track 6
Disc 5
Track 6 - If I Could Fly
» and pain gets hard but now you're here and I don't feel a thing «
NIALL
im fünften Jahr nach der Trennung von One Direction
Emma lehnte auf verschränkten Armen ihre Stirn gegen Noahs zugedeckten Bauch. Ein paar Strähnen lösten sich dabei aus ihrem unordentlich gebundenen Zopf und fielen ihr tief in ihr Gesicht. Aber das schien ihr gar nicht einmal aufzufallen. In ihrem Kopf drehte sich alles um Noah, neben dessen Krankenbett sie gerade kniete. Ganz langsam wandte sie sich in meine Richtung und ich musste mich zusammenreißen, bei ihrem Anblick nicht selbst die Fassung zu verlieren.
Unbeholfen schob ich meine Hände in die Vordertaschen meiner Jeans und schritt ein wenig auf die beiden zu. Das Zimmer wirkte unfassbar bedrängend. Für mehr außer Noah, dem Bett, in dem er lag, und die Maschinen, an die er gekabelt war, war hier nicht Platz. Es war mein erstes Mal in der Intensivstation und ich hoffte, dass es auch das letzte Mal sein würde. Alles an diesem Ort war einfach nur kalt und grausam.
Sie schaute von mir weg zu Noah, richtete sich auf und holte tief Luft. "Es tut mir so leid, dass ich nicht bereits früher gekommen bin. Ich habe einfach... Ich konnte einfach nicht", wisperte sie und kniff vor Schmerz die Augen zusammen. Währenddessen kam ich auf der gegenüberliegenden Seite des Bettes zum Stehen. So leise wie möglich setzte ich mich auf den Boden, um die beiden nicht zu stören, doch Noah schien mich noch überhaupt nicht registriert zu haben. Seinen Kopf hatte er in Emmas Richtung gedreht, seine stechenden blauen Augen starrten direkt in ihre. Angestrengt schob er mehrfach sein Kiefer nach vor und zurück, um etwas zu sagen, aber egal wie sehr er sich bemühte, es kam nichts heraus. Ihn so zu sehen, zerriss auch mir das Herz. Schlussendlich war er während der Schulzeit einer meiner besten Freunde gewesen. Und trotz all der Scheiße, die passiert war und die ich für ihn und wegen ihm durchgemacht hatte, war alles, was ich in diesem Augenblick für Noah empfand, Mitgefühl.
"Schon okay", raunte er schließlich trocken, dicht gefolgt von einem Hustenanfall. Er verzog vor Schmerz das Gesicht. "Nein, es ist nicht okay. Ich habe dich im Stich gelassen, als du mich am meisten gebraucht hast, weil ich derart in meine eigenen Probleme vertieft war, dass ich deine aus den Augen verloren habe. Du solltest nicht wieder hier liegen, Noah. Du verdienst so viel mehr. Und ich wollte so sehr, dass du genau das endlich bekommst, und am Ende habe ich alles nur noch schlimmer gemacht", weinte sie, "es tut mir so, so unglaublich leid."
Ich schluckte. Am liebsten hätte ich all diese Vorwürfe von ihr auf mich genommen, aber ich wusste, dass es dafür eindeutig nicht der richtige Zeitpunkt war. Hier ging es alleine um Noah und Emma. Und wenn ich so mitansah, wie die beiden miteinander umgingen, überbekam mich tatsächlich ein wenig Gänsehaut. Die vergangenen Jahre über hatte ich die Nächte damit verbracht, mir den Kopf darüber zu zerschlagen, was Emma in ihm sah. Aber jetzt schien alles kristallklar. Sie liebte ihn einfach. Ohne Bedingungen und Vorurteile. Trotz all der Drogen und der Warnsignale, schlicht und ergreifend für den Menschen, der er war. Der introvertierte Junge, der noch nie so recht gewusst, wie das Leben funktionierte. Im Gegensatz dazu war alles, was ich gesehen hatte, wie er mit seinen Dämonen umgegangen war.
"Das nächste Mal bringe ich Sereia mit. Sie entwickelt sich wirklich großartig. In ein paar Wochen werden sie und ich übrigens von meinen Eltern in Nialls Wohnung ziehen", fuhr Emma schließlich fort, "die Wohnung, in der wir manchmal zu Besuch waren, du weißt schon. Seitdem er die andere Wohnung in England unter Miete hat, benutzt er diese hier nicht mehr wirklich und er hat angeboten, sie uns stattdessen zu überschreiben, wenn wir das wollen. Also Sereia und ich. Ich wünschte, du könntest bei uns sein, Noah, wirklich. Aber ich hoffe, du kannst irgendwie verstehen, dass es vorerst besser so ist. Einfach ... irgendwie." Daraufhin schaute sie von ihm zu mir auf und erwartete offensichtlich, dass ich etwas dazu sagen würde. Aber ich konnte nicht. In diesem Moment fühlte ich mich mindestens so gefesselt wie Noah.
Zum ersten Mal in all den Jahren war es nicht Noah, für den sie sich entschieden hatte. Sie würde ihn niemals in dieser Lage allein lassen. Das würde sie nie tun, und das liebte ich an ihr mehr als alles andere auf dieser Welt. Und dass sie sich nicht für Noah entschied, bedeutete auch nicht, dass sie sich damit für mich entschied, aber wie könnte ich das von ihr verlangen. Diesmal hatte Emma sich selbst gewählt.
Zum allerersten Mal.
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