Und wenn es doch Vampire gibt?

Und wenn es doch Vampire gibt?

Sherlock fand sich in einer wilden Runde von Spekulationen des Professors und Alfred wieder. Dass die beiden genauso aussahen wie John und Jim Moriarty, machte die Situation nicht gerade einfacher und je länger die beiden diskutierten und wilde Fantasien an den Tag legten, desto nachdenklicher und auch skeptischer wurde Sherlock.
Konnte das Unmögliche möglich sein? Konnte es wirklich Vampire geben, die Jagd auf Menschen machten? Er glaubte nicht an solche Dinge, denn er wusste, dass sie zweifellos ein Mythos waren. Aber hier...in diesem neuen London schien alles irgendwie anders zu sein und man musste offenbar auf alles gefasst sein.

,,Was sollen wir jetzt tun?", brachte Alfred hysterisch hervor und der Professor hetzte durch das Zimmer.

,,Na, studieren müssen wir sie. Eine bessere Gelegenheit haben wir nicht."

,,Ich würde eher sagen, dass wir darauf achten sollten, dass er es nicht noch einmal versucht.", warf Sherlock nun in den Raum und Alfred nickte.

,,Er hat Recht! Wenn er Sarah noch einen Besuch abstattet, dann...oh, Gott! Nicht auszudenken, was er mit ihr machen würde."

Sherlock starrte Alfred/Jim perplex an, der offenbar in größter Sorge um Sarah/Evelyn war. Und während der Detektiv ihn beobachtete, realisierte er auch den Grund dafür.
In dieser skurrilen Version der Welt, hatte sich Alfred offenbar bis über beide Ohren in Sarah verknallt und schien ihr bereits gänzlich verfallen zu sein. Sherlock stöhnte innerlich auf! Als wäre dieser ganze Unfug nicht schon genug, kamen auch noch unnütze Gefühle ins Spiel und diese auch noch von einer Persönlichkeit, die in der Realität doch gänzlich emotionslos war.

,,Wenn ihr erlaubt...ich ziehe mich zurück!", sagte Sherlock und wartete gar nicht erst auf eine Antwort der beiden.

Er ging zurück in sein Zimmer und schloss die Tür. Unwiderruflich musste er an jenen Abend denken, wo Jim Moriarty und er sich zum ersten Mal wahrhaftig gegenüber gestanden hatten. Und fast schon real, sah Sherlock wieder John und Evelyn vor sich, die dem wahnsinnigen Psychopathen schutzlos ausgeliefert gewesen waren. Er hatte sie als Werkzeug gegen Sherlock benutzt und das hatte auch noch grandios funktioniert.
Und jetzt? War John ein durchgeknallter Professor, der von Vampiren regelrecht besessen war, Jim Moriarty sein wahnwitziger Student, welcher sich in Evelyn verknallt hatte. Und Evelyn selbst, war wie ein junges Fräulein in Not, welches drohte, dem bösen Schurken zu verfallen. Sherlock kam sich vor, wie in einer Schmierenkomödie, die zu einem Möchtegern-Musical mit etwas Gruselfaktor mutierte.

***

Nach zwei Stunden, in denen Sherlock auf seinem Bett gelegen und gedankenverloren an die Decke gestarrt hatte, hörte er eine Stimme von draußen und er stand auf, um einen Blick aus dem Fenster zu werfen. Und dort erkannte er Evelyn alias Sarah, die ein paar roter Stiefel in der Hand hielt und ganz aufgeregt anfing zu singen.

Darf ich oder nicht?

Einerseits wär' es verkehrt

doch andrerseits, hab ich schon lang davon geträumt!

Was ist schon dabei?

Warum soll ich sie nicht tragen?

Ich bin alt genug und hab schon viel zu viel versäumt.

Morgen bin ich wieder brav

Heute bin ich schwach

Morgen brauch ich Schlaf

Heute bin ich wach.

Jetzt tu ich was ich will,

jetzt will ich was ich fühl

und ich fühl den Hunger nach Glück

und den Durst auf das Leben

Ich will Musik, ich will tanzen und schweben

Schrankenlos frei, wie ein Engel der durch Wolken fliegt

Schwerelos leicht, wie das Licht das sich im Wasser wiegt!

Die Versuchung will, ich soll ihr ganz gehören

und sollte sie mich auch zerstören

Ich kann mich sowieso nicht wehren, denn...

Was mich befreit, das muss stärker sein als ich es bin.

Es trägt mich leicht, weil es stärker ist als ich es bin.

Ich folge ihm!

Wer weiß wohin!

Mit diesen Worten rannte sie fort in Richtung Gassen und Sherlock sah ihr fassungslos nach. Und als er realisierte, was eben passiert war, zog er sich seinen Mantel über, rannte die Treppen nach unten und stürmte aus dem Wirtshaus, ehe er ebenfalls durch die Straßen von London hetzte.
Zwar war diese Sarah nicht wirklich Evelyn, aber er würde garantiert nicht untätig rumsitzen, wenn sie sich in die Fänge des Ebenbildes von Mycroft begab, welches ganz offenbar wirklich ein Blutsauger zu sein schien.

Und diese Verfolgungsjagd lenkte Sherlock immerhin von dem ganzen Irrsinn ab, denn er glaubte nach wie vor daran, dass sein Verstand ihm Streiche spielte. Er rannte weiter, bis er eine Pause machen musste und er lehnte sich an ein Gitter. Dort verweilt Sherlock und er hätte wahrscheinlich noch einige Minuten dort gestanden, wenn auf einmal nicht schaurige Stimmen ertönt wären.

Ewigkeit ist

Langeweile auf Dauer.

Ein trostloser Kreislauf,

kein Anfang, kein Schluß.

Denn stets wiederholt

sich dasselbe von vorne.

Kein Jubel, kein Entsetzen,

nur die öde,

blöde Ewigkeit.

Von Tortur

keine Spur.

Immer nur

diese beschiss'ne Ewigkeit.

Fort mit dem Stein

über'm Abgrund des Schreckens!

Raus aus dem Grauen

ins Glitzern der Welt!

Bald lähmt unser Gift

die Gehirne der Menschen.

Bald sind wir die Herren

dieser Erde.

Es werde Nacht!

Weg mit dem Fels

vor der Höhle der Schatten!

Raus aus dem Gräbern

ins Leben der Stadt!

Hinein mit der Angst

in die Seele der Menschen!

Bald stehn sie am Ende

aller Zweifel.

Wir stürzen sie hinab.

Hinab!

Hinab!

Hinab!

Sherlock traute seinen Augen nicht! Es WAREN Vampire...leibhaftige und blutdurstige Vampire, die sich nun aus ihren Gräbern befreit hatten und Richtung Wald ausschwärmten. Fassungslos sah Sherlock ihnen nach, denn ihre Kleidung war ohne Zweifel den letzten vergangenen Epochen entsprungen und sie alle schienen dem Ruf ihres Anführers zu folgen.

Sherlock stand da und wusste gar nicht, was er noch denken, glauben oder fühlen sollte. Er sehnte sich schon geradezu nach der langweiligen Realität, da er diese immerhin verstehen und erklären konnte. Das hier, war wie ein grenzenloser Albtraum, der immer irrsinniger und verrückter zu werden schien. Und Sherlock hoffte inständig, dass es bald ein Ende nehmen würde, denn er war sich nicht sicher, wie lange er dieses Spektakel noch ertragen konnte.

Doch er konnte sich keine weiteren Gedanken darüber machen, denn auf einmal ertönte ein Kampfschrei und Sherlock wurde geradewegs zu Boden geworfen. Er landete auf der Erde, doch rappelte sich blitzschnell wieder auf und sah vor sich.
Eine dunkel gekleidete Gestalt stand vor ihm und Sherlock traute seinen Augen nicht, als er ein Schwert und einen Holzpflock in den Händen seines Angreifers erkannte. Das Gesicht der Gestalt war durch ein Halstuch verborgen, welches bis zu den Augen hochgebunden war. Allerdings erkannte Sherlock an der zierlichen Gestalt und den offenen langen Haaren, dass es eine Frau war und diese schien mächtig kampflustig zu sein.

,,Wählt Eure letzten Worte weise, Blutsauger!", zischte sie und Sherlock sah sie perplex an.

,,Wie bitte?"

,,Mich könnt Ihr nicht täuschen! Ihr seid eine Ausgeburt der Hölle und ich schicke Euch zurück zu dem Teufel wo Ihr hingehört.", fauchte sie ihn an und Sherlock hob abwehren die Hände.

,,Ich bin kein Vampir! Die Blutsauger, wie Ihr sie nennt, sind in diese Richtung."

Sherlock deutete vielsagend auf den Wald und die Frau folgte seinem Blick. Das war ihr Fehler, denn Sherlock entriss ihr sogleich ihre Waffen und brachte sie selbst zu Fall, während er sich vor ihr aufbaute und sie siegessicher ansah.

,,Und jetzt...solltet Ihr mir erstmal Euren Namen verraten, bevor Ihr mich weiter bedroht."

,,Warum sollte ich das tun?", entgegnete sie kühl und er sah sie grimmig an.

,,Weil ich einen ziemlich beschissenen Tag hinter mir habe. Ich wurde zu einer sinnlosen Party geschleppt, dann in eine Art Trance versetzt, die mich hierher katapultiert hat und nun haben sich alle meine Freunde in durchgeknallte Irre verwandelt. Und ich habe Euch soeben Eure Waffen abgenommen, also bitte...wer seid Ihr?"

Die Frau sah ihn einen Moment stumm an und Sherlock wurde das Gefühl nicht los, dass er sie von irgendwoher kannte. Und als sie sich schließlich das Tuch vom Gesicht zog, offenbarte sich auch der Grund dafür, denn zum Vorschein kam doch allen ernstes Molly Hooper.

,,Mein Name ist Vanessa! Vanessa Helsing!"

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top