James Fleamont Potters Talent -Jily [+Wolfstar]

James Fleamont Potter hatte das Talent, immer zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort zu sein. Nicht, dass er es mit Absicht tat, nein, und er war nicht froh darüber, er platzte nur immer zufällig in bestimmte, wichtige Momente.

So hatte er Dorcas und Marlene bei ihrem ersten Kuss gestört, Franks Liebesgeständnis an Alice unterbrochen und war generell immer genau dann aufgetaucht, wenn es zwischen zwei Menschen auch nur ansatzweise romantisch geworden war.

Natürlich hatte er damit den Zorn aller auf sich gelenkt und so beschloss der gesamte siebte Jahrgang, ihm eins auszuwischen. Allen voran Sirius Black und Lily Evans, die es James aus den verschiedensten Gründen heimzahlen wollten.

Sirius, weil er der beste Freund des Opfers und ein Quatschkopf sondergleichen war.

Lily, weil sie Potter einfach nicht ausstehen konnte und ihm die Pest an der Hals wünschte, wann immer er er sich wieder mit seinem dämlichen Schnatz aufspielte oder sich durch sein widerspenstiges Haar fuhr. Außerdem wollte er es nicht aufgeben, sie nach einem Treffen zu fragen, rief ihr anzügliche Bemerkungen nach ("Hey Evans, nettes Kleid, aber ohne siehst du sicher auch super aus!") und verstand einfach nicht, dass sie kein Interesse an ihm hatte. Obwohl Lily zugeben musste, dass James nicht schlecht aussah und er immerhin aufgehört hatte, Snape oder andere Schüler einfach so zu verhexen, was definitiv ein Pluspunkt war. Und Schülersprecher war er auch...

Doch Lily verbannte diese Gedanken aus ihrem Kopf, Potter war und blieb ein Idiot! Und um ihn zu ärgern würde sie sogar gemeinsame Sache mit Black machen, der doch eigentlich noch schlimmer war als James. Was fanden Peter und Remus bloß an der beiden?

"Aaaaalso, ich habe einen idiotensicheren Plan ausgearbeitet, der zu 200% funktionieren wird, wenn ihr es nicht verkackt!", begann Sirius.

Lily schnaubte genervt. Natürlich, wenn etwas schiefgehen würde, dann wären die anderen schuld, nicht der große Sirius Black.

Mal abgesehen von der Todesser-Clique waren alle Schüler und Schülerinnen des siebten Jahrgangs gekommen, teils aus Neugierde, teils aufgrund der Hoffnung so einiger Mädchen, James würde sich durch diese Aktion unsterblich in sie verlieben, oder sie würden Sirius näher kommen.

'Wenn die wüssten...', dachte Lily belustigt und grinste leicht.

Sie hatte vor ein paar Tagen durch Zufall ein Gespräch zwischen Sirius und den drei anderen Rumtreibern belauscht, als sie James zur abendlichen Patrouille der Schülersprecher abholen wollte.

"...naja, also, was ich eigentlich sagen wollte, ich, äh, habe kein I-Interesse an Mädchen, n-nicht auf romantische Art jedenfalls, wenn ihr versteht was ich meine. Also... Ich... Eher... Jungs..."

Mehr hatte die Siebtklässlerin nicht mehr gehört, denn sie fand es unanständig, ein solch privates Gespräch abzuhören. Dennoch hatte sie grinsen müssen, Sirius Black, der Mädchenschwarm Hogwarts', war schwul. Einfach legendär, all die Schülerinnen, die ihm nachliefen und ihn nach Dates fragten, denen er nie zusagte... Legendär!

"Also, passt auf: Wir brauchen zuerst einen Köder, ein hübsches Mädchen, das James einwickelt und mit ihm rumknutscht, und dann platzen wir rein und zerstören alles. Kapiert?"

Sirius' Stimme holte sie in die Gegenwart zurück.

"Das... ist der schlechteste Plan den ich je gehört habe. Es ist doch ein offenes Geheimnis, dass James unsterblich in Lily verliebt ist, da kommt bestimmt keine romantische Stimmung zwischen ihm und diesem Mädchen auf. Es sei denn... Moment!", rief Remus und riss seinen Kopf blitzschnell zu der rothaarigen Schönheit herum.

Das konnte er doch nicht ernst meinen!

"Ooooohhhh nein, das könnt ihr vergessen! Niemals nie! Never ever! Jamais de jamais!", protestierte Lily entsetzt.

Doch die Blicke aller ruhten auf ihr, fixierten sie so eindringlich, dass manch anderer wohl unter dem Druck eingeknickt wäre. Doch Lily Evans wäre nicht Lily Evans, wenn sie sich von irgendwem etwas vorschreiben ließe.

"Muss ich es euch aufschreiben? NEIN! Ich mach das nicht, jeglicher engerer Körperkontakt mit Potter ist mir zutiefst zuwider!", entrüstete sie sich und stemmte zur Bekräftigung die Hände in die Hüften.

"Oooch bitte, Evans! Tu's für mich, ja? Biiiiiiitteeeeeeeee!"

Sirius hatte seinen besten Hundeblick aufgesetzt und sah die Schülersprecherin beinahe flehentlich an. Und dieser Blick machte sie nun doch weich.

Denn so ein Idiot Sirius manchmal sein konnte, wenn er wollte, dann war er einfach zuckersüß. Das konnte auch Remus nicht leugnen, der den Black, wie Lily schmunzelnd bemerkte, liebevoll anlächelte.

Die Vermutung, dass Sirius vielleicht auf Remus stehen könnte, war der Rothaarigen schon vor ein paar Wochen gekommen, doch scheinbar waren diese Gefühle nicht unerwidert geblieben. Ob Lily ihnen helfen sollte, zueinander zu finden...?

"Was ist jetzt, Evans? Machst du's?"

Wieder waren es Sirius' Worte, die sie in die Wirklichkeit zurückholten. Mit noch immer großen Augen und zitternder Unterlippe wirkte er unschuldig wie ein Lamm, zumindest, wenn man seine zahlreichen Tattoos, die man durch sein weißes Tanktop sehen konnte, mal außer Acht ließ.

Lily seufzte geschlagen.

"Also gut, ich mach's.", willigte sie schließlich ein.

Dieses Gefühl, das in ihr aufstieg, war ihr ganz und gar nicht geheuer. Es fühlte sich an wie... Vorfreude. Lily freute sich darauf, James nahe zu sein, ihn zu küssen. Die Erkenntnis traf die Siebtklässlerin wie ein Schlag: Sie hatte Gefühle für James Potter, den zweitgrößten Idioten der Schule! Von diesem Gedanken wurde ihr ganz schummerig...

Doch Lily ließ sich nichts anmerken. Sie rollte nur mit den Augen, als die anderen Jubelschreie verlauten ließen, obwohl sie sich am liebsten übergeben hätte.

Doch das Gefühl der Übelkeit verflüchtigte sich mit einem Mal, als ihr eine Idee kam. Wenn Sirius meinte, er müsste Lily förmlich dazu zwingen, seinen besten Freund zu küssen, warum sollte sie nicht auch dasselbe mit ihm tun?

"Aber nur unter einer Bedingung.", fügte die Rothaarige hinzu, was den Lärm augenblicklich verstummen ließ.

"Und die wäre?", fragte Sirius gelangweilt und betrachtete desinteressiert seine Fingernägel.

"Küss Remus.", verlangte Lily.

Der Black hielt inne, die Augen weit aufgerissen und drehte seinen Kopf langsam zu Remus.

Dieser war von einem Moment auf den anderen noch blasser geworden, als er es sowieso schon war, und sah seine beste Freundin mit demselben entgeisterten Blick an, den auch Sirius aufgelegt hatte.

"Bitte... was?", wollte er ungläubig wissen und was in seiner Stimme mitschwang war eindeutig Panik.

"Ihr habt schon richtig gehört: Ich will, dass Sirius Remus küsst. Aber richtig!", wiederholte Lily grinsend.

"Äh... Nein?", war Sirius' Reaktion, nachdem er sie ein paar Sekunden lang nur geschockt angestarrt hatte.

Doch die Gryffindor ließ sich nicht beirren und sah den Schönling nur überlegen an.

Dann, ganz langsam, wandte er seinen Blick zu dem Werwolf und plötzlich lag keine Entgeisterung, kein Schock mehr in seinem Blick. Nur Zuneigung und unverhohlene Freude darüber, dass er endlich das tun konnte, was er sich schon seit Monaten für jeden Tag vorgenommen, aber nie umgesetzt hatte. Wie in Zeitlupe nährte er sich Remus, die beiden zogen sich an wie ungleichnamige Pole eines Magneten. Als ihre Lippen sich berührten, jubelte und klatschte es von allen Seiten, lediglich ein paar Mädchen sahen verwirrt und ein wenig enttäuscht aus, denn Sirius' verliebter Gesichtsausdruck war unübersehbar gewesen.

Wäre es nach den beiden Jungen gegangen, hätte der Kuss nie geendet, doch leider saßen sie mitten in einem Raum voller Leute, also lösten sie sich nach ein paar Sekunden wieder voneinander. Lily grinste wie ein Honigkuchenpferd und Peters Augen glitzerten verdächtig.

"So, jetzt bist du dran, Lils.", grinste Remus und ihr Grinsen war wie weggewischt.

"Also gut... Wann ziehen wir's durch?", seufzte sie schweren, aber beim Gedanken an James schneller schlagenden Herzens.

Am Abend fand sich die Rothaarige wie besprochen im Gemeinschaftsraum ein und wartete auf Potter. Sirius hatte verlangt, dass es noch heute geschah und Lily immer wieder eingebleut, was sie zu tun hatte. James ansprechen, mit ihm flirten, ihn küssen und dann, wenn es am romantischsten war, würden alle reinplatzen und den Moment zerstören. Sie hielt diesen Plan noch immer für miserabel, aber Sirius schien sehr überzeugt davon zu sein, außerdem musste Lily ihren Teil der Abmachung erfüllen. Schließlich hatte Black ja Remus geküsst.

Lily musste nicht lang warten, bis James eintraf. Er kam gerade vom Abendessen und die drei anderen Rumtreiber hatten sich wohl unter irgendeinem Vorwand von ihm abgekapselt.

"Hey, Evans!", rief er, als sich das Portraitloch hinter ihm schloss. "Wie geht's so?"

Die Rothaarige rang sich ein Lächeln ab, was ihr, zu ihrem eigenen Entsetzten, bei James' Anblick überhaupt nicht schwer fiel.

"Jetzt wo du da bist, fantastisch.", säuselte sie und wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger.

Der Wuschelkopf sah sie verständnislos an.

"Bist du betrunken?", fragte er verwirrt.

Lily biss sich verführerisch auf die Lippe.

"Aber nein, höchstens betrunken von meiner Liebe zu dir."

James stand da wie versteinert, was die Schülersprecherin ausnutzte, um zu ihm zu rennen und ihn leidenschaftlich zu küssen. Sie hatte keine Hemmungen, es war als ob ihre Lippen zum ersten mal da wären, wo sie hingehörten. Und der Kuss löste so vieles in ihr aus, so viele Gefühle, dass sie das Gefühl hatte, sie müsste vor Glück platzen. Und sie gestand es sich endlich ein: Sie, Lily Evans, hatte sich in James Potter verliebt. Es waren nicht nur Gefühle, nein, sie liebte ihn. Von ganzem Herzen und bis zum Schluss. James erwiderte den Kuss nach einigen Schrecksekunden und vergrub seine Hände in Lilys dunkelrotem, dichten Haar, ließ sich einfach fallen.

Doch im perfektesten Moment aller Zeiten wurden die beiden gestört. Natürlich, der Plan hatte funktioniert, dutzende Schüler und Schülerinnen strömten ins Zimmer.

Doch all das machte James und Lily nichts aus, sie standen nur da und küssten sich, und als Sirius bemerkte, dass die Rothaarige trotz alledem nur Augen für James hatte, stieß er einen Jubelschrei aus, der den Ruf eines Augureys von der Lautstärke her alt aussehen lassen würde.

Von diesem Tag an waren James Potter und Lily Evans ein Paar. Von diesem Tag an führten auch Remus Lupin und Sirius Black eine glückliche Beziehung. Die Aktion hatte Dorcas Meadowes und Marlene McKinnon dazu gebracht, sich an dem Schülersprecherpaar ein Beispiel zu nehmen und sich nicht mehr von anderen beim Küssen stören zu lassen. Und zu guter Letzt hatte Frank, von der Harmonie um ihn herum beflügelt, Alice noch ein zweites Mal seine Liebe gestanden, und ein zweites Mal hatte James sie gestört.

Denn James Fleamont Potter hatte das Talent, immer zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Nicht, dass er es mit Absicht tat, nein, doch er war froh darüber. Denn ohne diese Gabe wäre er vielleicht nicht mit der Liebe seines Lebens zusammen.

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