Prolog
Herzlich Willkommen in Halloweentown!
Trete ein in eine Welt voller Monster, Geister und anderen Gestalten der Nacht.
... wenn du dich traust
So stand es auf der Homepage der Veranstaltung. Hell auf schwarzem Grund. Sie fand einmal im Jahr statt. Natürlich an Halloween.
Louisa und Maik hatten Halloweentown bereits zu einer Zeit besucht, in der sie noch nicht verheiratet oder gar zusammen gewesen waren. Das erste Mal, das sie diese Feier der besonderen Art besuchten, war in der zwölften Klasse gewesen. Vorher hätten sie auch gar nicht hingehen dürfen, außer mit Begleitung der Eltern, aber dabei wäre der Spaß unweigerlich auf der Strecke geblieben.
Denn tatsächlich hatte dieser erste Besuch dort die beiden zusammengeschweißt. Kurz danach waren sie zusammengekommen. Man könnte fast sagen, dass dieses extreme Erlebnis der Kleber war, der sie zusammengebracht hat. Und der sie seitdem aneinanderkleben ließ.
Dabei hatte Maik Louisa aus ihrem wahren Horror herausgeholfen.
Im Jahr darauf hatten sie auch ihre Freunde, Cassy, Leo und Isabell mitgenommen. Seitdem hatten sie die Feier kein einziges Mal verpasst.
Natürlich gab es bessere und schlechtere, doch im Grunde war jedes Jahr gleich: Kostümierte Gestalten liefen umher und versuchten, die Besucher mit verschiedenen Mitteln zu erschrecken.
Louisa hatte einmal mit Maik darübet gesprochen, weshalb sie und so viele andere Menschen dort immer wieder hingingen.
„Vielleicht ist es der Nervenkitzel. Oder einfach das erleichternde Gefühl, wenn man unbeschadet wieder heimgeht. Die Freude darüber, dass man es geschafft hat", war seine Antwort gewesen.
„Oder wir sind alle einfach gestört und stehen auf den Schrecken. Wobei man eigentlich weiß, dass nichts passieren kann... Also ist es ein kontrollierter Grusel." Ein Lächeln hatte sich über ihr Gesicht ausgebreitet. Dieser Gedanke gefiel ihr.
Obwohl: Konnte man Grusel kontrollieren? Ist es nicht gerade das Unkontrollierbare, das etwas wirklich gruselig macht?
Nun saßen sie in Maiks Auto und fuhren durch die Schwärze der Nacht. Lediglich die Scheinwerfer erhellten die Straße, die noch an einem offenen Feld entlangführte. Hier kamen ihnen viele Autos entgegen. Eins nach dem anderen fuhr an ihnen vorbei.
„Ich frage mich ja, ob sie zu dem Jubiläum etwas Besonderes veranstalten", grübelte Isabell vom Rücksitz aus.
Leo, der rechts saß, antwortete: „Dreizehn Jahre ist doch kein Jubiläum. Vor drei Jahren haben sie auch nichts besonderes gemacht."
„Wenn du bedenkst, was die dreizehn zu bedeuten hat, könnte sie aber recht haben und auf ihrer Website haben sie da etwas angedeutet..." Cassy ließ den Satz im Nichts enden und es kehrte Stille ein.
Bäume flogen an ihnen vorbei, schienen immer mehr zu werden, während der Verkehr langsam immer mehr abnahm. Aus den Boxen liefen die Töne von This is Halloween. Passend zu ihrem Vorhaben hatte Louisa eine Playlist für die Fahrt zusammengestellt. Um sie alle schonmal in Stimmung zu bringen.
„Wie auch immer. Ich freue mich darauf." Maik fuhr langsamer und setzte den Blinker, um auf eine schmale Straße abzubiegen. Hier kamen ihnen keine anderen Autos mehr entgegen, es war wie ausgestorben. Links und rechts reihten sich die Bäume in der Dunkelheit auf, als stünden sie Spalier.
„Also ich habe gerade den Punkt erreicht, an dem ich mich frage, ob es besser wäre, umzukehren", gab Louisa zu bedenken. „Ich weiß, dass ich es nicht will, aber trotzdem... Ich sage dir Leo, etwas wird passieren dieses Mal." Bei den letzten Worten hatte sie sich zu ihrem blondhaarigen Kumpel umgedreht.
„Wie in der Achterbahn, wenn man kurz vor der Abfahrt nochmal anhält und sieht, was gleich passiert. Da möchte ich auch immer rausspringen." Cassy nickte ihrer Freundin zu. Dabei wippten ihre kinnlangen Haare.
„Das ist ein ganz normales Phänomen. Weil man nicht genau weiß, was auf einen zukommt und es einem etwas Angst einjagt." Isabell sah zwischen den Sitzen hindurch auf die Straße. „Da vorne ist der Parkplatz!"
Maik parkte den Wagen und stellte den Motor ab. Die Scheinwerfer sowie die Stimme von Michael Jackson erstarben.
„Und, seid ihr bereit?" Die Vorfreude in Cassys Stimme war nicht zu überhören.
Die Frage war rhetorisch, deswegen antwortete niemand, als sie, begleitet von dem Geräusch zuschlagender Autotüren, in die Dunkelheit traten.
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