21

Jack

Es ist mitten in der Nacht, als wir in New York landen. Ich bin einfach so erschöpft und würde auf der Stelle einschlafen können, aber bis wir schließlich zu Hause sind, wird es noch ein wenig dauern. Wir stehen ewig an der Kofferausgabe, brauchen fast 15 Minuten um ein Taxi zu bekommen und als wir schließlich und endlich vor Liv's Wohnung stehen ist es bereits weit nach Mitternacht. Wir lassen unsere Koffer einfach mitten im Flur stehen und schmeißen uns in Jogginghose ins Bett. Kurz bevor ich einschlafe lege ich noch meine Arme um Liv und ziehe sie fest an mich. Meine Hand liegt auf ihrem Bauch, dann bin ich auch schon weg und schlafe zufrieden ein.

Da wir die Vorhänge vorm Schlafengehen nicht zugezogen haben, werde ich am nächsten Morgen von der Sonne geweckt, die mir direkt ins Gesicht strahlt. Genervt seufze ich und vergrabe mich unter der Bettdecke. Meine Hand tastet nach Liv, doch als ich realisiere, dass das Bett abgesehen von mir leer ist, fahre ich schlagartig hoch und gucke mich im Zimmer um. Tatsächlich bin ich alleine und da ich Rumpeln aus der Küche höre, rappel ich mich auf und schlurfe durch den Flur. Ich muss lächeln, als ich Liv sehe, wie sie am Herd steht, Taylor Swift's 22 hört und dazu lautstark tanzt und singt. In der Pfanne vor ihr brutzeln anscheinend Spiegeleier und Speck und bei diesem unglaublichen Geruch spüre ich meinen Bauch grummeln. Belustigt lehne ich mich an den Türrahmen und bestaune sie, wie sie durch die Küche wirbelt, tanzend Orangensaft in zwei Gläser füllt und dann die Kaffeemaschine anwirft. Mein Blick wandert zu ihrem Hintern, der fröhlich hin und her wackelt. Sie schwingt ihre Hüften und legt schon fast einen einwandfreien Lapdance hin. Bevor mir das hier zu heiß wird beschließe ich sie an der Taille zu fassen und reiße sie so aus ihrem Tanz. Kreischend macht sie einen Sprung zur Seite und fasst sich erschrocken an die Brust. Ich kann mir ein lautes Lachen nicht verkneifen und da es noch früh am Morgen ist klingt es rau und heiser. "Arsch.", höre ich Livy murmeln, nachdem sie die Musik leiser gedreht hat. Während sie weiter kocht decke ich den Tisch und reiße dann ein Fenster auf, da es etwas stickig ist. Ich schenke uns jeweils eine Tasse Kaffee ein und setze mich dann zeitgleich mit meiner Freundin an den Tisch.

"Was hast du eigentlich vor, bis du an der NYU anfangen kannst?", fragt Liv mich nach einer Weile angenehmen Schweigens. Tatsächlich habe ich mir darüber noch gar keine Gedanken gemacht. Bis das nächste Semster beginnt und ich anfangen kann sind es noch knapp fünf Monate und ich sehe ein, dass ich in diesen fünf Monaten produktiv sein sollte, faulenzen kann ich mir nun nicht mehr leisten. "Ich weiß nicht. Entweder ich suche mir irgendwo einen kleinen Job, oder ich mache noch ein Praktikum.", sage ich schließlich und stopfe mir eine weitere Gabel Spiegelei in den Mund. "Ich werd mich nächste Woche drum kümmern, ja?" Zustimmend nickt sie mit den Kopf und nimmt dann einen großen Schluck von ihrem Orangensaft.

Am frühen Nachmittag besuchen wir zuerst Liv's, dann meine Eltern, um uns zurück zu melden. Wir beschließen, noch nicht gleich bei unseren Freunden vorbei zu schauen, damit wir noch ein wenig Zeit für uns beide alleine haben. Deswegen spazieren wir gemütlich und Hand in Hand durch die Stadt, shoppen ein wenig und gehen am Abend schließlich beim Chinesen essen.

"Wir müssen mal über etwas reden.", sage ich, als wir danach durch den dunklen Central Park schlendern. Mein Arm ruht beschützend auf Liv's Hüfte und sie ist dicht an mich gedrängt, da es etwas kälter ist. "Worüber denn?", fragt sie etwas unsicher und ich merke, dass sie vor dem Kommendem Angst hat. Aber das braucht sie nicht, denn ich habe mir geschworen sie nie wieder zu verletzten. Das habe ich schon oft genug getan und für mich wird es jetzt einfach mal Zeit, erwachsen zu werden. Wir halten vor dem großen See und der Mond spiegelt sich in der glatten Wasseroberfläche. Perfekt. Ich nehme meinen Arm von ihr und stelle mich direkt vor ihr. Zur Sicherheit greife ich einmal in meine Jackentasche. Ja, er ist da. "Olivia, ich habe eine Menge Scheiße gebaut und viele Fehler gemacht. Einer dieser Fehler war es, dir diesen idiotischen Heiratsantrag zu machen.", ich stoppe kurz und sehe sie, wie sie scharf die Luft einzieht. "Ich bin unromantisch, ein Arschloch, unberechenbar und reizbar. Außerdem schrecklich eifersüchtig und leider auch oft aggressiv. Doch seitdem ich dich kenne habe ich gelernt, meine schlechten Seiten zu meinen guten Seiten zu machen. Ich bin nun auf meine Weise romantisch und habe dir dadurch schon oft ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Unberechenbar sein, bedeutet nicht immer etwas Schlechtes und Eifersucht kann doch manchmal auch ganz süß sein, oder? Vielleicht bin ich immer noch ein Arschloch und reizbar, aber ich versuche das abzulegen. Für dich, weil du mir so viel bedeutest. Und da ich langsam kapiere, was romantisch ist, möchte ich dich jetzt etwas fragen." Ich sehe, wie langsam die Erkentniss auf ihrem Gesicht auftaucht und ihre Augen sind schon jetzt feucht. Langsam sinke ich auf die Knie und räusper mich einmal, um die Nervösität und das Zittern zu verdrängen. Einmal atme ich noch tief durch, dann lege ich los und hole die Schachtel aus meiner Jackentasche. "Olivia Murtens, du bist meine große Liebe und ich will dich nie wieder verlieren, deswegen möchte ich dich fragen, ob du mich zum glücklichsten Mann der Welt machen möchtest und mir die Ehre erweist, mich zu heiraten und meine Frau zu werden?"

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top