Kapitel 26

Ich saß am Tisch und betrachtete das Spiegelei, das Nico mir endlich serviert hatte. Es sah zwar aus wie ein Spiegelei, aber irgendetwas an der Art, wie das Eigelb schimmerte, ließ mich misstrauisch werden. „Bist du dir sicher, dass das essbar ist?" fragte ich und hielt das Ei skeptisch in die Höhe.

Nico nickte mit einem breiten Grinsen. „Natürlich! Ich habe das perfekt gemacht!"

Ich nahm einen vorsichtigen Bissen und kaute langsam. Sofort überwältigte mich der Geschmack von übermäßigem Salz und Pfeffer. „Oh mein Gott, Nico! Was hast du da gemacht?!" rief ich, während ich versuchte, nicht zu würgen.

„Ist es nicht gut?" fragte er unschuldig, als ob er es wirklich nicht wüsste. „Ich dachte, ein bisschen mehr Würze würde es interessanter machen."

„Ein bisschen mehr? Es schmeckt, als hättest du das ganze Gewürzregal darauf geschüttet!" Ich drückte meine Hand auf den Bauch, als wäre das ein Zauber, der die Übelkeit vertreiben könnte. „Ich kann das nicht essen!"

Nico schaute beleidigt, als hätte ich ihn gerade beleidigt. „Aber ich habe mir so viel Mühe gegeben! Ich habe das Ei selbst gemacht!"

„Und das ist der Grund, warum ich dich nicht in die Küche lassen sollte! Es ist einfach ekelhaft!" Ich schob den Teller weg und sah ihn mit entschuldigendem, aber gleichzeitig verärgertem Blick an.

„Du bist so wählerisch. Vielleicht musst du einfach lernen, die kleinen Dinge im Leben zu schätzen," meinte er, während er sich mit verschränkten Armen an die Küchentheke lehnte.

„Kleine Dinge? Du meinst die Sache, die ich fast erbrechen musste?" Ich seufzte tief und massierte mir die Schläfen. „Was hast du eigentlich noch gemacht, während ich gewartet habe?"

„Ich habe ein wenig experimentiert," sagte er stolz, als wäre das die beste Nachricht der Welt.

„Experimentiert?" Ich wurde nervös. „Wie meinst du das?"

„Naja, ich wollte ein paar neue Rezepte ausprobieren," erklärte er und schien sich kaum dessen bewusst zu sein, dass er mir gerade einen Schauer über den Rücken jagte. „Ich wollte eine Kombination aus menschlichem und vampirischem Essen kreieren!"

„Bitte sag mir, dass du kein Blut in das Spiegelei getan hast!" Ich sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an.

„Nein, nein! Ich wollte dich nicht schocken!" Er winkte ab, aber sein Gesicht verriet mir, dass er vielleicht doch etwas gewagt hatte. „Ich habe es nur mit ein bisschen Blutpudding kombiniert. Das ist ja gesund, oder?"

„Das ist nicht gesund, Nico! Das ist ekelhaft! Du bist ein Vampir, kein Koch!" Ich stand auf und ging zur Spüle, um den Teller abzuwaschen. „Ich schätze, ich mache mir einfach selbst etwas zu essen. Ich habe keine Lust mehr auf deine... Kreationen."

„Komm schon, gib mir eine Chance! Ich kann es besser machen!" Er sah mich mit großen Augen an, als würde ich ihm das Herz brechen.

„Ich glaube, du hast genug Chancen bekommen für heute," antwortete ich und nahm mir ein Stück Brot aus dem Schrank. „Und wie wäre es, wenn wir für jetzt einfach nur ein Sandwich machen?"

Nico legte seine Hände auf den Tisch und beugte sich vor. „Ich kann das auch machen! Lass mich das machen!"

Ich seufzte und schüttelte den Kopf. „Ehrlich, Nico. Du hast das Kochen nicht gerade zu deiner Stärke gemacht. Lass mich das machen, bevor du das nächste Mal versuchst, die gesamte Küche in Brand zu setzen."

„Hey, das war nur einmal!" protestierte er, aber ich hörte die defensive Note in seiner Stimme.

„Ja, aber auch ein einmal reicht schon für ein ganzes Leben!" Ich grinste und begann, die Zutaten für das Sandwich zusammenzustellen. „Jetzt setz dich und beobachte mich einfach."

Nico tat, wie ihm geheißen, und beobachtete mich mit einem Ausdruck von Ehrfurcht. „Du machst das so einfach aus. Wie machst du das?"

„Es ist nur Übung. Du musst einfach herausfinden, was zusammenpasst und was nicht," erklärte ich und schob ihm ein paar Gemüse entgegen, die ich für das Sandwich schnitt. „Hier, schnapp dir das und lern etwas. Wir können nicht die ganze Zeit von deinem Spiegelei leben."

Er nahm das Gemüse in die Hand, sah es an und zuckte mit den Schultern. „Ich werde mein Bestes geben!"

„Das ist alles, was ich verlange," sagte ich und lächelte. „Wenn wir das überleben, dann vielleicht kann ich dir ein paar meiner geheimen Rezepte beibringen."

„Geheime Rezepte?" Nico schien begeistert. „Das klingt nach einem Abenteuer!"

„Ja, vielleicht sogar nach einem kulinarischen Abenteuer," sagte ich mit einem Augenzwinkern. „Aber zuerst müssen wir sicherstellen, dass du nicht die gesamte Küche explodieren lässt."

„Ich mache keine Versprechungen!", erwiderte er und grinste, während er sich für seine nächste kulinarische Herausforderung rüstete.

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