-10-
»Du wolltest kochen?«
Sam drehte Julian den Rücken zu, worauf er sich seufzend an ihre Bettkante setzte. Ihre Brust brannte wie Feuer. »Warst du bei Angelos?« - »Er wird wieder« Es entstand ein gespanntes Schweigen zwischen den beiden. Niemand konnte Julios verbieten mit Angelos zu machen, was er wollte. Wütend ballte sie ihre Hände zur Faust und schob sie zwischen ihre Beine. Natürlich wollte sie, dass Angelos sein Zeug bei sich behielt. Aber ihn dafür zu verprügeln? Sie biss die Zähne zusammen.
»Komm mit, lass uns gemeinsam etwas kochen« Julios erhob sich wieder aus dem Bett und sah abwartend und das zusammengerollte Knäuel zusammen. Er konnte die Brandwunden über ihrem Schlüsselbein sehen. Es war ein konsequentenreicher Fehler gewesen Sam in diese Angelegenheit hineinzuziehen, schoss ihm durch den Kopf. »Kommen Marcel und Ines noch?« - »Ines geht es nicht gut und Marcel ist im Ausland« Das bedeutete, dass Ines sich nach Helens Ausbruch in die Klinik zurückgezogen hatte und Marcel mit dem nächsten Flugzeug nach Europa abgehauen war. Was wollte Julios dann von ihr? Ihr Herz begann erneut zu rasen. Aus Wut und Angst um Angelos.
»Sam?« Julios Stimme wurde eine Spur härter und Sam zuckte zusammen. Schwerfällig hievte sie sich von der Matratze und ihr Blick viel ihre Reitjacke. Die Tablettenschachtel stand ein Stück hervor. »Ich komme gleich nach« sagte sie leise.
Sie zählte ganz langsam bis zehn, bevor sie den Kopf aus der Tür streckte und überprüfte, ob sie Julios sah. Aber wahrscheinlich war er schon unten. Hoffentlich hatte er noch neue Lebensmittel mit.
Sie drückte zwei der pinken Tabletten aus der Packung, starrte einen Moment darauf, bevor Sam sie ohne Wasser hinunterwürgte. Doppelt hält besser. Obwohl sie Julios am liebsten weiter angeschrien hätte, wusste sie, dass sie das nicht weiterbringen wird. Sie sollte dem Kern der Sache auf den Grund gehen.
Als ihr bereits beim Hinunterlaufen der Stiegen der Geruch von Pizza in die Nase stieg, war Sam klar, dass Julios den Plan zu kochen aufgegeben hat. »Du darfst dir einen Film aussuchen« sagte Julios und Sam blieb vor der Kücheninsel stehen. War das fair gegenüber Angelos, wenn sie mit Kerl der befohlen hatte ihn zu verprügeln, Pizza aß und einen Film schaute?
»Zuerst musst du sagen, was da heute mit Angelos los war«
»Helen hat mich schon gewarnt, dass du wirklich in ihn verschossen bist«
Sam wurde rot und schüttelte den Kopf. Mit Sicherheit hatte Helen das Wort »verschossen« noch nie in ihrem Leben gehört. »Angelos ist mein Kontaktmann zum Ligeia-Drogenkartell. Ich brauche gelegentlich etwas für meine Mädchen« Sam schüttelte erneut den Kopf. Im Moment war sie sich nicht sicher, was sie verwerflicher fand. Prosittion oder Drogenhandel. »Das ist unser Deal: Die Ligeia liefern ihre Drogen nur in die Bordelle und ich beziehe den Stoff ausschließlich von ihnen. Dafür lassen sie den Rest unseres Gebietes in Frieden. Diese Gesetz gilt unausgeschrieben auch für Helens Grund und Boden« Julios bließ langsam Luft aus und griff nach dem Geschirrtuch. Die Pizza schien fertig zu sein.
»Angelos hat uns herausgefordert, indem er zuerst Drogen an Helens Tochter verkauft hat und dann auch noch mit dir im Bett war!« - »Aber ich habe Angelos gewählt. Dafür kannst du ihn nicht bestrafen«
Julian wandte sich zu ihr um und sah sie einen Moment an. Dann lächelte er leicht und nickte. »Natürlich, hast du das. Bestrafen kann ich ihn trotzdem« Julios grinste Sam einen Moment an, bevor er die Pizza aus dem Rohr zog. Sam gab seufzend nach. Hoffentlich konnte sie morgen zumindest mit ihm reden, sich selbst davon überzeugen, dass es ihm gut geht.
»Können wir einfach nur essen? Ich bin müde«
Julios sah sie wieder mit diesem seltsamen forschenden Blick an und nickte. Er gab Sam ihren Teil der Magerithapizza und sie nahmen am großen Esstisch platz. Wie verloren es sich anfühlt an diesem massiven, zwölf-Mann Tisch zu zweit zu sitzen.
»Meine Männer werden dich morgen zum Training bringen« brach Julios das Schweigen. Sam blies Luft aus. Das bedeutete noch mehrere Tage Hausarrest hier. Zusätzlich zu Galanis Training wird das keine spaßige Woche. »Ich möchte Angelos sehen« erwiderte sie schlicht und sah Julios vorsichtig an. Es konnte doch nicht so verkehrt sein, wie er es darstellte. Sie wollte endlich wissen, was zwischen ihm und Ines war. Und ob er nach heute Nachmittag überhaupt noch mit ihr sprechen wollte. Verdammter Mist!
»Ich habe mit Angelos gesprochen, ihm wird nicht weiter wehgetan« ließ sie Julios wissen. Ihr lag eine spitze Erwiderung auf der Zunge, aber sie ließ es bleiben. »Weil er etwas erzählt hat, dass mich überraschte«, fuhr er fort und Sam zog gespannt die Augenbrauen nach oben. Was konnte Julios so faszinieren, dass er Angelos Ligeia verschonte. Alleine der Botschaft an seine Familie wegen, hätte er im Normalfall noch einige Male öfter zugeschlagen.
»Nimmst du Drogen?« - »Nein!«
Julios legte den Kopf schräg, bevor er die Hand nach ihr austreckte und ihr Kinn nach hinten drückte. Irritiert legte Sam den Kopf in den Nacken. Warum wollte er gerade jetzt ihre Wunde inspizieren? »Du hast starke Schmerzmittel genommen« stellte er fest und Sam schnappte empört nach Luft. Als sie seinem ernsten Blick begegnet, ließ sie die Schultern sacken. Hier half kein Lügen mehr.
»Àrchontas Galanis hat mir die Tabletten gegeben«
»Zeig sie mir«
»Julios, bitte. Es ist nichts«
Sam fuhr zusammen, als er mit seiner Handfläche auf den Tisch schlug. Gleich darauf zeigte er Richtung Treppe. »Sofort« Sam beeilte sich, aus Julios Sichtfeld zu verschwinden. Ihr Brustkorb fühlte sich ganz Taub an, obwohl ihr Herz wie wild gegen ihre Brust schlug. Im Vergleich zu Sam konnte Julios die Packungsbeilage lesen. Hoffentlich hatte Àrchontas Galanis nicht gelogen. Verdammter Mist!
Verzweifelt ließ sie sich auf die Knie sinken und drückte ihren Oberköper nach unten. Julios könnte sie in seiner Wut an Helen verraten und die wird sie sofort aus dem Team schmeißen. Egal, welche Konsequenzen das haben wird, Tante Helen greift da sicherlich hart durch. Sam stiegen Tränen in die Augen. Der Großteil ihrer Pferde gehörte nicht Mal ihr selbst. Verdammt, sie würde alles verlieren.
»Atme durch Sam« Julios Stimme drang nur schwach zu ihr durch, aber sein Gerüttel erreichte sie. Verängstigt drückte sie die Packung an ihre Brust und starrte Julios an. Wäre er wirklich bereit ihr alles zu nehmen? »Gib sie mir« seine Stimme duldete immer noch keinen Widerspruch, aber trotzdem war er schon sanfter. Vorsichtig nahm Sam ihre Hände weg von ihrem klopfenden Herzen und sah zwischen Julois ausgestreckter Hand und ihren Tabletten her. Konnte sie ihr Schicksal wirklich in seine Hände legen? Julios nahm ihr die Entscheidung ab, indem er ihr das Päckchen einfach aus der Hand nahm.
Sam hielt die Luft an, während er es forschend in seiner Hand dreht, schließlich einige Tabletten herausdrückte und daran roch.
»Wie viele hast genommen?«
»Zwei«
»Wie viele sollst du nehmen«
»Eine«
Er hab ihr die Packung zurück und deutete Richtung Bett. »Du hast eine Panikattacke« stellte er fest und Sams Augen weiteten sich überrascht. Sam befolgte seine Anweisungen und langsam beruhigte sich ihr Herzschlag wieder. Als sie sich unter Julios wachsamen Blick einen von Ines Pyjama angezogen hatte, schmiss er sie schon beinahe ins Bett.
»Möchtest du immer noch mit Angelos sprechen?«»Ja«
Julios sah sie einen Moment lang an und Sam rollte sich zu einer Kugel zusammen. Plötzlich war ihr wieder kalt. In Zukunft würde sie die Finger von zu vielen Tabletten lassen, da war sie sich sicher. »Ich werde ihn wissen lassen, wo du bist«
___________
Wie Angelos wohl reagieren wird?
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top