Amy x 5

Henry und ich telefonierten noch eine Weile und tauschten uns über die letzten vier Monate aus, dann bekam ich Hunger und schaute nach, ob noch jemand wach war. Wie immer war auf Babs Bettflucht verlass, die wir teilten, wir liessen die anderen Mädels und Jungs schlafen- ich nahm an, dass Elliot nicht mal schlief-und suchten uns ein hübsches, aber völlig überteuertes Café. Ich nahm ein Foto von der Preiskarte auf und schickte es Henry, schrieb: Wenn ich wiederkomme, bin ich zehn Kilo leichter!

Bloss nicht! kam zurück. Dann schickte er mir eine Liste an günstigeren Locations und Geheimtipps. Babs stöhnte: „Hier hat man wenigstens nicht das Problem, sich nicht entscheiden zu können. Wem schreibst du? Ralph?"

Ich schaute sie an. Dann zeigte ich ihr den Chat, sie klatschte in die Hände.

„Endlich! Ändere deinen Status."

„Ich weine immer noch, vor Glück."kicherte ich, tat es dann aber, mein Geburtstag war ja vorbei.

Ich lehnte mich glücklich zurück und atmete die Morgenluft ein.

„Ich muss dir was beichten."seufzte Babs.

Ich öffnete ein Auge. „Sind wir doch Dicksisters?"

Sie lachte: „Um Himmels Willen, nein! Ähm, du weißt doch, dass ich damals auf dieser Yacht war, hm?"

„Du hast mir nie erzählt, was da gelaufen ist."

„Weil ich wohl noch breiter war, als du. Fakt ist, dass Dickie geglaubt hat, ich hätte ihn in LA betrogen und er hat Schluss gemacht."

„Warum hast du mir das nicht eher erzählt?"japste ich.

„Ich weiß es nicht, ich musste selbst erstmal verdauen, dass ich wieder alleine war, was eigentlich gar nicht so schlecht ist. Aber dann...rief mich der Typ aus der Band, Jamie, an. Mitten in der Nacht, er hatte vergessen, dass ich in einer anderen Zeitzone bin."grinste sie. „Und wow, hatten wir geilen Telefonsex. Bis heute haben wir das so vier Mal wiederholt, was ja echt nicht nach ner beständigen Beziehung aussieht, aber vorhin hat er geschrieben und will mich treffen. Ich weiß nicht, ob ich schon bereit dazu bin..."

„Ach, Püppi, warum wartest du so lange, um mich einzuweihen? Ich bin doch auch für dich da."seufzte ich.

„Hm, wir haben uns doch kaum gesehen und die letzten Wochen..."

„Stimmt, tut mir leid, ich hab es ja nicht mal geschafft, auf Klo zu gehen."stöhnte ich, dann blinzelte ich: „Und nun möchtest du einen Rat? Dann brauche ich mehr Details..."

„Die ich leider nicht habe. Nur, dass er Jamie heißt, siebenundzwanzig ist, Kalifornier, optisch eigentlich nicht mein Typ, und eine wahnsinnig erotische Stimme hat, nicht nur, wenn er singt."

„Und wie sieht er euer Ding?"

„Keine Ahnung. Er sagt nie, dass er mich vermisst oder so."

„Kenne ich, ist er Steinbock?"lachte ich.

„Nein, Widder."grinste sie zurück.

„Oh je!"

„Ja, oh je. Erste Dekade."

„Die ganz Schlimmen!"kicherte ich. „Also, du brauchst keine Angst haben, dass er zu viel will, triff dich mit ihm und lotse aus, was das zwischen euch ist und ob du damit leben kannst."

„Genau das ist das Problem, ich weiß gar nicht, ob ich eine Beziehung will, aber nur vögeln auch nicht."seufzte sie und knabberte an einer Erdbeere, die zur Deko gedacht war.

Wir hatten beide nur einen Kaffee und die Beilagekekse gegessen. Der Kellner kam und fragte, ob wir nun bestellen wollten, er war etwas genervt. Anscheinend war der Laden angesagt und er brauchte die Plätze. Wir verneinten und bezahlten, natürlich kriegte er kein üppiges Trinkgeld und wir amüsierten uns beim Rausgehen über seinen Blick.

„Ich hätte meine Jogginghose anbehalten sollen!"lachte ich.

Babs schaute an sich runter, es sah aus, als wäre sie direkt aus dem Bett zum Café gelaufen. Obwohl ihre Pluderhose schon IN sein könnte, besser, als meine Aldi- Schlafpants. Im Hotel trafen wir auf die Steffis und beschlossen, einen von Henrys Tipps zu besuchen, meine Freundinnen warfen sich Blicke zu und ich rollte mit den Augen.

„Ich zieh mir mal was an."sagte Babs und lief nach oben.

„Oh, ich muss noch meine restlichen Mails beantworten."seufzte ich und hockte mich an die Bar, hörte, wie die beiden tuschelten.

„Ich höre euch! Ja, es sieht gut aus für Henry und mich."brummte ich und öffnete Ralphs Chat.

„Na, endlich."stöhnte Steffi.

„Sehr berauschend, Mr. Fiennes."murmelte ich. „Happy Birthday, Liebes. Wir sehen uns nächste Woche."las ich vor und beide lachten.

„Ich hab ihm geschrieben, dass wir Spaß haben. Mir hat er noch nicht geantwortet."seufzte Steph und hockte sich neben mich, die Rothaarige auf meine andere Seite.

Wir waren still, jede an ihrem Gerät. Als ich alle Messages beantwortet hatte, überlegte ich laut, ob wir nach Elliot sehen sollten.

„Ich glaube, der ist noch gar nicht hier angekommen."gähnte Steffi. „Bei ihm ist alles still."

Ich rief ihn an, aber die Mailbox ging an. „Mein Kind."stöhnte ich.

„Er ist der Sohn, den du nie hattest."bemerkte Steph.

„Genau. Nicht auszudenken, wenn ihm was passiert ist..."

„Mit Anni und Agnetha?"

„Wer weiß. Die könnten auch Serienmörderinnen sein."

Wir lachten und tauchten in Spekulationen über mordende Frauen in Schlaghosen und schwedischen Akzent ein, bis Babs wiederkam und wissen wollte, was los war. Sie erklärte, dass es hinter Elliots Tür schnarchen würde und wir zogen beruhigt los. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir unsere Outfits zusammen hatten, die einzige, die kaum Accessoires brauchte, um zu Amy zu werden, war Steph. Doch saßen wir den halben Nachmittag daran, uns gegenseitig die Bienennester zu toupieren. Ich hatte schließlich schwarze Hände, weil ich Steffis Haar eingesprüht hatte, Babs und ich arbeiteten mit Perücken, die Amys Frisur ähnlich waren. Für eine Original- Perücke hätten wir ein Vermögen zahlen müssen, das wollten wir dann doch nicht. 

Elliot kam gegen fünf aus seinem Zimmer und sein neuer Freund lachte sich kaputt, weil wir auch ihm ein Kleid und eine Perücke gekauft hatten, er feuerte Elliot an, der sich zunächst sträubte. Schließlich waren wir fünf geklonte Amys in allen Formen und Outfits, aber wir hatten uns alle an Fotos orientiert. Ich trug natürlich ein schlichtes, schwarzes Wickelkleid mit Ausschnitt bis zum Bauchnabel, gefühlt, natürlich hatte ich wie Amy meine Brüste zusammen gequetscht.

Steph hatte sich ein Ensemble aus schwarzem, schulterfreien Top und grauem Ballonrock ausgesucht.

Steffi hatte sich zu mehr Farbe bekannt, nach ihrem gelben Kleid hatten wir am Längsten gesucht. Sie hatte auch die passende rote Herztasche. 

Babs trug ein schwarz-weiss gemustertes Kleid mit breitem schwarzen Gürtel.

Nur Elliot durfte die legere Amy geben, er war echt ein Spaddel und trug eine Bluejeans und ein weißes Tanktop. Sein Accessoire waren riesige, gelbe Kreolen. 

Wir alle hatten den Beehive, Steph ein Tuch in ihren echten Haaren, wir anderen nicht. Goldkettchen und natürlich alle den Killer- Lidstrich und mehr oder weniger Make-up. Zur Feier des Tages gönnten wir uns eine Limo. Ich hatte ein bisschen Muffensausen, denn irgendwann würde unser Höhenflug vielleicht mal enden, aber auch dieser Abend- oder die Nacht- war wundervoll spaßig. Wir fielen unter den zig Amys kaum auf, einige performten, so auch Babs, Jamie war aufgekreuzt und so war die No- Guys- Regel total hinfällig! Elliot hatte sie zuerst gebrochen, und nun das, aber es tat dem Spaß keinen Abbruch. Ich schickte Ralph Fotos von Steph, die so wunderschön aussah, dass sie sogar von Drags angeflirtet wurde, die hundert pro auf Männer standen, sagten sie jedenfalls. Steph revanchierte sich, in dem sie in ihre Insta- Story ein Bild von mir mit einem so Hammer- lasziven Gesichtsausdruck teilte mit dem Vermerk: „When u need to give HC head but he's not there..." und zwei Minuten später schrieb mir der Schauspieler über Insta als Reaktion darauf: „Sitze schon im Flieger, hältst du es noch einen halben Tag aus? Fuck, warum haben sie im Jahr 2023 noch keine Möglichkeit, zu beamen?"

Und dann, über WhatsApp: „PS: Wenn ich nicht schon scharf auf dich wäre, wäre ich ab jetzt verloren, du siehst Hammer aus! Sorry, ich hab kaum geschlafen und vermisse dich wie Hölle. Bekomme ich die Erlaubnis, mir auf das Bild einen runter zu holen?"

„Nur, wenn ich auch einen Teaser kriege!"tippte ich zurück, im Hintergrund grölten die Ladies "They tried to make me go to Rehab" und es war überhaupt nicht stimmungsvoll hier.

Dennoch brachte der Teaser mir ein feuchtes Höschen. Obwohl man nur Henrys Unterarm sah, über seinem nackten Bauch, und deutlich, dass seine Hand in seiner Hose war, nun, ich wußte, was er in der Hand hielt und nicht nur das, ich hatte ihn bereits gekostet, ich stöhnte leise.

„Dammit, Steph weiß genau, was ich gerade brauche!!!"schrieb ich.

Noch einen Teaser, dieses Mal war die Hose unten und man sah nur Henrys Hand, die etwas hielt, vielleicht einen winzigen Teil der Eichel, aber es könnte auch Hand sein, wirklich genial gemacht.

„Hab Spaß."antwortete ich mit einem Bild von meinem Ausschnitt.

Nun schickte er eine Sprachnachricht und ich musste nach draußen verschwinden. Uh, war das heiß. Ich fragte mich, ob er immer so laut beim Sex war oder nur für die Aufnahme? Egal, damit würde ich mir später auch einen runterholen. Ich schickte Feuer und Zungen und ging wieder rein. Nun kam eine Bombe und ich lachte.

„Sag Bescheid, wenn du im Bett bist..."kam nun und ich bejahte.

Wahrscheinlich war er dann eh busy. Scheiß- Zeitverschiebung! Mr. Romantic war noch nicht am Ende: „Du fehlst total. Hab ich dir erzählt, dass ich dich damals beobachtet habe, als du geschlafen hast?"

„Um Himmels Willen!"tippte ich.

„Wie niedlich du mir deinen Hintern hingereckt hast. Zum Glück bin ich ein Gentleman!"

„Nein, ein Idiot."kicherte ich.

„Warte, du!!! Mach dich auf was gefasst."

„Kann es kaum erwarten!"

„In der Nacht in London, nachdem ich dich versetzt habe, hab ich einen total heißen Traum von dir gehabt. Als würde mich mein Unterbewusstsein strafen!"

„Was hast du geträumt?"

„Musst du nicht feiern?"

„Sie singen gerade I will survive. Ist nicht wirklich Amys Motto."

„Du Witzbold. Ich nehme dir eine Sprachnachricht auf, du darfst sie erst hören, wenn du alleine bist, okay?"

„Ja, Christian."

Nun kam eine Batterie Augenrollemoji.

„Soll ich mein Höschen ausziehen?"hakte ich nach.

„Unterstehe dich. Nur, wenn ich dabei bin. Hab Spaß, mein Häschen!"

Ich lächelte glücklich und schickte Herzen, bekam welche zurück.

Plötzlich nahm Steph mich in den Arm und küsste meine Schläfe.

„Ich bin so froh, dass alles gut geworden ist."

Nun guckte ich sie ernst an und sie verzog den Mund. Ja, ich musste noch New York überleben.

                                                                       ***

In New York war es milder und so konnten wir uns richtig auslassen, wobei wir nicht immer alle beisammen waren, jede machte auch mal was für sich oder zu zweit. Elliot heulte seinem Schatz nach und war kaum aus dem Hotelzimmer zu kriegen, natürlich wohnten wir nicht alle bei Ralph, das würde er gar nicht aushalten. Er wollte, dass ich bei ihnen übernachtete, aber ich hatte abgelehnt mit der Ausrede, ich müsse mich um Elliot kümmern. Steffi und Babs waren nach Jersey gefahren zu einem Tattooshop und ich wollte Steph und Ralph abholen, um ins Museum zu gehen, er meinte, ich sollte vorbei kommen, weil sie noch ein Geschenk für mich hätten. Steph hatte mir den Code für den Fahrstuhl gegeben, sodass ich alleine hinein kam, und Ralph wusste genau, dass ich immer zu spät kam. So war ich absolut wütend, dass er, Mr. Oberpünktlich, im Morgenmantel vor mir stand.

„Was wird das?"murmelte ich.

„Dein Geschenk."lächelte er. „Du hast dich so bedürftig angehört, und das kann ich nicht aushalten."

„Wie, ich hab mich bedürftig angehört?"japste ich, er hielt sein Handy hoch und ich stöhnte genervt, ich hatte ihm anstatt Henry meine Antwort auf die Sprachnachricht geschickt, weil ich so betrunken gewesen war!

Mir wurde heiß. Ich hatte mich selbst befriedigt und bis zum Orgasmus aufgenommen, dabei geflüstert, was ich mir vorstellte- manchmal, die meiste Zeit hatte ich herum gekeucht.

„Wo ist Steph?"hauchte ich beschämt, Ralph öffnete gerade den Mantel, er hatte nichts darunter.

„Ihr geht es nicht gut, sie hat Migräne. Wie passend, hm?"grinste er schelmisch.

„No way. Ich tue es nicht mit dir, schon gar nicht hier, und...geh!"schnappte ich und wich von ihm zurück.

„Liebes. Vermisst du es nicht auch?"raunte er mit seiner unglaublich schönen Stimme.

„Verpasse ihr einen Orgasmus, nicht mir."flüsterte ich.

„Würde dich das anmachen?"wunderte er sich und blieb stehen.

Ich atmete erleichtert auf. Nickte, in meiner Verzweiflung.

„Was soll ich mit ihr tun?"lächelte er.

Uh. Mein Unterleib stand in Flammen. Dennoch fühlte ich mich irgendwie mies.

„Das, was sie möchte."krächzte ich und spürte eine Tendenz zum Weglaufen, doch meine Beine gehorchten nicht.

Henry hatte mich derart angefixt, dass ich vor Lust fast geheult hatte, und der kleine Orgasmus hatte nicht ausgereicht. Trotzdem hatte ich mir geschworen, dass ich nie wieder mit Ralph schlafen wollte! Sein Körper machte mich jedoch absolut heiß, wie konnte das sein, er war so anders, als der Muskelprotz? Ralph schaute mich immer noch ernst an, ich liebte diesen Blick. Wie hatte ich nur ohne ihn auskommen können?

„Du hast dich selbst belogen."hörte ich Henry sagen.

Mein Handy brummte und ich ignorierte es. Und dann ging es mir auf. Jetzt, oder nie, dachte ich, jetzt musst du die Entscheidung treffen, ob du diesen Mann da endgültig verlassen willst, oder nicht. Mir fiel auf, das Ralph es schon kannte, dass ich minutenlang starrte und musste über den süßen Henry lächeln. Und das war mein Zeichen. Ich wollte den Superman.

„Sorry. Es ist vorbei."lächelte ich, drehte mich um und lief davon.

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