Kapitel 22
Ich saß am Tisch, spielte gelangweilt mit meinen Werwolfsohren und sah alle paar Minuten zur Küchentür, hinter der Nico damit beschäftigt war, das Frühstück zu machen. „Mach dir keine Sorgen, Dylan", hatte er gesagt, „heute zeige ich dir, dass ich es drauf habe!" Doch nach zehn Minuten war ich mir ziemlich sicher, dass es länger dauern würde, als er dachte.
Seufzend lehnte ich mich zurück und starrte an die Decke. „Wie kann ein Vampir so lange für ein paar Pfannkuchen brauchen?", murmelte ich vor mich hin. Gerade als ich überlegte, ihm doch zu helfen, ertönte ein lautes „Boom!" aus der Küche. Ich sprang auf, meine Ohren zuckten in alle Richtungen, während ich erschrocken zur Küchentür rannte.
„Junge! Das war doch kein Chemieexperiment!" rief ich entsetzt und riss die Tür auf. Dicker Rauch quoll aus der Küche, und ich konnte kaum etwas sehen. Im Nebel stand Nico mitten in dem Chaos, seine Haare standen ihm in alle Richtungen ab, und seine schwarze Kleidung war mit Mehl und Eiern übersät.
Er drehte sich langsam zu mir um, hielt einen brennenden Pfannenwender in der Hand und lächelte schief. „Ähm... kleine Panne."
„Kleine Panne?!" Ich trat vorsichtig in die Küche und schnappte nach Luft, als ich die Verwüstung um mich herum sah. „Nico, was hast du bitte gemacht?"
Er ließ den verkohlten Pfannenwender in die Spüle fallen und zuckte die Schultern. „Es war eigentlich alles unter Kontrolle... bis es das nicht mehr war."
Ich schlug mir die Hand vor die Stirn. „Du hast ernsthaft versucht, ein normales Frühstück zu machen, und hast die Küche fast in die Luft gejagt."
Nico trat zu mir und wischte sich mit einem Tuch das Gesicht sauber. „Ich dachte, ich könnte dich überraschen. Aber anscheinend bin ich kein so guter Koch, wie ich dachte."
Ich schüttelte den Kopf und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. „Ja, das sieht man."
Nico sah mich aus dem Augenwinkel an und grinste. „Hey, wenigstens hab ich es versucht. Gib mir ein paar hundert Jahre, und ich werde der beste Koch sein, den du je gesehen hast."
„Hundert Jahre?" Ich hob eine Augenbraue und sah ihn an. „Na, so lange werde ich das wohl nicht überleben."
„Komm schon", sagte er und zog mich näher zu sich. „Du kannst mir doch nicht die ganze Schuld geben. Es lag an den... schwierigen Umständen."
Ich sah ihn skeptisch an. „Schwierige Umstände?"
Er nickte ernst und tippte mir spielerisch auf die Nase. „Ja, du bist einfach zu niedlich. Ich konnte mich nicht konzentrieren."
Ich starrte ihn sprachlos an, bevor ich die Augen verdrehte und lachte. „Das ist die schlechteste Ausrede, die ich je gehört habe."
Nico grinste und zog mich in seine Arme, seine blutroten Augen blitzten amüsiert auf. „Aber es ist die Wahrheit. Ich meine, sieh dich doch mal an. Wie soll man da bei einem simplen Frühstück ruhig bleiben?" Seine Hand wanderte wieder zu meinen Ohren und strich sanft darüber. „Und diese Ohren... zu süß."
Ich errötete leicht, ließ ihn aber gewähren. „Das Frühstück ist jetzt wohl sowieso gelaufen", sagte ich leise und versuchte, meinen Herzschlag zu beruhigen, während Nico weiterhin mit meinen Ohren spielte.
„Vielleicht." Er lehnte sich näher zu mir, bis sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt war. „Aber ich kann mir etwas Besseres vorstellen, als zu essen."
„Oh nein", murmelte ich und trat einen Schritt zurück, doch Nico ließ mich nicht los.
„Oh doch", sagte er mit einem schelmischen Grinsen, bevor er mich zu sich zog und mich sanft auf die Stirn küsste. „Frühstück kann warten."
Ich seufzte, ließ es aber zu, dass er mich in eine enge Umarmung zog. „Du weißt, dass ich dir irgendwann das Kochen beibringen muss, oder?"
„Ich zähle darauf", erwiderte er leise und legte sein Kinn auf meinen Kopf. „Solange du mir dabei diese süßen Ohren zeigst."
Ich sah Nico mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Moment mal, du hast doch eben gesagt, dass du dich nicht konzentrieren kannst, weil ich angeblich so süß bin. Wie soll das dann funktionieren, wenn ich dir das Kochen beibringe und du die ganze Zeit auf meine Ohren starrst?"
Nico grinste breit und zuckte die Schultern, als wäre es das Natürlichste der Welt. „Na ja, vielleicht brauche ich einfach ein bisschen mehr Übung. Du weißt schon, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen."
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn skeptisch an. „Du glaubst also, dass du dich besser konzentrieren kannst, wenn du meine Ohren sehen kannst? Das ergibt überhaupt keinen Sinn."
Er legte den Kopf schief und musterte mich mit einem amüsierten Glitzern in den Augen. „Vielleicht ergibt es für dich keinen Sinn, aber ich sehe das anders. Deine Ohren sind einfach... ein Ansporn. Sozusagen."
„Ein Ansporn?" Ich schüttelte den Kopf und konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. „Nico, du bist unmöglich."
Er trat einen Schritt näher und legte die Hände auf meine Schultern, seine Finger streiften dabei mein Haar, als würde er meine versteckten Ohren wieder suchen. „Unmöglich? Oder einfach nur motiviert?"
Ich rollte mit den Augen und trat einen Schritt zurück, um ihm zu entkommen, bevor er wieder anfing, an meinen Ohren herumzuspielen. „Motiviert vielleicht, aber nicht, wenn es ums Kochen geht. Wenn du wirklich lernen willst, dann musst du dich auch konzentrieren können."
Nico hob unschuldig die Hände. „Ich schwöre, ich werde mein Bestes geben. Solange du mir versprichst, deine Ohren nicht mehr zu verstecken."
„Das wird schwierig, wenn du ständig versuchst, sie anzufassen," murmelte ich und schaute zur Seite. „Es ist schon peinlich genug, dass du die ganze Zeit damit herumspielst."
„Peinlich?" Nico trat einen Schritt näher und beugte sich leicht vor, bis sein Gesicht wieder auf meiner Höhe war. „Dylan, es gibt keinen Grund, sich zu schämen. Du bist einzigartig. Diese Ohren... machen dich noch besonderer."
Ich errötete leicht und wandte meinen Blick ab. „Das klingt fast wie eine kitschige Liebeserklärung."
„Vielleicht ist es das auch," erwiderte er mit einem frechen Grinsen. „Was dagegen?"
Ich seufzte, aber ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. „Du bist wirklich unglaublich, weißt du das?"
„Ich weiß." Nico trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme, seine Augen funkelten amüsiert. „Aber du magst mich trotzdem."
„Mag ich das?" Ich tat so, als müsste ich überlegen, doch dann schüttelte ich den Kopf und lachte leise. „Na gut, vielleicht ein kleines bisschen."
Er grinste siegessicher und trat wieder näher zu mir. „Ein kleines bisschen? Ich werde dafür sorgen, dass es mehr wird."
„Große Worte für jemanden, der nicht mal ein ordentliches Frühstück machen kann." Ich zwinkerte ihm zu und trat in die Küche, um das Chaos zu begutachten. „Aber dafür müsstest du erst mal deine Kochfähigkeiten verbessern."
„Challenge accepted," sagte Nico und grinste schelmisch, während er hinter mir herging. „Aber du musst mir versprechen, dass du mir beim Üben hilfst."
„Nur wenn du aufhörst, meine Ohren wie ein Spielzeug zu behandeln," sagte ich bestimmt und sah ihn über die Schulter an.
Er nickte und legte eine Hand auf seine Brust. „Ich verspreche es."
Ich seufzte erneut, diesmal jedoch etwas amüsiert. „Na gut. Dann mal los."
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