𝓕𝓲𝓿𝓮
Leah quittierte seine Ankündigung mit einem stummen Nicken. Immerhin war die ganze Situation mit Matthew auch irgendwie ihr Verschulden. Gerald verabschiedete sich noch von dem Fremden, dann verließ er mit müden Schritten die Küche.
„Was für einen Tee hättest du gerne?", wollte Leah von Matthew wissen und versuchte eine möglichst neutrale Miene aufzusetzen. Insgeheim hoffte sie, nicht allzu lange Zeit mit ihm verbringen zu müssen.
„Ich nehme den gleichen wie du", erwiderte Matt und Leah blieb nicht verborgen, wie er dabei erneut in sich hinein grinste. Allerdings ließ sie sich davon nicht beeindrucken. Sie griff wortlos zwei Teebeutel der Sorte Blueberry-Cheesecake aus der Vorratskiste und platzierte diese in den Tassen vor sich. Anschließend schnappte sie sich den Wasserkocher von der Heizplatte und goss die heiße Flüssigkeit in die Behälter.
„Hier", sagte sie knapp und schob Matthews Tasse direkt vor ihn. Nachfolgend nahm sie seufzend auf dem gegenüberliegendem Stuhl Platz.
„Danke", entgegnete Matt und erneut umspielte ein Schmunzeln seine Lippen. „Es ist wirklich sehr nett von dir, mir Gesellschaft zu leisten."
„Passt schon. Wohin warst du denn unterwegs?", entgegnete Leah. Etwas Smalltalk war immer noch besser, als sich schweigend gegenüber zu sitzen.
„Ich bin auf dem Weg zu meiner Schwester nach Augusta. Sie hat vor zwei Tagen ein Baby bekommen und ich dachte, Valentinstag wäre doch ein schöner Tag, um meine Nichte kennenzulernen", erklärte Matt nur allzu bereitwillig, während er seine Finger um den Griff der Tasse schloss. Leah musste zugeben, dass sie nicht mit so einer Antwort gerechnet hatte. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, ergriff Matthew erneut das Wort: „Und was ist mit dir? Bist du etwa versetzt worden?"
„Wie kommst du denn darauf?", gab Leah überrascht zurück. Sie fragte sich, ob sie tatsächlich so verbittert gewirkt hatte und wenn sie ehrlich war, konnte sie sich diese Frage bereits selbst beantworten. Sie wirkte nicht nur verbittert, sie war es auch.
„War nur eine Vermutung", antwortete Matt. Er hatte seinen Kopf leicht geneigt und musterte Leah aufmerksam.
„Weißt du was? Du hast recht. Heute ist wirklich nicht mein Tag." Leah hob entschuldigend beide Hände. „Es ist nur so, dass mein Exfreund vor zwei Jahren an Valentinstag mit mir Schluss gemacht hat und ich seitdem eine gewisse Abneigung gegen diesen Tag verspüre."
„Merkt man überhaupt nicht", gab Matt grinsend zurück. Erst jetzt fiel Leah das Grübchen auf, was sich in seiner linken Wange bildete, wenn er lächelte.
Das Klingeln ihres Smartphones durchbrach den Moment und Leah erhob sich mit einem entschuldigendem Lächeln, um das Telefonat entgegenzunehmen.
„Wolltest du mich nicht zurückrufen?", erkundigte sich Chloe mit gespielter Empörung in der Stimme. Leah hatte völlig vergessen, sich bei ihrer besten Freundin zurückzumelden.
„Sorry, heute war viel los im Laden. Ich rufe dich später zurück. Diesmal wirklich", erklärte sie notdürftig, bevor sie das Telefonat abrupt beendete. Chloe würde sie wahrscheinlich dafür umbringen, dass sie einfach aufgelegt hatte, aber darum wollte sich Leah später kümmern.
„Wenn du mich fragst, solltest du so einem Arsch nicht so viel Macht über dich geben", nahm Matthew das Gespräch wieder auf, als sie sich erneut auf ihren Stuhl sinken ließ.
Ihr war bewusst, dass er Recht hatte, aber es fiel ihr immer noch schwer zu akzeptieren, wie es damals gelaufen war. Seit diesem Tag hatte sie eine Schutzmauer um ihr Herz errichtet und bisher war es niemandem gelungen, diese wieder einzureißen. Es war nicht so, dass es keine Interessenten gab, aber Leah war bisher einfach nicht bereit gewesen.
„Hast du vielleicht Lust auf eine Runde Monopoly?", hörte sich Leah plötzlich laut sagen und fragte sich zugleich, ob ihr Vorschlag nicht total albern klang.
„Warum nicht? Wenn du darauf stehst, zu verlieren", antwortete Matthew siegessicher und mit einem breiten Grinsen. Anscheinend freute er sich tatsächlich über die Idee, den angebrochenen Tag zu einem spontanen Spielenachmittag umzufunktionieren.
Leah entschuldigte sich für einen Moment und verschwand im angrenzenden Wohnzimmer, um das Spiel aus der unteren Schublade des Schrankes hervorzuholen. Eine dünne Staubschicht bedeckte den Karton, welche Leah notdürftig mit ihren Händen wegwischte. Monopoly war schon seit Kindertagen ihr Lieblingsspiel gewesen, aber seit dem Tod ihrer Tante hatte sie es nicht mehr gespielt.
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