Kapitel 6
Als ich am nächsten Morgen erwachte, lag ich immer noch benommen auf dem Sofa. Mein Hals brannte leicht, und die Erinnerung an den letzten Abend war noch frisch in meinem Gedächtnis. Nico war in der Küche beschäftigt, und ich hörte das leise Klappern von Töpfen und Pfannen. Der Geruch von etwas, das wahrscheinlich wieder verbrannt war, stieg mir in die Nase.
Mit einem neuen Entschluss und einem Hauch von Panik versuchte ich, mich so leise wie möglich zu bewegen. Langsam stand ich auf, meine Beine fühlten sich schwach an, aber ich konnte mich noch gerade so halten. Ich schleppte mich zur Tür, mein Herz klopfte laut in meiner Brust. Wenn ich jemals eine Chance hatte, diesem Albtraum zu entkommen, dann war es jetzt.
Gerade als ich die Tür erreichen wollte, hörte ich Nicos Stimme aus der Küche. „Guten Morgen, Dylan," rief er mit einer schockierend freundlichen Stimme. „Ich sehe, du bist schon wach."
Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Wie hatte er das gemerkt? Hatte er tatsächlich einen sechsten Sinn, oder war es einfach nur ein unheimliches Gefühl?
Bevor ich reagieren konnte, hörte ich, wie er sich von der Küche entfernte und mich schnell einholte. Ich versuchte, die Tür zu öffnen, aber Nico war schneller. Er legte seine Hand auf den Türknauf und zog die Tür wieder zu, seine Augen funkelten vor amüsiertem Interesse.
„Wo glaubst du, gehst du hin?" fragte er, und seine Stimme war ruhig, aber autoritär. Er lächelte mich an, als ob wir uns gerade über das Wetter unterhielten.
„Ich... ich wollte nur frische Luft schnappen," sagte ich hastig und versuchte, so harmlos wie möglich zu wirken. „Ich... ich fühle mich nicht so gut."
Nico schnaubte leise und schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht, Dylan. Du solltest dich besser nicht versuchen zu belügen, denn ich habe meine eigenen Methoden, um herauszufinden, was wirklich vor sich geht."
Er ließ mich nicht einmal eine Antwort geben. Stattdessen zog er mich sanft, aber bestimmt zurück in die Küche. „Setz dich," befahl er und wies auf einen Stuhl.
Ich setzte mich widerwillig, während Nico wieder das angebrannte Essen auf dem Herd umrührte. Der Geruch von verbranntem Essen war bereits in der ganzen Küche verankert, und ich konnte das seltsame Gefühl der Enttäuschung nicht unterdrücken.
„Ich habe dir gesagt, dass ich dich nicht einfach entkommen lasse," sagte Nico und schwenkte die Pfanne ein wenig, als ob er überlegte, ob er es noch einmal versuchen sollte. „Du musst wissen, dass ich immer auf der Hut bin. Es wäre nicht klug, mir zu entkommen."
Plötzlich fühlte ich eine Hand auf meinem Kopf. Nico griff nach meinen weißen Haaren und strich sanft durch sie. Sein Griff war überraschend zärtlich, aber ich konnte nicht verhindern, dass ich mich schüttelte. Seine Berührung war angenehm, aber zugleich auch beunruhigend. „Dein Haar ist wirklich weich," murmelte er, als seine Finger durch die Strähnen glitten. „Es passt gut zu deinem Aussehen."
Er zog mich an sich, und ich fand mich plötzlich in seinen Armen wieder. Seine Umarmung war fest, aber nicht unangenehm. Sein Körper war warm und gleichzeitig erdrückend. Die Nähe zu ihm machte mich nervös, und ich versuchte, mich von ihm zu befreien.
„Lass mich los!" flehte ich und versuchte, mich aus seiner Umarmung zu winden. Doch Nico hielt mich fest und streichelte weiterhin durch mein Haar.
„Beruhige dich," sagte er ruhig. „Du bist sicher hier, und ich werde dir nichts tun, solange du dich benimmst. Aber ich muss sicherstellen, dass du dich wohlfühlst und dass du meine Gesellschaft akzeptierst."
Seine Hand wanderte weiter und landete schließlich auf meinen flauschigen Werwolfohren. Als er sie sanft berührte, zuckten sie unwillkürlich zusammen. Ich konnte mich nicht zurückhalten und seufzte unwillkürlich, als eine Welle von ungewolltem Vergnügen durch meinen Körper ging.
„Du bist so niedlich, wenn du so reagierst," sagte Nico und lachte leise. „Deine Ohren sind einfach entzückend."
„Hör auf, damit!" rief ich, als ich verzweifelt versuchte, ihm auszuweichen. „Ich will das nicht!"
„Du wirst dich daran gewöhnen müssen," antwortete Nico, seine Stimme war sanft, aber bestimmend. „Es gehört dazu, Dylan. Ich werde dich nicht loslassen, und du wirst auch nicht entkommen. Es ist besser, wenn du die Situation akzeptierst und das Beste daraus machst."
Sein Griff lockerte sich ein wenig, aber ich konnte sehen, dass er mich immer noch genau im Auge behielt. Die Panik, die ich empfand, verschwand nicht, aber ich wusste, dass ich nicht wirklich gegen ihn ankommen konnte. Es war, als ob ich in einem Spiel gefangen war, dessen Regeln ich nicht kannte und das ich nicht gewinnen konnte.
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