❄️Türchen zweiundzwanzig❄️
You're only afraid if you are not in harmony with yourself.
Ich lebe seit vielen Jahren auf dieser Welt, in diesem Land, in dieser einen Stadt die sich Seoul nennt.
Die Hauptstadt Südkoreas.
Riesige Wolkenkratzer erstreckten sich über mir, ehe ich die überfüllte, hochmoderne U-Bahn bestieg.
Es war kalt draußen, die Luft in der Bahn erdrückend.
Ich zog meine Kapuze tiefer ins Gesicht um nicht erkannt zu werden.
Wie viele um mir herum, trug ich einen Mundschutz der mindestens einen dreiviertel Teil meines Gesichtes verdeckte.
Es war wichtig nicht erkannt zu werden, es war wichtig unterzutauchen.
Mindestens zehn Minuten lang war ich gezwungen zwischen Menschen von alt bis jung zu stehen, deren fremden Atem auf mir zu spüren und mich bedrängt zu fühlen.
Ich hatte keine Platzangst, doch es war mir schon lange unangenehm fremde Menschen zu berühren.
Manche starrten mich an, überlegten ob sie meine dunklen Augen kennen, ob sie meine gerunzelte Stirn irgendwo einordnen konnten.
Doch sie konnten nicht, sie waren sich unsicher obwohl sie mich oft im Tv gesehen hatten.
Sie hatten oft mein Gesicht gesehen, meine Augen betrachtet und meine Statur.
Doch ich sah nicht wie dieses Produkt aus, das sie kannten.
Ich sah aus wie ein normaler Jugendlicher, der dunkle Kleidung trug und sich somit vor der Menschheit versteckte.
Ich war nicht immer Menschen scheu, doch seit ich dieses Business betreten hatte entwickelte ich ein unangenehmes Gefühl inzwischen vieler Menschen.
Die Zeit auf der Bühne, meine eigenen Songs performen zu können war ein Geschenk.
Tausende Menschen sahen mir zu, sahen mich.
Kim Namjoon.
Ich fühlte mich gut, unaufhaltsam.
Doch wenn ich das Haus verließ, wenn ich beäugt wurde als wär ich ein Pokal, fühlte es sich an als wäre ich gefangen.
Gefangen in meiner Haut, aus der ich nicht herausbrechen konnte.
Die Stadt, in der ich lebte, zeigte mir dass ich nur einer von vielen war.
Sie zeigte mir, dass ich ein durchschnittlicher Jugendlicher sein konnte der durch die Läden stapfte, warmen Tee in einer Bar trank und nicht der Superstar war, den alle kannten.
Ich war ich.
Doch ich fühlte mich so, als würde ich ein Teil von Seoul geworden sein.
Ich konnte hier nicht weg, ich musste bleiben.
Zwischen den großen Häusern, in deren Fenster sich mein müdes Gesicht spiegelte.
Jedes dieser Häuser sah gleich aus, aber doch anders.
Die vollbesetzten Busse die durch die Straßen fuhren, der Regen der auf den Asphalt prasselte und bald schon zu Schnee wurde.
Die kalten Parks, die immer vorgaben warm zu sein.
Die Leute, die an mir vorbei schritten als wär ihr Kopf leer.
Als würden sie ihre Gedanken jeden Morgen in die Tonne schmeißen.
Warum konnte ich das nicht?
Doch egal wie erdrückend diese Stadt auch war, ich liebte sie.
Sie war meine Heimat, sie war die Einsamkeit in mir.
Sie erfüllte mich, sie ließ mich leben.
Doch ist Liebe und Hass dasselbe?
Beides sind die stärksten Gefühle, die ein Mensch haben kann.
Beide entstehen durch Leidenschaft, sie führen uns dazu Dinge zu tun die wir nie für möglich hielten.
Sie bringen uns dazu, nicht wir selbst zu sein.
Also wenn Liebe und Hass dasselbe ist: dann hasse und liebe ich dich, Seoul.
Ich betrat mein zu Hause, ich betrat es mit stets nassen Klamotten.
Denn der Regen war in Seoul immer willkommen.
Meine Schuhe striff ich ab und schmiss sie in die nächste Ecke.
Der Regen tropfte von meiner Nase auf den Fußboden.
Meine Freunde befanden sich in der Küche, das hörte man lautstark.
Ich hasste es, wenn ich ohne sie loszog.
Doch ich liebte es alleine zu sein.
Ich liebte es, wenn Jin morgens Pfannkuchen machte, obwohl das nur einmal im Jahr passierte.
Ich liebte es, mit Jungkook Playstation zu spielen und ihm anschließend wild durchs Haar zu wuscheln wenn er verlor. Das geschah auch nur einmal im Jahr.
Ich liebte es, Yoongi dabei zuzusehen wie er auf seinem Notizblock kritzelte und gar nicht aufzuhalten war. Doch er ließ mich nie wirklich sehen, was er schrieb.
Ich liebte es Taehyungs Pullover auszuleihen, der warme Stoff schmiegte sich besser an meine müden Gliedmaßen als meine eigenen Klamotten.
Ich liebte es Jimin und Hoseok dabei zu zu sehen, wie sie brummend das Wohnzimmer putzten, da sie schon zum hundertsten Mal einen Filmabend genossen hatten.
Ich liebte es, mit ihnen zu wohnen.
Also wenn Liebe und Hass dasselbe ist: dann hasse und liebe ich euch, Jungs.
,,Joonie, warum guckst du so? Worüber denkst du nach?"
Jimins Gesicht trug eine besorgte Miene, er war stets um jeden besorgt.
Ich zuckte mit den Schultern, setzte mich zu den anderen an den Tisch.
Sie quatschten wild durcheinander, wie sie es immer taten.
Einige legten ihren Blick auf mich, betrachteten meine nassen Klamotten.
Taehyung boxte mir gegen die Schulter, lachte dabei frech.
Während sie ihr Gerede fortsetzten, fühlte ich das was ich immer fühlte.
Ich beobachtete die Jungs und war froh.
Ich fühlte mich gut, geborgen.
Ich fühlte mich nicht allein, ich war nie allein denn ich wusste dass sie auf meiner Seite waren.
Auch wenn Seoul uns nicht verstecken kann, auch wenn jeder uns kannte.
Wir waren trotzdem nur wir selbst: sieben Jungs, die ihren Traum zur Realität machten.
Also wenn Liebe und Hass dasselbe ist: dann liebe ich mein Leben und hasse meine Zweifel.
written by HanSolo00
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