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Um ihn herum herrschte Chaos. Wüste Flüche teilten beide Seiten über ihre Lippen, in der Hoffnung, dass sie die Ersten waren, die die Gegenseite Schachmatt legten.
Hinter ihm folgten Ron und Hermine, während sie die Treppen der Schule hinunter hasteten, den Blick in Schrecken getaucht auf ihr Ziel gerichtet, das sich vor ihnen im gesamten lichterlohen Feuerwerk durch die Nacht stahl.

Harry arbeitete rational, die Automatik in seinem Kopf hatte sich auf Kampf eingestellt, die das Beschützen der seinigen an vorderste Front stellte; ganz egal wer sich sonst vor ihn stellte, er würde nicht mehr lange der Sauerstoff in seinen Lungen fühlen können.
Die Todesser sollten eben diesen zu spüren bekommen, sich daran vergiften und endlich die Welt verlassen, so wie sie es jedem ihrer Widerstreber antaten.

Die drei versteckten sich hinter etwas metallischem, als ein Riese versuchte sie mit einer Art Sense auszuschalten, bahnten sich ihren Weg weiter, attackierten Greyback, der über eine Person gebeugt zu ihnen hinüberstarrte, um weiter durch die zerrütteten Gänge zu eilen.

Und doch zeriss immer wieder ein und derselbe Name Harrys Gedanken. Draco... Draco, wo bist du?
Es interessierte ihn nicht nur wo der Blondhaarige war, Harry wollte wissen, ob er sich endlich für ihn und gegen seine Zwänge entscheiden konnte. Ob er den Ausdruck in Draco's Augen im Malfoy Manor richtig interpretiert, oder ob es lediglich zur Täuschung diente und der Malfoy-Sprössling schon lange mit ihm abgeschlossen hatte und nicht mehr daraufhin strebte, jemals etwas mit ihm anzufangen.

Sein Weg führte ihn mit seinen zwei Freunden in den Raum der Wünsche, während Ron und Hermine ihn alleine ließen, sah er sich in dem unendlich scheinenden Raum um - wie schön doch die paar Stunden zu fünft hier drinnen gewesen waren ...- doch auch diese Stunden gehörten der Vergangenheit an, wie es ihm just in diesem Augenblick von keinem geringeren als Draco selbst bewiesen wurde, der mit erhobenem Zauberstab direkt vor Harry stand. Alleine.''P- Harry...'', hauchte dieser, ließ den Zauberstab langsam sinken, um die paar Sekunden zu nutzen, die er hatte, bis ihm die kostbare Zeit von wem auch immer genommen wurde.
''Vertrau mir, ich stehe auf deiner Seite. Versprochen.'', er stand nun direkt vor Harry und sah ihn aus matten grauen Augen ein. Die Augen, die eins das Tor zum Sturm waren, der den Gryffindor permanent in sich gefangen hatte und niemals wollte wieder hergeben (so etwas wie das Auge gab es in diesen Seelenspiegeln nicht. Erbarmen war wohl nicht gerade im Vokabular des Blonden enthalten - so zumindest hatten sich die vergangenen Jahre Schulzeit angefühlt.), waren erloschen, der Kampfgeist war nicht mehr zu erkennen und doch war es immer noch die eine Person, die sein Herz zum schlagen brachte.
''Gut, ich vertraue dir.'', die Anzeichen eines Lächeln legte sich um Draco's Mundwinkel, was jedoch sofort wieder fiel und er wieder mit einem geschickten Brechen seiner Emotionen und umwandeln in seine verräterisch eingeschüchterte Maske, seinen Zauberstab auf Harry richtete, ehe im nächsten Moment Hermine Zauber wie aus dem Nichts in Dracos Richtung fuhr und die Nähe der beiden zersägte. Die Verzweiflung in ihren Augen, nicht zu wissen was richtig und falsch war, die Angst davor wieder hintergangen zu werden, ließen sie handeln ohne es wirklich zu wollen. Sie öffnete ein weiteres Kapitel der unendlich wirkenden Verwüstung und untermalte die auswegslosscheinende Situation mit ihrem schwachen Zauber, der von der bloßen Verwirrtheit zeugte.

Harry warf Dinge durch die Gegend um das Diadem Rowena Ravenclaw's zu finden, hastete von einer Ecke zur Anderen, während Hermine ihm half, als ein gellender Schrei Ron's sie bei ihrem Tun unterbrach und er kurz darauf, gefolgt von einer monströsen Feuergestalt in Form einer mächtigen Schlange sich vor ihnen aufbaute, die ihr Maul aufriss und die spitzen Zähne blechte. Sie liefen um ihr Leben, während das Feuer von allen Seiten drohte über sie einzubrechen und ihre letzten Sekunden zu besiegeln, als Ron in der Ecke - kurz bevor sie von einer weiteren Gestalt attackiert werden würde, Besen fand, auf die sie sich schwangen, um sich in die Luft zu erheben und dem kontrollierten Feuerwesen zu entkommen.
In lichter Angst, die sich bleischwer auf seine Glieder legte, entsinnte sich Harry, dass Draco sich ebenfalls in dem Gestüm befinden müsste und kniff die Augen leicht zusammen, ehe er diese scannend über die näheren Türme aus Gegenständen schweifen lies, ehe er den schwarzen Anzug des Slytherins erkennen konnte und stracks auf ihn zu hielt.
Die Hand ausstreckend ergriff er den Jungen nach einem fehlerhaften Versuch und riss ihn hoch auf seinen Besen, so dass er im nächsten Moment die Arme um seinen Torso spürte, an den sich ein sanfter Kuss auf seinen Hals anschloss, was ihm eine einfältig schöne Gänsehaut einbrachte.

''Ich wollte mich wehren, aber es ging nicht. Sei dir gewiss, dass ich immer bei dir bin. Ich werde dir den Beweis liefern, ich liebe dich.'', schob der Malfoy Sprössling hinterher, leise gehaucht und doch laut genug, dass ihm jeder einzelne Buchstabe ins Gehirn gebrannt wurde. Er würde ihn nicht mehr alleine lassen.

Diese letzten Sekunden, in denen sie gemeinsam versuchten den Flammen zu entkommen schienen noch schneller zu vergehen als alles bisher dagewesene. Es glich einem Film, den Harry durchlebte, als sie vor der Tür den Horcrux zerstörten und Ron zitternd in den Armen seines Freundes lag, der ihn versuchte zu trösten. Eine einzige, schlecht aufgenommene Sendung und doch befanden sie sich im Kampf - dem hoffentlich letzten dieser Art.
Selbst beim Einzelkampf Harry's den er gegen Voldemort führte, gab er diese gewisse Automatik vor, die ihn zu Beginn verfolgt und schlussendlich vollkommen eingenommen hatte. Nur fühlte er sich stärker, mächtiger. Er wurde ermutigt zu kämpfen, für sich, für seine Freunde und besonders für ihn.

Eine gespenstische Stille legte sich über beide Parteien, während der dunkle Lord mit seiner Gefolgschaft langsam über die zerstörte Brücke ging, sich in seinem Sieg sudelnd, während das schabende Geräusch Naginis über den steinernen Boden lauter schien, als jegliche Schritte, hinkte Neville und Ginny den Schülern voraus, als der erschütternde Ausruf ertönte, der ihnen die Angst in den Knochen gefrieren ließ.
''Harry Potter ist tot!''
''Von diesem Tag an, werdet ihr eure Hoffnung in mich setzen.'', Voldemort richtete sich zu seinen Anhängern, ehe er den freudigen Ausruf wiederholte, während Draco langsam aber sicher das Herz in die Hosen rutschte und sein Ausdruck fiel.
''Und nun ist der Zeitpunkt gekommen. Kommt nach vorne und schließt euch uns an oder sterbt!
Selbst als sein Vater ihn rief, konnte er nicht reagiere, als hätten ihn seine Beine an den Boden gefesselt, während sein Gehirn nur einen Gedanken formulieren konnte. Nein. Harry war nicht tot! Niemals!

Und was wenn doch?
Er sah den ängstlichen Blick seiner Eltern, die Sorge um ihn, sie wollten ihn bei sich haben!
Langsam setzte er sich in Bewegung, wurde in den Arm genommen, während Neville seine Rede hielt, als er plötzlichen einen dumpfen Aufschlag zu hören bekam und sich sofort umdrehte und los rannte. Weg von der dunklen Seite, zurück ins Licht, der Nacht den Rücken kehrend, um die persönliche Sonne in den Arm zu nehmen, sich zu verbrennen und doch nie wieder los lassen zu wollen.
Seine Finger schabten über den Boden, ergriffen den Zauberstab, um ihn in einem hohen Bogen dem Gryffindor zu zuwerfen, der so eben Hagrid's Armen entsprungen war und den gefangenen Zauberstab auf Nagini richtete, während Draco sich neben ihn stellte und seine Eltern und die Todesser, ganz voran der dunkle Lord, die ihm wohl die schlimmste Zeit seines Lebens geschenkt hatten, auf die er hätte glimpflich verzichten können.
''Ich dachte schon, du hättest mich verlassen.'', raunte er Harry zu, dessen Finger sich enger um den Zauberstab legten und das leise ''Niemals.'' lediglich unterstrichen.

Der erste Schlussstrich wurde gezogen und der nächste würde folgen, sie würden nicht verlieren, weder zu diesem Zeitpunkt noch zu einem späteren.
Während die Todesser einer nach dem Anderen verschwanden und sich die Schüler mit ihren Lehrern in der Schule verbarrikadierten, wurde der zweite und letzte Schlussstrich gezogen, der das Ende besiegelte.

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