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Olivia

Das Atmen fällt mir plötzlich so unglaublich schwer und am Liebsten wäre ich auf der Stelle gestorben. Von Anfang an wusste ich, dass Jack sich niemals mit mir zufrieden geben würde. Wie konnte ich nur so dumm sein und das all die Zeit? Schniefend wische ich mir mit dem Handrücken meine dicken Tränen von den Wangen. Wut sammelt sich in meinem Bauch. Auf Jack, auf Lucy und auf mich. Jack, weil er mich betrügt, Lucy, weil sie eine scheiß Schlampe ist und ich, weil ich so unglaublich naiv bin. Jack ist eben doch ein Badboy. Entschlossen stehe ich auf, wobei der Stuhl bedrohlich wackelt. Ich werde jetzt nicht so tun, als hätte ich das eben nicht gehört. Das lasse ich nicht auf mir sitzen. Noch einmal versuche ich mir die Tränen aus dem Gesicht zu wischen, doch es ist eh überflüssig, da der Tränenfluss einfach nicht stoppen will. Auf wackeligen Beinen verlasse ich die Küche und bereits als ich um die Ecke biege, sehe ich die beiden. Sie stehen vorm Aufzug, Jack an der Wand angelehnt, Lucy dicht vor ihm. Schluchzend schleppe ich mich zu den Beiden, erschrocken fährt Jack herum. Seine Augen weiten sich, als er mein tränenüberströmtes Gesicht sieht, plötzlich wird er ganz blass. "Livy, Baby, was ist denn los?", besorgt, oder eher gespielt besorgt, stößt er sich von der Wand ab und drängt sich an Lucy vorbei. Sofort bleibe ich ruckartig stehen. "Komm mir keinen Schritt näher!", fauche ich unter Tränen, meine Stimme ist weinerlich und zittrig, aber trotzdem voller Abscheu. Völlig verwirrt und besorgt sieht mein Freund mich an, macht einen weiteren Schritt auf mich zu. "Stehenbleiben!", schreie ich schon fast und hebe abwehrend die Hände. Wenn er mir noch näher kommt, kann ich für nichts mehr garantieren. "Livy-" "Nenn mich nicht so!", kreische ich hysterisch. "Olivia, du hast wahrscheinlich zu viel getrunken.", mit sanfter Stimme kommt Lucy auf mich zu, versucht mich zu beruhigen, doch ich sehe sie nur mit hasserfülltem Blick an. Ich hasse sie, ich hasse sie so sehr, sie hat mir die Liebe meines Lebens weggenommen. "Du hältst mal schön die Fresse, Bitch!", schnauze ich sie an und sehe ihren erschrockenen Blick. Sie macht einen weitern Schritt auf mich zu, greift nach meinen Schultern, doch da wird es mir zu viel. "Fass mich nicht an!", kreische ich und gebe ihr einen groben Stoß, um sie von mir zu befördern. Sie fängt sich, bevor sie auf den Boden fällt, indem sie sich an Jack klammert, dessen Blick apahtisch auf mich gerichtet ist. "Wie konntest du nur?!", meine Hände fahren rastlos durch meine Haare, ich ignoriere das Brennen in meinem ganzen Körper. "Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.", versucht er es sanft, doch ich lache nur ironisch auf. "Ich habe euer Gespräch gehört! Du mieser Arsch!", ich beginne erneut zu schluchzen. Erkenntnis macht sich auf seinem schönen Gesicht breit.

"Du hast das falsch-" "Halt die Fresse!" Erschrocken klappt er den Mund zu. "Wie konntest du mich nur betrügen?! Ich war dir nie gut genug oder?! Du Bastard.", fauche ich schneidend. "Liv-", setzt er an, doch ein einziger Blick meinerseits bringt ihm zum Schweigen. "Verdammte Scheiße, wir wollten heiraten!" "Wir werden heiraten!", beteuert er verzweifelt, doch ich schüttel nur den Kopf. "Ich will nicht mehr. Ich kann das nicht.", mit diesen Worten nehme ich den Ring ab und werfe ihn Jack zu. Leere macht sich in mir breit, das ist wohl das Ende. Ich kann es nicht fassen. "Bitte tu mir das nicht an.", jammert er, in seinen Augen schimmern Tränen. "Es ist deine Schuld." "Aber ich habe dich nicht betrogen!" "Lügner!" "Liv-" "Ich bin verdammte noch mal schwanger von dir und du vögelst einfach die nächst Beste! Ich hasse dich, Jack Parker!", BUMM und die Bombe ist geplatzt. Und das so laut, dass es einem das Trommelfell hätte wegblasen können, doch ich höre nur das Blut in meinen Ohren rauschen. Schlagartig wird Jack kreidebleich und auch Lucy muss hörbar schlucken. "Du bist...schwanger?", haucht er, Tränen strömen über seine Wangen. "Ich hasse dich.", flüstere ich gebrochen und dann renne ich schluchzend an ihm vorbei. Es würde zu lange dauern, bis der Aufzug da wäre, weswegen ich beschließe die Treppen zu nehmen und ein paar Stockwerke später den Aufzug zu nehmen. Zwei Stockwerke renne ich, dann höre ich Jack's Stimme. "Liv!" Ich renne noch schneller, mein Puls rast und mein Atem geht schnell und flach. Irgendwann geben meine Beine nach und weinend lasse ich mich auf die Treppen fallen. Ich bin mir sicher, dass man mein Schluchzen im ganzen Treppenhaus hören kann. Immer herzzerreißender schluchze ich und immer verzweifelter werde ich dabei. Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr. "Liv?", ich zucke zusammen und sehe aus verweinten Augen hoch. Josh ist mir gefolgt. Weinend drehe ich mich wieder um und beginne zu schreien. "Soll ich dich nach Hause bringen?", fragt er besorgt und ich spüre seine warme Hand auf meiner Schulter. Ich zucke zusammen. "Geh weg.", hauche ich gebrochen. "Aber-" "Hau ab!", schluchze ich und vergrabe meinen Kopf in meinen Händen. Ich will einfach alleine sein und niemanden sehen. Kurz bemerke ich ihn noch hinter mir, dann dreht er sich um und lässt mich endlich alleine.

Wie lange ich letztendlich dort gesessen habe weiß ich nicht, aber schließlich rappel ich mich auf und verlasse das Gebäude. Ich rufe mir ein Taxi und werde vom Fahrer nur schräg angeguckt, doch ich ignoriere ihn. Ich fahre zu Jack nach Hause, um meine Sachen zu holen, er ist ja wohl noch nicht da. Rasch schmeiße ich alle meine Sachen in meine Koffer und lasse mich anschließend vom Taxi weiter zu einem Hotel fahren. In meiner neuen Bleibe schlurfe ich sofort ins Badezimmer und lasse mir ein heißes Bad ein. Und da liege ich nun, nackt, weinend mit einem Baby im Bauch in der Badewanne, alleine, gebrochen und verlassen.

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