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Sam fühlte sofort, dass das nicht Angelos Hände waren und versuchte sich irgendwie loszumachen. Sie drückte auf die Unterarme, die um ihre Mitte lagen, versuchte die dem Mann auf die Zehen zu treten, aber nichts klappte. »Hör auf zu Zappeln« herrschte sie der Mann an. Sie starrte auf die beiden behaarten Hände mit den ungepflegten Fingernägeln und begann noch heftiger um sich zu schlagen.
»Einen Schritt näher und sie hat kein Auge mehr, Angelos« »Pappos, wir waren hier um Geschäfte zu machen«»Nein. Ich war hier um ein Geschäft zu machen. Ihr seid hier, um vor den Kraikos zu Kreuze zu kriechen«
Sam durchflutete eine irrsinnige Erleichterung. Angelos Familie hatte sie nicht verraten. Den ganzen Hinweg hatte sie sich um sonst Sorgen gemacht. Sie hob ihr rechtes Bein an und trat, mit so viel Wucht wie konnte, zurück. Ein Knacken, gefolgt von einem Brüllen, dass ihr beinahe das Trommelfell zeriss, ertönte hinter ihr. Aber der Griff löste sich nicht. Sam trampelte auf der Stelle, lehnte sich den Griff, wollte sich von der Brust wegdrücken, aber es half nichts. Plötzlich legte sich eine Hand um ihren Hals und zwang sie innezuhalten. Sam wimmerte leise, als sich der Griff von Pappos verstärkte. »Oh, wir beide werden viel Spaß gemeinsam haben« flüsterte er und Sam spitzte die Lippen, um ihn anzuspucken. Aber der Druck auf ihrem Hals verhinderte es. Pappos Lippen zuckten bösartig. Er zog sich zu sich weiter und legte seinen Unterarm um ihre Kehle. Die Position zwang sie in die Knie. Sofort spürte sie die Anstrengung des Tages in ihren zittrigen Beinen. »Ich nehme sie anstelle der versprochenen Drogen, Ligeia« Angelos trat wütend einen Schritt vor, aber sein Verwandter stellte sich ihm in den Weg. »Papa, bitte ...« Sam sah den Mann genauer an. Ob Angelos im Alter ebenfalls so harte Gesichtszüge haben wird? Ob er ebenfalls keine Güte, kein Licht mehr in den Augen hat. Angelos Augen versprachen einen Sommertag am Strand, ein Abenteuer, während die Augen seines Vaters bereits so viele Stürme miterlebt hatten, dass sie das Meer nicht mehr ertrugen.
»Wenn du sie mitnimmst, bist du innerhalb weniger Minuten umstellt«»Ich brauche nicht lange, um sie zu nehmen«»Sei vernünftig und nimm den Deal an«»Ich lasse mich nicht gerne über den Tisch ziehen. Was meinst du Angelos. Wie viele Ficks hält sie aus? Vier, Fünf an einem Abend? Sie wird nicht so viel Geld einbringen, wie die Drogen, aber es ist eine kleine Entschädigung«
Sam begann sich trotz des akuten Sauerstoffmangels zu wehren. Sie kannte diesen Teil der Insel. Bis sie Julios da rausgeholt hat, hätte man ihr Sachen angetan, die sie ihr Leben lang verfolgen werden. »Bitte« wisperte sie. Die rauen Finger Pappos strichen ihr über die Wange.
»Ich werde mich dem Flehen noch ausgehend widmen. Aber jetzt bist du still« flüsterte er ihr ins Ohr und Sam schluchzte auf. Warum bei Gott hatte Helen die beiden in dieses Schlangennest geschickt? Wer hatte ihr diesen Tipp gegeben, der eigentlich bereits Verrat war? Sie suchte Marcels Blick, der sich mittlerweile wieder aufgerappelt hatte. Er war verdächtig ruhig. Wusste er davon? Hatte er einen Plan B? Sie sah ihn hilfesuchend an. »Atme, Sam« reagierte er ruhig, worauf Sam einen Moment die Augen schloss. So wie er es beim Joggen immer predigt. Atmen. Atmen. Atmen.
Ihr wurde der Boden unter den Füßen weggezogen, als Pappos mit ihr rückwerts trat. Sie stolperte ungeschickt und der Druck auf ihrer Kehle wurde unerträglich. Er drehte sich langsam mit ihr um, damit sie mit dem Rücken zu ihrer Familie, zu Angelos war. Verzweifelt versuchte sie, sich loszumachen. Aber sein Griff blieb unerbittlich und er schliff sie mehr, als er sie wirklich trug. Als er sie los ließ und von sich weg stieß, stolperte sie gegen eine rote Ledercouch. Sie stoppte ihren Fall mit den Händen. Wirbelte sofort herum, sobald sie den Boden unter den Füßen wieder spürte. Von der schnellen Bewegung tanzten Sternchen vor ihren Augen.
»Hol dein Messer heraus« verlangte Pappos und Sam das Zittern ihrer Knie breitete sich über ihren ganzen Körper aus. Sie holte das Messer aus dem Strumpfband heraus, in dem sie es befestigt hatte. »Gib es mir« verlangte er. Sam zögerte nur einen Augenblick. Sie konnte erahnen, dass die Konsequenzen so grausam waren, dass Sam sie nicht Mal hören wollte. Pappos klappte das Messer auf und besah einen Moment die Klinge. »Sollte ich dir jemals so weit vertrauen, dich mit einer Waffe auszustatten, werde ich eine bessere Klinge wählen« versprach er und Sam schlang die Arme um sich, worauf er missbilligend mit der Zunge schnalzte. »Nicht doch. Wir wollen deinen schönen Körper doch gerade enthüllen« rügte er sie sanft, worauf Sam ihre Augen aufriss und ihre Fäuste im Kleid verkrallte. Pappos zog die Augenbrauen nach oben.
»Haltet ihre Hände« wies er an. Sam trat erschrocken einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. Sie hatte so etwas schon einmal erlebt. Eine Geiselnahme. Fremde Hände auf ihrem Körper. »Ich kann mich benehmen« versprach sie instinktiv, damit dieses Gefühl von Schmutz sie nicht nochmal überkommen konnte. Es war lange her. Aber nicht lange genug, um die dreckigen Hände und die gierigen Blicke zu vergessen. Aber Pappos Gier übertrumpfte alles, dass sie bisher gesehen hatte. »Umso besser« lobte er und trat vor sie. Sam hob ihren linken Arm und nickte zum Zipp ihres Kleides. Er lachte dreckig auf. Sam klemmte ihre Ellbogen in ihre Taille. Er hatte nicht vor Sam das Kleid auszuziehen. Bibbernd presste sie die Lippen zusammen und legte ihren Kopf in den Nacken, um die Tränen zurückzuhalten. Aber es half nichts.
Sam fuhr zusammen, als sie die kalte Klinge in ihrem Ausschnitt spürte. Das Zucken brachte ihr den ersten Schnitt ein. »Halte still und ich tue dir nicht weh« versprach Pappos ganz nah an ihrem Ohr. Sam nickte langsam. Die Klinge wanderte mich stetem Druck zwischen ihren Brüsten hindurch, über ihren Nabel bis hin zu ihrer Scham. Da zuckte sie das zweite Mal zusammen. Der Schmerz war betäubend. Als er das Kleid der Länge nach durchgeschnitten hatte, lächelte er sie zufrieden an. »Das gefällt mir«
Er setzte die Klinge an ihren Hals, worauf Sam einen Schritt zurückwich. »Bitte nicht die Kette« flehte sie und legte schützend die Hände auf die Perlenstränge. Sam war bewusst, dass es hunderte solcher Ketten gab und es ein Leichtes wäre, sie nachzumachen, aber dies war eines ihrer ersten, kostbaren Schmuckstücke gewesen. Ein Weihnachtsgeschenk ihrer Mama, über das sie sich im ersten Moment nicht richtig freuen konnte und dessen Wert sie erst mit der Zeit erkannte.
»Also doch nicht so beherrscht« stellte Pappos tadelnd fest und dieses Mal packten die Hände seiner Handlanger zu. Fest genug, dass sie sich kaum bewegen konnte. Aber sie sah nur die ihre Klinge, die Pappos Händen lag und ihr Schmuckstück zerschneiden würde. Das ließ Widerstand in ihr aufkommen. Aber Pappos setzte trotzdem einen gezielten Schnitt. Zuerst spürte Sam das Brennen, dann vernahm sie das Aufschlagen von Perlen. Ihr Knie gaben nach und sie fiel mit den Perlen zu Boden.
Mit den Händen versuchte sie, so viele wie möglich am Davonrollen zu hindern. Alles dass sie erwischte, schob sie schnell in die Tasche ihres Cocktailkleides. Diese Perlen waren mit zu viel Erinnerungen behaftet, um sie einfach hier am Boden herumliegen zu lassen. »Steh auf« herrschte Pappos sie an. Sam reagierte nicht, sondern sammelte weiter knieend die Perlen auf. Er wird warten müssen, bis Sam fertig war.
Sie spürte, wie er vor ihr auf die Knie ging und im nächsten Moment fühlte sie die breite Seite des Messers an ihrem Kinn, dass sie zwang, den Kopf zu heben. »Es gefällt mir, dich knieend vor mir auf dem Boden zu haben« versicherte er ihr, worauf Sam zusammenzuckte. Zum Glück konnte sie sich an der breiten Seite des Messers nicht aufschneiden. »Aber noch ist es noch nicht soweit«
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