Half dead-half alive

Sie sieht sich um, panisch.
Schnappt nach Luft, doch bekommt keine.
Das Handy noch entsperrt, doch Tränen verschleiern ihre Sicht.
Alles scheint gegen sie zu sein.
Ihre Eltern, ihr Bruder, ja sogar ihre Freunde; Sie hat sie doch so sehr geliebt.

Alle haben sie allein gelassen.
Sie fühlt sich allein.
Sie ist allein.
Sie lässt sich fallen, landet auf dem Boden und sieht auf ihre schmerzende Brust.
Ihr Herz schmerzt.

Herzschmerz.

Grausam sowas, denkt sie sich nur.
Sie sieht raus, der Regen prasselt gegen das Dachfenster.
Ein kleines Lächeln bildet sich auf ihren Lippen und sie schnappt sich, mit zitternden Fingern, ihren Hausschlüssel.

Sie setzt sich in den Regen.
Ihre nassen Haare hängen wenige Sekunden später in ihrem Gesicht.
Genießt die Kälte, die zu ihr durchdringt.
und schließt die Augen.

Kälte

Schön sowas, denkt sie sich.
Sie niest kurz und beschließt wieder rein zu gehen.
Tropfend betretet sie das Elternhaus.
17 Jahre jung doch schon so zerbrochen.

Sie behält ihre nassen Sachen, außer die Schuhe und Socken, an.
Sie geht wieder in ihr Zimmer.
Sieht auf das Handy das eine Nummer anzeigt.
Wieder schmerzt ihr Herz.

Can you feel my heart?

Gekonnt ignoriert sie den Anruf.
Sie hört ihren Dad nach Hause kommen; Ein Grinsen kommt auf ihr Gesicht.
Sie holt ihre Kopfhörer herraus, ging auf ihre Playlist.
Schreie ihres Vaters klangen durch das Haus.

"Du kriegst nich mal das auf die Reihe, huh? Hör auf im Selbstmitleid zu-"
Klänge dröhnen nun durch ihre Ohren, drücken aus was sie fühlt.
Jeder den sie kannte wollte sie nicht verstehen.
Wenn sies versucht haben kamen sie nicht weit.
Doch die Musik tat es immer.
Sie liebt Musik.
Sie liebt Kunst.

Jeden Tag malte sie.
Doch von diesen Tag an, rührte sie kein Blatt mehr an.
Jeden Tag singte sie.
Doch von diesem Tag an, erhebte sie nicht mehr ihre Stimme.
Sie hörte jeden Tag Musik.
Doch sie ist nicht mehr so fröhlich wie früher.

"Willste jetzt noch umkippen? Spinnst du?"

Das Mädchen war hinunter gegangen, weil ihre Mutter sie gerufen hatte.
Sonst wär sie das nie freiwillig.

"Geh dich bitte wiegen"

Wollte sie das?
Naja Mutters Wort ist Gesetz.
Sie stellt sich auf die Waage.

57.7 kg

Sie hatte innerhalb zwei Monate 3 Kilo abgenommen.
Sie war schon immer untergewichtig.
Aber nun grenzt sie am starkem Untergewicht.
Sie fühlt sich mies, zu dünn.
Obwohl sich viele diese Figur wünschen die sie im Moment hat.
Sie hat kein Hungergefühl.
Zwingt sich zu Essen.
Alles schmeckt scheiße.
Aber sie isst es.
Will ihrer Mutter keine Sorgen machen.
Sie hat doch schon genug am Hals.

Sie lag auf dem Bett starrt auf den Mond.
Sie kann nicht schlafen.
Warum sollte sie auch?
Niemand interessierte es.
Niemand kümmerte sich.

Die Lieder wurden immer trauriger.

Sie bewegte sich kaum aus ihrem Bett.
Ab und zu um etwas zu essen.
Zugenommen hatte sie nicht.
Abgenommen ebenfalls nicht.
Ab und zu schlief sie.
Ihr Körper zu schwach ohne Schlaf.
Sie war abwesend.
Nurnoch eine leere Hülle.

"I learned to live half alive"

Ja das hab ich gelernt, dachte sie sich als sie diese Zeile hörte.
Niemand war da.
Eigentlich wollte sie sterben.
Aber sie wollte den anderen keine Sorgen machen.
Sie blieb.
So lange wie es von ihr verlangt wird.

"I want to fade away"

Verließ krächzend ihre Lippen.
Ihr Tagesablauf immer gleich.
Wenn sie mal raus musste, ließ sie sich nichts anmerken.
Sie war übersensibel geworden.
Weinte bei jeder scheiße los.
Auch wenn es nur ein Lied war das sie an alte Zeiten erinnerte.
Wo sie noch da war.
Wo alle noch da waren.
Wo sie noch gelebt hat.

Aber sie verbaute sich alles.

Ja darin ist bin ich gut, dachte sie sich.
Ich runiere alles, dachte sie sich.
Und sie weinte.
Und weinte.
Niemand bekam von all dem jemals mit.

Ihr Geist tot, doch ihr Körper am Leben.

Das ist meine Bestimmung, dachte sie sich.
Ja das muss es sein.

Jahre ging es so.
Bis sie vergessen wurde.
Das war der Zeitpunkt wo auch endlich ihr Körper ruhen konnte.
Und niemand vermisste sie.
Man traf sich auf der Beerdigung. Jeder schwieg den keiner fand Worte zu dieser Person, nichtmal ein Aktuelles Bild hatten sie.

Doch ihr bleiches Gesicht zierte ein Lächeln.
Sie musste sich nichts mehr erzwingen.

Jetzt ist sie frei.



Late Night feels.
Im sorry

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