Just to little old me- 5
„Dann kommen sie doch rein."lächelte ich, mich wundernd, warum der sonst so offene Henry abwehrend war.
„Ehrlich?"fragte die Kommissarin. „Wir können auch im Auto bleiben, aber ich dachte, vielleicht können sie uns ein paar Getränke..."
„Nein, nein, kommen sie nur."bibberte Tom. „Hab ich doch gesagt, dass die anderen bestimmt nichts dagegen haben."
Dabei sah er Henry scharf an. Der war auf die Kommissarin fixiert, was hatte er nur mit der?
„Na gut."murmelte die Kleine, Henry blickte ihr wachsam nach.
Dann schaute er mich an und ja, ich mochte sie auch nicht, aber wußte nicht mal, warum? Normalerweise waren wir echt nicht wertend! Nun war es plötzlich doch rappelvoll bei uns. Tom und Ben gaben sich als freundliche Gastgeber, der Rest von uns war eher zurückhaltend. Ich hätte gerne noch weiter ohne Zeugen mit meinen Freunden spekuliert, obwohl die Kommissarin nach einem von Toms extra gehaltvollen Lumumbas gesprächig wurde.
„Die Leiche liegt seit vier Tagen dort, also kann ich sie alle ausschließen."gab sie kühl zu verstehen.
Sie schaute sehr oft Ralph an, der seinen Whiskey schwenkte und mit überkreuzten Beinen still in der Ecke saß, Steph auf der Lehne seines Sessels und seine Hand war auf ihrem Rücken. Unsere Blicke trafen sich kurz, und ich spürte, dass auch sie Argwohn gegen die merkwürdige Ermittlerin hegte. Und nicht, wegen der Körpergröße! Tom und Henry saßen an der Bar, Steffi, Babs und Ben auf der Couch, alle im züchtigen Bademantel, natürlich, der Kommissarin gegenüber. Ich hockte mit Kal vor dem Kamin auf dem Boden. Auch der Hund schien die Kommissarin kritisch zu beäugen.
Sie brabbelte weiter: „Die Leiche ist noch nicht identifiziert. Das Geschlecht ebenso...beziehungsweise handelt es sich hier wohl um einen Transgender."
„Sie hat Titten, Boss."gluckste einer der Polizisten.
„Und er hat einen Schwanz."gab ein anderer nüchtern zu verstehen.
„Also divers."brummte Steffi.
Sie wurde nun feindlich ins Visier genommen, Tom stand auf und ging zu ihr, setzte sich ebenfalls auf die Couch und nahm ihre Hand. Henry kam zu mir auf den Flokati. Kal freute das anscheinend, er knurrte vergnügt und drapierte sich über unsere Beine.
„Was ist die Todesursache?"fragte Ben.
„Nicht eindeutig. Sorry, mehr dürfen wir nicht sagen."erklärte die Kommissarin. „Außer, ihnen fällt noch irgendwas ein, was uns helfen könnte?"
Und nun waren wir alle still. Niemand von uns gab unsere vorherigen Überlegungen zum Besten, warum auch immer, und schon irre, dass wir uns da alle ohne es abzusprechen einig waren. Wir tauschten kurze Blicke, ich verneinte laut, die anderen schüttelten den Kopf. Dann ging draußen eine Auto- Alarmanlage los, die Polizisten sprangen auf und zogen ihre Waffen. Henry und ich hielten Kal fest, der auch losrennen wollte. Er fiepte. Die Polizisten, bis auf die Kommissarin, gingen hinaus und schlossen die Tür. Wir warteten gespannt. Henry flüsterte mir ins Ohr: „Der Leichenwagen."
Ich nickte. Etwas später klopfte es, Tom öffnete. Zuerst kam ein Typ im schwarzen Anzug hinein, hinter ihm zwei Polizisten.
„Was ist los, Herr Pedersen?"fragte die Kommissarin.
„Ich wollte kurz pinkeln und als ich wiederkam, stand meine Heckklappe offen. Der Leichensack ist fort."erwiderte er, ich schaute Henry an, er nahm meine Hand.
„Das heißt, er ist in der Nähe!"flüsterte ich.
„Frau Böttcher, ich muss stark annehmen, dass sie wirklich fast dem Mörder begegnet wären."sagte die Polizistin nun. „Und anscheinend ist er irgendwo hier im Umkreis. Die nächste Hütte liegt am anderen Ende des Waldweges, mit dem Auto zwanzig Minuten, uns wurde gesagt, sie sei im Moment unbewohnt. In Richtung Stadt kann er nicht gefahren sein, denn dort ist es ja blockiert."
„Und die Jagdhütte, oben am Valarvej, Boss?"fragte ein Polizist.
„Der Schneefall ist so heftig, da kommt niemand hoch. Wir teilen uns auf, Berg, Lund und Mikkelsen, ihr fahrt zu der anderen Resorthütte, im Notfall brecht sie auf, wir klären das später mit der Versicherung. Wir bleiben hier und ich versuche, einen Hubschrauber zur Jagdhütte zu bekommen."seufzte sie.
Die Polizisten maulten. Ja, draußen wurde es immer stürmischer. Ich erschauderte und kuschelte mich an Henry.
„Keine Sorge. Ihnen passiert nichts."sagte die kleine Frau ernst, die nun mit Pedersen übrig geblieben war.
Ein hagerer Leichenbestatter und eine kleinwüchsige Kommissarin...nicht gerade vertrauenserweckend! Zum Glück hatten wir ein Special- Squad aus Witcher, Voldemort, Loki und Talos, was konnte uns da passieren?
Der Witcher kraulte gerade meinen Nacken, was mich etwas beruhigte. Was mich wahnsinnig machte, war, dass ich mit Henry schlafen wollte, schon seit heute morgen, ich war so angefixt, dennoch kühlte mich der Vorfall etwas ab. Da wir hier nichts mehr tun konnten, gingen wir auf unsere Zimmer. Ich war todmüde, der Tag war total anstrengend gewesen, obwohl es erst nachmittag war, war es stockduster draußen. Wir hatten alle noch mehr oder weniger Jetlag. Nachdem ich Zähne geputzt hatte, fiel mir ein, dass ich noch nichts Gescheites gegessen hatte, aber Hunger hatte ich kaum. Henry lag halbnackt unter der Decke und tippte auf seinem Pad herum.
„Somit hat sich das Klettern sowieso erledigt."murmelte er. „Schau, da wollten wir hin, und da hängt der Sturm genau drüber."
„Tut mir leid."murmelte ich und schaute auf das Display. Sah den langen, dunklen Weg, den ich gefahren war. „Merkwürdig, sie hätten vorhin doch nur den Radspuren folgen müssen, dann wüßten sie, wohin der Dieb geflohen ist? Ich hab nicht darauf geachtet und jetzt ist passenderweise alles eingeschneit."überlegte ich.
„Vielleicht hat es nichts miteinander zu tun."seufzte Henry. „Und allzu traurig bin ich nicht, das hier abzubrechen. Ich wäre nur jetzt gerne mit dir im Pool..."raunte er und beugte sich vor, küsste meinen Brustansatz. „Der Vibrator ist wasserfest..."gurrte er.
„Oh, verdammt!"japste ich.
„Was?"grinste er, verträumt Kreise auf mein Dekolleté malend.
„Ich hab ihn in der Pullitasche gelassen! Und der Pulli liegt im Müllsack auf dem Revier!"
„Ach, ist egal, wir haben ja noch andere..."murmelte Henry, meine Schulter küssend.
„Schatz..."seufzte ich.
Er richtete sich auf, legte das Pad weg. „Ich weiß."murmelte er. „Ich bin auch noch stinkig. Und geschockt. Und...keine Ahnung. Lass uns schlafen."
„Jetzt schon?"lächelte ich.
„Da hast du auch wieder recht. Ich habe hier überhaupt kein Zeitgefühl mehr. Wollen wir einen Film gucken und kuscheln?"
„Aber keinen Liebesfilm!"schnappte ich und er lachte.
Ich war so müde, dass ich in seinem Arm einschlief, als nicht mal die Hälfte der spannenden Stephen King- Serie herum war. Und natürlich wachte ich irgendwann wieder auf, es war immer noch dunkel, der Fernseher aus und draußen pfiff der Sturm durch die Balken. Doch das hatte mich nicht geweckt. Es war der Song, der unten gespielt wurde, „Tonight you belong to me". Ich wollte mich gerade bei Henry beschweren, wer denn gerade meint, da unten Party zu feiern, als ich bemerkte, dass er nicht, wie erhofft, neben mir lag. Kal saß im fahlen Licht, das zum Fenster hinein schien, vor unserer Tür und kratzte zum Takt der Musik an ihr. Ich stand auf und wankte, ich war echt groggy! Drückte die Klinke runter. Die Tür war abgeschlossen. Ich lief ins Bad, dort war Henry auch nicht. „Kal, was ist los?"hauchte ich irritiert, und als wäre das nicht schon schräg genug, begann der Song von Neuem.
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