Kapitel 10
Während ich da lag und über Nicos Worte nachdachte, spürte ich plötzlich seine Hände, die neugierig durch mein weißes Haar wuschelten. „Was machst du da?" fragte ich und versuchte, meinen Kopf wegzudrehen.
„Ich suche deine süßen Werwolfsohren," antwortete Nico fröhlich, als wäre das das Natürlichste der Welt. „Komm schon, Dylan, ich weiß, dass du sie hast!"
Ich rollte die Augen und versuchte, meine Ohren unter meinem Haar zu verstecken. „Lass das! Ich bin kein Spielzeug, Nico!" Aber je mehr ich protestierte, desto mehr schien er angetan zu sein.
„Ach, komm schon!" Er grinste, während er weiterhin in meinem Haar herumfummelte. „Sie sind einfach zu niedlich, um sie nicht zu zeigen!"
„Niedlich? Ich bin ein Halbwolf und ein Vampir, kein Haustier!" Ich fühlte mich unbehaglich, doch irgendwo in mir regte sich auch ein kleiner Teil, der die Aufmerksamkeit genoss. Ich konnte nicht leugnen, dass sein Kindchenschema etwas mit mir machte.
Nico gab nicht auf und zog mit einem sanften Ruck an meinem Haar, sodass ich kurz aufschrie. „Autsch! Was soll das?!"
„Nur ein bisschen mehr... Ah, da sind sie!" Mit einem triumphierenden Ausdruck auf dem Gesicht hatte er tatsächlich eine meiner Ohren entdeckt und streichelte sie zärtlich. Ich fühlte, wie ich rot wurde, und ein verlegener Schauer lief über meinen Rücken.
„Hör auf damit, du machst mich verrückt!" protestierte ich, doch ich konnte die Freude in meiner Stimme nicht verbergen.
„Verrückt? Ich finde sie einfach nur zu süß!" Er grinste, als wäre es das größte Kompliment, das ich jemals bekommen hätte. „Ich kann einfach nicht anders."
Ich versuchte, mich zurückzuziehen, aber er hielt mich fest und strich weiter über meine Ohren. „Dylan, du solltest stolz auf das sein, was du bist. Es ist nichts Falsches daran, zu zeigen, dass du ein Werwolf bist."
Ich seufzte und ließ mich schließlich gegen die Wand sinken. „Okay, vielleicht sind sie ein bisschen süß..." Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, während ich meine Ohren von ihm wegzog.
„Siehste? Du bist doch nicht so hart, wie du tust! Es ist in Ordnung, deine wahre Natur zu zeigen." Er grinste breit, als würde er einen Sieg errungen haben.
„Das ist leicht für dich zu sagen, du bist ein Vampir," murmelte ich und schaute zur Seite. „Du hast nichts zu befürchten."
„Oh, aber das stimmt nicht!" Nico schüttelte den Kopf. „Jeder hat seine eigenen Kämpfe, Dylan. Du bist ein Teil von mir und ich bin ein Teil von dir. Es gibt nichts, was ich an dir ändern möchte, ganz im Gegenteil!"
Ich spürte, wie meine anfängliche Abneigung gegen sein Verhalten schwand. „Ich weiß nicht, Nico... Manchmal fühlt es sich an, als würde ich immer zwischen diesen zwei Welten hin- und hergerissen sein."
„Das ist normal," sagte er sanft und sah mir direkt in die Augen. „Aber du musst lernen, diese beiden Seiten zu akzeptieren. Und ich werde dir dabei helfen. Wir werden das zusammen durchstehen."
Plötzlich fühlte ich mich etwas weniger verloren. Die Verbindung, die ich zu ihm hatte, war stärker als ich gedacht hätte. Ich konnte nicht leugnen, dass ich seine Nähe und Unterstützung brauchte, besonders jetzt.
„Du und ich, wir sind ein Team," fügte er hinzu und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. „Und ich werde dir nie den Rücken kehren."
Ich nickte langsam, meine Widersprüche innerlich verarbeitend. „Okay, vielleicht kann ich dir eine Chance geben, mich zu unterstützen..."
„Das ist der Geist!" Er lächelte überglücklich und gab mir einen weiteren Kuss, diesmal auf die Wange. Ich schüttelte den Kopf, musste aber ebenfalls schmunzeln.
„Du bist echt unmöglich, weißt du das?"
„Und du liebst es!" Er zwinkerte und lehnte sich zurück, während er weiterhin an meinem Haar spielte. „Das ist genau das, was du brauchst: ein bisschen mehr Spaß in deinem Leben!"
Ich konnte nicht anders, als zu lachen. Vielleicht war es nicht so schlimm, einen Vampir an meiner Seite zu haben – zumindest nicht diesen hier.
Am nächsten Morgen wachte ich auf, während Nico fröhlich durch die Küche hüpfte und etwas zu essen zubereitete. „Guten Morgen, Dylan! Heute ist der perfekte Tag für ein Abenteuer!", rief er enthusiastisch und drehte sich um, um mir einen Teller mit seltsamen, grünlichen Brötchen hinzuhalten.
„Ähm, was sind das für Dinger?", fragte ich skeptisch, während ich das Geplätscher in der Pfanne beobachtete.
„Das sind grüne Blutbrötchen! Ein vampirisches Spezialgericht!", erklärte er stolz, ohne meine Bedenken zu beachten.
„Ich glaube, ich pass lieber," murmelte ich und dachte an das, was der Tag bringen würde. „Und wohin genau gehen wir?"
„Ein bisschen zum Vampirmarkt! Da gibt es alles, was das Herz begehrt!", antwortete Nico und klatschte in die Hände.
„Vampirmarkt? Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist...", murmelte ich, während mir die ganzen Vampire in den Kopf schossen, die nur darauf warteten, mich zu beißen.
Nico grinste unbesorgt. „Komm schon, es wird Spaß machen! Und ich bin bei dir!"
Widerstrebend stimmte ich zu und folgte ihm nach draußen. Die Stadt war lebhaft, und ich spürte, wie sich mein Magen umdrehte, als ich die Blicke der anderen Vampire auf mir ruhen fühlte. Je näher wir dem Markt kamen, desto mehr Panik überkam mich.
„Dylan, alles gut? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen!", bemerkte Nico und legte eine Hand auf meinen Rücken.
„Ich bin mir nicht sicher...", stammelte ich, während ich umherblickte und die hungrigen Blicke der anderen Vampire bemerkte.
Plötzlich spürte ich einen stechenden Schmerz an meinem Hals. Ich zuckte zusammen und drehte mich um – eine Vampirin hatte mich von hinten gebissen! „Hey! Lass mich in Ruhe!" schrie ich und versuchte, sie abzuwehren.
Doch bevor ich es richtig realisieren konnte, wurde die Vampirin mit einem kräftigen Ruck von Nico zur Seite gestoßen. „Was glaubst du dir eigentlich?!" rief er wütend und stellte sich schützend vor mich.
„Wow, wow! Chill mal, Bruder!", lachte die Vampirin und winkte lässig. „Ich wollte nur ein bisschen Spaß haben!"
Ich starrte sie an und erkannte, dass sie Nicos Zwillingsschwester Nayla war. „Nayla?! Was soll das?", schrie Nico und wurde rot vor Wut.
„Ich kann nicht glauben, dass du tatsächlich auf Männer stehst!", sagte Nayla und kicherte, als sie mich ansah. „Das ist ja mal eine Überraschung!"
Ich war völlig verwirrt und stammelte: „Äh, was?!"
Nico schnitt ihr das Wort ab: „Das ist nicht der Punkt! Du kannst ihn nicht einfach beißen!"
„Ach, komm schon! Ich wollte nur sehen, ob er tatsächlich so süß ist, wie du sagst!", erwiderte Nayla schmunzelnd. „Kein Grund zur Aufregung!"
„Nayla, lass das! Er ist nicht einfach ein Spielzeug!" rief Nico und klang dabei frustriert. Ich spürte, wie mir die Schamesröte ins Gesicht schoss. „Er ist... mein Freund!"
„Freund?" Nayla sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und lachte. „Das ist ja mal süß! Aber du weißt, dass du ihn nicht einfach so für dich behalten kannst, oder?"
Ich konnte mein Leben nicht mehr checken. Es war, als wäre ich in einem komischen Traum gefangen, wo jeder über mich lachte und ich keine Kontrolle hatte. „Ich... ich gehe lieber!", stammelte ich und wollte mich zurückziehen.
„Warte!", rief Nico und stellte sich mir in den Weg. „Bleib hier, Dylan!"
„Warum sollte ich? Alle beißen mich und deine Schwester macht sich über mich lustig!" Ich war frustriert und fühlte mich vollkommen fehl am Platz.
Nico trat einen Schritt näher, seine Augen waren ernst. „Dylan, lass sie nicht die Oberhand gewinnen. Das sind nur Worte. Du bist wichtig für mich."
Ich sah in seine Augen und spürte, wie meine Angst langsam schwand. „Wirklich?" fragte ich, leise.
„Ja, wirklich," sagte er sanft. „Komm, lass uns das zusammen durchstehen. Ich beschütze dich, egal was passiert."
Mit einem tiefen Atemzug nickte ich. „Okay, aber ich will nicht mehr gebissen werden."
„Abgemacht!", antwortete Nico, während er seine Schwester mit einem warnenden Blick ansah. „Hör auf, ihn zu piesacken, Nayla."
„Ich mache ja nichts, ich teste nur seine Grenzen!", lachte Nayla und winkte ab.
„Ich kann mich wehren, weißt du?!" schrie ich, etwas verärgert, doch tief in mir spürte ich, dass es auch ein bisschen Spaß machte, in dieser verrückten Situation zu sein.
„Das bezweifle ich!", rief Nayla, und die beiden begannen, sich gegenseitig zu necken. Ich stand dazwischen und fühlte mich merkwürdig erleichtert.
„Komm, lass uns weitergehen!", rief Nico und zog mich mit.
„Ich hoffe, die anderen Vampire sind weniger... bissig!" murmelte ich, während ich ihm folgte, und ein schwaches Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen. Es war verrückt, aber vielleicht konnte ich in dieser neuen Welt doch einen Platz finden.
Als wir weiter über den Markt schlenderten, konnte ich die Blicke der anderen Vampire auf mir spüren. Es war, als würde ich ein Ziel sein, das man unbedingt treffen wollte. „Nico, ich fühle mich nicht wohl hier," murmelte ich und sah mich nervös um.
„Mach dir keine Sorgen, ich bin hier bei dir!" Er lächelte zuversichtlich, doch in mir wuchs die Panik.
Plötzlich wurde ich von zwei Vampiren gepackt, die mich festhielten. „Hey, schau dir mal den Halbwolf an!", rief einer von ihnen mit einem breiten Grinsen. „Komm schon, lass uns ein bisschen Spaß haben!"
„Lass ihn los!", rief Nico und trat zwischen uns. „Er gehört zu mir!"
Die Vampire schüttelten nur den Kopf und schienen noch hungriger zu werden. „Dein kleiner Freund sieht wirklich köstlich aus, Nico," murmelte einer von ihnen und leckte sich über die Lippen.
Ich fühlte, wie mein Herz raste, und ich heulte innerlich. Warum musste mein Blut so begehrenswert sein? „Nico, ich kann das nicht... ich will hier weg!" schrie ich und versuchte, mich loszureißen.
„Halt ihn fest!", rief einer der Vampire und ich wurde noch fester gepackt. Ich sah zu Nico, der wütend wurde.
„Lass ihn sofort los, sonst...!", begann er, doch er wurde unterbrochen, als einer der Vampire sich über mich beugte.
„Oder was? Du wirst uns nicht aufhalten können!" Der Vampir grinste und kam meinem Hals bedrohlich nahe. Ich war völlig panisch und wusste nicht, was ich tun sollte.
„Nico, hilf mir!" rief ich verzweifelt, als ich den kalten Atem des Vampirs auf meiner Haut spürte.
In diesem Moment stürzte Nico vor und schob einen der Vampiren weg. „Lasst ihn in Ruhe! Ich sage es zum letzten Mal!"
Die Vampire lachten nur. „Was willst du tun?"
„Ich werde ihn beschützen, egal was passiert!", rief Nico und machte einen Schritt auf sie zu. „Wenn ihr ihn anfasst, habt ihr es mit mir zu tun!"
Ich sah ihm in die Augen und spürte, wie meine Angst langsam abebbte. „Nico..."
Plötzlich ließ einer der Vampiren von mir ab und grinste. „Gut, gut, lass ihn gehen. Wir wollen nicht, dass der kleine Halbwolf verletzt wird. Er ist viel zu süß dafür!"
Mit einem Ruck wurde ich losgelassen, und ich stolperte einen Schritt zurück. „Danke, Nico...", murmelte ich, während ich zu ihm trat.
„Es tut mir leid, dass du hier so behandelt wirst. Lass uns einfach weitergehen, ich finde etwas für uns, das dich ablenkt," sagte er und zog mich sanft an seiner Seite.
Wir gingen weiter, und ich bemerkte, wie die Blicke der anderen Vampire auf mir ruhten, doch ich versuchte, mich nicht davon ablenken zu lassen.
„Was genau gibt es hier, das uns ablenken kann?" fragte ich skeptisch, während wir an verschiedenen Ständen vorbeigingen.
„Oh, da drüben gibt es ein paar interessante Tränke!" Nico deutete auf einen Stand, an dem verschiedene bunte Flüssigkeiten in Flaschen standen. „Und vielleicht finden wir auch ein paar Snacks!"
„Snacks? Was für Snacks?" fragte ich neugierig und vergaß für einen Moment die drohende Gefahr.
„Vampirfreundliche Snacks, die deinen Appetit stillen, ohne dass sie dich beißen!" grinste er.
„Das klingt gut!" sagte ich, und wir näherten uns dem Stand.
Als wir schließlich ankamen, stellte ich überrascht fest, dass die Snacks tatsächlich wie kleine, süße Leckereien aussahen. „Ich kann nicht glauben, dass es das hier gibt!"
„Sieh mal, sogar mit blutrotem Zuckerguss!", rief Nico begeistert und deutete auf eine Reihe von kleinen, glitzernden Keksen.
Ich lachte und griff nach einem Keks, während ich mich fragte, ob ich diesen Vampirmarkt wirklich so fürchterlich finden sollte.
„Wie schmecken die?" fragte ich neugierig und hielt den Keks hoch.
„Hier, lass es mich ausprobieren!", rief Nico und nahm mir den Keks aus der Hand. Er biss hinein und sein Gesicht hellte sich auf. „Mmm, köstlich!"
Ich schmunzelte und nahm mir ebenfalls einen. Als ich hineinbiss, fühlte ich mich wie in einer anderen Welt. „Das ist wirklich gut!"
Während wir aßen, bemerkte ich, dass einige Vampire uns immer noch beobachteten, aber diesmal fühlte ich mich sicherer, weil Nico an meiner Seite war.
„Siehst du? Es gibt auch schöne Seiten an diesem Vampirmarkt," sagte Nico und sah mich an. „Lass uns einfach den Spaß genießen!"
„Du hast recht," gab ich zu und nahm einen weiteren Keks. „Ich lasse mich nicht unterkriegen!"
„Genau so! Und jetzt, lass uns etwas Abenteuer erleben!" Nico grinste und zog mich weiter durch den Markt, bereit, das nächste spannende Erlebnis zu finden.
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