Besuch (2)

Alastor Moody PoV

Ich versuchte ein freundliches Gesicht zu machen, während Nymphadora und Remus sich auf den Weg machten. Teddy stand an der Tür und sah den beiden noch nach nachdem sie weg waren.
Unsicher, was ich nun tun sollte, ging ich zunächst auf ihn zu und Schloss die Tür.
"So" sagte ich optimistisch.
"Was wollen wir beide denn jetzt mal tun?" Ich sah ihn gespannt an. Eigentlich war ich für alles offen, er war auch ein sehr ruhiger und vernünftiger Junge, was vielleicht daran lag, dass seine Eltern bereits so viel erleben mussten und er aus diesem Grund besonders eigenständig erzogen wurde.
Leise murmelte er auf einmal etwas vor sich hin.
"Wie bitte? Ich habe das leider nicht verstanden."
"Geschichte! Erzähl mir eine Geschichte!" Wiederholte er nun lauter, so dass ich es auch verstehen konnte. Wie kam er darauf, dass ich irgendwelche Geschichte kannte?
"Bitteeeee" ergänzte er mit einem lieben Augenklimpern.
"Nagut." Ich zuckte nur mit den Achseln und dachte mir: Wenn es nur das war.

Mit langsamen Schritten ging ich zum Sofa und suchte gedanklich nach einer passenden Geschichte. Dabei fiel mir ein, dass ich selbst früher die Geschichte von dem Zauberer und dem hüpfenden Topf am liebsten gehört hatte.
Während meiner Überlegungen hatte sich der kleine Tonks-Lupin Sprössling eine Decke geschnappt und es sich auf der Couch gemütlich gemacht.

"Nun gut, ..." Fing ich an und sah erwartend zu Teddy, welcher bereits gespannt wartete.

"Es war einmal ein gütiger alter Zauberer, der seine magischen Kräfte großzügig und weise zum Wohle seiner Nächsten gebrauchte. Den wahren Ursprung seiner Macht offenbarte er nicht, vielmehr tat er so, als würden seine Tränke, Zaubersprüche und Gegengifte gebrauchsfertig aus dem kleinen Kessel springen, den er seinen Glückskochtopf nannte. Die Menschen kamen mit ihren Sorgen meilenweit von überall her zu dem Zauberer, und er rührte mit Vergnügen in seinem Topf und richtete die Dinge wieder."

Noch eine Weile erzählte ich die Geschichte weiter, doch langsam bemerkte ich wie dem Kleinen immer wieder die Augen schwer wurden.

"Und nun füllte sich der Topf bis zum Rand mit salzigem Wasser und verschüttete Tränen über den ganzen Boden, während er hüpfte ...." Ich wurde leiser und hörte schließlich auf, als ich sah, dass Teddy nun seinen Mittagsschlaf hielt.
Er sah so friedlich aus und dieser Anblick ließ mir keine andere Wahl, als die ganzen schrecklichen Geschehnisse der vergangenen Monate zu vergessen.

Ich deckte ihn noch ordentlich zu und sagte noch leise "Nox" um das Licht auszuschalten. Doch was sollte ich jetzt tun? Ich sollte zwar auf Teddy aufpassen, aber nun schlief er ja.
Was im Prinzip bedeutet, .... dass ich mich nun unbemerkt umsehen konnte!
Nymphadora war, seitdem ich ihre Ausbildung angefangen hatte, schon immer so etwas wie mein Schützling gewesen und so interessierte es mich brennend, was sie aus ihrem Leben gemacht hatte. Besonders mit diesem Lupin ... Meiner Wahl für sie wäre er zwar nicht gewesen, aber sie schienen sehr glücklich mit einander zu sein.
Zugegeben - Mit Tonks wildem und aktiven Charakter kam nicht jeder aus, aber Remus schien gerade dies perfekt auszugleichen, wobei ihr Mut und die Verbundenheit zu Familie und Freunden die Beiden vereinte.

Mit einem entschlossenen Kopfschütteln unterbrach ich meine Gedanken. Kurz warf ich dem schlafenden Teddy noch einen Blick über die Schulter zu und machte mich dann auf, nachdem ich festgestellt hatte, dass alles in Ordnung war, um das Haus genauer zu untersuchen.
Denn so ein Haus konnte sehr viel über die darin lebenden Personen aussagen und da wir als Auroren öfter mal nur verlassene Wohnungen auffinden, war auch diese Analyse ein wichtiger Bestandteil unserer Ausbildung.
Selbst wenn es komplett unpersönlich bund steril eingerichtet war. Eine Weile verlor ich mich in der lieblichen Einrichtung und meine Blicke streiften durch sämtliche Regale und Schubladen.

Doch zu meiner Erleichterung wurde dieses Heim keineswegs unpersönlich gestaltet. Überall lag zunächst einmal Spielzeug herum und verschiedenste Alltagsgegenstände, für welche nicht die Zeit gefunden werden konnte sie weg zu räumen. Es sah exakt so aus, wie man sich das Haus eines jungen Ehepaares vorstellt. Was mich wunderte war, dass nirgendwo Bilder zu sehen waren. Keine großen Bilderrahmen mit Familienfotos oder mit Verwandten.
Etwas verwundert suchte ich nach Fotoalben und fand glücklicherweise eins im Bücherregal zwischen Koch- und Zauberbüchern.

Neugierig klappte ich es auf, während ich mich auf einen abgesessenen Sessel niederließ.
Nach etwa fünf Minuten bemerkte ich eine Bewegung im Augenwinkel - Teddy war aufgewacht. Daraufhin wurde mir die Zeit klar! Da die Familie erst um 13 Uhr gegessen hatte war es nun bereits 15:37 Uhr. Mich wunderte es, dass der Kleine so lange geschlafen hatte. Das hätte ich früher niemals getan.
Aber ich war unglaublich froh darüber. Leise lächelte ich über den Gedanken, dass Teddy so ein braver Junge war und sah mich nach ihm um.
"Du scheinst gut geschlafen zu haben." Auf meine Antwort nickte er und kam, sich die Augen reibend, zu mir. Erstaunlicherweise hatte er sich sehr schnell an mich und mein Aussehen gewöhnt.

                   -- 3 Stunden später --

Tonks PoV

Die Versammlung war sehr ernst gewesen, natürlich, es ging ja auch um ein ernstes Thema, aber es war unglaublich schön alle wiederzusehen. Während der Versammlung hatte ich endlich einmal wieder das Gefühl gehabt dazuzugehören, wir hatten viel zu lange keinen wirklichen Kontakt zu unseren Freunden gehabt. Wir stiegen von unseren Besen und ich sah, dass auch Remus erstaunlich erleichtert und entspannt wirkte - Auch das Vatersein war nicht einfach, denn er kümmerte sich wirklich sehr liebevoll um unseren Sohn. Ich öffnete die Tür unseres Hauses und trat ein. Remus folgte mir und wir sahen uns um. Alles war aufgeräumt und ... Leer. Wo waren sie wohl?
Kurz schob ich Panik und ich bemerkte auch Remus' panischen Blick, doch dann hörten wir ein Lachen ais Teddys Zimmer.
Als wir dann nachsahen, entdeckten wir ein für uns sehr ungewohntes Bild: Teddy saß im Schlafanzug auf seiner mit Sternen und Planeten bedeckten Bettdecke und Moody quetschte sich auf einen der Kinderstühle und hielt ein Buch in der Hand.
Wahrscheinlich hatte Teddy ihn dazu überredet, denn er liebte Geschichten.
Remus und ich entschieden uns dazu, draußen zu warten, was für eine wunderschöne Erinnerung. Meine Gedanken wurden von einer Hand unterbrochen, die nun anfing durch meine Haare zu streichen und bald schon legten sich Remus' Lippen auf meine und wir verloren uns darin.
In diesem Moment wurde mir bewusst, wie glücklich wir uns schätzen können.

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