeutet das...?", fragte ich mit großen Augen.

"Ja, Sirius. Ich liebe dich.", sagte er und beugte sich wieder zu mir.

Dieser Kuss war fast noch schöner als der vorige. Er war leidenschaftlicher und nach einiger Zeit saß ich halb auf Remus.

Doch plötzlich hörten wir eine Stimme von der Abteiltür her.

"Sich zuerst über andere beschweren, dass sie 'sich gegenseitig fast auffressen', aber es dann selber machen, ja?"

Wir fuhren auseinander und erblickten...
Peter, James und Lily, alle drei grinsend wie Honigkuchenpferde.

"Halleluja, habt ihr's auch endlich geschafft!", jubilierte James, während Peter, von dem natürlich die vorige Bemerkung gekommen war, und Lily zustimmend nickten.

"Moment... was? Ihr wusstet, dass ich und Sirius...?", sprach Remus meine Gedanken aus.

Krone zuckte mit den Schultern. "Klar, war doch offensichtlich. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Wichtig ist nur, dass ihr jetzt endlich zusammengefunden habt.", grinste James augenzwinkernd.

Ich tat es ihm nach.

"Stimmt. Also, raus hier, sofort!", verlangte ich und Lily und Peter folgten meiner Anweisung auch wissend lächelnd.

Nur James blieb wo er war, lehnte sich gegen den Türrahmen und grinste weiter.

"Und was wenn nicht?", fragte er herausfordernd.

"Dann siehst du viel mehr als du willst, Jamie. Also, raus hier jetzt!"

Doch er bewegte sich keinen Zentimeter.

"Nö. Das ziehst du eh nicht durch."

Lily versuchte, James mit sich zu ziehen, was ihr allerdings natürlich nicht gelang.

"Oh, James, du kennst Sirius doch. Der zieht das sehr wohl durch.", versuchte sie ihn zu überzeugen.

"Lily hat recht, Krönchen. Ich zieh das durch.", pflichtete ich Lily bei.

Und zur Bestätigung setzte ich mich nun ganz auf Remus' Schoß und fing an ihn zu küssen, und platzierte meine Hände auf seiner Brust. Durch den Kuss vergaß ich die Welt um mich herum, lediglich das Schließgeräusch der Tür sagte mir, dass James nun doch verschwunden war. Den Rest der Fahrt verbrachten wir mit Kuscheln, Reden und Küssen, und die Rufe von Krone und Wurmschwanz, wann sie wieder reinkommen dürften, ignorierten wir. Denn das einzige, was gerade für mich zählte, war Remus.

Mein Remus.

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