Just to little old me- 2
Kal guckte mich abwartend an, er hatte den ganzen Arm der Leiche ausgegraben und einen Teil des Brustkorbs. Ich griff mit meiner sauberen Hand in meine Hoodytasche und fischte mein Handy heraus. Zum Glück zeigte es mir gleich den aktuellen Notruf an und ich drückte darauf, jemand meldete sich auf norwegisch.
Himmel, ich wußte nicht mal, wo ich genau war!
„Mein Name ist Birgit Böttcher. Ich habe im Wald eine Leiche gefunden."erklärte ich auf englisch.
„Darf ich ihren Standort tracken?"
„Ja, sicher."seufzte ich erleichtert.
Plötzlich knurrte Kal und schaute wachsam in den düsteren Wald hinter mir.
„Ich habe die Polizei dran und sie trackt mich!"rief ich laut, der Hund spitze die Ohren.
Schaute mich an, ich jaulte leise. Der Polizist sagte: „Wir haben sie. Gehen sie zum Wanderweg zurück, wir sind gleich da."
Ich rannte los, ohne aufzulegen. Kal überholte mich und änderte die Richtung, na klar, ich hatte nicht genau darauf geachtet, wie ich her gekommen war, geschweige denn, dass ich wußte, wie es zurück ging! Plötzlich lichtete sich der Wald.
„Guter Hund!"hechelte ich atemlos, es war schwer, nicht auf den Nadeln auszurutschen. Und da war der Weg! Ich bebte am ganzen Körper, dachte erst, ich wäre verkehrt, denn ich sah das Rad nicht mehr. Doch die Wasserflasche, die im Halter gesteckt hatte, lag noch dort, wo sie hingefallen war. Anscheinend hatte jemand das Leihfahrrad geklaut! Ob es der Mörder gewesen war? Ich erschauderte.
„Hallo? Können sie bitte aus der Leitung gehen?"hörte ich jemanden aus dem Hörer rufen und legte auf, wählte Henrys Nummer.
Kal saß an meiner Seite, er schien zu spüren, dass ich Angst hatte. Sein Herrchen allerdings ignorierte mich. Bestimmt dachte er, es ginge um die Befriedigung. Und ja, anstatt einer Antwort fing das Ding wieder an, zu vibrieren! Ich musste es rausholen, sah schon das Polizeiauto heran schleichen und drehte mich weg, griff mit der sauberen Hand in die Hose. Oh, Gott, wie ich stank! Ich würgte wieder, schaltete den Vibrator aus und steckte ihn schnell in die Hoodytasche. Leinte Kal an und tippte Henry: „Nicht jetzt."
„Sorry, vorher ging es nicht :("kam zurück und ich runzelte die Stirn, doch bevor ich länger darüber nachdenken konnte, hörte ich eine zarte Mädchenstimme fragen: „Sind sie Frau Böttcher?"
Ich blickte auf. Es war kein Mädchen, sondern eine kleinwüchsige Polizistin, ich unterdrückte meine Überraschung und nickte ernst. Hinter ihr stand allerdings ein normal gewachsener Mann, der sich umblickte.
„Kommissarin Riise."stellte sich die Frau vor, die leicht asiatische Züge hatte, vielleicht Inuit.
Ich verzichtete drauf, ihr die Hand zu geben, machte man ja eh nicht mehr, aber sie wich auch unmerklich von mir zurück. Kal fiepte, der Arme!
„Ich hab die Leiche aus Versehen angefasst."hauchte ich beschämt. „Mein Hund Kal wollte sie ausgraben. Ich dachte, es wäre ein Ast oder so."
Sie nickte.
„Können sie mich hinführen?"fragte sie dann.
Ich schluckte. Schaute Kal an, dann hielt ich ihm meine Hand hin und murmelte: „Such."
Brav lief er los, aber langsam. Wir folgten. Mir war kotzübel, ich spürte, dass mein Phone vibrierte, es war sicher Henry. Stolz setzte sich der große Hund neben seinen Fund- meinen Fund- und die Polizistin sprach in ihr Walkie- Talkie. Sie bestätigte, dass es sich um einen menschlichen Körper handelte. Zum Glück wollte sie nicht genauer wissen, wie ich ihn gefunden hatte, ich hatte ja Kal dabei und es kam vor, dass Hunde Leichen witterten! Doch anstatt nach Hause nahmen die Polizisten mich mit auf das nächste Revier, das winzig war. Die Kommissarin scheuchte mich ins Bad, ich entsorgte meinen Pulli und wusch mich doppelt und dreifach. Fühlte mich schon viel besser, zwar duftete ich jetzt nach Omas Rosenseife, aber das war im Vergleich mit Leichengeruch hundert mal erträglicher! Kal schnupperte neugierig an mir.
„Ich bin es noch."kicherte ich und kraulte ihn.
„Name?"fragte ein mürrischer Beamter auf norwegisch.
„Birgit Böttcher."
Er tippte es in den Computer. Fragte meine Daten ab, was ich gerade noch so verstand, dann hörten meine Norwegischkenntisse auf. Die Kommissarin hatte die ganze Zeit Deutsch gesprochen. Er holte sie aus dem Nebenraum, sie war sichtlich auf dem Sprung, wollte mit der Spurensicherung zurück fahren und ich hoffte, dass sie nicht rausbekamen, dass ich mich neben der Leiche am Boden gewälzt hatte! Wieder wurde mir übel. Die kleine Frau schnauzte gerade den Polizisten an, sie war nicht gerade ein Sonnenscheinchen, das hatte ich auch schon bemerkt. Er guckte wütend zu ihr runter, erwiderte nichts und wandte sich wieder mir zu. Fragte in gebrochenem Englisch, was ich im Wald gemacht hatte.
„Ich war mit Kal unterwegs. Auf dem Fahrrad. Wir wollten zurück zum Resort."
Der Mann guckte mich nun abschätzig an. Ja, ich sah nicht nach Resort aus. Das konnten sich nur die Reichen und Schönen leisten! Und die unspektakuläre Punkfreundin eines Hollywoodstars. Verdammt, Henry und die anderen machten sich bestimmt schon Sorgen!
„Wo ist das Fahrrad?"fragte er nun tippend.
„Weg. Als ich zurück zum Wanderweg kam, war es fort. Ich hatte es nicht abgeschlossen, als ich Kal in den Wald gefolgt war, dachte, es klaut schon niemand."
„Das passiert hier alle Nase lang, besonders die guten Dinger aus den Urlaubszentren."gab er brummig zurück. „Sagen sie mir bitte, wann genau sie die Leiche gefunden haben."
Himmel, woher sollte ich das wissen? Ich hatte zwar auf das Handy geguckt, aber da war ich ja damit beschäftigt gewesen, mich über die zahlreichen schmalzigen Valentinsposts aufzuregen, und danach hatte ich andere Sorgen!
„Ich bin so gegen acht Uhr morgens vom Resort aufgebrochen. Vielleicht neun? Viertel nach neun?"gab ich unsicher wieder. „Warten sie. Kann ich telefonieren?"
„Sie sind ja nicht festgenommen."knurrte er.
Ich rief Henry an, er nahm sofort ab.
„Häschen, wo bist du?"fragte er besorgt. „Wir sind zurück und die anderen sagten, dass du schon über eine Stunde fort wärst!"
„Erkläre ich dir gleich, aber zuerst muss ich...äh, also, weißt du, wie spät es war, als du den Vibrator das erste Mal angeschaltet hast?"
Ich hoffte einfach, dass der Bulle nicht zuhörte oder mich nicht so genau verstand!
„Das erste Mal? Ich hab ihn nur einmal angemacht, als du geantwortet hast, dass es unpassend wäre. So kurz nach neun, meine ich. Da sind Tom und ich gerade aus dem Store gekommen. Die alten Männer hatten keine Lust auf Kletterausrüstung!"schloss er amüsiert.
Meine Ohren rauschten. Was meinte er mit: Ich habe ihn nur einmal angemacht?
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