Die Show beginnt

„Cool. Ihr heißt beide Stephanie? Anscheinend sind die deutschen Eltern nicht sehr einfallsreich!"grinste der Portier und ich rollte mit den Augen.

Steffi ebenfalls, Steph hielt sich gerade so zurück und dann legte Babs ihren Ausweis vor.

„Barbara die Heilige pilgert rüber nach Santa Monica!"alberte er nun.

Sie machte ein Würgegeräusch und wir Frauen lachten, nun war ich dran. Der junge Kerl schaute mich an. Ich zog die Augenbrauen hoch. Nun, zu meinem Namen fiel ihm anscheinend nichts ein oder er spürte, dass wir nicht amüsiert waren. Er pfiff nach dem Boy, der zeigte dem Kofferjungen und uns, wo wir lang mussten. Das Hotel war riesig und exklusiv, ich wäre mit weniger klar gekommen, aber Ralph meinte, wir Mädels sollten uns mal so richtig verwöhnen lassen, er selbst hatte eine etwas günstigere, abgelegenere Pension bezogen. Zwar war ich nun der Meinung, dass er sich damit vor den Frauen drückte, um die Wette zu gewinnen, aber er hatte gekontert, auf der Party würde es genügend Frauen geben.

Meine Freundinnen verstanden unsere Wette nicht annähernd. Sie waren alle überzeugt, dass Ralph und ich zusammen gehörten, und ich war jünger als er und so hätte er doch schon verloren! Doch so einfach war das nicht, hatte ich gekontert, Ralph und ich redeten von mehr als zehn Jahren jünger, mindestens! Wir hatten uns noch den halben Abend über die Motive von Anna Nicole Smith ausgelassen. Ich vermisste Ralph. Und mein hungriges Herz wollte meinen Freundinnen recht geben, aber andererseits wußte ich, dass er tatsächlich so bleiben würde, wie er war, ich wäre immer wieder gefrustet und wollte ihn als Freund nicht verlieren. Und als Liebhaber eigentlich auch nicht, also würde ich mich schon ins Zeug legen, um die Wette zu verlieren. Ach, es war verzwickt!

Zunächst musste ich mich um Steph kümmern. Ich bemerkte, dass ihr alles zu voll und zu hektisch war, selbst, als wir in unserer übergroßen Suite angekommen waren. Dort waren zwei Schlafzimmer, da Babs meine älteste Freundin war, schliefen wir zusammen in einem Zimmer. Die anderen beiden jedoch maulten sich an, normalerweise waren sie nett zueinander, wenn auch nicht herzlich, es lag daran, dass Steph angespannt war und ihre Ruhe brauchte. Ich rief Ralph an, der noch im Taxi saß, wie gesagt, war sein Hotel ausserhalb.

„Hey, Liebling, kannst du vielleicht, wenn irgend möglich, noch Zimmer in deinem Hotel für uns buchen? Hier ist...o, Gott, wir gucken direkt auf den Dachterrassenpool, ich habe noch niemals so viele Menschen auf einmal beim Schwimmen gesehen, Darling, das war wirklich...keine so gute Idee."

„Hm. Es ist alles komplett ausgebucht, Liebes. Ich kann es versuchen..."murmelte er. „Ich rufe dich an."

Nun, zunächst gingen wir duschen und dann machten wir eine Tour durch LA, auch das war Hölle. Zu viele Menschen. An Silvester! Schließlich verließen wir genervt den Bus und drängelten uns durch die nicht weniger überfüllten Straßen. Kurz, bevor wir vier Frauen, alle schon völlig gereizt, zurück wollten, rief Ralph an.

„Wie gesagt, ist alles ausgebucht. Sie haben nur noch ein winziges Zimmer frei, irgendein unbekannterer Schauspieler hat im letzten Moment absagen müssen und ich hab sie gebeten, es frei zu halten, der Ansturm darauf ist groß. Du könntest zu mir und die anderen drei..."schlug er vor.

„Warte."unterbrach ich.

Ich betrachtete meine hübschen Freundinnen. Wir fielen auf, ja- die große, erdbeerblonde Stefanie in einem grünen Kleid im Vierziger- Stil, dann Babs daneben, viel kleiner, klassisch schick mit platinblondem Pixie und in einer schwarz- weißen Combo, Steph, die dunkelhaarige Goth- Lady stand etwas abseits und alle drei schauten sich nicht an, seit einer geschlagenen halben Stunde hatten wir nicht mehr gesprochen und davor nur herum gemault, ich konnte sie unmöglich alle drei in ein Zimmer stopfen! Und ich wollte nicht bei Ralph schlafen, nein, wir hatten uns gerade getrennt. Außerdem schnarchte er!

„Okay, hier ist der Deal. Du buchst das Zimmer für Steph. Wir anderen bleiben in der Suite. Ich bezahle auch..."sagte ich, Ralph lachte.

„Gut. Sie soll sich ein Taxi nehmen, ich bezahle, wenn es hier eintrifft. Wir sind in Hollywood, Schatz."

Ich stöhnte. „Okay. Steph, magst du mal herkommen?"rief ich, sie verzog den Mund, folgte aber brav.

Ich erklärte ihr alles und nun hellte sich ihr Gesicht kurz auf, aber dann erwiderte sie: „Das kann ich doch nie annehmen!"

„Hm, er wollte uns zuerst doch sowieso jedem ein Einzelzimmer buchen? Und du weißt, Geld bedeutet ihm nichts..."blinzelte ich.

„Ich möchte nicht, dass du denkst, ich will mit euch nichts zu tun haben."seufzte sie nun.

„Hm, du könntest mir helfen, die Wette zu gewinnen?"kicherte ich. „Dann könntest du so oft nach London kommen, wie du möchtest!"

Sie gab verblüfft zurück: „Ehrlich? Du überlässt mir Ralph und bist nicht sauer?"

„Ja, Doppelschwör. Ruf bitte gleich an, wenn du da bist und lass uns an deinem Outfit teilhaben."

„Ich glaube, ich kaufe mir das Kleid doch noch..."sagte Babs dazwischen und verschwand in der Menge, ich lachte.

So typisch! Wir fuhren schon vor, zurück ins Hotel, Steph bestellte sich ein Taxi und wir halfen ihr, ihr Gepäck wieder runter zu bringen. Es war ja eh nur für zwei Nächte, die erste würden wir kaum im Bett verbringen! So hatte Steffi jetzt auch ihr eigenes Reich und ich und Babs hatten kein Problem miteinander, meine Beste kam eh erst eine Stunde später und hatte sich das Kleid doch nicht gekauft, dafür ein anderes. Ich hatte mittlerweile schon fünf anprobiert, Steffi lag auf unserem Bett und kommentierte, ihre Namensvetterin hatte sich noch nicht gemeldet, aber Ralph hatte dafür Bescheid gesagt, dass sie heil angekommen wäre.

„Na gut, letztendlich wird es doch wieder schwarz sein!"lachte ich. „Warum probiere ich überhaupt andere Farben?"

Die nächste Stunde verbrachten wir mit dem Styling. Steffi hatte sehr kräftiges Haar und ich brauchte ewig, es aufzudrehen, Babs probierte ihr neues Kleid und entschied sich dann doch für ein Outfit, das sie mitgebracht hatte, und dann bearbeiteten beide mein schulterlanges, gestuftes Haar, dass sich super schwer formen liess, mit einem Lockenstab. Mein Haar war multi colored, pink und peach- orange-rosa, doch ich ging davon aus, dass wir auf der Party nicht all zu viele verwunderte Blicke ernteten, dort waren ja alle schräg. Schließlich schickten wir unsere fertigen Outfits in unsere Gruppe und bekamen ein Foto von Steph zurück, jedoch nur einen Teaser- ihre genialen Schuhe!

Gegen halb sieben klingelte der Limodienst und meine Aufregung nahm zu. Zwar war ich es etwas gewöhnt, unter Celebs zu flanieren, aber da Ralph nicht so der Partyhengst war, hielt es sich bis auf seinen kleinen Freundeskreis oder gelegentliche Projektkollegen in Grenzen. Die Liste der Gäste war noch nirgendwo durchgesickert, aber ich rechnete mit den üblichen Verdächtigen. Das Event fand natürlich am Wasser statt, dort lagen mehrere Yachten, schneeweiße Zelte waren am Strand aufgebaut, drei riesige Lagerhallen, zur Wasserseite hin offen, sodass ich mir sicher war, nicht mal der Hälfte aller Gäste über den Weg zu laufen, schon gar nicht denen auf der Yacht- da wurde schon gemunkelt. Harry Styles, ganz sicher. George Clooney und Anhang, Timothée Chalamet, der garantiert mit Styles und Co feierte, plus eine Riege an Jungschauspielern. Zendaya, sogar von Rihanna war die Rede, doch meine Freundinnen zählten gerade meine potentiellen Kandidaten auf und blieben erstmal in den 30er Jahrgängen. Tim und Harry wären entschieden zu jung, lamentierten sie, und außerdem war Harry vergeben. Tim war mit Lily Rose gesehen worden, es hieß, sie wären wieder zusammen, während ich vor mich hin träumte, aus der Limo schaute, wie die Fans hinter der Absperrung herumschrien und daran dachte, dass ich eigentlich auch dahin gehörte, hielt eine andere Limo neben uns und Ralph und Steph, in einem Traum aus roter Seide, stiegen aus, um zu uns zu wechseln, schon schwoll das Gebrüll an, dabei waren wir nicht mal annähernd in der Nähe unseres Zielortes! Der Limokorso vor uns bewegte sich kaum, ich schätzte, alle Stars gaben noch fleißig Autogramme. Ich spürte den scharfen Blick von Babs und Steffi auf mir, wunderte mich und guckte zu Ralph, der galant die wunderschöne Steph vor liess. Sie lächelte mich scheu an, ich sagte ihr, wie schön sie sei und sie wurde rot. Ralph sah ernst aus. Ja, die beiden würden sofort abhauen, schätzte ich, wenn es die Wette nicht gäbe! Mein Ex küsste meine Wange und machte mir und den anderen ebenfalls ein Kompliment. Zugegeben, Steph und er wären ein wundervolles Paar. Mein Magen grummelte, dabei hatte ich gar kein Recht, ausgerechnet auf sie eifersüchtig zu sein, wo sie mich doch quasi mit meinem Traummann zusammen geführt hatte, dafür gesorgt hatte, dass ich nicht aufgab, weil er so gar keine Anstalten gemacht hatte, ob er an mir interessiert wäre. Irgendwann dann hatte ich ihn schließlich verführt und danach...nun ja. Wir hatten irgendwie nie offiziell gesagt, nun seien wir zusammen, aber er redete vor anderen von seiner Partnerin und nannte mich Liebling- immer noch. Ich ihn ebenfalls, also. Obwohl wir es immer noch machten...Ich seufzte, Babs nahm meine Hand. Ich lächelte ihr tapfer zu. Endlich ging es vorne weiter, die Limo vor uns leerte sich.

„Oh, Gott."japste Steffi.


Ein Ordner öffnete auch unsere Tür, ich wurde im Nu taub. Ralph winkte uns und ging zu Tom Hiddleston rüber, auch Benedict Cumberbatch stand mit seiner Frau dabei. Sie begrüßten sich, wir wurden vorgestellt, dann gingen die Promis, um Autogramme zu geben. Hinter uns schwoll das Geschrei an, die nächste Fuhre kam in einer Riesen Limo angefahren. Der Rest der Avengers- Robert Downey Jr, Chris Hemsworth, Tom Holland, Scarlett Johannsen...sie begrüßten Tom Hiddelston und Benedict, schließlich standen wir vier Mädels zwischen den Marvel Helden und wunderten uns, wie sie sich bei dem Geschrei unterhalten konnten. Und morgen würden wir auf tausend Fotos zu sehen sein! Ich versuchte, mich immer wieder hinter den anderen zu verstecken, weil ich Fotos hasste, Steffi auch, aber sie war zu groß. Und dann schwoll es noch mal richtig an und Robert unkte: „Leute, die Konkurrenz ist im Anmarsch!"

Ja, da war Ben Affleck mit Jennifer Lopez, Gal Gadot und Jason Momoa.

„Wo habt ihr Superman gelassen?"rief Chris Evans und Ben erwiderte: „Den hab ich vernichtet und er hext jetzt als Untoter bei Netflix rum."

Die Fans brüllten Gemeinheiten und die Superhelden taten so, als würden sie sich bekämpfen. Nun kam tatsächlich auch noch Henry Cavill angelaufen- ja, gelaufen! Er packte Ben und alle Fans kreischten verzückt.

„Können wir?"fragte Ralph mit leicht verstimmtem Ton.

„Unbedingt."seufzte ich und folgte ihm.

Bemerkte, dass Steph dicht bei ihm geblieben war und Babs hielt sich die Ohren zu. Doch kaum in der Location- anscheinend waren die Promis auf auf feste Sitzplätze in den Zelten verteilt- wurde es ruhiger. Im Zelt gab es zahlreiche runde Tische mit jeweils sechs Plätzen, einer von ihnen war für uns fünf reserviert. Ich setzte mich zwischen Babs und Steffi, damit Ralph neben Steph sitzen musste. Ich bemerkte die bewundernden Blicke, die sie ihm zuwarf, aber er war wirklich total blind, was sowas anging. Und sah wahnsinnig gut aus, wieder fühlte ich mich wie zerrissen. Wußte immer noch nicht, ob ich lieber gewinnen oder verlieren wollte! Verlieren, um mit ihm zu schlafen, ich könnte den neuen Typ ja wie gesagt einfach abschmettern, wenn es getan war, gewinnen, weil ich wollte, dass er Steph endlich eine Chance gab. Und ich keine andere an seiner Seite aushalten könnte! Sie schob sich den Träger ihres tiefroten Kleides hoch und schaute sich um, Babs las die Weinkarte, sie trug, wie ich, schwarz, aber einen Hosenanzug, und Steffi einen Traum in emeraldgrün. Und ja, Ralph schien es etwas zu genießen, von vier Schönheiten umgeben zu sein, von denen aber nur zwei wirklich was mit ihm anfangen konnten. Steffi mochte ihn nicht, weil er sie zu sehr an ihren Ex erinnerte, der auch Steinbock war, und Babs mochte grundsätzlich nicht die Männer, die ich favorisierte.

Plötzlich ging wieder lautes Gelächter los und ich schaute genervt zum Zelteingang, erwartete irgendwelche Jungstars, doch es waren Tom Hiddleston, Benedict und Frau, Daniel Radcliffe, Rupert Grint und Emma Watson. Sie setzten sich an unseren Nebentisch und die Harry- Potter Crew fand sich. Nach und nach waren alle Plätze besetzt und die Kellner strömten scharenweise um uns herum, ich mochte es nicht, so betüddelt zu werden. In meiner Not trank ich schon drei Gläser Wein, bevor das Essen überhaupt kam und da wir im Hotel schon vorgeglüht hatten, trat meine emotionale Misere bald in den Hintergrund und ich amüsierte mich über meine Freundinnen. Denn wie es aussah, bahnte sich was zwischen Steffi und Tom an, war Zawe passé? Sie unterhielten sich so nervig laut von Tisch zu Tisch, dass Daniel schließlich mit Steffi tauschte und ich betete, dass er nicht anfing, zu baggern. Babs dagegen flirtete mit einem der Kellner und Steph, nun ja, da ja Ralph nichts anderes übrig geblieben war, als sich mit ihr zu unterhalten, hatte sie es geschafft, dass beide nun in ihrer eigenen Blase steckten und keine Ahnung was besprachen. Es sah jedenfalls sehr amüsant aus, sie lächelte sehr oft und errötete manchmal, er war- Ralph. Der Stich war nur noch halb so heftig, und damit ich ihn garnicht mehr spüren musste, bestellte ich bei „Babs' Kellner" den „Killer- Cocktail". Nun schaute meine Beste mich tadelnd an, ich zuckte mit den Schultern. „Sieht ganz so aus, als ob ich gewinne..."flüsterte ich, sie schnaubte: „Du hast das so eingefädelt! Außerdem ist die Nacht noch nicht zu Ende, wenn du allerdings vorher ins Koma fällst, schon!"

„Sag mal, für wen bist du eigentlich?"brummte ich.

„Für dich und Ralph."gab sie wieder.

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