10
Melanie
"Versteh doch, dass ich mir mein Hochzeitskleid nicht ohne Liv und Kathy aussuchen werde!" Seit gut einer halben Stunde redet Luna auf mich ein, dass es langsam Zeit sei, das Kleid zu kaufen, doch ohne meine besten Freundinnen weigerte ich mich. "Melli, Liv ist noch für drei-einhalb Wochen in Los Angeles und Kathy ist verschwunden!", langsam wird die nun silberhaarige Barkeeperin, die neue Färbung steht ihr so unglaublich gut, wütend und funkelt mich an. "Ich werde mein Kleid nicht ohne die beiden kaufen!", beteure ich weiterhin und verschränke trotzig die Arme vor der Brust. "Weißt du was? Mach was du willst, ich muss jetzt arbeiten!", mit diesen Worten steht sie vom Sofa auf und verlässt rasch das Haus. Seufzend rappel ich mich auf und mache mich auf den Weg in die Küche. Matt steht am Herd und macht Abendessen. "Ich verstehe dich.", sein sanftes Lächeln ist aufmunternd und ich bin froh, dass er mich versteht. "Danke.", seufze ich und lehne mich erschöpft an ihn. Der Tag war lang genug und der ganze Stress wegen der Hochzeit und Kathy's Verschwinden macht mich fertig. "Ich rufe Noah an.", sage ich bestimmt, drücke Matt einen Kuss auf die Wange und stürme ins Schlafzimmer. Bereits nach dem ersten Tuten nimmt Noah ab. "Ok, hör zu. Kathy ist seit Ewigkeiten meine beste Freundin und ich mache mir ernsthaft Sorgen. Sag mir wo sie ist, oder ich komme persönlich vorbei und prügle es aus dir heraus!", ich lasse Noah keine Chance, mich überhaupt zu grüßen, sondern zicke ihn sofort an. Ich habe es satt, nicht zu wissen, wo meine beste Freundin ist. "Ich kann es dir nicht sagen.", protestiert Noah weiterhin. "Du musst!", meine Stimme wird immer lauter. "Du brauchst dir keine Sorgen machen, es geht ihr gut.", und nach diesen Worten legt er einfach auf. So ein Arsch.
Langsam schlürfe ich zurück in die Küche. "Kein Erfolg, hm?", traurig lächelnd sieht Matt mich an. Er weiß, wie schrecklich diese Situation für mich ist. Alle meine Freunde sind weg. Das Liv in Los Angeles sein muss verstehe ich voll und ganz, aber das Karhy einfach abgehauen ist, ohne etwas zu sagen, dass ist für mich unerklärlich.
Am nächsten Tag versuche ich erneut, Kathy anzurufen, doch wie sonst auch, bekomme ich keine Antwort. Matt versucht mich mit einem Shoppingausflug aufzumuntern, doch ich lehne dankend ab. Am frühen Nachmittag klingelt mein Handy. Zuerst denke ich, es wäre Kathy, doch es ist Liv. Natürlich freue ich mich auch über ihren Anruf. "Und, ist irgendetwas spannendes passiert?", frage ich als Gesprächseinstieg und höre Liv so gleich am Ende der Leitung einmal tief Luft holen. In den nächsten Minuten erzählt sie mir von ihrer und Jack's romantischer Wiedervereinigung, wie sie sich mit der Schwangerschaft fühlt und wie es in ihrem Praktikum läuft. "Du hast es ihm also noch nicht gesagt?", frage ich zögernd nach. Ich höre sie zustimmend grummeln. "Du musst es ihm sagen! Er ist der Vater, es geht um eure Zukunft und das ist wichtig!", ich versuche wirklich, sie zu überzeugen. "Ich weiß.", murmelt sie. "Ich habe ihn gefragt, ob er weiß, was in Zukunft sein wird, doch er meinte nur, er wüsste es nicht. Ich glaube er kann sich keine Zukunft mit mir vorstellen.", zum Ende hin hörte ich sie auf einmal leise schluchzen. "Hey, das weißt du doch gar nicht.", rede ich sanft auf sie ein. "Ja, ich weiß. Verdammte Hormone!", lacht sie halbherzig und schnieft. "Kannst du dir denn überhaupt eine Zukunft mit ihm vorstellen?" Es ist wichtig, dass Liv sich sicher ist, was sie möchte und was für sie und das Baby am Besten ist. "Manchmal stelle ich mir vor, wie wir im Garten unseres Hauses sitzen. Um uns spielen unsere beiden Kinder. Und in anderen Momenten stelle ich mir unsere bevorstehende Hochzeit vor. Verdammt Melli, ich werde ihn heiraten! Natürlich kann ich mir eine Zukunft mit ihm vorstellen!", sie klingt bestimmt und überzeugend und so überzeugt sie auch mich. "Na dann, steht euch ja nichts mehr im Wege. Naja, außer das du ihm das Baby verheimlichst." "Ich werde drüber nachdenken, was ich als nächstes tun sollte.", murmelte sie leise. "Gute Idee.", stimmte ich ihr ebenfalls leise zu.
"Matt?", rufe ich durch das Haus und stürme in sein Arbeitszimmer, wo er sitzt und seine Lesungen vorbereitet. "Was gibt's, Babe?", fragt er und dreht sich lächelnd mit seinem Drehstuhl um. "Mattie?", ich schiebe meine Unterlippe vor und ziehe die Augenbrauen hoch. Er weiß was ich vorhabe und fängt bereits an zu grinsen. "Na komm her, Sweetie.", auffordernd klopft er auf seine Oberschenkel. Und so stürme ich auf ihn zu und lasse mich auf seinen Schoß fallen. Ich lehne meinen Rücken an seiner Brust an und kuschle mich an ihn, während er mit der Arbeit fortfährt. Ich liebe es, wenn Matt und ich kuscheln, selbst wenn er dabei arbeitet, denn selbst in diesem Moment liegt sein Kopf auf meiner schmalen Schulter.
"Wie geht es dir?", frage ich noch am selben Abend meinen Bruder per Telefon. Ich vermisse ihn wirklich. "Gut, ich nehme dir an, Liv hat dir bereits erzählt, dass wir hier zusammen sind.", ich höre das Lächeln aus seiner Stimme und es macht mich glücklich, dass er glücklich ist, obwohl ich mir wüsche, dass er hier wäre. "Ja, das hat sie. Ich freue mich wirklich für sie. Wie läuft es denn bei euch?", frage ich nach und tue auf beiläufig. Ich bin gespannt, was Jack sagt. "Toll, nur habe ich das Gefühl, dass Liv sich schon jetzt Sorgen über unsere Zukunft macht. Sie hat Angst vor dem, was nach dem Praktikum mit uns passiert. Du hast ihr doch nichts erzählt, oder?" "Nein, ich habe kein Wort von deinen Plänen erwähnt.", antworte ich. Wenigstens ist Liv nicht die Einzige, die ein Geheimnis vor ihrem Partner hat.
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