Ich sitze in der fast leeren U-Bahn morgens, halb fünf und fahre zur Arbeit. Überall betrunkene, auf den Bänken der Haltestellen. Man kann noch überall die Weihnachtszeitspuren erkennen. Es sind jetzt noch genau 4 Tage bis Silvester. Ich habe nichts geplant, werde mit meinem Kater Jack Zuhause, etwas Prosecco und einem Käsefondue feiern. Ich hatte zwar ein paar Einladungen, aber irgendwie wollte ich zu keiner dieser gehen. Bei meinem Bruder und seiner Freundin wird sowieso, wie immer ganz bestimmt, irgendwann ein Streit zwischen den beiden ausbrechen. Das war doch bis jetzt immer so.
Bei der Arbeit in der Klinik, umgezogen im Schwesternzimmer angekommen. Machte die Nachtschwester erstmal ihre Übergabe und nach 'nem Schluck Kaffee, begann ich mit der Arbeit. Frau Gustav, wird heute entlassen und kann es kaum erwarten, dass der Arzt mit ihr das Entlassungsgespräch führt. Sie denkt auch, dass der Arzt um 6:00 morgens schon in der Klinik ist und zur Visite kommt. Ich erkläre ihr, dass er ganz gewiss nicht vor 14:00 da sein wird. Enttäuscht legt sie sich zurück ins Bett. Bei Herrn Frank piepst der Perfusor. Einige der Patienten, waren selbstständig, es gab aber auch bettlägrige Patienten, die bei fast allem Unterstützung brauchten. Wieder andere, benötigten nur Hilfestellung beim morgendlichen Toilettengang. Ich war gerne Krankenschwester, wie man heute sagt, Fachkraft im Gesundheitswesen. Aber die Patienten nannten mich auch heute noch, "Schwester Laura" und ich fand das auch vollkommen OK.
Die Schicht war ziemlich stressfrei. Deshalb ging ich nach der Arbeit ins Einkaufszentrum, um noch ein paar Besorgungen zu machen. In einem Laden für Tierfutter, traf ich meine Nachbarin, Frau Hütter. Sie erzählte mir, dass es heute im Haus ein Feueralarm gab. Der alte Herr Lehmann, aus dem 3 Stock, hatte vergessen, die Kerzen auf seinem Adventskranz auszupusten. Gott sei Dank ist nichts Schlimmes passiert. Ich fragte mich, warum er am 28.12. noch die Kerzen am Adventskranz anzündete? Na ja, ich holte noch einen Sack Katzenstreu und das Lieblingsfutter für Jack, dann fuhr ich nachhause.
Mein Kater Jack war ein richtiger faulenzer. Den ganzen Tag lag er in seinem Körbchen oder auf seinem Kratzbaum, aber sobald ich den Schlüssel unten in das Schloss steckte, rannte er sofort zur Tür und miaute laut. Wie er mich immer erkannte, wusste ich nicht? Ich habe noch kurz beim Edeka Hackfleisch und eine Packung Spaghetti geholt. Wollte heute Spaghetti Bolognese machen. Hab dann am Abend noch kurz mit einer Freundin telefoniert und pünktlich um 20:15 habe ich die aktuelle Folge von GZSZ geschaut. Damit war dann auch mein Tag schon vorbei. Morgen nochmal zur Frühschicht und dann habe ich Urlaub bis zum 05. Januar.
31.12. morgens:
Ich habe mich jetzt doch von Marie, einer Freundin von mir überreden lassen, mit ihr in den Nightmare Basement zum Silvester feiern zu gehen. Ein wenig gruselig hörte sich der Laden schon an. Ich dachte eher das dort Halloween gut gefeiert werden kann. Aber Marie versicherte mir, dass es dort total toll wäre und dass wir bestimmt mega Spaß haben werden. Am Vormittag ging ich in die Riem Arcaden, um mir ein passendes Outfit auszusuchen. Nach etlichen Anproben fand ich im Peek und Cloppenburg, etwas, was mir gut gefiel und für den Anlass gut passte.
Ich ließ mir die Haare beim Friseur, waschen und glätten. Wollte keine aufwendige Hochsteckfrisur oder so ähnlich? Warum auch, nach 00:00 sehen die Haare sowieso meistens wieder total verwuschelt aus. Da ich kein großer Schmuckträger war, ging ich nur zum Bijou Brigitte und holte mir dort ein kleines Schmuckset, für günstige 33 €.
Gegen 18:00 verabredete ich mich mit Marie, vor der Aral Tankstelle, in der Nähe vom Club. Wir wollten vortrinken und holten uns dort, ein paar kleine Feiglinge, Red Bull sowie eine Flasche Absolut Vodka. Das ganze tranken wir in Maries Auto. Eigentlich wollten wir in den Englischen Garten, aber es war arschkalt draußen. Um 20:00 begaben wir uns dann in den Nightmare Basement Club. Es war schon ziemlich voll. Aber wir hatten ja reserviert.
Die Plätze, die Marie reserviert hat, waren super. Man konnte den ganzen Club von hier aus beobachten und der Weg zu den WCs war auch nicht weit. Neben uns war eine Gruppe von Mädels, die wir im Laufe des Abends etwas kennengelernt haben. Sie waren total nett und irgendwann entschieden wir unsere Tische zusammenzustellen und alle gemeinsam zu feiern und auf Silvester zu warten. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass ein Kerl, der auf der anderen Seite der Terrasse oben stand, mich ständig beobachtete. Schon eine der Mädels, sagte mir, dass sie bemerkt hat, dass dieser Typ ständig zu mir rüberschaut. Na gut, dachte ich mir, soll er halt, wenn er nichts Besseres zu tun hatte. Doch irgendwann, fing auch ich an zu gucken und plötzlich begannen wir mit unseren Augen zu flirten und mit Blicken zu kommunizieren. Er sah ziemlich interessant aus, musste ich zugeben. Er hatte eine graue Hose und ein schwarzweiß kariertes Hemd an. Vor allem war er sehr groß und man konnte viele Muskeln durch das Hemd erkennen. Ich stand ja voll auf so große und gut gebaute Männer. Jetzt fing er auch an, mich ständig anzulächeln. Anfangs versuchte ich noch, dem auszuweichen, aber es gelang mir nicht lange. Nun lächelte ich zurück und ich fand es amüsant, mit ihm zu kokettieren.
23:40, noch 20 Minuten bis Silvester. Wir wollten gerade ein Sekt bestellen, als der Kellner uns eine Flasche Champagner und Gläser brachte. Auf die Frage, woher das kommt, zeigte der Kellner auf die gegenüberliegende Seite und so zu dem Typen, mit dem ich die letzten zwei Stunden wilde Blicke ausgetauscht habe. Ich habe Marie nichts davon erzählt, deshalb fragte sie mich jetzt. "Wer ist das, kennst du den?" "Mhmh 'ne, aber ähm der kokettiert die ganze Zeit schon mit mir." "Echt jetzt, na dann danke." Sie hob das Glas in seine Richtung. "Der ist schnuckelig, Laura!" "Mhh ja schon irgendwie." Jetzt hob auch ich das, Glas und bedankte mich so für den Champagner.
Dann fing der DJ an, den Countdown herunterzuzählen. "10, 9, 8, 7, 6, 5, Leute gleich ist es so weit. 4, 3, 2, 1, bummmmmmmmmm Happy New Year!" Marie und ich sprangen wie zwei Verrückte herum und umarmten uns. Auch die anderen Mädels vom Nebentisch umarmte ich. Dann sah ich rüber zu dem Kerl, aber er war nicht da. Marie sagte dann, dass wir raus gehen sollen, um uns das Feuerwerk anzusehen. Wir wollten unsere Jacken nehmen, aber die Schlange bei der Garderobe war so lang, dass wir keine Lust hatten zu warten, sonst hätten wir das Feuerwerk verpasst. Auch wenn es kalt war, gingen wir halt ohne Mäntel heraus. "Wow, wie schön das ist?" "Jaa ich liebe es so sehr." Wir standen nun inmitten der vielen Menschen und betrachteten dieses wunderschöne Lichtspiel am Himmel.
Als Marie sich etwas entfernte. Stand ich hier allein, als mich plötzlich von hinten jemand ansprach. "Hey, Happy New Year!" Ich drehte mich um und da stand der Kerl aus dem Club. Er lächelte und stand ungefähr 5 Schritte von mir entfernt. "Ähm danke dir auch ein frohes Neues." "Danke, ist dir nicht kalt?" "Eigentlich schon, aber ich schaue so gern beim Feuerwerk zu, hätte ich in der Schlange auf mein Mantel gewartet, hätte ich dieses wunderschöne Bild nicht gesehen." "Aha, ja, so ging es mir auch." "Ja, hey, danke für den Champagner." "Sehr gern!" Jetzt standen wir einige Minuten da und keiner sagte etwas. Immer wieder lächelten wir uns an, so wie wir das schon den ganzen Abend getan haben. Jetzt fiel mir das irgendwie schwerer, weil er unmittelbar vor mir stand, mit der Distanz im Club war es einfacher. Bestimmt war ich sogar ein wenig rot geworden. Noch immer erleuchtete der Himmel hinter uns in den schönsten Farben. Plötzlich kam er näher an mich ran. Ich überlegte, ob ich nicht einfach wieder einige Schritte nach hinten gehen soll, um wieder eine kleine Distanz zwischen uns zu bilden. Doch ich tat es nicht, ich blieb stehen und um so näher er kam, um so heißer wurde mir. Er langte um meine Hüften und blickte mir tief in die Augen. Sein Gesicht war jetzt nur noch einige cm von meinem entfernt. Keiner sagte etwas. Ich schloss meine Augen und fing ziemlich schnell zu atmen an. Ich spürte sein Atem und im nächsten Moment lagen seine Lippen auf meinen.
Epilog:
Ein Jahr später!
Heute war der 31.12 und wieder war ein Jahr vergangen. Heute Abend werden Elias und ich zusammen Silvester feiern. Natürlich im Nightmare Basement, dort wo wir uns vor genau einem Jahr kennengelernt haben. Ja, an dem Ort, wo unsere Liebe sozusagen begonnen hat. Wir waren glücklich, dass wir damals so offen gewesen waren und absolut keine Berührungsängste hatten. Es ging wirklich mega schnell, wir haben uns geküsst, obwohl wir gerade mal vielleicht 10 Worte miteinander gewechselt haben. Nichteinmal den Namen des jeweils anderen wussten wir. Aber wie man sehen kann, sind wir mittlerweile ein Jahr glücklich zusammen und ich weiß, dass Elias der Mann meiner Träume und der Mann fürs Leben ist. Dasselbe sagt Elias über mich. Um genau 00:00 Uhr an derselben Stelle, wo er mich letztes Jahr geküsst hat, hat er mir dieses Jahr einen Heiratsantrag gemacht und ich habe ihn angenommen und laut und deutlich "JA" gesagt.
Ende!!!
Das war meine Geschichte, Happy New Year geküsst von Unbekannt ;-).
Diese Geschichte ist fiktiv. Das geschriebene ist frei von mir erfunden.
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