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Harry kam leicht ins straucheln, als er mit seinem Professor im Astronomieturm landete und ihn, während sich dieser die Seite hielt und auf den Absatz vor den großen Fenstern an der Spitze des Turmes hinzu hinkte.
Die weißen, langen Haare Dumbledores wehten sanft in dem kühlen Wind und ließen den Gryffindor ein wenig erschaudern. ''Ich hole Madame Pomfrey..!'', gab er von sich und half dem Direktor sich zu setzen, als dieser ihn aus zusammen gekniffenen Augen betrachte und leicht den Kopf schüttelte, während seine rechte Hand immer noch auf Harrys Schulter ruhte. ''Nein.. Severus... hol Severus...'', murmelte er immer wieder in seiner alltäglichen, ruhigen Stimme vor sich her. ''Erzähl ihm was passiert ist. Sprich mit niemand anderem... Severus...'', Harry löste sich von dem alten Mann, der seinen Kopf langsam gen Boden richtete und Harry sich auf machte um dem Auftrag nachzugehen.
Kurz hielt er an der hölzernen Treppe an, betrachtete den Weißhaarigen durch seine runden Brillengläser, um zu sehen, wie sich der Verletzte aufrichtete und ihn mit den Worten ''Versteck dich unten, Harry.'', ihm zeigte, dass er dort oben nicht sicher war. Er redete, Harry schaltete halb ab, bekam die Worte nur zur Hälfte mit und stand für wenige Sekunden regungslos an seinem Platz. ''Egal was passiert, bleib unten... Harry... handle bitte so, wie ich es dir sage...'', war die letzte Aussage, als ein Knarren ertönte und sich der Braunhaarige plötzlich regen konnte, während sein Ausdruck immer mehr an Sorge, Angst und Unwissenheit gewann, während er weiter hin seinen Gegenüber mit einem undefinierbaren Blick, getränkt in die so eben genannten Ausdrücke, anstarrte und abwog, wie er handeln sollte.
''Vertrau mir.'', Harry schluckte, machte einen Schritt zur Seite, doch war nicht vollkommen überzeugt. Sollte er.... helfen? Oder doch so handeln, wie Dumbledore es von ihm erwartete?
Was war die bessere Idee und würde zu dem vermeintlich besten Ende führen? Dem Ende, das sich alle erhofften?
Und dann plötzlich bewegten sich Harrys Glieder doch - in die Richtung, die ihm angewiesen wurde. Das Herz unersättlich schnell schlagend, während seine Beine immer schneller die Treppen runter liefen und er versuchte seinen Atem zu normalisieren, um zumindest nicht aufzufallen.
Er versteckte sich und konnte gerade noch so altbekannte Schuhe die Treppe hochgehen sehen, als es wie Wasserfälle über ihn hinüberschlug. Draco... der Junge, mit dem er eigentlich hätte sein Leben teilen wollen, der Junge, dem er schlussendlich doch noch sein Herz geschenkt hatte - derjenige, der wohl als einziger den Weg von Erzfeind zu potentiellem Zukünftigem gegangen ist und ihn förmlich verzaubert hatte.
Eben dieser Blondhaarige setzte einen Fuß vor den anderen, der stochastische Ton seiner Schritte, die immer wieder auf der Treppe zu hören waren, hinterließen eine Gänsehaut und erweckten den Anschein, als würde eine Uhr rückwärts ticken.
Die Uhr des Lebens lag in den letzten Zügen, bevor die Batterie vollends versiegte.
Mit ausgestrecktem Arm, an dem Draco den Zauberstab fest und doch zittrig mit seinen Finger umgriffen hatte, stand er einige Meter vor seinem Direktor, den Blick scheinend als würde er in Stein gemeißelt sein und doch konnte man die kleinen Risse im Stein erkennen, die schrien, dass sie die Tat, die sein Körper gerade vollbrachte, nicht machen wollte - nein. Er wollte etwas ganz anderes, nicht in der Dunkelheit wandeln, sondern das Licht, die Sonne auf seiner Haut und in seinem Herzen spüren, die ihm in den vergangenen Wochen gezeigt wurden; doch auch dies würde es nicht mehr geben. Er hatte sich entschieden, nein, er wurde gezwungen und war zu ängstlich sich gegen seine Familie und den dunklen Lord zu wenden.
''Guten Abend, Draco.'', durchschnitt der weißhaarige Professor die bleischwere Stille, die sich lediglich wenige Sekunden um sie gelegt hatte und sich doch anfühlte, als würden sie sich Stundenlang anschweigen. ''Was führt dich an einem wunderschönen Frühlingsabend her?''
''Wer ist noch hier?!'', die Antwort, die sofort aus dem Slytherin schoss, klang trotz aller Unsicherheit, fest. Es überraschte ihn und doch entfachte es die Glut in ihm erneut, die er zuvor in die Knie gezwungen hatte, um die Furcht hinter sich zu lassen. Er war nicht so mutig wie Potter, niemals. Und doch musste er dies hier gerade tun und Harry Potter endlich vergessen! Komplett aus seinem Kopf streichen! Es gab keine Zukunft - und doch sehnte er sich nach einer mit dem Braunhaarigen. ''Ich habe Sie reden hören!'', sein Arm zitterte ein wenig, da er sich ausmalen konnte, wer so eben noch hier gewesen war, doch wollte es einfach nicht wahr haben.
''Ich führe oft Selbstgespräche. Ich finde das außerordentlich hilfreich.'', konnte Harry die Stimme des Mannes aus seinem Versteck entnehmen, während er sich langsam weiter schlich, um die Beiden Personen zu beobachten. ''Draco, Sie sind kein Mörder. Lassen Sie-''
''Sie ahnen nicht wozu ich fähig bin!'', unterbrach Draco ihn sofort und hätte beinahe inenrlich aufgelacht. Wenn er in sich selbst horchte wusste er, dass er keinesfalls zu solchen Taten fähig war. Er klang soeben wie ein kleines bockiges Kind, dass etwas beweisen wollte. Oh ja, er wollte beweisen. Er wollte beweisen, dass er ebenfalls zu Dingen fähig war und nicht immer der arrogante, einfältige Draco Lucius Malfoy war. ''Sie wären schockiert wenn Sie es wüssten!''
''Sie haben Katie Bell verhext, damit sie ein mit einem Fluch verhextem Collier zu mit bringt. Verzeihen Sie Draco, aber Sie können wohl kaum mit ganzem Herzen dabei gewesen sein, angesichts dieser schwachen Versuche.''
Das Feuer entbrannte wieder vollständig in dem Slytherin, der Arm zitterte, er wollte ihn senken, er wollte aufhören, alles beenden und doch konnte er nicht.
''Er vertraut mir!'', gab er gepresst von sich, den letzten Funken ausnutzend, um das Selbstbewusstsein zu erlangen, was noch in ihm wankte. ''Ich wurde auserwählt.'', führte er weiter und bekam den Funken zu greifen, in dem er den Ärmel seines linken Armes hochzog, um seinem Direktor das Mal zu präsentieren.
''Dann will ich es Ihnen leicht machen.'', Dumbledore kam nicht weit mit dem Zücken seines Zauberstabes, da ihn sein Gegenüber sofort entwaffnete und noch stärker anfing zu zittern, während sein Gesicht stärker zu wanken begann. Es verzog sich, die Angst kroch über seine Lippen, als wäre es eine Spinne, die sich nicht mehr wohl fühlte und endlich Platz brauchte, um ihre gesamte Größe zu zeigen.
''Es kommen also noch andere? Sie sind also nicht allein? Wie haben Sie das gemacht? Lassen Sie hören.'', Dumbledore ging einen Schritt auf ihn zu nach dem er seinen Blick in Richtugn Treppe gewandt hatte. ''Das Verschwindekabinett. Im Raum der Wünsche. Ich habe es repariert.''
''Ja, verstehe. Es gibt ein Zweites.''
Während sich die Beiden über ihm unterhielten, schlich Harry sich immer weiter rücklings in eine Ecke, die Gedanken verstreut - einerseits die Wut auf Draco und andererseits die Sorge um ihn. Er wollte beide Parteien retten, niemals würde der Blondhaarige Schnösel all dies wollen! Es war schlichtweg nicht seine Natur - so viel hatte er in dem kurzen Zeitraum lernen können.
Und eben dieser Gedanke wurde mit der Aussage ''Ich habe keine Wahl.'', bestätigt. Draco musste, er konnte es nicht selber entscheiden. ''Ich muss Sie töten. Sonst tötet er mich!'', und damit brach der Damm komplett in dem Angreifer, sein ganzes Inneres gab er auf den Zügen seines Gesichtes preis und ließ Harry den Entschluss fassen, ihn trotz der Wut, die er für die Schlange empfand, den Jungen zu retten. Irgendwann, vor dem dunklen Lord.
Die Unterhaltung wurde von Bellatrix und ihrer Gefolgschaft unterbrochen. ''Huh? Was haben wir denn da?'', sie lief langsam zu dem in schwarz gekleideten Jungen und hauchte ihm zu, wie gut er es gemacht hatte, ehe sie in Richtung des Direktors ging.
Indessen lief Harry unter den Personen auf der Etage über ihm abermals zu seinem vorigen Anschauungsplatz und schluckte leicht, als Bellatrix Draco anfuhr: ''Tu es!'' und ließ Harry seinen Zauberstab ausstreckten, als ein leiser Luftzug seinen Nacken berührte und eine Gänsehaut hinterließ, so dass er sich umdrehte und dort in die Augen Snape's starrte, der ebenfalls seinen Stab auf den Löwen gerichtet hatte, ihm signalisierte leise zu sein und schlussendlich den Zauberstab wieder hinunternahm, ehe der Lehrer sich ebenfalls auf die obere Etage begab und Draco befehligte, sein Vorhaben zu unterlassen, was dieser innerlich aufatmend entgegennahm.
Und dann ging alles ganz schnell. Das Avada Kedavra erreichte kaum Harrys Ohren, als er seinen Direktor schon den Turm hinunter stürzen sah und nur noch geschockt nach oben starren konnte, während sein Atem immer hektischer wurde und Draco, ohne ihn zu bemerken, mit den Anderen die Treppe hinunter eilte.
Und nun hatte das begonnen, was bereits jedem vor langer Zeit klar war: Der Krieg.
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