Kapitel 2 - Ein Zoobesuch der besonderen Art


Nichts konnte in diesem Sommer meine Laune trüben. Fröhlich spielte ich mit den anderen Kindern und abends schwelgte ich in Gedanken ans Fliegen und Zaubern.

Immer wenn ich die Chance dazu hatte, holte ich den Tagespropheten aus meinem Versteck und las ihn mir immer wieder durch. Die ersten Artikel konnte ich fast schon auswendig.

Ein paar Mal lies ich sogar das Essen ausfallen, nur um allein im Zimmer zu sein.

„Guten Morgen, Kinder!“ Laut klopfte es an der Zimmertür von mir und Lisa. „Macht euch bitte fertig und kommt frühstücken. Wir haben heute einen Tagesausflug in den Zoo. Wer nicht rechtzeitig fertig ist, darf nicht mit!“

Verschlafen blickten Lisa und ich uns an, lauschten den Worten. Beim Wort ‚Zoo‘ fingen wir an zu strahlen und sprangen aus den Betten. Schnell zog ich mich an und stolperte die Treppen herunter, während ich mir einen Pferdeschwanz band. Meine Freundin hinter mir lachte wegen meiner Hektik laut auf.

„Du bist unmöglich Liv, sie werden auf keinen Fall ohne uns fahren. Können sie gar nicht. Wir sind schließlich die Coolsten!“ „Ich will lieber nichts riskieren. Ich liebe Tiere! Außerdem hab ich einen Mordshunger! Ich könnte jetzt 30 Äpfel essen!“ Lisa kicherte. „Also ist alles wie immer, du Vielfraß.“

Wir betraten den Speisesaal. Wobei Saal größer klingt als es tatsächlich ist. Eigentlich war es nur ein kleiner Raum mit zwei großen Tischen um die je 10 Stühle standen.

Die Tische waren bereits gedeckt. Jede Woche haben andere Kinder Tischdienst. Zum Glück muss man also nur alle paar Wochen früher aufstehen. Ich hasste das.

Lisa und ich setzten uns zu den anderen Kindern an den Tisch und sprachen das Morgengebet („Lieber Gott, segne flott!“). Ich war wirklich verwundert, wie wir die letzten am Tisch sein konnten, wo wir uns doch so beeilt hatten.

Danach unterhielten wir uns aufgeregt über den anstehenden Tag und schlugen uns ordentlich die Bäuche voll. Wir wussten ja, dass wir einen langen Tag vor uns hatten. Und ich konnte sowieso immer essen wie ein Mammut. Madame Lawson und ihre beiden Angestellten Luke und Natalie halfen uns aus den Resten des Frühstücks Lunchpakete für den Tag zu packen und keine Stunde später saßen wir alle in einem Bus in Richtung Zoo.

Schon beim Aussteigen aus dem Bus konnte ich an der Schlange bei der Pforte einen meiner Klassenkameraden erkennen. Der hagere, dünne Junge mit dem unordentlichen schwarzen Haar, stand hinter ein paar anderen Leuten an der Kasse. Sein Name war Harry.

Wie immer trug er Kleidung, die ihm viel zu groß war. Dadurch wirkte er noch schmächtiger. Allgemein hatte er ein seltsames Erscheinungsbild.

Ich staunte nicht schlecht, als ich erkannte von wem er auf seinem Zoobesuch begleitet wurde. Dudley Dursley und Piers Polkiss, die Schulschläger schienen die Begleitung von Harry zu sein. Einem ihrer Lieblingsopfer.

Sie standen so nah beieinander, dass es kein Zufall sein konnte. Sie mussten tatsächlich zusammen anstehen.

„Das ergibt doch gar keinen Sinn.“, murmelte ich vor mich hin, als Madame Lawson uns erklärte, dass wir in Dreiergruppen zusammen bleiben sollten und das erste Zusammentreffen der Gruppe um 12:30 Uhr in der Nähe des Eingangs wäre.

Ich hörte nur mit einem Ohr zu, den Blick weiter auf die Leute ein paar Stücke vor uns in der Schlange gerichtet. Luke verteilte Karten des Zoos an uns, auf dem die Treffpunkte nochmal dick markiert waren. Wortlos nahm ich das Papier und steckte es in die Seitentasche meines Rucksacks.

„Livy, was starrst du denn diesen Jungen die ganze Zeit so an? Bist du etwa in ihn verliebt?“ Wie immer war Lisa sehr direkt. Schnell schüttelte ich den Kopf. Ich und verliebt, ist ja eklig!

„Nein, aber ich kenne ihn. Er geht in meine Klasse. Ist ein ganz komischer Kauz, deshalb halten sich die meisten fern von ihm. Aber siehst du die zwei Jungen die bei ihm stehen? Der Dicke mit den blonden, dünnen Haaren und der kleine, dünne mit dem fiesen Gesicht? Das sind die Schläger unserer Schule, zusammen mit ein paar anderen. Und normalerweise verprügeln die Harry. Aber heute scheinen sie zusammen unterwegs zu sein. Das wundert mich einfach.“ Lisa war schon ein paar Jahre älter als ich, weshalb sie eine andere, weiterführende Schule besuchte.

„Ja, das ist wirklich komisch. Aber das sind auf jeden Fall die Eltern von dem Dicken. Der Mann da MUSS einfach sein Vater sein. Die Beiden sind sich wie aus dem Gesicht geschnitten. Beide hässlich wie die Nacht.“


Ich kicherte über ihre Aussage, aber sie hatte Recht. Beide hatten zu viel auf den Rippen und durch das Übergewicht kaum Hals, dafür Doppel- wenn nicht sogar Dreifachkinn. Auch die dünnen blonden Haare waren sich ähnlich. Die Mutter hingegen sah gänzlich anders auch. Außer den blonden Haaren hatte sie nichts mit ihrem Sohn gemein. Ich beschloss den Blick von der Familie abzuwenden. Vielleicht würde ich später noch mehr heraus finden.

„Können wir bitte, bitte, biiiiiiiiiiitte Jeremias mit in unsere Gruppe nehmen?“, fragte Lisa mich mit verstohlenem Blick. „Mhm, ja klar.“, gab ich immer noch leicht geistesabwesend von mir. Dudleys Familie schritt gerade durch das Eingangstor. Harry trottete ihnen hinterher. Er gehörte zur Gruppe, aber es sah eher aus, als hätten sie ihn ausversehen dabei. Niemand kümmerte sich wirklich darum, ob er hinten aufschloss oder nicht.
„Du bist einfach die Beste!“ Lisa umarmt mich freudestrahlend. Verwirrt blicke ich sie an. „Häh?“ „Naja… Ich weiß doch dass du Jerry eigentlich nicht so leiden kannst.“ „Was? Wieso Jerry, was ist mit ihm?“ „Also… weißt du… Manchmal mache ich mir wirkich Sorgen um dich. Wie kann man nur so in seiner Traumwelt sein, dass man alles um sich herum vergisst? Du hast gerade zugestimmt, dass wir ihn in unsere Gruppe aufnehmen.“ Eigentlich hatte ich keine Lust meine Zeit mit Jerry zu verbringen. Er war ein Schwerenöter.

Mit seinen glatten schwarzen Haaren und dem, für einen 14-jährigen, sehr trainierten Körper war er der Schwarm von einigen Mädchen aus dem Heim. Bestimmt war er auch in der Schule ein Herzensbrecher. Und genau dieser Tatsache war er sich bewusst, was mich im Umgang mit ihm schon immer abschreckte. Er wusste genau welche Wirkung er auf Mädchen hat und hielt dadurch viel zu viel von sich selbst. Seine tiefbraunen Augen mit den langen Wimpern taten ihr Übriges.
Aber was solls, ich konnte Tiere anschauen, soll Lisa doch ihn anstarren. Mir ja egal. Meine Laune konnte seit Lupins Besuch eh nichts trüben.

Zu Dritt machten wir uns also auf den Weg, als wir die Schlange an der Kasse überwunden hatten und den Zoo betraten.

Schon am ersten Gehege war ich hellauf begeistert. Erdmännchen sind einfach ZU süß! Zu meinem großen Unmut drängten Lisa und Jerry direkt weiter zu gehen. Wir waren für den Zoo keine gute Gruppe.
Ich liebte Tiere über alles und wollte eigentlich schon einige Zeit an den einzelnen Gehegen verbringen, während die anderen Beiden eher daran interessiert waren sich auf eine Bank zu setzen und zu quatschen. Aber mal ganz ehrlich – Dafür muss man nicht in den Zoo gehen.

Lisa versuchte auf mich einzureden, bis ich genervt die Augen verdrehte. „Weißt du was, dann geht ihr doch schon mal vor. Ich möchte mir gern die Tiere ansehen und euer Generve geht mir auf den Geist.“ Jerry schüttelte den Kopf und nahm Lisa an der Hand.

Diese kicherte dämlich und lies es zu, jedoch nicht ohne sich noch einmal zu mir umzudrehen und mir zu zuzwinkern… Blöde Kuh.

Um ehrlich zu sein war ich ganz froh, allein durch den Zoo schlendern zu können. So hatte ich meine Ruhe und konnte mich so lange in Gedanken verlieren wie ich wollte. Meine Gedanken schweiften immer wieder nach Hogwarts.
Ich fragte mich ob es in der Zaubererwelt auch Zoos gibt und wenn ja, ob es noch andere Tiere gibt, als die, welche wir kennen. Im Geiste stellte ich mir bei vielen Tieren die ich sah vor, sie hätten Flügel oder Hörner oder wären einfach quietschbunt!

Unterwegs traf ich immer wieder auf Harry und die komisch Konstellation mit der er unterwegs war.
Wie schon zu Beginn, schienen sie sich keinen Hehl um Harry zu sorgen, aber er sah glücklich und zufrieden aus. War irgendwie schön ihn mal lächeln zu sehen.
In der Schule passierte das tatsächlich nicht allzu häufig.

Zur Mittagspause versammelten sich alle Kinder am vereinbarten Treffpunkt. Also fast alle… Jerry und Lisa.

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