track 8
Disc 3
Track 8 - Happily
» we were meant to be but a twist of fate made it so you had to walk away «
LIAM
im dritten Jahr nach der Trennung von One Direction
Ich trat etwas weiter in den Raum ein. Die Hände hatte ich in den Hosentaschen vergraben, das Material zog ich immer und immer wieder durch meine Finger. Im Spiegel mir gegenüber verfolgte ich jede von Alanis' Bewegungen - wie sie die einzelnen Komsetikdosen auf- und dann wieder zuschraubte, sie in einer kleinen Tasche verstaute und meinem Spiegelbild einen gereizten Blick zuwarf. Dabei fiel es mir schwer, zu deuten, ob sie wohl eher sauer oder verletzt war.
„Was?" Sie drehte sich abrupt zu mir um. Die Hände hatte sie dabei hinter sich am Waschbeckenrand abgestützt. Sie legte ihren Kopf leicht schief, währenddessen sie ihren Blick über mein Gesicht gleiten ließ. „Kannst du mich nicht mal für eine Minute allein lassen? Liam, ich bitte dich", wetterte sie. Wir schwiegen einander so lange an, bis Alanis schließlich nach ihrer Kosmetiktasche schnappte und stur an mir vorbei in Richtung des Flurs lief.
Im Vorbeigehen öffnete sie ihre Haare, nur um sie erneut zu einem Dutt zusammenzubinden. „Es tut mir wahnsinnig leid, dass sie dir das aufzwingen. Ich habe nie, nie damit gerechnet, dass so etwas passiert. Ich habe ihnen weder davon erzählt, dass wir zusammengearbeitet haben, noch davon, dass du mich abserviert hast oder dass wir uns generell getroffen haben. Das Ganze hat nichts mit mir zu tun, wirklich nicht. Und auch nichts mit dir", sagte ich ihr hinterher. Zunächst war ich mir gar nicht sicher, ob sie mich überhaupt gehört hatte. Doch dann drehte sie sich kurz zu mir um. „Ja, ich weiß, Liam. Du musst mir das jetzt wirklich nicht noch einmal unter die Nase reiben", entgegnete sie mit einem tiefen Seufzen.
Von da an war ich mir sicher - sie war definitiv sauer und ich konnte es ihr nicht verübeln. Es war erst gestern Abend gewesen, als wir beide einen ziemlich unerwarteten Anruf erhalten hatten und das von niemand Geringerem als meinem absoluten Lieblingsginger, auch bekannt als diejenige stellvertretende Managerin, die mir vor rund einem Jahr klargemacht hatte, wie mein Job ihrer Meinung nach zu funktionieren hatte. Dass wir warten sollten, bis die Jungs ihre Alben veröffentlicht hatten, damit wir wüssten, womit wir es zu tun hätten. Bis heute hatte sie sich von dieser Idee kein bisschen abbringen lassen.
Inzwischen konnte ich darüber lachen, wenn auch mit einem schlechten Nachgeschmack. Ich wünschte, ich hätte dasselbe über den gestrigen Anruf sagen können. Denn obwohl sich zunächst alles wie ein Witz angehört hatte, hatte sich dieser binnen weniger Stunden zu einem wahrgewordenen Albtraum entpuppt. Vor allem für Alanis, der der Boden unter den Füßen weggerissen worden war und die mich daraufhin massenweise mit Nachrichten bombardiert hatte.
Wir wussten beide nicht wie, aber unser Management hatte über unsere damaligen Treffen herausgefunden. Bei jedem einzelnen waren wir jedoch nie weiter gegangen als etwas Fast Food bestellen und an ein paar Songs zu schrauben. Die Verabredung im Restaurant war eine absolute Ausnahme gewesen und seither hatten wir uns nicht mehr gesehen. Und obwohl es höllisch weh tat, respektierte ich das vollkommen und hatte mich die letzten Wochen über ihr zuliebe ein wenig von ihr distanziert.
Trotz allem hatte Niall recht. Das hatte er meistens, auch wenn er das selbst nie so bemerkte. Er hatte recht gehabt, als er gesagt hatte, dass eine Frau, die ich lieben konnte, mir die Stabilität gab, die ich in meinem Leben brauchte. Die letzten Jahre hinweg hatte ich relativ viele Frauen gedatet. Wir verliebten uns, zerstritten uns und kamen übereinander hinweg. Nach all den Beziehungen war ich an dem Punkt angelangt, an dem ich jemanden suchte, an den ich mich binden konnte. Ich hatte geglaubt, Alanis hätte diese Person sein können. Aber ihr Herz war verwundet und noch nicht genug geheilt, um es sicher in meine zu legen zu können. Zumindest hatte sie mir das weißgemacht.
Ich folgte ihr in das Besprechungszimmer, wo wir bereits von Wiltshire und meinem eigentlichen Manager, einem alten Spanner namens Josh, erwartet wurden. Sie saßen nebeneinander in ihren gepolsterten Stühlen und drehten ihre Köpfe zu uns, als wir an ihnen vorbeigingen. Ich bemerkte, wie Wiltshire Josh eifrig etwas ins Ohr flüsterte. Dabei ließ sie ihren Blick kein einziges Mal von uns ab.
„Liam", hob Josh an und musterte mich über die Ränder seiner Brillengläser, „Mara und ich haben uns bis eben unterhalten, und wir sind zu einer Entscheidung gekommen." Er wühlte mit einer Hand durch die Bögen von Liedtexten, die auf dem Tisch zwischen uns verteilt lagen und zog einige davon der Reihe nach hervor, „du nimmst den hier ... den hier ... und hm ... was ist eigentlich mit dem hier? Mara, was meinst du?" Ich sah dabei zu, wie er einen der Bogen so dicht an Wiltshires Gesicht hielt, dass sie ein wenig zurückweichen musste.
Nach ein paar Sekunden des Schweigens nickte sie schließlich. „Ja, daraus lässt sich definitiv etwas machen. Allerdings muss er noch von einem Profi überarbeitet werden. Wie die anderen beiden auch", meinte sie. Kaum hatte sie das gesagt, huschte ein Lächeln über Joshs Lippen. Ein dreckiges, schmieriges Lächeln, das ich ihm am liebsten mit einer sanften Ohrfeige aus dem Gesicht gewischt hätte. „Großartig!" Dann strich er sich seine nicht vorhandenen Haare zurück und reichte mir die drei Bögen. „Was denkst du, Liam? Ich bin sicher, die Lieder gefallen dir mindestens genauso gut, immerhin sind sie von ... ihr."
Kurz schaute er von mir zu Alanis, die ihn entgeistert und mit großen Augen ansah. Wenn Blicke töten könnten, hätten ihre Augen Josh schon in unzählige Stücke gerissen. „Lass mich mal sehen", seufzte sie und nahm mir die Bögen ab, als ich diese gerade durchblätterte. Ich hinderte sie nicht daran.
„Die sind sehr persönlich", sagte sie schließlich und ließ ihren Blick über die Songtexte wandern. Sie klang so verletzt. Mit jeder Seite, die sie umblätterte, wich ihr die Farbe ein wenig mehr von ihrer Haut. „Vermutlich die persönlichsten von allen. Ich kann Sie das nicht machen lassen. So sehr ich Liam auch respektiere und unterstütze, ich kann nicht zulassen, dass er diese drei Songs aufnimmt und vertreibt. Und auch keinen der anderen. Sie gehören mir, und zwar nur mir, und ich bin es leid, mich deswegen immer wieder rechtfertigen zu müssen."
Nun meldete sich Wiltshire wieder dazwischen. Sie streckte ihre blassen Arme nach Alanis aus, doch die hielt ihre Finger fest um die Bögen geklammert. "Mädchen, sieh mal ...", sie ließ ihre Arme auf die Tischplatte sinken, woraufhin einige der anderen Papierbögen beiseite flatterten, "... ich kann mir vorstellen, dass das nicht leicht für dich ist. So etwas Persönliches an jemand anderen abzugeben. Aber es ist eigentlich das Beste, das dir je hätte passieren können. Denk doch mal nach - Liam hat eine vielversprechende Karriere vor sich, und Leute aus aller Welt werden dann die Songs hören und mitsingen, die du für ihn geschrieben hast. Und außerdem, anstatt dich zu beschweren, würde ich an deiner Stelle eher dankbar dafür sein, dass wir uns nicht darum gekümmert haben, dass du aus deinem Management geschmissen wurdest. Nach all der Heimlichtuerei hinter unserem Rücken. Ihr hättet uns wenigstens Bescheid sagen können", trug sie es Alanis vor.
Von da an konnte ich das Ganze nicht mehr länger wortlos mitansehen. Ich schob meinen Stuhl nach vor und verschränkte die Hände zwischen meinen Knien, um die Aufmerksamkeit von Alanis auf mich zu ziehen. „Alanis und ich waren nie in irgendeiner Weise romantisch liiert", meinte ich, wobei ich versuchte, so ruhig wie möglich zu klingen. Abermals legte Wiltshire ihren Kopf schief und Josh ließ sich erneut von ihr in den Hintergrund rücken. Scheinbar mochte er es, wenn er es sich in seinem Stuhl gemütlich machen konnte, währenddessen wir uns die Seele vom Leib redeten.
„Bist du dir da sicher? Wie kommt es dann, dass eine Unmenge von Leuten euch mitten in der Nacht händchenhaltend vor einem kitschigen Seerestaurant gesehen hat? Ich bitte dich, es fällt mir sehr schwer, dir das abzunehmen", zweifelte sie und ich nickte bestimmt. „In dieser Nacht habe ich sie gefragt, ob sie sich mehr zwischen uns beiden vorstellen kann. Aber sie hat mich zurückgewiesen. Das war das letzte Mal, dass wir uns gesehen haben. Das ist alles."
Während ich dies erzählte, spürte ich Alanis' Blick auf meinem Profil ruhen. Ich drehte meinen Kopf in ihre Richtung und schenkte ihr ein gepresstes Lächeln. Das Feuer, das ich von ihr gewohnt war, war wie ausgeloschen. Selbst das Knistern in ihren Augen war zu einem trüben Schleier verflossen. Es war ihr anzusehen, wie schwer es ihr fiel, ihre Tränen zurückzuhalten.
„Stimmt das, was er sagt?", wandte sich Wiltshire derweil wieder an Alanis, die sich daraufhin mit den Handrücken über ihre Lider fuhr und nach Luft rang. Danach schaute sie über ihre Schulter fragend zu mir. Ich nickte ihr mit zusammengepressten Augen zu. „Ja. Es mag ja sein, dass es Menschen gab, die uns gesehen haben, aber die haben nicht gehört, worüber wir gesprochen haben. Die haben auch nicht gesehen, wie ich aus dem Restaurant gegangen bin, nachdem Liam mir gesagt hat, dass er es wirklich ernst mit mir meint und ich dies nicht erwidern konnte", erklärte sie. Doch anstelle einer einfühlsamen Antwort, nahm meine Managerin einen Kugelschreiber zwischen Zeige- sowie Mittelfinger und schüttelte ihn hin und her. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, was vorgefallen sein muss, das jemanden dazu bringt, Liam Payne einen Korb zu geben."
„Er hat nichts falsch gemacht. Es ist nur ... etwas sehr Persönliches", flüsterte Alanis, woraufhin sie ihren Blick zu Boden schweifen ließ. Doch Wiltshire schien sich mit einem Mal unglaublich für sie zu interessieren. Ich zog skeptisch die Augenbrauen zusammen, als sie sich wieder nach vor lehnte, dann jedoch von Josh zurückgehalten wurde, der offenbar auch wieder etwas sagen wollte. Es stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Dadurch, wie seine Augenlider hochgezogen waren und er aufgeregt an seiner dünnen Unterlippe knabberte. „Sehr persönlich, ja? So wie deine Songs also? Sind sie über Liam?", fragte er, woraufhin ich mit beiden Handflächen über mein Gesicht fuhr. An diesem Mann konnte man wohl gar nichts mehr ernst nehmen.
Alanis schaute geschockt auf. „Was? Nein ... nein, das sind sie nicht. Und überhaupt wüsste ich nicht mal, wieso Sie das etwas angehen sollte." „Na, weil es in jedem einzelnen deiner Lieder um nichts Anderes als gebrochene Herzen geht", erwiderte Josh harsch. Alanis ließ die Bögen auf den Tisch gleiten und starrte auf die darauf geschriebenen Zeilen und Noten. Sie zögerte kurz, rang sich dann jedoch zu einer Antwort. „Ich war in einer sehr giftigen Beziehung", gestand sie dann leise, „oder bin es noch. Ich weiß es nicht. Wir waren nicht lange zusammen, aber er hatte mich von dem Moment an, in dem wir einander zum ersten Mal begegneten. Alles, was mich von ihm weggestoßen hat, hat mich zu ihm hingezogen. Er war kein guter Freund und am Ende hat er mich fallen lassen, weil ich ihm schlichtweg zu langweilig wurde. Aber von Zeit zu Zeit ... da ruft er mich immer noch an. Und ich gehe ran. Und lasse zu, dass er mich wieder benutzt, nur um mir einzureden, dass er es diesmal vielleicht doch ernst meint. Aber das tut er nie. Und tief im Inneren weiß ich es. Aber trotzdem... schaffe ich es irgendwie nicht, ihn gehen lassen." Daraufhin sah sie Josh eindringlich in die Augen. „Zufrieden? Oder wollen Sie auch noch Details?", fragte sie ihn gereizt.
Mir fiel die Kinnlade herunter. Ich dachte an ihr Grinsen und ihre Frohnatur, wann immer sie bei mir war. An das Gelächter und all die dummen kleinen Sachen, die wir irgendwie unglaublich lustig fanden. Wie konnte es sein, dass ich nach all den Treffen nicht wusste oder nicht einmal erahnt hatte, dass sie sich in solch einer missbräuchlichen Beziehung befand?
"Oh mein Gott, Alanis ... ", flüsterte ich perplex, aber sie hörte mich nicht. Ihr Blick wechselte immer noch zwischen Josh und Wiltshire hin und her, die diesmal ihre Hand scheinheilig auf Alanis' legte. "Es tut mir so leid, Liebes", säuselte sie ihr zu, "aber manchmal ergeben schlechte Entscheidungen wirklich großartige Dinge. Erinnerst du dich an das Gespräch, das wir gestern am Telefon hatten? Du bist wirklich eine talentierte Komponistin. Aber als Sängerin wirst du es immer sehr schwer haben. Ich weiß, dass du dein Bestes gibst, aber deine Stimme ist nun mal eben mittelmäßig und darüber hinaus kommst du aus Schottland. Es ist unfair, aber so ist es in der Musikbranche. Du wirst immer doppelt so hart arbeiten müssen wie alle anderen, um auch nur einen kleinen Vorgeschmack darauf zu bekommen, wie es ist, als Sängerin unabhängig leben zu können."
Ich musste dabei zusehen, wie Alanis endgültig nachgab. "Ich weiß", seufzte sie und kuschelte sich tiefer in den Stoff ihres übergroßen Pullovers. Wiltshire nahm die drei Bögen vom Tisch und händigte sie mir, doch ich winkte ab. Sie schenkte mir noch ein zaghaftes Lächeln, dann widmete sie sich wieder Alanis. "Also, hast du es dir anders überlegt? Das Angebot ist immer noch dasselbe - du würdest von deinem Management zu unserem wechseln und wir würden diese paar Songs für Liam beanspruchen und dich als Songwriterin in unserem Team anstellen. Oder klingt das für dich immer noch so abwegig?" Zunächst wiegte Alanis den Kopf hin und her, aber dann schüttelte sie ihn bestimmt.
"Nein, ich glaube, das tut es nicht", sagte sie.
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