❄️Türchen siebzehn❄️

Jedes Ende

ist ein neuer Anfang.


Als Yoongi die Kopfhörer abnahm, fühlte sich die Stille um ihn herum erdrückend schwer an. In dem hinteren Teil seines Kopfes nahm er ein unscheinbares Fiepen war, welches er allerdings mit Leichtigkeit ausblenden konnte. Er kannte diese Reaktion seines Körpers schon, nachdem er sich stundenlang mit viel zu lauter Musik beschallen hat lassen. Von daher machte er sich auch keine Sorgen, dass der hohe Ton auch nach einer Minute nicht aufgehört hatte zu klingen.

Stattdessen nahm er einfach nur seine Brille von der Nase und klappte sie zusammen, bevor er sie neben seiner Tastatur ablegte und aufstand um sich kurz zu strecken. Der Blick auf seinen Wecker verriet ihm, dass es bereits kurz vor vier war.
Nachts.
Wenn er sich darauf verlassen konnte, dass im Flur kein Licht mehr brannte, weil die Mitbewohner des Dorms alle schon schliefen.

Nach seiner kurzen Runde, die er in seinem abgedunkelten Raum gedreht hatte, um sich etwas die Beine zu vertreten, ließ er sich wieder auf seinem bequemen Drehstuhl sinken und betrachtete das Bild, welches noch auf dem Desktop geöffnet war.

Eine Audiodatei, die mit dem Titel „Midnight-Instrumental" versehen war.

Der Schwarzhaarige pustete sich eine seiner Locken aus der Stirn und lehnte sich etwas nach vorne, um seine Kopfhörer auszuschalten, damit sich der Ton wieder mit den Boxen verband, die er in jeder Ecke des Raumes platziert hatte.
Er liebte den vollen Klang der Musik. Das Wummern des Basses in seinem Bauch und die Wahrnehmung jedes noch so kleinen Details, welches er in seine Songs eingebaut hatte.

Yoongi schüttelte einmal seine Hand, die durch die stundenlange Bearbeitung seines neuen Werkes das Gefühl verloren hatte und eingeschlafen war. Danach griff er nach seiner Maus und führte sie zu der Datei, bereit diese abzuspielen.
Bevor er jedoch seinen Finger senkte und sein Studio mit den ersten Klavierklängen seiner Komposition füllen könnte, drehte er einmal leicht den Kopf zu der Ecke in der sein Sofa stand, auf dem er regelmäßig viel zu kurze Nächte wie diese verbrachte.

„Jimin?", fragte er vorsichtig in die Stille hinein. Für einen Moment war gar nichts zu hören, doch dann sah der Schwarzhaarige wie sich die Silhouette seines Gastes bewegte und sich ein Kopf mit zerzausten blonden Haaren und verschlafenem Gesicht aus den Kissenbergen erhob.

„Alles gut. Ich bin wach. Ich hab nie geschlafen", ertönte Jimin's helle Stimme erschrocken und durchschnitt für einen kurzen Moment die schwere Stille.

„Tu nicht so", murmelte Yoongi jedoch nur belustigt und drehte sich wieder seinem Computer zu, damit der Dreiundzwanzigjährige nicht merkte, wie sehr dessen Reaktion seine Laune gehoben hatte. „Ich möchte dir etwas vorspielen. Natürlich nur wenn du willst..."

Von der Couch her kam ein zustimmender nicht näher definierbarer Laut, woraufhin Yoongi endlich die Datei anklickte und keine zwei Sekunden später das Spiel eines Klaviers den Raum erfüllte, an dem der Schwarzhaarige die letzten zweieinhalb Stunden gesessen hatte.

Immer wieder sah er zu Jimin, dessen Schemen sich im Takt des Liedes hin und her wiegten. Und trotzdem verkreuzte Yoongi seine vor Nervosität kalten und zitternden Finger miteinander und wartete gespannt und mit klopfendem Herzen, was der Jüngere von dem Resultat seiner Nacht halten würde.

Eigentlich war es für den jungen Musiker nichts neues seine Arbeit anderen zu präsentieren, doch Jimin war schon immer der erste gewesen, dem er seine Lieder vorgespielt und von dem er sich gern eine ehrliche Meinung geholt hatte. Und egal, wie oft der Blonde schon mit einem strahlenden Grinsen genickt hatte, fiel es ihm immer wieder schwer ihm die Melodien vorzuspielen.

Angespannt nahm Yoongi nicht den Blick von dem jungen Mann und blendete durch seine Konzentration alles um sich herum aus.
Bis auf einmal das vertraute Klacken seines Türschlosses die melancholischen Klänge durchbrach und sich die eigentlich gut gesicherte Tür zu dem Studio des Schwarzhaarigen aufschob.

„Yoongi? Was machst du denn noch hier?"

Reflexartig pausierte Yoongi das Lied und sah erschrocken und dann finster zur Tür, in dessen Türrahmen niemand geringeres als Jeongguk stand. Wer auch sonst... niemand anderes kannte den Code dieses Schlosses.

„Ich wollte Jimin gerade den Instrumentalpart meines neuen Songs zeigen. Und du? Solltest du nicht schlafen?", schoss der Ältere gnadenlos und leicht aufgebracht zurück. Er war wütend, dass der Maknae diesen wichtigen Moment zerstört hatte. Dieser Moment in dem es nicht nur um seine Arbeit ging, sondern zum Teil auch um Jimin selbst.

„Oh Hyung", murmelte Jeongguk jedoch nur, ohne auf die Frage des Schwarzhaarigen einzugehen und schloss die Tür hinter sich. „Warum tust du dir das an?"

„Was tue ich mir an?", fragte Yoongi jedoch nur verwirrt und drehte sich nun komplett zu dem Jüngeren um. Doch anstatt ihm zu antworten, tastete Jeongguk nur mit einer Hand nach dem Lichtschalter und betätigte ihn, bevor der Schwarzhaarige protestieren konnte.

Schnell kniff er seine Augen zusammen und blinzelte ein bisschen, ehe er sich an das Licht gewöhnt hatte und den Rothaarigen wütend anstarren konnte. „Was denkst du dir eigentlich dabei? Du weißt doch, dass ich um diese Zeit normalerweise mit Jimin..."

„Nein, Yoongi", unterbrach Jeongguk ihn jedoch nur traurig aber bestimmt und deutete mit einer Hand zu der Couch.

Doch dort wo Yoongi den blonden Jungen sitzen sah, eingehüllt in seine Decke, sah Jeongguk nämlich nur ein Poster des Sängers. „Du musst aufwachen, Hyung", murmelte der Maknae und machte einen Schritt auf den Älteren zu. „Das kann so nicht weitergehen."

Verwirrt blickte Yoongi zu Jeongguk hoch und ließ seinen Blick wieder zu der Couch schweifen. „Bitte Guk. Geh einfach. Ich will ihm nur dieses eine Lied zeigen", flehte er den Rothaarigen schon fast an und wollte schon aufstehen und ihn aus der Tür schieben, doch dazu kam er gar nicht, da Jeongguk ihn gepackt hatte und seinen Kopf wieder in die Richtung gedreht hatte, in der Yoongi meinte Jimin sitzen zu sehen.

„Jimin ist tot, Yoongi. Bitte begreif das doch und wach aus deiner Wahnvorstellung auf", flüsterte Jeongguk und konnte das Zittern seiner Stimme nicht verstecken, als sein Hyung den Kopf schüttelte, als wollte er verschiedenste Gedanken abwerfen, und den Rothaarigen wieder ansah.
Seine dunklen Augen hatten sich geklärt und sammelten sich langsam mit Tränen.

„Du kannst dir nicht weiter vorspielen, dass alles wie immer ist", erhob Jeongguk wieder zaghaft die Stimme und hockte sich neben den Schwarzhaarigen auf den Boden. „Wir finden eine Lösung, aber bleib bitte bis dahin wach und verlier dich nicht wieder in etwas, was nicht real ist. Du kannst von vorne anfangen. Und am besten beginnst du damit, in dem du Schluss machst für heute und schlafen gehst."

Yoongi fühlte sich, als hätte man ihm einen Schlag auf den Kopf verpasst. Es schien, als hätte Jeongguk ihn aus einem Traum gerissen.
Ein Traum, der niemals geendet hätte, hätte er es nicht getan.
Der Schwarzhaarige bemerkte erst, dass er seinen Gegenüber noch immer anstarrte, als dieser sich langsam von ihm abwandte.

Bevor Jeongguk jedoch durch die angelehnte Tür verschwinden konnte, erhob Yoongi leise seine raue Stimme.

„Kann... ich dir vielleicht etwas vorspielen? Wenn du drei Minuten Zeit hast?"

written by _white_suga_

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