Kapitel 25

Nico schien Ragnar völlig zu ignorieren, obwohl wir ihn eigentlich suchten. Stattdessen zog er mich mit einem festen Griff zurück in seine Hütte. „Lass uns einfach vergessen, was draußen passiert ist," murmelte er, während er mich in die warme Stube führte. Die Spannung zwischen uns war spürbar, aber Nico hatte nur Augen für etwas ganz anderes.

Sobald wir drinnen waren, setzte er mich auf die Couch und ließ sich neben mir nieder. Sein Blick war intensiv, und bevor ich etwas sagen konnte, griff er nach meinen Haaren, schob sie beiseite und legte meine Ohren frei. „Da sind sie ja," flüsterte er mit einem leichten Lächeln, während er mit den Fingerspitzen über meine empfindlichen Wolfsohren strich.

Ich errötete sofort, mein Herz hämmerte in meiner Brust. „Nico, hör auf damit!" fauchte ich und versuchte, seine Hand wegzuschlagen, aber er schien es nicht ernst zu nehmen.

„Wieso? Du weißt doch, dass ich es liebe, mit deinen Ohren zu spielen," sagte er lächelnd und ignorierte dabei vollkommen meinen Unmut. „Außerdem, du wirst immer so süß, wenn du wütend wirst." Er beugte sich vor und knabberte leicht an einem meiner Ohren.

Ich biss mir auf die Lippe und spürte, wie meine Wut langsam hochkochte. „Nico, ich schwöre, wenn du das noch einmal machst, werde ich dich gegen die Wand klatschen!" Meine Stimme war scharf, aber er grinste nur frech.

„Das will ich sehen," neckte er und ließ seine Hand weiter auf meinen Ohren verweilen.

„Nico!" Meine Stimme war jetzt lauter, fast ein Knurren. Ich konnte den Drang, ihn wegzuschubsen, kaum noch unterdrücken, aber er war stärker als ich. Das wusste ich, und es frustrierte mich. „Ich meine es ernst!"

Er seufzte theatralisch und ließ endlich von meinen Ohren ab, aber nicht ohne mir noch einen Kuss auf die Stirn zu geben. „Na gut, na gut, aber eines Tages wirst du es genießen, wenn ich das tue," sagte er selbstbewusst.

Ich verschränkte die Arme und funkelte ihn an. „Du träumst, Nico. Nur weil du der zukünftige Vampirkönig bist, heißt das nicht, dass du mit mir machen kannst, was du willst."

Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und grinste mich an. „Vielleicht nicht... aber du solltest dich daran gewöhnen. Ich werde immer bei dir sein, Dylan. Ob es dir gefällt oder nicht."

„Das ist keine Entschuldigung, sich wie ein Kleinkind zu benehmen," konterte ich und stand auf, um Abstand zwischen uns zu bringen. Doch bevor ich auch nur einen Schritt machen konnte, packte Nico mein Handgelenk und zog mich zurück auf die Couch.

„Geh nicht," sagte er leise, diesmal ohne das neckische Lächeln. Sein Gesicht war ernst. „Ich will dich bei mir haben."

Ich sah in seine dunklen Augen, und für einen Moment vergaß ich meinen Ärger. „Nico... du kannst nicht einfach..."

„Doch, das kann ich," unterbrach er mich. „Weil ich dich liebe." Seine Stimme war ruhig und ernst, und das Lächeln war verschwunden. „Ich weiß, ich benehme mich manchmal wie ein Idiot. Aber das liegt daran, dass ich Angst habe, dich zu verlieren."

Seine Worte trafen mich unerwartet. Ich war sprachlos. „Nico..."

Er ließ mein Handgelenk los und strich sanft über meine Wange. „Du bist das Wichtigste in meinem Leben, Dylan. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Und wenn das bedeutet, dass ich manchmal nervig bin, dann ist es mir das wert."

Ich senkte den Blick, meine Wut war plötzlich verflogen. „Es ist nur... du übertreibst oft, Nico. Du musst mir auch Raum lassen."

„Ich weiß," sagte er leise. „Und ich werde es versuchen. Aber..." Er beugte sich vor und sah mir tief in die Augen. „Lass mich dich beschützen. Ich kann nicht anders."

Ich atmete tief durch und nickte schließlich. „Okay... aber du musst aufhören, ständig an meinen Ohren zu spielen."

Ein Lächeln blitzte auf seinem Gesicht auf. „Keine Versprechungen."

Am nächsten Morgen saß ich am Küchentisch und versuchte, ein paar Nachrichten auf meinem Handy zu checken, als Nico plötzlich hinter mir auftauchte. Er beugte sich über meine Schulter und starrte auf den Bildschirm, als ob er versuchen würde, ein uraltes Rätsel zu lösen.

„Was machst du da?" fragte er neugierig und tippte mit dem Finger auf mein Handy, als wäre es eine fremde Kreatur.

„Nachrichten lesen," antwortete ich knapp und versuchte, mich auf den Bildschirm zu konzentrieren, aber sein ständiges Herumfummeln machte mich wahnsinnig.

„Und wie funktioniert das Ding? Ich meine, es sieht aus wie ein Spiegel, aber... da sind Bilder drin?" Nico klang völlig verwirrt und zog mein Handy plötzlich aus meiner Hand, bevor ich reagieren konnte.

„Nico, gib das zurück!" Ich griff nach meinem Handy, aber er hielt es außer Reichweite und drehte es in seinen Händen herum, als ob er versuchte, herauszufinden, wie man es öffnet.

„Wie macht man das an? Wo ist der Knopf?" fragte er und drückte wahllos auf den Bildschirm, was das Gerät dazu brachte, wild zu blinken und Töne von sich zu geben.

„Das ist ein Touchscreen, Nico! Hör auf, es zu zerquetschen!" Ich stand auf und versuchte, das Handy wieder an mich zu reißen. Doch Nico war schneller und hielt es hoch über seinem Kopf, grinste dabei wie ein kleines Kind, das gerade ein neues Spielzeug gefunden hatte.

„Das Ding ist so winzig, wie könnt ihr Menschen da überhaupt etwas lesen?" fragte er mit einem Stirnrunzeln, während er weiterhin auf dem Bildschirm herumdrückte. Plötzlich ertönte eine laute Musik, und Nico sprang erschrocken zurück, als wäre das Handy ein explodierender Sprengsatz.

„Was zum...? Warum schreit es mich an?!" rief er panisch, während die Musik weiterlief.

Ich seufzte tief. „Das ist nur Musik, Nico. Es gibt so etwas wie Lautstärke, und du hast sie gerade auf Maximum gestellt." Ich riss ihm das Handy aus der Hand und stellte die Musik schnell ab. „Du bist so hoffnungslos, weißt du das?"

„Warum sollten Menschen so laute Geräte brauchen?" murmelte er und sah das Handy an, als wäre es ein gefährliches Raubtier. „Vampire leben seit Jahrhunderten ohne so etwas, und wir kommen auch gut zurecht."

Ich rollte mit den Augen. „Ja, ja, das hast du schon oft gesagt, aber wir Menschen brauchen eben Handys. Es ist praktisch, okay?"

Nico ließ sich auf einen Stuhl fallen und sah mich mit einem genervten Gesichtsausdruck an. „Und was ist mit diesem Fernseher? Das Ding da drüben, das aussieht wie ein großes schwarzes Fenster?" Er deutete auf den Fernseher an der Wand.

„Fernseher," korrigierte ich ihn. „Und ja, das ist ein Fernseher. Man kann damit Filme schauen, Nachrichten lesen, Serien gucken... eigentlich so ziemlich alles."

„Wie... funktioniert das?" Nico stand wieder auf und ging zum Fernseher, musterte ihn von allen Seiten. „Warum ist es so flach?"

Ich schlug mir die Hand vor die Stirn. „Nico, es ist ein Fernseher, keine Magie! Hier," sagte ich und nahm die Fernbedienung in die Hand. „Man benutzt das hier, um ihn anzuschalten."

Ich drückte den Power-Knopf, und der Fernseher ging sofort an, ein lauter Werbespot dröhnte durch den Raum. Nico zuckte zusammen und machte ein Gesicht, als hätte ich ihm gerade einen Streich gespielt. „Das Ding ist noch lauter als dieses Handy!"

„Dann mach ich es leiser," erwiderte ich genervt und drückte auf die Lautstärkeregler. „Es ist wirklich nicht so schwer, Nico. Du drückst Knöpfe und siehst dann etwas."

„Warum sollte man das tun?" fragte er, sichtlich unbeeindruckt. „Wenn ich jemanden sehen will, gehe ich einfach hin. Wenn ich Informationen brauche, frage ich jemanden. Das ist doch viel effizienter."

„Ja, aber nicht jeder kann einfach in Sekundenschnelle auftauchen wie du," sagte ich und verdrehte die Augen. „Das hier ist für uns Normalsterbliche praktisch."

Nico zog eine Augenbraue hoch und musterte mich skeptisch. „Ihr Menschen seid seltsam. All diese Geräte... und du kannst nicht einmal mit den Ohren wackeln." Er grinste und versuchte sofort wieder, meine Ohren zu berühren.

„Hör auf mit den Ohren!" Ich schlug seine Hand weg und stand auf. „Du bist unmöglich!"

„Aber sie sind so weich," sagte er mit einem breiten Grinsen, als wäre das eine vernünftige Erklärung. „Und ich verstehe einfach nicht, warum du all diese Geräte brauchst, wenn du mich hast. Ich bin viel nützlicher."

Ich starrte ihn an und konnte nicht glauben, wie nervig er gerade war. „Nico, weißt du was? Geh einfach in die Küche und... koch irgendwas. Vielleicht explodiert diesmal nichts."

Er grinste, stand auf und machte sich auf den Weg in die Küche. „Keine Sorge, diesmal explodiert nichts. Wahrscheinlich."

Ich schüttelte nur den Kopf und starrte auf mein Handy, das immer noch ein paar Kratzer von Nicos unsachgemäßem Umgang hatte. „Ich habe wirklich die Geduld eines Heiligen," murmelte ich vor mich hin.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top