Kapitel 23
Ich genoss den Spaziergang im Wald, die frische Luft und das sanfte Rascheln der Blätter um mich herum. Der Frieden wurde jedoch jäh unterbrochen, als ich plötzlich zu Boden gedrückt wurde. „Was zur Hölle, Ragnar?" rief ich empört und versuchte, mich zu befreien.
„Ich wusste, dass du hier bist, Brüderchen", grinste mein großer Halbbruder mit einem boshaften Funkeln in den blauen Augen. „Es ist so typisch für dich, sich in den Thronerben zu verknallen. Was ist das, die dritte oder vierte Verliebtheit?"
Ich fühlte, wie meine Wangen heiß wurden, und ich rollte mit den Augen. „Das ist nicht deine Sache, Ragnar. Außerdem hasse ich dich, also halte einfach die Klappe."
„Ach, das klingt ja ganz nach einem Bruderliebe-Potenzial", erwiderte er sarkastisch und beugte sich näher zu mir, als wollte er mir noch mehr von seinen beleidigenden Kommentaren aufzwingen.
Bevor ich ihm jedoch antworten konnte, hörte ich hinter mir ein Geräusch, und als ich mich umdrehte, stand Nico plötzlich dort. Sein Gesicht war ernst, und ich spürte sofort die Anspannung in der Luft. „Was ist an ihm so typisch?" fragte er bedrohlich, seine Stimme kalt und fordernd.
„Nico, das ist nicht...", begann ich, doch die Worte blieben mir im Hals stecken. Panik stieg in mir auf. Er durfte nicht wissen, dass er nicht der erste war, in den ich mich verliebt hatte. Ich wollte nicht, dass er das Gefühl hatte, ich würde ihn mit jemand anderem vergleichen.
„Was ist es, das du mir nicht sagen willst?" fragte Nico, während sein Blick Ragnar fixierte. Ich sah, wie Ragnar plötzlich nervös wurde, als er die Spannung zwischen uns beiden bemerkte.
„Es ist nichts", sagte ich hastig und versuchte, mich aus Ragnar's Griff zu befreien. „Er ist nur ein Arschloch."
Doch Ragnar ließ sich nicht so einfach abwimmeln. „Oh, ich habe noch so viele Geschichten über ihn. Glaub mir, du bist nicht der erste, in den er sich verliebt hat", lachte er herausfordernd.
Plötzlich schnippte Nico mit den Fingern, und ich konnte kaum glauben, was ich sah: Ragnar wurde mit einem Wurf von einem unsichtbaren Wind etwa vier Kilometer weit geschleudert. Er landete mit einem dumpfen Geräusch im Unterholz, und ich starrte schockiert auf den Ort, an dem er gelandet war.
„Was hast du gerade getan?" fragte ich, noch immer völlig perplex.
Nico drehte sich zu mir um und lächelte. „Ich habe nur dafür gesorgt, dass er sich nicht mehr einmischt." Er trat näher, seine Augen leuchteten in einem tiefen Rot. „Und jetzt...", er zog mich sanft zu sich und drückte mich an sich. „Jetzt will ich wissen, warum du dich so aufregst."
Ich versuchte, meine Gedanken zu sammeln, doch mein Herz raste in meiner Brust. „Ich... es ist kompliziert", murmelte ich, während ich seinen Blick versuchte zu vermeiden.
„Kompiziert?" Er legte seine Hand unter mein Kinn und zwang mich, ihm in die Augen zu sehen. „Oder einfach nur Angst? Angst, dass du mich nicht verlieren willst, so wie du andere verloren hast?"
Sein Blick war intensiv, und ich konnte nichts anderes als ihm in die Augen zu schauen. „Ich habe Angst, ja", gestand ich schließlich. „Ich habe Angst, dass ich nicht genug für dich bin, dass ich einfach nur... eine weitere Phase in deinem Leben bin."
Nico schüttelte den Kopf und umarmte mich fester. „Das bist du nicht. Ich weiß, was es bedeutet, sich in jemanden zu verlieben, der von anderen begehrt wird. Du bist nicht nur irgendeine Phase, Dylan. Du bist etwas Besonderes für mich."
Sein Atem streifte meinen Hals, und ich fühlte mich von seiner Nähe berauscht. „Aber Ragnar..."
„Ragnar ist egal", unterbrach er mich, seine Stimme fest. „Ich werde ihn nicht mehr dulden. Du bist hier sicher, solange ich in der Nähe bin."
Ich schluckte und seufzte. „Und was, wenn du eines Tages nicht mehr da bist?"
Nico hielt inne und sah mich direkt an. „Ich werde nicht verschwinden, Dylan. Ich bin nicht wie die anderen. Ich werde alles tun, um dich zu beschützen."
In diesem Moment fühlte ich, wie sich meine Ängste ein wenig auflösten. Vielleicht war es die Wärme seines Körpers oder die Sicherheit, die er mir gab. „Versprich es", flüsterte ich und legte meine Hand auf seine Brust.
„Ich verspreche es", antwortete er und beugte sich vor, um mir sanft über die Lippen zu streichen. „Und jetzt, lass uns Ragnar einen Besuch abstatten, bevor er noch mehr Unsinn redet."
Ich nickte und fühlte, wie sich ein Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete. „Okay, aber nur, wenn ich dir eine Lektion im Kochen geben kann, sobald wir zurück sind."
Nico lachte leise und zog mich an sich. „Das klingt nach einem Deal."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top