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Olivia

Zwei Negative und ein Positiver. Ich hatte tatsächlich alle drei benutzt. Die Zahl der negativen Tests überwiegt, also beachte ich den positiven nicht. Erleichtert atme ich auf. Ich bin nicht schwanger. Luna hat mich förmlich dazu gezwungen, diese Tests noch heute zu machen. "Und?", höre ich sie aus dem Flur. Ich öffne die zuvor verschlossene Badezimmertür und sehe Luna erwartungsvoll im Flur stehen. "Ich bin nicht schwanger." Den einen positiven Test erwähne ich nicht, da er sich offensichtlich geirrt hat. "Oh Gott sei dank!", sie fällt mir erleichtert um den Hals. Auch ich bin erleichtert, denn ein Kind von meinem Ex würde nun gar nicht in mein Leben passen. "Aber morgen gehen wir zum Arzt! Ich habe dich kotzen gehört und wenn du nicht schwanger bist, dann bist du krank.", meint sie ernst, nachdem sie sich von mir gelöst hat. "Ok, meinetwegen.", ich zucke mit den Schultern. Es wäre wirklich einfach das Beste, zum Arzt zu gehen, da hat Luna Recht. "Wann hast du eigentlich vor, mal nicht mehr so gleichgültig zu sein?", fragt Luna pötzlich leicht sauer und stemmt die Hände in die Hüfte. "Wenn es dir nicht passt, kannst du gerne gehen.", meine ich mit monotoner Stimme und mach mich auf den Weg in die Küche. "Ich werde nicht gehen, egal wie unfreundlich du zu mir bist. Du brauchst Hilfe.", sagt sie und guckt mich besorgt an. "Ich brauche keine Hilfe. Das Einzige was ich brauche ist Jack." "Alles klar, wenn das so ist, brauchst du mich ja auch nicht. Ich sollte wohl doch gehen." Und schon fällt die Tür laut krachend ins Schloss. Ich weiß, ich sollte nicht so gemein zu Luna sein, sie tut wirklich ihr Bestes. Nun habe ich den nächsten Menschen vetrieben, der mir am Herzen liegt. Zuerst Jack, dann Kathy und nun auch Luna. Ich bin ganz alleine. Und dann sacke ich kraftlos und laut weinend auf dem Küchenboden zusammen.

"Miss Murtens?", gleich am nächsten Tag habe ich mich auf den Weg zum Arzt gemacht. Ich habe Luna gestern Abend noch einmal angerufen und mich bei ihr entschuldigt. Auf ihren Wunsch hin machte ich sofort einen Arzttermin und nun wurde ich von der Arzthelferin aufgerufen. Ich stehe auf und folge der freundlichen Blondine ins Arztzimmer. Ich bin etwas nervös, das bin ich immer wenn ich beim Arzt bin. Etwa eine halbe Stunde später stellt sich heraus, dass der Arzt nicht weiß, was ich habe, also war es unsonst. Ich mache mich sofort auf den Weg nach Hause. Wie jeden Tag krame ich Jack's Geschenk aus meiner Nachttischschublade und drehe es in meinen Händen. Jack sagte, ich soll es aufmachen, wenn ich ihn ganz schlimm vermisse. Ist dieser Moment nun gekommen? Ich bin schon dabei die Schleife zu öffnen, als ich plötzlich höre, wie die Wohnungstür geöffnet wird. Erschrocken stopfe ich das Geschenk zurück in die Schublade und stürme anschließend in den Flur. Wie so oft hoffe ich, dass es Jack ist. Doch er ist es nicht, er ist es nie und er wird es nie sein. Es ist naiv von mir einfach zu denken, dass er so bald schon zurückkommen würde. Es ist nicht Jack, es ist Luna die im Flur steht. "Was hat der Arzt gesagt?", kommt sie gleich zur Sache und schlendert in die Küche. Ich folge ihr und sehe, wie sie eine weiße Plastiktüte auf den Tisch legt. "Was ist das?", ich gehe nicht auf ihre Frage ein, sondern gehe zum Küchentisch und inspiziere den Inhalt der Tüte. "Du hast für mich eingekauft?" Luna zuckt mit den Schultern. "Ich hatte keine Ahnung, wie es dir geht und ich habe Gestern deinen Kühlschrank gesehen." "Danke.", murmel ich und beginne damit, die Sachen in meinen Kühlschrank zu sortieren. "Er hat nichts gefunden.", kläre ich die Rothaarige auf, als ich sehe, wie sie den Mund aufmacht. "Besser als eine Schwangerschaft.", meint sie und ich zucke mit den Schultern. Luna seufzt. "Wann hörst du endlich auf, alles so neutral und gleichgültig zu sehen?" "Sobald Jack wiederkommt.", antworte ich verbissen, schnappe mir eine Tüte Chips und wandere ins Wohnzimmer, Luna folgt mir. Zum Glück geht sie nicht weiter auf dieses Thema ein und so machen wir uns einen mehr oder weniger gemütlichen DVD-Abend.

Am folgenden Sonntag packe ich meine Unisachen zusammen. Morgen beginnt mein Studium an der NYU, ich bin aufgeregt, jedoch wünsche ich mir, dass ich noch ein paar Tage mehr Ferien hätte. Ich nehme ein heißes Bad und esse etwas Gesundes zum Abend. Und so geht für mich nach vier Wochen endlich wieder ein einigermaßen normales Leben los. Ich habe weder von Kathy, noch von Luke etwas gehört und Melli meldete sich auch nicht mehr, nachdem ich sie am Telefon sso angeschrien hatte. Ich habe fest vor, das alles wieder gut zu machen und gleich morgen werde ich damit beginnen. Morgen beginnt für mich ein neuer Abschnitt, für den ich absolut bereit bin. Vielleicht bin ich noch nicht bereit, Jack zu vergessen, aber wenn ich mich endlich auf andere Dinge konzentriere kann ich ihn vielleicht hinter mir lassen. Ich bin bereit, mein Leben wieder in den Griff zu nehmen. Es wird Zeit.

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