9
Olivia
Am nächsten Morgen sind Jack und ich schon früh im Büro und das, obwohl wir die halbe Nacht geredet haben. Er hat mir erzählt, was war, seit er in L.A. ist und ich habe ihm ein wenig von meinem bisherigen Studium erzählt. Er weiß immer noch nicht, dass ich schwanger bin und darüber bin ich auch froh. Ich weiß nicht, ob er überhaupt jetzt schon Kinder will. Vielleicht wäre es besser, wenn ich es ihm gar nicht erzähle. In vier Wochen bin ich wieder in New York und wer weiß, was dann mit mir und Jack ist, deswegen habe ich beschlossen, es einfach auf mich, beziehungsweise uns, zukommen zu lassen. "Hallo Carla!", begrüße ich die ältere Dame fröhlich, als ich in unserer Abteilung ankam. "Guten Morgen Liv!", grüßt sie lächelnd zurück. "Den Gang runter findest du übrigens eine Küche, bedien dich dort gerne.", informiert sie mich noch, bevor sie sich wieder ihrem Computerbildschirm widmet. "Dankeschön!" Ich mache mich auf den Weg und betrete die kleine Küche. Abgesehen von einer großen Donut- und Kuchenschachtel, steht hier auch eine Kaffeemaschine, welche ich sogleich anwerfe. "Guten Morgen Olivia.", ich zucke leicht zusammen, als ich Lucy's angenehme Stimme höre. Meine Güte, ich wette sie ist auch eine großartige Sängerin, mit der Stimme! "Morgen.", murmele ich und ignoriere die Tatsache, dass sie mich Olivia nennt. Ich stelle zwei Tassen unter die Maschine. "Möchtest du auch Kaffee?", frage ich aus Höflichkeit. "Nein danke, ich konsumiere keinen Koffein.", mit diesen Worten nimmt sie sich eine Flasche Wasser und ein Glas. "Einen angenehmen Arbeitstag!", wünscht sie mir, dann verschwindet sie. Komische Frau. Nachdem der Kaffee fertig ist, balanciere ich die Kaffeetassen durch den Gang und klopfe mit dem Fuß gegen Molly's Bürotür. "Herein." Mit dem Ellenbogen drücke ich die Klinke herunter. "Morgen.", ich lächele, während ich ihr eine Kaffeetasse reiche. "Du bist ein Engel!", kichert sie erleichtert und stellt die Tasse auf ihrem Schreibtisch ab. Ich hocke mich auf ihre Tischkante und die nächsten 20 Minuten führen wir ein interessantes Gespräch über unser ganzes, bisheriges Leben.
Als es schließlich Zeit wird, an die Arbeit zu gehen, bringe ich die leere Tasse zurück in die Küche und mache mich schließlich auf den Weg zu Mr.Ronald's Büro. Ich bekomme meine Aufgaben für den heutigen Tag und schaffe sie nur ganz knapp bis zum Arbeitsschluss. Ich habe Jack den ganzen Tag nicht gesehen, weil ich so beschäftigt war, weswegen ich mich sehr auf ihn freue. Ich warte am Aufzug und als er dann schließlich um die Ecke kommt, kann ich das breite Grinsen auf meinen Lippen nicht verhindern. "Hey, Baby.", begrüße ich ihn und erwiedere seinen kurzen, liebevollen Kuss. "Hm, ich mag es wenn du mich so nennst.", haucht er, seine Hände umfassen meine Taille und seine Lippen küssen mich unterm Ohrläppchen. Genießerisch schließe ich meine Augen und sauge Jack's betörenden Duft in mich auf. "Wollen wir was essen gehen?", fragt er schließlich, als wir im Fahrstuhl stehen. "Gerne, ich habe riesen Hunger.", stimme ich zu. Durch die Schwangerschaft hatte sich mein Hunger in kürzester Zeit verdoppelt, also bin ich froh über die Aussicht auf ein gutes Abendessen. "Wie war dein Tag?", fragt der Braunhaarige mich, während er seinen Wagen durch Los Angeles lenkt. Mal wieder fällt mir auf, wie schön es hier doch ist, besonders jetzt, als die Stadt im goldenen Abendlicht gebadet wird. "Anstrengend, aber gut. Ich fühle mich nur gar nicht wie eine Anwältin.", ich zucke mit den Schultern. "Und bei dir so?" "Interessant, ich habe mit Lucy zusammen an einem Fall für Mr.Ronald gearbeitet." "Mit Lucy?", ich kann nicht verhindern, wie sich meine Stirn krauszieht, als ich ihren Namen höre. "Ja, mit Lucy. Wieso?", fragt er verwirrt und scheint mein Unbehagen deutlich zu spüren. "Nur so.", murmele ich und starre die restliche Fahrt aus dem Fenster. Vor meinem inneren Auge spielt sich die ganze Zeit die selbe Szene ab. Jack und Lucy im Büro, bei der Aktivität, bei welcher Carla Jack und mich gestern unterbrochen hatte.
Das Restaurant ist ein kleiner Taihländer, welchen ich schon jetzt liebe. Jack fragt mich während des Essens über mein Studium aus und ich erzähle ihm alles. "Wie geht's Melli?", fragt Jack irgendwann und guckt mich leicht bedrückt an. Er scheint seine Schwester zu vermissen. "Sie und Matthew planen die Hochzeit, aber es ist im Moment komisch." "Wieso komisch?", seine Stirn legt sich in Falten und ich komme nicht darum herum fest zu stellen, wie unglaublich sexy dieser kritische Ausdruck an ihm aussieht. "Kathy ist verschwunden und Noah scheint der Einzige zu sein, der weiß wo sie ist, doch er schweigt wie ein Grab.", erkläre ich ihm und muss sogleich an Kathy denken. Ich mache mir wirklich Sorgen. Ob zwischen ihr und Noah alles in Ordnung ist? Vielleicht ist irgendetwas mit ihrer Familie? "Es ist bestimmt alles in Ordnung.", Jack legt beruhigend lächelnd seine Hand auf meiner ab. Er hat Recht, ich sollte mich auf keinen Fall verrückt machen. "Und, gibt es sonst irgendwelche Neuigkeiten?", fragt Jack schließlich und sofort muss ich an das Kind denken. Ich sollte es ihm wirklich sagen. "Ja." Neugierig sieht Jack mich an. "Ich bin-" "Möchten sie noch etwas trinken?", ich werde vom Kellner unterbrochen. Wir bejahen. Nachdem er wieder weg ist sieht Jack mich auffordernd an. "Nicht so wichig.", murmele ich, denn irgendwie hat mich das Auftreten des Kellners stutzig gemacht. Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um es ihm zu sagen. Wenn er ausrasten wird, was ich glaube, könnte es sehr peinlich und unangenehm werden, da wir in einem öffentlichen Restaurant sind.
"Jack?", frage ich flüsternd in die Stille. Mittlerweile sind wir zu Hause und liegen im Bett, doch ich kann einfach nicht einschlafen. "Ja?", ihm scheint es genau so zu gehen, denn er klingt kein bischen müde. Ich richte mich ein wenig auf, was dazu führt, dass Jack dies auch tun muss, denn sein Kopf lag auf meinem Bauch. Zögernd sehe ich ihn an. Das Mondlicht scheint durch die Vorhänge und taucht alles in ein hübsches, silbernes Licht. "Was wird mit uns sein, wenn mein Praktikum zu Ende ist?", frage ich unsicher und kann seinen nachdenklichen Gesichtsausdruck nur erahnen. "Wieso fragst du mich das jetzt?" "Es hat mich wachgehalten.", gebe ich zu. Ich höre, wie er seufzt und dann spüre ich seine große Hand an meiner Wange. "Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht.", lautet seine Antwort und irgendwie habe ich das erwartet, ich weiß es doch selbst nicht einmal. "Ok, gute Nacht.", murmel ich, rutsche von ihm und lege mich auf die Seite, mit dem Gesicht zum Fenster. "Sei mir nicht böse, du weißt, ich bin nicht gut, was Planungen angeht.", höre ich ihn murmeln, dann spüre ich seinen starken Arm, der sich von hinten um mich schlingt. Ich habe es selbst nicht mit Planungen, denn dieses Kind war auf keinen Fall geplant, doch es ist nun da und ich muss jetzt das Beste daraus machen. Auch wenn es höchstwahrscheinlich ist, dass es ohne Vater aufwachsen muss.
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