Kapitel 13.3
Entschuldigend senkte sie den Blick. »Es tut mir leid, das ist ... ein wenig ungewohnt für mich«, gestand sie leise, wobei das mehr eine Ausrede war. »Weißt du, es fällt mir nicht schwer, dich formlos anzusprechen, aber es fällt mir schwer, dem Highlord gegenüber so respektlos zu sein. Das ist gegen meine Erziehung«, erklärte sie zögerlich und hoffte, dass er es verstand. Für sie gab es einen Unterschied, ob sie von ihm als Person sprach, oder von ihm als Highlord, der Herr einer Armee und Herrscher des goldenen Reiches war.
Seufzend rieb sich Kaden über das Gesicht und hielt kurz inne. Ein wenig unbehaglich zupfte Lilitha an ihrem Handtuch, welches um ihre Brust gebunden war. Sie wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Es war ihr überhaupt nicht aufgefallen, dass sie ihn so angesprochen hatte. Es war einfach passiert. Doch anscheinend gefiel ihm das ganz und gar nicht.
»Es kommt mir so vor, als hättest du ... auch nach all den Monaten und was wir durchgestanden haben ... als würdest du dich vor mir fürchten. Und ich weiß, dass du Angst vor mir hattest, das brauchst du gar nicht erst zu leugnen«, erklärte er klar und deutlich und rang sichtlich nach den richtigen Worten.
»Ich habe keine Angst vor dir«, korrigierte sie ihn. »Ich habe Angst vor dieser Welt«, fügte sie hinzu. Hoffentlich verstand er diesen Unterschied. Ihn als Mann konnte sie lieben und würde ihn auch nicht fürchten, doch als Highlord war er anders. Er als Macht, die sie ängstigte. Diese ganze Welt war ... ihr nicht geheuer.
Seufzend erhob er sich und schob sich an der Rothaarigen vorbei, um ins Ankleidezimmer zu treten und sich ein Hemd zu suchen. »Aber du hattest früher Angst vor mir«, wandte er ein und schien noch immer nicht sonderlich erfreut.
Nervös begann Lilitha an ihrem Finger zu kratzen, an welchem ihr Verlobungsring saß. »Ja. Weil ich dich nicht kannte. Und ich hatte Respekt vor dir. Und manchmal sogar Angst«, gestand sie. »Aber nicht mehr«, versicherte sie ihm im gleichen Atemzug und blickte ihm hinterher. Machte sogar einige Schritte in seine Richtung.
Ungläubig blickte er sie mit einem vielsagenden Blick aus der Ferne an, während er sich das knittrige Hemd über den Kopf streifte. »Und du hast mich nur so angesprochen, weil ... warum? Aus Instinkt?«, fragte er verhöhnend und zog sich das Hemd zurecht, um es sich in die Hose zu stecken, ohne darauf zu achten, wie unordentlich es eigentlich war. Er war im Moment viel zu sehr auf Lilitha und ihr Gespräch konzentriert.
Diese musterte ihn nachdenklich. »Das kannst du nicht tragen«, entschied sie schließlich kopfschüttelnd, ehe sie auf ihn zu trat. »Und ich dachte, ich habe es dir bereits erklärt. Mir wurde der Respekt vor dem Highlord in die Wiege gelegt. Es fällt mir schwer über Dinge zu sprechen, die mit deiner Position zusammenhängen und dabei ... unhöflich zu sein«, erklärte sie, während sie ihm ein anderes Hemd heraussuchte und damit begann an seinem angezogenen zu ziehen, bis es aus dem Hosenbund kam und sie es wieder aufknöpfen konnte. Sie versuchte nicht an die Worte zu denken, die in diesem Augenblick heraussprudelten. Versuchte ihre Richtigkeit nicht infrage zu stellen oder näher zu definieren. Es war keine Lüge und doch fühlte es sich falsch an, sie Kaden zu offenbaren.
Er gab ein gepresstes Knurren von sich, doch ließ es über sich ergehen, sich fast schon von ihr bemuttern zu lassen. Auch wenn er das immer an ihr gemocht hatte. Doch er war wütend auf sie und wenn sie ihn jetzt schon so aus Versehen ansprach, würde sie das wohl immer tun. »Inwiefern denn unhöflich? Ich finde es viel unhöflicher, wenn du mich so nennst. Du bist meine Frau Lilitha, das wirkt merkwürdig«, setzte er an und hielt den Blick stur auf sie gerichtet, während sie in seinen Sachen wühlte.
Sie hob den Kopf und schenkte ihm ein schuldbewusstes, aber auch entschuldigendes Lächeln. »Ich werde mich an meine neue Position erst noch gewöhnen müssen und ich bin mir sicher, auch ich habe Seiten an mir, an die du dich gewöhnen werden musst«, meinte sie und kramte weiter. Was für eine maßlose Untertreibung.
Aber diese Aussage verwirrte Kaden doch zunehmend und ließ ihn die Stirn runzeln. Andere Seiten? Was meinte sie denn jetzt damit? Lauernd verengte er seine Augen und setzte sich auf den gepolsterten, flachen Sitz in der Mitte des Raumes. »Wovon sprichst du da?«, fragte er irritiert und ließ sie keine Sekunde aus den Augen.
Lilitha zog die Sachen hervor und begann dann damit, ihm die Kleidung anzuziehen.
»Ich bin ... dir nicht unähnlich, Kaden«, meinte sie leise, schien aber auch darauf bedacht, nicht zu viel zu verraten.
»Ja ... deswegen heiraten wir ja auch, Lilitha«, antwortete er, als wäre das offensichtlich und erhob sich wieder, um sich von seiner Verlobten ankleiden zu lassen. Obwohl sie schon lange kein Dienstmädchen mehr war.
Sie lachte leise. »Ja, das stimmt schon. Trotzdem weiß ich nicht, ob du nicht zu sehr überrascht sein wirst«, sagte sie flüsternd. »Auch wenn ich es gern umgehen würde. Aber mir bleibt als deine Frau kaum eine Wahl, nicht wahr?«, wollte sie wissen und blieb absichtlich vage. Und nach Kadens Gesichtsausdruck zu urteilen war er auch über alle Maßen verwirrt, als hätte er keine Ahnung, wovon sie sprach. Vermutlich hatte er sie wohl falsch verstanden und dachte sie meinte mit Ähnlichkeiten ihre Interessen und was sie verband. Doch da war noch mehr.
»Ja ...«, machte Kaden langsam und eher fragend, indem er so tat, als könnte er ihr folgen. »Sogar dein Kopf ist im Moment ein einziges Chaos«, brummte er unschlüssig und senkte den Blick auf ihre Hände, welche sein Hemd langsam zuknöpften.
Lilitha lächelte. »Ich weiß, dass du mir nicht folgen kannst, das ist in Ordnung. Ich bin manchmal so«, gestand sie. »Irgendwas Vampirisches muss ich haben, oder?«, wollte sie leise und mit einem Zwinkern wissen.
Seufzend schüttelte Kaden den Kopf und musterte sie nachdenklich. »Du machst mich wirklich noch verrückt«, murmelte er gedankenverloren, als wäre das eine unausweichliche Folge ihrer Beziehung, die er in Kauf nehmen würde.
Sie lachte erneut und betrachtete Kaden mit seinen frischen Sachen. So konnte er rausgehen, das war in Ordnung. Jetzt musste nur sie sich noch ankleiden.
Er beobachtete sie eine Weile und zupfte ein wenig beleidigt an seinem Ärmel, um ihn zurechtzuschieben. Letztlich entfernte er sich aus dem Ankleidezimmer, um einen Zettel zu schreiben und diesen einem Eunuchen vor der Tür in die Hand zu drücken, welcher ihn zu Sergej bringen sollte.
Skeptisch beobachtete Lilitha ihn dabei. »Was war das?«, wollte sie wissen.
Unerwartet drehte sich Kaden zu ihr um und schloss die Tür wieder hinter sich. »Nur eine Nachricht für Sergej, dass er den Harem gegen Abend zusammenkommen lassen soll«, erklärte er und blickte kurz zur Seite, wo Lilithas schwarzes Kleid vom letzten Abend, auf der Couch lag.
Die Rothaarige nickte verstehend und betrachtete ihre Kleider nachdenklich. »Weißt du schon, was du tragen wirst?«, fragte er nach einer Weile, als er sich zu dem Kleid bewegte, um es aufzuheben und abwesend zu betrachten.
»Nein. Ich habe keine Ahnung«, murmelte sie, weil sie gar nicht wusste, was dem Anlass entsprach. Sie hatte sich nur überlegt, was sie zum Kämpfen anziehen würde. Dabei war dieses Ergebnis nicht halb so wichtig wie das hier. Irgendwie musste sie sich darin wohlfühlen, aber auch gleichzeitig ihrem neuen Statuts gerecht werden, wie Kaden gemeint hatte. Und genau das war das Problem, oder?
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