Kapitel 13

Wenn es tatsächlich so war, dass Nico sich in mich verliebt hatte, dann gab es für mich kein Entkommen. Ich wusste, was es bedeutete, wenn ein Vampir – besonders der zukünftige König – in jemanden vernarrt war. Es war fast wie eine Krankheit, die auf ihm lastete, eine unaufhörliche Besessenheit, die ihn an mich fesselte.

Nico sah mich an, als könnte er meine Gedanken lesen. „Du kannst mir nicht entkommen, Dylan. Nicht, weil ich es dir verbiete, sondern weil du es nicht wirklich willst." Seine Stimme war ruhig, fast sanft, aber ich hörte den unerschütterlichen Nachdruck in seinen Worten.

Ich schüttelte den Kopf und spürte, wie sich meine Kehle zuschnürte. „Nico, du verstehst es nicht. Das ist nicht normal. Was du fühlst, ist... unnatürlich."

„Was ist daran unnatürlich?" Er hob eine Augenbraue, seine blutroten Augen funkelten im Halbdunkel des Zimmers. „Weil ich dich liebe? Oder weil ich ein Vampir bin?"

„Beides!", rief ich, meine Stimme brach vor Frustration. „Du behandelst mich, als wäre ich dein Besitz. Du kannst mich nicht einfach festhalten, als wäre ich ein Teil von dir!"

Er kam näher, seine Hände fanden wieder meinen Nacken, und ich spürte, wie meine blutroten Augen sich wieder kurz vor Angst weiteten. „Dylan, ich habe nie gesagt, dass du mein Besitz bist. Aber ich kann nicht aufhören, dich zu beschützen. Das ist, wer ich bin. Es ist, was wir Vampire tun, wenn wir uns wirklich verlieben."

„Es ist zu viel, Nico. Du erdrückst mich." Ich spürte, wie meine Stimme zitterte, aber ich wollte stark bleiben. „Ich bin kein Vampir, ich bin nicht einmal ein vollständiger Werwolf. Ich bin... ich bin nichts im Vergleich zu dir."

Nico's Gesicht wurde ernst, seine Augen durchbohrten mich wie Dolche. „Hör auf, das zu sagen. Du bist nicht 'nichts'. Du bist alles für mich. Verstehst du das? Ohne dich..." Er schüttelte den Kopf, als könne er den Gedanken nicht zu Ende führen. „Ohne dich bin ich verloren."

„Das ist es doch, Nico!" Ich riss mich von ihm los und stand auf, mein Herz raste. „Du klammerst dich an mich, als wäre ich die letzte Rettung in deinem Leben, aber was ist mit meinem Leben? Was ist, wenn ich dich nicht will?"

Er stand ebenfalls auf, bewegte sich mit einer solchen Anmut, dass ich kaum sehen konnte, wie er sich von mir entfernt hatte. „Willst du das wirklich? Mich nicht?" Seine Stimme war leise, aber sie trug ein Gewicht, das ich kaum ertragen konnte.

Ich wollte antworten, aber die Worte blieben mir im Hals stecken. Wollte ich ihn nicht? Hatte ich nicht jede Faser meines Körpers gespürt, wie sie zu ihm hingezogen wurde, als wäre es unvermeidlich?

„Dylan." Seine Stimme war jetzt weich, fast verletzlich. „Ich weiß, dass es dir schwerfällt, das alles zu verstehen. Aber ich brauche dich. Du..." Er seufzte und fuhr sich mit einer Hand durch das pechschwarze Haar. „Ich weiß, es fühlt sich an, als wäre ich besessen. Vielleicht bin ich das auch. Aber das liegt daran, dass du für mich mehr bist als nur jemand, den ich beschützen will. Du bist mein Herz."

Mein Herz schlug schneller, und ich merkte, dass ich zurückwich. „Du bist der Thronerbe, Nico. Du wirst eines Tages ein König sein. Was bin ich in dieser Welt für dich? Ein Halbwolf, der nichts kann? Wie soll das jemals funktionieren?"

Er trat einen Schritt näher und legte seine Hand sanft auf meine Wange. „Du bist nicht nur ein Halbwolf. Du bist Dylan. Und du hast keine Ahnung, wie wichtig du mir bist."

Ich spürte, wie meine Kehle eng wurde, Tränen brannten in meinen Augen. „Es ist nicht so einfach, Nico. Du kannst nicht einfach entscheiden, dass du mich liebst und alles ist gut. Das hier... das zwischen uns... es ist zu kompliziert."

„Liebe ist nie einfach," sagte er leise, seine Stirn lehnte sich gegen meine. „Aber ich werde alles tun, um es für dich einfacher zu machen. Selbst wenn ich mich ändern muss. Selbst wenn ich loslassen muss..."

„Nico..." Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Seine Worte trafen mich tief, und ich konnte spüren, dass er es ernst meinte. Aber die Zweifel in mir wogen schwer. Was, wenn ich nicht stark genug war für diese Welt? Was, wenn ich es nicht schaffte, neben ihm zu bestehen?

„Du bist nicht allein, Dylan," flüsterte er und drückte mich wieder sanft in seine Arme. „Du musst das nicht allein durchstehen. Ich werde bei dir sein, solange du mich lässt."

Ich schloss die Augen und atmete tief ein. Für einen Moment fühlte ich mich sicher in seinen Armen. Doch in meinem Inneren wusste ich, dass es nur die Ruhe vor dem Sturm war. Wenn Nico wirklich so tief in mich verliebt war, würde es keine einfache Flucht geben. Ich war in seiner Welt gefangen, und vielleicht war ich es auch in meinem eigenen Herzen.

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