Just to little old me- 8

Kal kläffte laut und ich packte geistesgegenwärtig seinen Gurt, bevor er angreifen konnte, der Hund zerrte an meinem kaputten Arm und ich stöhnte. Der dürre Leichenfledderer sah im fahlen Licht noch gruseliger aus, und einen Moment kam ich mir vor, wie in einem Horrorfilm. My bloody Valentine, dachte ich, passt!

„Fallen lassen!"fuhr er mich an, ich hatte wegen der Schulter mit links gehebelt, rechts hielt ich den zerrenden Hund.

Dennoch gab es in dieser Situation keine Verhandlungsbasis, denn Bela Lugosi hatte ne Knarre, ich ließ also den Keil fallen und Kal knurrte noch lauter.

„Shhh, still."mahnte ich ihn.

Und dann zuckte der häßliche Kerl zusammen, einen Moment dachte ich, er würde einen Schlaganfall haben, aber er sackte nach vorne und ich sprang gegen Kal, um uns aus der Schusslinie zu bringen, nun schnappte Kal doch nach mir, denn ich war gegen seine Pfote gestoßen. Er besann sich sofort und leckte über meine Jeans, da, wo er reingebissen hatte, sie war eh gefüttert und ich tätschelte atemlos seinen Kopf, starrte auf Steffi, die eine riesige Rohrzange in der Hand hielt. Der Leichenbestatter lag ohnmächtig in der Sauna, ich schnappte seine Waffe, meinen Eisenkeil und wir wollten ihn dort einschließen, als wir feststellten, dass ich die Tür ja aufgebrochen hatte! Also nahmen wir die Dampfsauna daneben, die war verglast, hoffentlich aber bruchsicher! Der Typ war nicht schwer, aber meine Schulter war verletzt und auch Steffi hatte Mühe, ihn zu halten. Nun war es wirklich, wie in AHS, der passende Song und wir entsorgten eine Leiche. Naja, nicht ganz!

„Den hast du aber gut erwischt."flüsterte ich, Steffi nickte. „Wie bist du rein gekommen?"

Sie grinste.

„Über die Garage. Der Anbau führt doch über eine Steintreppe in den Keller,  die Tür war zum Glück nicht abgeschlossen. War nicht einfach, das Garagentor per Hand aufzukriegen, aber der Wille versetzt Berge!"erklärte sie leise, während wir die Dampfsauna verschlossen.

Plötzlich fiel mir auf, dass Kal fort war. Ich jaulte leise. Nun ja, die Wendeltreppe kam er nicht hoch, aber die Steintreppe.

„Hast du die Tür zur Garage aufgelassen?"

„Ja. Aber die Garage ist ja wieder zu. Als ich runter kam, sah ich, dass..."

Ein Schaben. Steffi nickte und ging an dem Eisbad vorbei, im hinteren Teil waren Duschen und eine Kühlkammer, davor sass Kal und kratzte.

„Es sah so aus, als würde der Typ hier aufpassen, er hat dich gehört. Mich aber nicht..."grinste Steffi.

„Und das war echt super, ich wußte, ich kann auf meine Backup- Mädchen zählen!"blinzelte ich zurück, während wir am Schloß rum fummelten, es war eine Eisentür und nicht mal eben so leicht aufzukriegen.

„Vielleicht hat der Typ den Schlüssel?"flüsterte Steffi.

Ich schaute zur Dampfsauna, er schien noch ohnmächtig zu sein. Wollte ich an dem Kerl herum fummeln? Ich seufzte und ging los, Steffi folgte mir und richtete die Knarre auf ihn, während ich in seine Taschen griff. Doch nichts. Wir schlossen ihn wieder ein, nachdem ich überprüft hatte, dass er noch atmete. Sein Kopf blutete, aber ich hatte kaum Mitleid. Denn es sah ganz so aus, als hätte er die Leiche verschwinden lassen, aber warum war er hier unten, hatte er Komplizen? Einen schizophrenen Komplizen, der zu viel AHS geguckt hatte!

„Wir müssen nach oben."murmelte Steffi, nachdem wir still alles nach dem Schlüssel abgesucht hatten.

Ich traute mich nicht, den Keil anzusetzen, denn das würde noch mehr Lärm machen, als die Holztür, dann konnten wir auch gleich „Hier sind wir!"brüllen. Kal wollte sich nicht von der Tür weg bewegen, ich schätzte, dass Henry dahinter war. Rufen wollte ich allerdings nicht, das wäre genauso dumm. Wir schlichen die knirschende Wendeltreppe hoch und ich hoffte, die Musik würde es übertönen. Meine Schulter pochte, aber im Moment kreisten meine Gedanken um Henrys Zustand, ich war wahnsinnig besorgt und hätte so gerne erstmal überprüft, ob es ihm gut ging. Wenn er da drin war. Im Spa- Bereich entdeckten wir, dass die Männer tatsächlich angefangen haben mussten, zu schmücken. Oder sie hatten es vor, eine Kiste mit allerlei Herzdeko stand dort und wie gesagt hing ein Luftballon schon, darunter lag eine umgekippte Leiter. Steffi und ich schauten uns an, dann liefen wir geduckt zum Übergang ins Wohnzimmer, noch konnten wir nichts erkennen. Nur hören.

„Ich kille sie."zischte Steffi.

„Wieso sie?"

„Es ist die Kommissarin, ganz bestimmt. Ist dir aufgefallen, wie sie Fiennes angestarrt hat?"

„Ja. Aber es ist doch ziemlich unwahrscheinlich, dass..."

„...gib es endlich zu!"hörten wir die Kinderstimme über: „Although we're apart you're part of my heart" brüllen.

„Mit wem redet sie?"murmelte ich, denn ich war der Stimme gefolgt und sah, dass die Kommissarin mit dem Rücken zu uns in der Leseecke mit den hohen Ikea- Regalen stand. Steffi hatte Recht gehabt! Man sah nicht, auf wen sie einredete, vor ihr war der weiße Zweisitzer, auf dem vielleicht jemand saß, oder sie redete mit sich selbst. Ich schaute sehnsuchtsvoll zur Anlage hinüber, wollte am Liebsten los rennen und mit dem Keil auf sie eindreschen, bis endlich Stille war, und während ich es mir in allen Einzelheiten vorstellte und kostbare Zeit vergeudete, stieß mich Steffi an. Ich dachte erst, sie wollte mich zur irgendeiner Handlung drängen, aber sie deutete auf die riesige Couchlandschaft, und jetzt sah ich, dass dort ein Leichensack lag. Der sich bewegte! Ich zeigte auf den Whirlpool, wir krochen zurück und hockten uns dahinter. Lagebesprechung!

„Also, ich weiß nicht, wie lange Bela Lugosi so gut verstaut bleibt."begann ich wispernd und Steffi nickte besorgt, ich fuhr leise fort: „Wie es aussieht, sind es nur die beiden. Wir wissen nicht, ob sie eine Waffe in der Hand hat und wen sie bedroht. Idee: Ich laufe ums Haus und klingele, du befreist denjenigen im Sack und eventuell den anderen, je nachdem, wieviel Zeit ich euch verschaffen kann. Wir treffen uns am Waldrand und beraten neu."

„Okay, aber was ist mit denen, die vielleicht unten eingeschlossen sind?"

„Ich weiß es noch nicht. Lass uns erstmal das zu Ende bringen, ohne, dass sie jemanden verletzen kann, ja?"

„Roger. Sei vorsichtig. Willst du die Waffe?"

„Nein, behalt sie. Ich werde versuchen, sie rauszulocken und ihr eins über zu braten, aber ich bin nun mal einfache Buchladenbesitzerin."grinste ich, Steffi nickte: „Und wir sind Krankenschwestern. Genau deshalb schaffen wir das auch!"

„Ich wünschte, wir hätten Steph und Babs als Backup..."

„Jepp. Na, los. Ich ertrage den Song nicht noch einmal..."

„Sorry, du musst ihn anlassen, sonst riecht sie Lunte."jaulte ich.

„Hast auch wieder recht. Bis gleich!"blinzelte meine große Freundin und ich flitzte die Wendeltreppe runter. 

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